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30. November 2017

Einer Hoffnung

Verkenne ich meine Mitmenschen?

Ich behaupte ja, daß gerade mal Einer unter einer Million seine bewußte Existenz als Verpflichtung versteht, durch den Einsatz seiner Lebenskräfte dem Ursprung dieser Existenz gerecht zu werden.

Manchmal wandelt so einer auch auf Abwegen, aber die meisten wandeln nicht.

Manche richten sich beleidigt zu Grunde, manche verlegen sich auf das, worin sie Bestätigung von Ihresgleichen erfahren, Ihresgleichen, welche sich wie sie in Gottes Pflicht sehen.

Und manche stellen sich ihrer grundsätzlichen Einsamkeit.

Ich kultiviere ein gutmütig freundliches Verhältnis zu den Menschen: Wenn man sich über den Wuchs einer Pflanze freuen kann, hat man schwerlich eine Ausrede, sich nicht auch über die Entwicklung eines Menschen freuen zu können.

Oder die eines Orang-Utans.

Es ist eines, einen Menschen gelten zu lassen, und ein anderes, von ihm bewegt zu werden.

Doch von welcher Bewegung reden wir?

Wer Verantwortung für andere übernimmt, wer Wohl und Wehe Andrer auf seinen Schultern trägt, den bewegen sie wohl, so wie einen Fallen, welche zuzuschnappen drohen, halt bewegen.

Und wenn sie darüberhinaus jung sind, die anderen, so gesellt sich noch der Trost der Asche hinzu, welche der Wind in die weite Welt hinaus weht.

Wäre ich einer Gruppe von zwanzig Menschen, um ganz geschickt die Zwölf zu umschiffen, wiewohl 12=3*4, 3: Idealität, 4: Natur, 12: in die Natur eingetretene Idealität, in Hoffnung und Pflicht verbunden, so bestimmten sie mein tägliches Trachten gewiß, vorausgesetzt, daß sie sich an einem Ort versammelten, selbst wenn ich selbst an einem anderen Ort verweilte.

Ich bedächte dann in ihrem Auftrag, denn ihre Anliegen wären mir aufgetragen, aber so ist es nicht. Ich bedenke nur in Seinem Auftrag, nur durch Ihn, der das Leben gibt, bin ich in Hoffnung und Pflicht verbunden, nur Sein Wirken bewegt mein Herz zu Hoffnung und Pflicht.

Verkenne ich meine Mitmenschen?

Ich habe mir Charles Manson noch einmal angesehen, kurz nach der Verhaftung, als er noch ein schlichtes X auf der Stirn trug. Ich hatte Recht: Er war vom Stolz gezeichnet, mit der Welt gekämpft zu haben und nicht ohne Taten dazustehen.

Es verhält sich anders mit mir. Die Welt mag auch meinen Ansprüchen nicht genügen, aber zum Kampf gegen sie kann ich niemanden erziehen. Nicht durch meine Mühen, sondern durch das Verhallen meiner Worte kommt das Gericht über die Welt. Und so schreibe ich natürlich auch, ich frage mich, was die Welt zugrunderichtet, und wenn ich mich nicht irre und es sich niemand zu Herzen nimmt, dann richtet es anschließend auch tatsächlich die Welt zu Grunde.

Man könnte von einer theatralischen Selbstinszenierung sprechen. Aber es ist etwas anderes: Die Herrlichkeit Gottes verlangt die Offenlegung des Geschehens. Daß Seine Geschöpfe sich beliebig verstricken lassen, bedeutet nicht, daß Er sich auch nur im Mindesten verstricken läßt. Er weiß. Und in diesem Wissen liegt Hoffnung. Und zu dieser Hoffnung habe ich Zuflucht genommen, einstweilen einsam einer Hoffnung, doch ruhig vor Seiner Majestät.