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12. September 2018

Geistliche Verschiebungen

Geist bezeichnet in diesem Beitrag die gesellschaftlich treibende Kraft, und zwar jene, welche die christlichen Gesellschaften treibt, also eine Art gedämpften Heiligen Geist.

Die ersten sechs Siegel mit den sieben Trompeten vergleichend gelange ich, um es ganz kurz zu machen, zu dem Schluß, daß Johannes auf diese Weise zwei Phasen von einander unterscheidet, nämlich
  1. die Phase der Ahnungslosigkeit und
  2. die Phase der Mahnungslosigkeit,
mit anderen Worten bezeichnen die Siegel Katastrophen, welche den Ahnungslosen begegnen, und die Trompeten Übertretungen, zu welchen sich die Ungemahnten hinreißen lassen.

Diese beiden Phasen sollten mit der zweiten und dritten Phase des Glaubenszykels übereinstimmen, also mit der Konkretion des Glaubens in der Gesellschaftsordnung und jener im persönlichen Einsatz, denn die Etablierung einer auf den eigenen Glaubensgrundsätzen beruhenden Gesellschaftsordnung ist stets ein Aufbruch ins Ungewisse und die Fixierung einer Gesellschaftsordnung ist stets mit einer spirituellen Rigidität verbunden, welche zu Übertretungen führt.

Danach finge die persönliche Phase des christlichen Glaubenszykels also bereits 1581 an, aber dies mag ortsabhängig auch so stimmen, universell ist sie jedenfalls 1789 erklärt worden, beziehungsweise, mit Blick auf den göttlichen Fingerzeig, 1744.

Wiewohl wir uns weiterhin in der dritten Phase unseres Glaubenszykels befinden, hat sich erneut eine geistliche Verschiebung ereignet, welche das 21. Jahrhundert bisher kennzeichnet, nämlich der seit George Walker Bush zu beobachtende Bruch zwischen persönlichen Aspirationen und gesellschaftlichen, also daß seit ihm alle US-Präsidenten gesellschaftliche Aspirationen verfolgen, welche in keiner Beziehung zu ihren persönlichen stehen, es ist, könnte man sagen, eine Zeit der Sorge um die Moral der Anderen angebrochen.

Wie ich im Beitrag zum Hexagramm Die Insel schrieb, halte ich diese spirituelle Leere für ein Zeichen der Herrschaft der Unvernunft, und lägen zwischen den Schalen ebenfalls 85 Jahre wie zwischen den Siegeln und Trompeten statt dreieinhalb, so existierte sie für 510 Jahre, was wahrlich niemand überstünde, wobei mir persönlich auch schon die 21 lang werden, wiewohl ich einsehe, daß die Dinge wirklich nicht schneller voranschreiten können.

Dabei ist dieser Geist, welcher im eigenen Leben nichts Heiliges kennt und Seinesgleichen verschmäht, derart aus der eigenen Tiefe das Volk zu Höhen führen will, noch nicht einmal ein Gegner, sondern lediglich die Kruste, welche sich in der Kälte der Hoffnungslosigkeit über dem Glauben gebildet hat. Was Trump dabei von seinen beiden Vorgängern unterscheidet ist, daß Höhe für ihn nicht gleichbedeutend mit Konformität ist, aber seine Erfolgsaussichten teilt er mit ihnen.

Nun denn, hoffen wir, daß sich zur gegebenen Stunde der Geist erneut verschiebt, und zwar geschwind wie versprochen.