Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

28. August 2014

Ein Zeichen für die gegenwärtige Zeit

Eine hölzerne Scheibe einer Kabelrolle liegt im See,
das letzte Glied eines verrottenden Stegs
durch schwimmendes Land.

Die Wurzeln des Schilfs reichen durchs Torf ins Wasser,
seine Oberfläche wogt kaum merklich im schwachen Wind,
Regen nieselt herab und sprenkelt sie mit aufgehenden Kreisen.

In der Mitte der Scheibe eine verrostende Platte,
welche sie einst auf der Achse hielt.
Sie ist ca. dreieinhalb Millimeter dick und partiell überflutet.

Ich betrachte sie seit einiger Zeit.

Die winzigen Wogen rollen heran,
die Wasseroberfläche bäumt sich auf,
das Wasser entweicht zu den Seiten.

Eine kleine, rostende Insel, beinah,
fast gänzlich vom Wasser umspült.
Wie lange wird sich das rotbräunliche Dreieck halten?

Das Wasser kommt nicht recht voran,
die eigene Oberflächenspannung hindert es,
doch dann beginnt es zu nieseln.

Vielleicht ein Viertel des Dreicks ist jetzt feucht,
gleichmäßig über es verteilt,
und wo das Wasser auf einen Flecken trifft, schluckt es ihn.

Langsam zwar, aber nun kommt es voran.

Bis der Regen wieder aufhört.

  1. Sieh zu, nicht im Wasser der Druckausübung zu ertrinken.
  2. Wenn du auf einer der letzten Inseln stehst, schließe die Front.
  3. Wenn es über dir zusammenschlägt, suche Zuflucht im Herrn.
  4. Aber bleibe auch in ihm, wenn du noch auf dem Trockenen stehst, damit er dich vor dem Regen der Abkehr schirme, welcher deine Front durchlässig macht.
  5. Bedenke, daß es mehrere Inseln gibt, große und kleine, und stifte nicht Zwietracht zwischen ihnen, denn das wird dir selbst nur Regen bringen.
Es ist normal, daß sich Idealvorstellungen von einander unterscheiden, und doch läßt sich Frieden zwischen ihnen halten, das Völkerrecht ist kein schlechter Versuch dazu, jedenfalls der beste, welchen wir bisher unternahmen.

Andererseits bringt die Abkehr vom Prinzip volksmäßiger ethischer Ideale nichts als Chaos, Paranoia und Unterdrückung.

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