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28. September 2024

Megalopolis (2024)

Erstaunlicherweise ist dieser an sich ziemlich schlechte Film doch nicht spurenlos an mir vorbeigegangen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich gerade seine Erbärmlichkeit, daß er etwas versucht, was er nicht zu leisten vermag, eine Zukunft zu skizzieren, welche uns anspricht.

Organische Architektur auf der Basis von Nanotechnologie, Lothlórien und T-1000 in eins. Unterlegt mit dem 2. Satz von Beethovens 7. ZARDOZ. Boorman nannte seinen Film etwas prätentiös, aber nichts im Vergleich zu Megalopolis.

Das Beste waren die Zitate von Marcus Aurelius, und der Metapher der angehaltenen Zeit als Grundlage jeglicher selbstgewählten Entwicklung gibt es nichts hinzuzufügen. Nur daß es, wenn es so alleine dasteht, erbärmlich wirkt.

Phantasien vererbten Reichtums und verliehener Macht in einer Welt, welche zuvörderst darauf achtet, die Milch nicht überkochen zu lassen. Eine Fabel, welche das Schauspiel über die Wissenschaft, die Wissenschaft über die internationalen Beziehungen und die internationalen Beziehungen über die Verläßlichkeit der Regierungsweise erhebt.

Und in ihr Cesar Catalina als Architekt des Neuanfangs. Bei allem Spaß, welchen mir die Anspielungen auf Donald Trump bereiteten, welche wirklich exquisit sind, bei aller Wahrheit, welche auch im imperialen Gehabe der Revolutionssponsoren steckt, reiche Tunichtgute auf fremdem Terrain, welche gleichermaßen an Mark Zuckerberg und Kamala Harris denken lassen, und auch wenn Elon Musk und die Zauberlehrlinge der Stanford University sich tatsächlich anschicken, Donald Trump politisch zu beerben, kommt der Film der Wirklichkeit nie wirklich nah, sondern spinnt sie wie Zuckerwatte um seine konzeptuale Achse.

Er nimmt das Theater und stellt es selbst wieder auf seiner Bühne als Wirklichkeit aus. Und doch gibt es ja einen Grund, warum es überhaupt gespielt wird, nämlich weil es uns vorgaukelt, unsere Zukunft selbst zu bestimmen, glaubten wir nicht daran, daß dies an uns sei, würde es nicht gespielt, doch wenn wir daran glauben, müssen wir dann nicht auch in dieser unserer Situation etwas dafür tun?

Die Frage hängt in der Luft, schwer und ohne weitere Hinweise. Interessanterweise gelingt es Coppola gut, die römische Dekadenz zu treffen, aber gar nicht Hesekiels Tonfall im 22. Kapitel. Er sieht nur Menschen, nicht die Kälte, welche die Kristalle wachsen läßt. Ich bin regelrecht froh, mich leichtfüßig über dem Frost zu bewegen, anstatt im Schlamm zu versinken. Und doch schulde auch ich den Menschen etwas auf dieser losgelösten Bahn, denn sie muß die Zeit ja überbrücken, welche aus ihrem bösen Schatz wirkt.