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27. März 2024

Der ungehießene Geist

Wiewohl Kinder von ihrer Vorliebe, ihrem (subjektiven) Glauben und ihrem Gewissen gehießen werden, verbringen sie doch einen Großteil ihrer Zeit in einem ungehießenen Zustand, in welchem sie ihre Lage entweder genießen oder eine erstrebenswertere anstreben, nämlich
  • angesichts ihres Standes vergnügt sind, wenn er sie mit Begehren erfüllt, oder Trost suchen, wenn er ihnen widerstrebt,
  • von ihren Gelegenheiten verlockt werden, wenn sie günstig sind, oder von ihrer Verlegenheit bedrängt, wenn sie es nicht sind, und
  • Klarheit über eingesehene Begleiterscheinungen empfinden oder uneinsehbare Verhältnisse zu klären trachten.
Später allerdings, wenn wir erwachsen sind, geziemt es uns nicht mehr,
  • uns unbeschwert zu vergnügen,
  • uns arglos verlocken zu lassen oder
  • die Klarheit von Einsichten zu bestaunen,
und es wird uns mindestens als Schwäche ausgelegt, wenn wir allzu eilfertig
  • Trost suchen,
  • uns bedrängen lassen oder
  • um Klärungen bitten,
da die Gesellschaft von uns erwartet, daß
  • uns unser Gewissen in einen glücklichen Stand versetzt,
  • uns unsere Vorliebe einen wertgeschätzten Weg weist und
  • uns unser (subjektiver) Glaube einen lieblichen Überblick verschafft.
Wenn das aber fehlt und ein Erwachsener nur Vergnügen, Trost, Verlockung, Bedrängtheit, Klarheit und Klärung kennt, so erfüllt uns das zurecht mit Furcht vor ihm, denn sein Geist wird nicht durch die Ehrfurcht vor Gott und den Menschen gelenkt.

Mit dieser Ehrfurcht zugleich fehlt einem solchen Menschen das sie begründende Verständnis der größeren Zusammenhänge des Lebens und seine Gedanken haben einen tastenden Charakter, wie ich ihn in den beiden zuletzt behandelten Rätselmahnungen vorgeführt habe - letztlich aus Sarkasmus, denn unserer Gesellschaft scheint es zu belieben, den Einflüsterungen des Teufels erörterungslos Folge zu leisten.