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19. März 2024

Zwei Sorten Laster

Laster bestehen stete darin, über dem Augenblick die Zukunft zu vergessen, und dafür kann es nur zwei Gründe geben, nämlich
  1. den Augenblick zu wollen oder
  2. seine Alternativen nicht zu wollen und also zu ihm gezwungen zu werden.
Die erste Sorte Laster ist die Vermessenheit und die zweite die Untergrabung. Wenn Vermessenheit entsteht, so sagen wir, daß sie einreißt, und wenn Untergrabung entsteht, so sagen wir, daß wir in sie zurückfallen, was wir in dem Sinne tun, daß wir genauso die Kontrolle über unsere Zukunft verlieren wie ein Tier. Oftmals fallen wir freilich auch in dem Sinne zurück, daß wir in der Not zu Mitteln greifen, welche wir aufgrund ihrer untergrabenden Wirkung aufgegeben haben, wie zum Beispiel Opium. Je genügsamer ein Mensch ist, desto seltener zwingt ihn sein Unwille, und desto eher entkommt er der Untergrabung, indem er sich aufrappelt, wohingegen ein Mensch scheitern muß, damit er sich nicht mehr vermißt. Es genügt also ein Ausweg, um die eigene Zukunft nicht mehr zu untergraben, aber damit die Vermessung aufhört, sie zu zerstören, darf es keinen Ausweg geben, und deshalb ist die Untergrabung, sowohl in einem Menschen als auch in einer Gesellschaft, ein geringeres Übel als die Vermessung, und insbesondere, wenn der die eigene Zukunft Untergrabende genügsam ist, wohingegen der Ungenügsame von einem Rückfall zum nächsten stolpern mag, selbst wenn er sich aufrappelt.