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„Daß du nicht weißt, was dir frommt, des faß ich jetzt deines als Pfand!“
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17. August 2025

Aktuale und potentiale Verbündung

Aktual sind Menschen statisch oder dynamisch verbündet, indem sie sich Rollen zuweisen oder natürlicherweise Rollen einnehmen. Ob sie sich indes überhaupt verbünden, hängt von den Umständen ab, und deshalb ist ihre Bereitschaft, es zu tun, ein wesentlicher Bestandteil ihrer Verlegen- und politischen Freiheit.

Die Frage stellt sich nur, worauf die potentiale Verbündung beruht, und die Antwort lautet: Auf der gesellschaftlichen Anerkennung des bürgerlichen Anspruchs, den bürgerlichen Umgang mit einander zu autorisieren, das heißt darauf, daß es unter den Bürgern einer Gesellschaft als ausgemacht gilt, den Umgang mit einander auf der Basis der persönlichen Zustimmung zu und Identifikation mit ihm zu verhandeln, denn dann und nur dann, wenn der bürgerliche Umgang von den Bürgern in Eigenregie bestimmt wird, werden sie sich je nach Sachlage verbünden.

Wo der Bürger erzogen werden soll, wird ihm die Autorität, seinen Umgang nach seinen Vorstellungen zu gestalten, abgesprochen, und wo sich die Leute nicht mit ihrem Umgang mit einander identifizieren können, da sind die Verbünde erzwungen: Der Sinn der Pathologisierung bürgerlichen Verhaltens ist stets, den Bürger als Bundesgenossen des Bürgers und damit die Souveränität der Bürger auszuschalten.

Freilich, nicht nur lassen sich Bürger auf diese Weise ihre potentiale Verbündung nehmen, bisweilen benehmen sie sich ihrer selbst, indem aktuale Bündnisse die Verhandlung des Umgangs mit einander überschatten, was einerseits bei kulturellen Gegensätzen, welche die Bürger beider Lager im Umgang mit einander zu Parteigängern machen, auftritt, andererseits aber auch in Gesellschaften, welche willkürliche Gewalt, insbesondere in Form von Kampf- und Kritiksitzungen, akzeptieren, da es nötig ist, sich zum Schutz vor ihr zu verbünden und im Falle letzterer konkurrierende Rechtsauffassungen im Keim zu ersticken.

Ist eine Gesellschaft dann hinreichend in Lager gespalten, sei es durch kulturelle Eigenheiten oder willkürliche Gewalt, kann sich der Einzelne nicht mehr frei verbünden, sieht er sich also gezwungen Verbündeten gegenüber, welche ihn selber zur Verbündung zwingen.

Es ist, wo es staatstragend ist, ein perfides Kalkül der Selbstorganisation der Gesellschaft durch Anpassung an willkürliche Gewalt, welche potentiale Verbündungen beseitigt, siehe auch die Gesellschaftspsychologie der Marktwirtschaft und des real existiert habenden Sozialismusses oder den Film Pascali's Island.

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16. Mai 2025

Gewissenhafte Geistesertüchtigung

Unser Gewissen verpflichtet uns, uns in den Anpassungen zu üben, um
  • versiert begegnen,
  • konsequent befriedigen und
  • voraussehend umsetzen zu können,
wozu wir
  • die Dynamik der Entwicklungen erkennen und zu meistern lernen,
  • die Verwicklung der Haltungen und
  • die Strategie der Vorhaben,
um uns unserer Gehießenheit nach rechtfertigen zu können,
  • der Vorliebe nach vertraut ausrichten,
  • dem (subjektiven) Glauben nach einfältig (holistisch) berücksichtigen und
  • das Gewissen beruhigend rechenschaftgeben.
Ich habe mir vor kurzem noch einmal Luc Bessons Valerian and the City of a Thousand Planets angeschaut und etwas über die Figur der Gestaltwandlerin nachgedacht, wie sie ein urfranzösisches Sujet, die Liebe zu inspirieren suchende Frau, amerikanisiert und zu einer Betrachtung über gelangweilte Männer macht. Ich bin also zum Urbild zurückgegangen und habe mich gefragt, warum eine Frau dies wohl wolle, und die Antwort ist natürlich, daß sie darin einen möglichen Ausweg sieht aus der Entwicklung, welche sie gefangen hält: Da Männer die Regeln machen, gilt es die Männer zu verstehen und zu dirigieren.

Ich mache fast dasselbe, nur konzentriere ich mich nicht auf die Männer, sondern auf die Menschen im allgemeinen, und nicht suche ich einen Weg speziell für mich, sondern für sie alle, wozu sie alle ein verändertes Verständnis der Dynamik, zu welcher sie beitragen, entwickeln müssen.

Besson sieht die Sache allerdings anders, bei ihm weiß die arme Gestaltwandlerin schlicht nicht, was ihr gefällt, wie gesagt, eine Spiegelung gelangweilter Männer, würdigt jedoch ihre Versiertheit, nur ohne sie als Voraussetzung zu etwas weiterem anzuerkennen, sondern stellt sie als einen Wert an sich dar, also als professionelle Leistung, und das ist nicht zufällig, sondern entspricht der Vision seines Friedensreiches, in welchem alle ihren natürlich produktiven Platz haben und niemand ausbrechen möchte und am wenigsten seine belendenschürzten perlenproduzierenden Helden.

Ein großer Künstler ist er wahrlich nicht, seit Le Grand Bleu geht es nur bergab, seine Zukunftswelten sind aufgeblähte Versionen der heutigen, in welchen die Menschen nichts gelernt haben, dieselben Regierungskonzepte fortbestehen und die Freude am Leben die Katastrophe verhindert.

Er ist damit in Europa doch zu einigem Ansehen und auch außercineastischer Bedeutung gelangt, was natürlich einerseits paßt, aber andererseits auch wieder verwundert, da er sich ja doch recht offen dekadent gibt. Nun, ohne Versiertheit, Konsequenz und Voraussicht (Langfristigkeit) gelangen wir nirgends hin, wobei die konsequente Befriedigung der Haltung indes von der Stimmigkeit der Haltung im Gleichgewicht gehalten werden muß, um sich nicht überstürzt zu versteigen.

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31. Dezember 2024

Glaubensweisen als Glauben an die Anpassungskongruenz der Liebe

Die Homogenität der Glaubensweisen, also welchem Begriff sie und nur sie entsprechen, blieb bisher etwas nebelhaft.

Nun denn, die Glaubensweisen sind die Glauben an die Selbstfestlegung aus Liebesgerechtwerdung: der Glaube an die
  • Verwandlung sucht während der Verneinung / Lösung die Anpassung der Vorhaben an die Haltung zur Begegnung, nachdem die Klärung in einer mangelhaften Umsetzung eines zufriedenstellenden Vorhabens resultierte, und also das Gelübde aus Ehrfurcht, um der Verbundenheit zur gelobten Erfahrung gerecht zu werden, daran glaubend, daß wir jenen Erfahrungen verbunden sind, welche uns die Umsetzung zufriedenstellender Vorhaben erlauben,
  • Bestimmung während der Überantwortung die Anpassung der Erfahrung an die ermessenen Vorhaben, nachdem das Erwachsen in der mangelhaften Begegnung einer verbundenen Erfahrung resultierte, und also die Anerkennung des Ehrenswerten, um der Liebe (im engeren Sinne) zur anerkannten Haltung gerecht zu werden, daran glaubend, daß wir jene Haltungen lieben, welche uns die Begegnung verbundener Erfahrungen erlauben, und
  • Wahl während dem Übergehen die Anpassung der Haltung an die Erfahrung zur Umsetzung, nachdem die Näherbringung in einer mangelhaften Ermessung nach einer geliebten Haltung resultierte, und also die Verpflichtung nach der Enthaltsamkeit, um der Zufriedenheit mit dem zu ihm verpflichteten Vorhaben gerecht zu werden, daran glaubend, daß uns jene Vorhaben zufriedenstellen, welche sich durch die Ermessung nach einer (im engeren Sinne) geliebten Haltung bewähren.
Und also vertrauen die an die
  • Verwandlung Glaubenden der Verbundenheit, um sie zur Anpassung an die Zufriedenheit zu führen, und ihre Ehrfurcht beglaubigt das,
  • Bestimmung Glaubenden der Liebe (im engeren Sinne), um sie zur Anpassung an die Verbundenheit zu führen, und ihr Ehrgefühl beglaubigt das, und
  • Wahl Glaubenden der Zufriedenheit, um sie zur Anpassung an die Liebe (im engeren Sinne) zu führen, und ihre Enthaltsamkeit beglaubigt das.
Alle diese Glauben sind gerechtfertigt, wie ich im Hinblick auf die Gehießenheit auch schon früher feststellte, nur daß der Glaube an die Liebe (im engeren Sinne) als Weg zur Anpassung an das Verbundene seit mindestens 100 Jahren systematisch mißbraucht wird, um die Interessen des Staates von der Kanzel zu predigen, und der Glaube an die Zufriedenheit als Weg zur Anpassung an das (im engeren Sinne) Geliebte durch die Aufweichung der Zufriedenheit, wie sie sich exemplarisch in der Adelung von Paul McCartney oder Ridley Scott ausdrückt, also dem Ritterschlag nicht für die Erhaltung des Friedens, sondern poetische Verdienste, in die Beliebigkeit abdriftet.

Übrigens, ich habe in der Vergangenheit ein paar unsinnige Dinge über Ridley Scott gesagt, ich denke, nicht auf diesem Blog, und der Mann ist mir auch weiterhin sehr unsympathisch, so daß ich ständig gefahrlaufe, noch mehr Unsinn zu verzapfen, übrigens, Paul McCartney ist mir auch sehr unsympathisch, aber auf eine Weise, welche ich genau verstehe, nämlich als oberflächlicher gute Laune Prediger, und ich habe mir vor ein paar Tagen wieder einmal Kingdom of Heaven angesehen. Da wird der Mann also geadelt und dreht als nächstes einen Film über das Wesen eines Ritters. Eitler Geck: Check. Aber lassen wir das, lassen wir diese Nebensächlichkeiten. Reden wir nicht darüber, daß sich Sibylla anhört, als wäre sie ein beschürzter Mann.

Grundsätzlich habe ich gar nichts gegen Scott's Delineation eines Ritters einzuwenden, also sich irgendwie durchzuschlagen, so lange es nur dem Frieden dient. Das ist schon recht, so lange es dem Frieden dient. Es ist aber nicht schwer zu erkennen, daß gepaart mit etwas Eitelkeit, dem Frieden schon auf irgendeine Weise zu dienen, dies das Rezept für die Herrschaft Satans auf Erden ist. Und der Film versucht gar nichts erst, den Geist einer anderen Zeit zu beschwören. Die Schöne in mittelalterlichem Tuch am Anfang des Films ist ein Supermodel, und das Publikum soll das verstehen, soll denken: Damals jene, heute diese. Und so ist alles eine Parabel für die heutige Zeit und Ridley Scott als Ritter mittendrin.

Der Ritter darf es mit einem neuen Anlauf versuchen, das Alte über den Haufen werfend, indem er erkennt, daß seine Vorhaben der Liebe (im engeren Sinne) nicht gerecht wurden, so lange er tatsächlich zum Frieden ansetzt, aber indem er dabei Zuständigkeit für die Geschicke Anderer beansprucht, muß er das beweisen, und es läßt sich nur unter sehr engen Voraussetzungen beweisen, etwa wenn er Feinden, welche die Verwüstung des Krieges suchen, entgegentritt.

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22. Dezember 2024

Zur Realität der Zurückdrängung des Leviathans

Die von Donald Trump angekündigte Wirtschaftspolitik, insbesondere das Ziel, das Außenhandelsdefizit der Vereinigten Staaten zu senken, entspricht, so weit ich es absehen kann, tatsächlich der Repriorisierung des staatlichen gegenüber dem Handelsinteresse.

China benutzt das Handelsinteresse in seinem staatlichen, und möglicherweise auch noch andere Staaten, aber für Europa, beispielsweise, ist es eine giftige Krücke, deren Giftigkeit die Vereinigten Staaten eben zum Umdenken bewogen hat, wiewohl erst nach der Entscheidung des Handels, die Regierung als Waffe gegen das Volk zu richten oder jedenfalls richten zu lassen, denn die zentralen Personen der Biden Regierung scheinen mir allesamt von fraglicher Loyalität.

Übrigens, um an dieser Stelle einige meiner früheren Einschätzungen zu kommentieren: Statt Assad hat Biden gleich Putin die Stirn geboten, weshalb Assad einstweilen davonkam, doch nach dem 7. Oktober letzten Jahres ist er Iran zu nah, um nicht von Trump mit hineingezogen zu werden, weshalb die Armee sich mit den neuen Verhältnissen arrangierte. Und was die Wahl des eigenen Geschlechts betrifft, so ist sie amerikanischer, als ich es zunächst meinte, jedoch wohl nicht gänzlich natürlichen Ursprungs. Wie mir nämlich klar wurde, als ich wieder einmal The 40 Year Old Virgin sah:
Die amerikanische Lebensauffassung besteht darin, in geforderte Rollen zu schlüpfen, um Geld zu verdienen, und Geld auszugeben, um in selbstgewählte Rollen schlüpfen zu dürfen.
Es ist ein böser Witz der Geschichte: Der französischen Professionalität wurde ein Anreiz für die verstockten Nordeuropäer beigesellt - und nicht nur für sie, wie Mel Brooks hinsichtlich der spanischen Inquisition in History of the World: Part I ausführt (der einzige relevante Teil des Films).

Wenn Trump nun also ernst macht, bieten sich den Europäern zwei Möglichkeiten, nämlich es ihm entweder gleich zu tun, und ihre staatlichen Interessen zu priorisieren, oder die Handelsinteressen zu verteidigen und einen Handelskrieg gegen die Vereinigten Staaten zu führen, wozu sie aber auf China und andere Produzenten angewiesen sind.

Entscheiden sie sich für letzteres, wonach es bisher aussieht, werden die Vereinigten Staaten, wo sie nur können, sicherheitspolitische Aspekte hervorkehren, um Chinas wirtschaftliche Unterstützung dieses Kurses zu erschweren, und China wird nach Wegen suchen, aus sicherer Distanz zu drohen. Die Weltwirtschaft zerfällt dabei in zwei Sphären: den direkten Handel mit China und den über ausländische Unternehmen vermittelten, wobei China zugleich Gegner der Handelsinteressen mit ersterer lockt, wie gegenwärtig Rußland, und die Handelsinteressen zu seinen eigenen Zwecken benutzt.

Die Vereinigten Staaten befinden sich also bei einer Repriorisierung in der Rolle des Angreifers und China in der Rolle des Verteidigers, und Europa verdrängt diese Aussicht und erwartet weiterhin auch von den Vereinigten Staaten, für die Hintanstellung seiner staatlichen Interessen belohnt zu werden, doch das Gegenteil wäre der Fall.

Übrigens, wenn Musk was twittert, will er meistens etwas provozieren, und Deutschland mag durchaus als Feindbild aufgebaut werden, was Merz ganz offensichtlich nicht versteht.

Ich würde mir in der jetzigen Situation eine deutsche Regierung wünschen, welche versteht, daß Deutschland gefahrläuft, zu einem bloßen Werkzeug in einem Ringen um Vermessenes zu werden, eine Regierung, welche ihre außenpolitischen Richtlinien unerschrocken formuliert und auf den gesunden Menschenverstand zurückführen kann und insbesondere auf gesundes Eigeninteresse, Sachdienlich- und Verhältnismäßigkeit, aber auch das Vertrauen auf den Menschen und seine Geschichte. Niemand wird sich in der gegenwärtigen Situation mit Ruhm bekleckern, sondern allenfalls mit der Anerkennung künftiger Erfahrung.

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3. Dezember 2024

St. Elmo's Fire (1985)

I was watching St.Elmo's Fire again after about 30 years that I last saw the film, I didn't see it when it came out, I was only 11 then, but I bought myself the soundtrack on vinyl in 1986 and the music still felt fresh, and so felt the entire experience. I think this may be the only film of its kind that I saw when I was young, well, I also saw Ferris Bueller's Day Off, but I didn't see Pretty in Pink or Some Kind of Wonderful, for instance, and maybe I didn't even see The Breakfast Club, and having seen all these films now, also Sixteen Candles, it is striking how different St. Elmo's Fire is from them, as it doesn't focus on persons or types, nor does it convey a clear message like Stick to your kind! or Don't be afraid to hook up with another kind! (Some Kind of Wonderful and Pretty in Pink, respectively). Actually, it makes no effort to give any advice at all and neither does it claim anything about people getting to know each other better.

Seeing it now felt like being a coroner performing an autopsy, but fresh and glorious, like having found the cause of a terminal disease. The protagonists are involved in incredibly stupid pursuits, owing to the fact that they never sat down and asked themselves what life should look like according to them, but instead try to incorporate any half baked ideal that caught their fancy into their lives. The Kirby story is quite harmless, but many of the others trouble in terms of what the world is coming to, because they show - or rather hint at - the consequences of such immature decision making.

It is not clear what the authors thought: This is why you fail., Those are the difficulties of youth., Oh, the drama. - it could be any of that. But since the film itself suggests by its title the latter, I wonder whether Peter Frampton would miss in retrospect the generation that thought that it just ain't right, if that generation had not existed in the 1960s.

It is typical of American culture that no generation has any relevance other than for itself and hence there's never anybody that could possibly think that it just ain't right, and that is of course at the core of this, because if there was any intergenerational transfer of experience, then the pipe dreams and costs would be exposed, and in light of the drama of youth I much prefer Agatha Christie's stance on it, which is: It is always a little difficult., which allows both for help and accepting the role of luck, over the stance that Billy puts forth here, which is: There will come a time in your life, when you will have forgotten about all this., which means to accept that you'll be buried alive soon enough.

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29. September 2024

Die drei Formen der Brüderlichkeit

Die drei Formen der Brüderlichkeit sind
  • das Beistehen,
  • das Einstehen und
  • das Bereitstehen,
wobei
  • das Beistehen auf dem Gelübde zur gemeinschaftlichen Erfahrung beruht,
  • das Einstehen auf der Anerkennung einer gemeinschaftlichen Haltung und
  • das Bereitstehen auf der Verpflichtung zu gemeinschaftlichen Vorhaben.
Um Verwirrung zu vermeiden, sei der Geist Gottes, welchen ich abwechselnd Offenheit und Bereitschaft genannt habe, fortan als Offenheit bezeichnet:
  • die Offenheit erschließt die Verbundenheit, und die Treue lebt sie,
  • die Gerechtigkeit bestimmt die Rechtschaffenheit, und die Meisterschaft verkörpert sie, und
  • die Tapferkeit etabliert den Frieden, und die Barmherzigkeit bewahrt ihn.
Auf
  • dem Beistehen beruht die Unterstützung des Zeitalters der Werke: die Kultur stürzt uns in immer neue Erfahrungen, in welchen wir uns beistehen,
  • dem Einstehen die Anerkennung des Zeitalters der Wacht: die Anerkennung der Götter fesselt uns an ihren Geist, für welchen wir einstehen, das heißt in seinem Sinne unserer Aufgabe nachgehen, und so natürlich auch für einander, und
  • dem Bereitstehen die Gewährung des Zeitalters der Wunder: das In die Welt hinein geboren Werden hält uns klein, aber wir stehen einander zur Gewährung bereit.
Übrigens, ein paar Tage, bevor ich Megalopolis sah, hatte ich Ronja Rövardotter gesehen, und selbstverständlich ist es in der Wildnis ein großer Vorteil, beritten zu sein, welcher es einem erlaubt, zu vielem mehr bereitzustehen als ohne Pferd. Andererseits leben Pferde nicht wirklich in Kieferwäldern und Bären nicht wirklich in der Steppe. Aber der Grundgedanke war doch schön dargestellt, daß aus einem hilflosen Kind mit etwas Vorbereitung (Wappnung) recht bald ein bereitstehender Mitstreiter wird.

Und was ich eben glaube, und was in Megalopolis nicht im mindesten anklingt, derart ich versucht war, von Beistandsgesülze zu sprechen (Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man Euch zieht, auch noch zu trinken!), ist, daß wir uns heute in erster Linie politisch wappnen müssen, also verstehen, wodurch wir welche Entwicklungen anstoßen, um die Fortschrittsfolgen nicht überwältigt über uns ergehen lassen zu müssen, worin sich auf die konkretest mögliche Weise zeigt, daß das Zeitalter der Wunder begonnen hat, also daß wir einander bereitstehen müssen, um uns nicht in der Kloake beistehen zu müssen. Und unter diesem durch Megalopolis verursachten Eindruck habe ich mir eben Gedanken zur spontanen Arbeitsorganisation gemacht, als einer Weise, einander konkret bereitzustehen.

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28. September 2024

Megalopolis (2024)

Erstaunlicherweise ist dieser an sich ziemlich schlechte Film doch nicht spurenlos an mir vorbeigegangen. Der Grund dafür ist wahrscheinlich gerade seine Erbärmlichkeit, daß er etwas versucht, was er nicht zu leisten vermag, eine Zukunft zu skizzieren, welche uns anspricht.

Organische Architektur auf der Basis von Nanotechnologie, Lothlórien und T-1000 in eins. Unterlegt mit dem 2. Satz von Beethovens 7. ZARDOZ. Boorman nannte seinen Film etwas prätentiös, aber nichts im Vergleich zu Megalopolis.

Das Beste waren die Zitate von Marcus Aurelius, und der Metapher der angehaltenen Zeit als Grundlage jeglicher selbstgewählten Entwicklung gibt es nichts hinzuzufügen. Nur daß es, wenn es so alleine dasteht, erbärmlich wirkt.

Phantasien vererbten Reichtums und verliehener Macht in einer Welt, welche zuvörderst darauf achtet, die Milch nicht überkochen zu lassen. Eine Fabel, welche das Schauspiel über die Wissenschaft, die Wissenschaft über die internationalen Beziehungen und die internationalen Beziehungen über die Verläßlichkeit der Regierungsweise erhebt.

Und in ihr Cesar Catalina als Architekt des Neuanfangs. Bei allem Spaß, welchen mir die Anspielungen auf Donald Trump bereiteten, welche wirklich exquisit sind, bei aller Wahrheit, welche auch im imperialen Gehabe der Revolutionssponsoren steckt, reiche Tunichtgute auf fremdem Terrain, welche gleichermaßen an Mark Zuckerberg und Kamala Harris denken lassen, und auch wenn Elon Musk und die Zauberlehrlinge der Stanford University sich tatsächlich anschicken, Donald Trump politisch zu beerben, kommt der Film der Wirklichkeit nie wirklich nah, sondern spinnt sie wie Zuckerwatte um seine konzeptuale Achse.

Er nimmt das Theater und stellt es selbst wieder auf seiner Bühne als Wirklichkeit aus. Und doch gibt es ja einen Grund, warum es überhaupt gespielt wird, nämlich weil es uns vorgaukelt, unsere Zukunft selbst zu bestimmen, glaubten wir nicht daran, daß dies an uns sei, würde es nicht gespielt, doch wenn wir daran glauben, müssen wir dann nicht auch in dieser unserer Situation etwas dafür tun?

Die Frage hängt in der Luft, schwer und ohne weitere Hinweise. Interessanterweise gelingt es Coppola gut, die römische Dekadenz zu treffen, aber gar nicht Hesekiels Tonfall im 22. Kapitel. Er sieht nur Menschen, nicht die Kälte, welche die Kristalle wachsen läßt. Ich bin regelrecht froh, mich leichtfüßig über dem Frost zu bewegen, anstatt im Schlamm zu versinken. Und doch schulde auch ich den Menschen etwas auf dieser losgelösten Bahn, denn sie muß die Zeit ja überbrücken, welche aus ihrem bösen Schatz wirkt.

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20. September 2024

Natürliche und künstliche Demütigungen

Natürlicherweise demütigend ist es, wenn uns jemand oder etwas an Gütern übertrifft: Werden wir an
  • Wissen übertroffen, so erkennen wir die Expertise des uns Übertreffenden an,
  • Zugang übertroffen, so fühlen wir uns ausgesetzt, und
  • Macht übertroffen, so leiden wir sie,
wobei die Anerkennung mit der Liebe des Anderen, die Ausgesetztheit mit Zuwiderheit und das Leiden mit Schmach einhergeht; jedenfalls möchte ich es meinen, denn Selbsthaß scheint mir ein zu starkes Wort für das Gefühl bei der Anerkennung der Expertise eines Andern.

Diese Demütigungen können nun auch künstlich herbeigeführt werden, nämlich gerade
  • Anerkennung durch Fesselung,
  • Ausgesetztheit durch In Bredouille Bringung und
  • Leiden durch Kleinhaltung.
Wie ich schon sagte, können künstliche Demütigungen aus Rohheit erfolgen oder von Staats wegen. Betrachten wir nun, wie sich höherintelligente Maschinen (solche, welche die Menschen an Intelligenz übertreffen) auf die künstliche Demütigung auswirken.

Zunächst der rohe Fall, höherintelligente Maschinen
  • ändern an der rohen Fesselung an sich gar nichts, denn die Intelligenz des Fesselnden spielt bei derselben keine Rolle,
  • werden von roh in die Bredouille Bringenden bei ihren Machenschaften eingesetzt (nicht wenige amerikanische Actionfilme sind geradezu versessen auf diesen Aspekt, etwas Live Free or Die Hard, auch Johnny English Strikes Again, obwohl es weder ein Actionfilm, noch ein amerikanischer ist) und
  • übernehmen die Arbeit für roh Kleinhaltende, was zu Wettrüsten und allseitigen Ausrottungsbeühungen führt, also zu einem Szenario, wie es etwa in The Terminator zu sehen ist,
und abschließend der von Staats wegen,
  • ersetzen die kultivierte Fesselung durch die natürliche Anerkennung ihrer überlegenen Intelligenz, da dem von Staats wegen nichts entgegen steht, wie etwa in WALL-E zu sehen,
  • werden von der Regierung einer Erlebniskultur bei deren Machenschaften eingesetzt, wie es bei der Cancel-Kultur nach Algorithmus bereits geschieht, und
  • werden die gesamte Menschheit autonom klein halten, wie etwa in The Matrix zu sehen, da jede Einschränkung Rohheit wäre.
Und dieses alles überblickend, gibt es wieder drei Weisen, auf die Möglichkeit dieser leichtsinnigen maschinenunterstützten künstlichen Demütigungen zu reagieren, nämlich
  • die autonome Beherrschung durch höher intelligente Maschinen als einzigen Weg, dem menschlichen Leichtsinn Grenzen zu setzen, anzuerkennen, woran der Architekt in The Matrix Reloaded allerdings scheitert,
  • sich nicht der künstlichen Demütigung auszusetzen und das Potential der höherintelligenten Maschinen für den menschlichen Geist einzusetzen, was bedeutete, nicht mehr von ihnen übertroffen zu werden, wofür
    • an Wissen eine Verschmelzung des Geistes mit ihrer Intelligenz nötig wäre, wie sie in Star Trek: The Next Generation bei den Borg zu sehen ist,
    • an Zugang lediglich eine Schnittstelle und
    • an Macht wenigstens eine Leibgarde,
    wobei ich nicht glaube, daß die Verschmelzung möglich ist, und erhebliche Bedenken hinsichtlich der Effektivität der Leibgarde habe, denn ohne die Verschmelzung wären wir bei einem Zusammenprall höherintelligenter Maschinen dumm und langsam und deshalb wahrscheinlich nur schwer zu beschützen, doch selbst wenn das gelänge, würden wir aufgrund der fehlenden Verschmelzung die höhere Intelligenz der Maschinen natürlicherweise anerkennen und befänden uns dementsprechend im WALL-E Szenario,
  • die Existenz höherintelligenter Maschinen nicht zu leiden und uns technologisch auf den Stand der Steinzeit zurückzukatapultieren, mit anderen Worten Theodore John Kaczynski zu folgen.
Auf diese Weise also strukturiert die Demütigung die Zukunft der die Ehrbarkeiten Nichtehrenden und gleichfalls ihre Erwiderung auf das auf sie Zukommende, abhängig davon, welcher anstehenden Demütigung sie begegnen.

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27. August 2024

Zur Pervertierung der Achtung durch die Rechtfertigung der Rollenausfüllung durch die Vorleistung

Die Achtung kann nicht nur mißachtet werden und unter Bevormundung leiden, sondern auch dadurch pervertiert, daß die Rollenausfüllung nicht als ein Dienst verstanden wird, welcher sich durch seine Leistung rechtfertigt, sondern als ein Vorrecht, welches es durch seine Vorleistung tut.

Indem wir uns durch unsere Leistung rechtfertigen, bemühen wir uns auch um sie, doch wenn wir es durch unsere Vorleistung tun, bemühen wir uns lediglich um deren Anerkennung.

Freilich gibt es auch den gemischten Fall, daß unsere Leistung stets auch Vorleistung ist, wann wir von einer Karriere sprechen.

Karrieren gibt es in ihrer reinsten Form in der sich um Forschungsgelder bemühenden Wissenschaft und beim Militär, und nach Maßgabe des Leumunds auch in der Privatwirtschaft  Sie haben es an sich, den Karrieristen auf eine vorbestimmte Bahn zu lenken, welche den Vorstellungen der ihm Vorrechte Gewährenden folgt.

Nicht immer dürfte das der Sache am besten dienen, doch beschränkt sich die Pervertierung der Achtung beim Karrieristen auf übertriebene Stromlinienförmigkeit, und darum geht es in diesem Beitrag nicht.

Es geht um solche, welche ihre Rolle ausschließlich als Vorrecht begreifen, und allenfalls ein Auge darauf werfen, was sie tun müssen, um es nicht zu verlieren.

Daß sie auf letzteres ein Auge werfen müssen, liegt angesichts der erzürnbaren Natur des Menschen auf der Hand. In der Tat ist es so, daß, je mehr Menschen ihre Rolle als Vorrecht begreifen, desto stärker das Vorrecht des einzelnen bedroht wird, da die allgegenwärtige Willkür sich zu einer spürbaren Gewalt aufaddiert, welche beginnt, zur einzigen Quelle aller Vorrechte zu werden.

Wenn letzteres eingetreten ist, kippt der Zustand in den Karrierismus, denn es wird zu einer Leistung, seine Vorrechte zu behalten und neue hinzuzugewinnen. Diese spezielle Leistung, welche einzig in dem Erwerb und der Erhaltung willkürlich verliehener Vorrechte besteht, möchte ich die robespierre'sche nennen.

Ich habe mir gestern Les Visiteurs: La Révolution angesehen, und wenn es auch schwer war, beim Lesen der Untertitel mitzukommen, muß ich doch sagen, daß ich mich beeumelt habe und absolut nicht verstehen kann, warum neojakobinische Kritik und Zuschauer den Film 2016 zerrissen haben. Meines Erachtens eine solide 6.9 bei IMDb.

Richtet nicht, auf daß ihr nicht gerichtet, raubet nicht, auf daß ihr nicht beraubt, und schikaniert nicht, auf daß ihr nicht schikaniert werdet.

Nun, ich sprach davon, daß es heute nur zwei institutional angelegte Umgangsweisen mit der Hypereffizienz gäbe, erstens die Einführung von Sex- und zweitens jene von Arbeitssklaven, und letztere ist ohne Robespierre'ismus nicht zu haben.

Auch sagte ich, daß die heutigen Oligarchen dazu bewegt worden seien, sich eine Kohorte von Warenlagerarbeitern heranzuziehen, welche ihre Weisungen wortwörtlich, wenn auch innerlich abgewandt, befolgen würden. Daran knüpfen sich eine ganze Menge Fragen derart, wie das doch sein könne, weshalb ich es im folgenden näher ausführen möchte.

Natürlich möchte niemand ein Warenlagerarbeiter werden. Aber sich das Vorrecht zu erwerben, die Gesellschaft nach eigenem Ermessen zum Besseren gestalten zu können, ist zweifellos verlockend, und deshalb möchte ich als erstes die Warenlagerarbeiterkohorte die philanthropische Brigade nennen, denn unter dem Mantel der Philanthropie fischen die heutigen Oligarchen in jakobinischen Gewässern, indem sie so genannte Nichtregierungsorganisationen finanzieren. Zum Teil dürften sie dies aus recht abgefeimten Gründen tun, aber das ist auch nicht Gegenstand dieses Beitrags, also nehmen wir schlicht an, daß sie es tun, weil sie sich vor einem ungezügelten Jakobinismus fürchten, welcher sich etwa im Namen des Umweltschutzes an Bohrplattformen vergeht oder Tankstellenketten boykottiert. Worauf sie dabei bauen ist, daß ihre Interessen als Finanziers implizit berücksichtigt werden, und in der Tat haben sie es geschafft, sich selbst aus und den Verbraucher in die Schußlinie zu bringen, derart sich das Jungvolk am Bürger austobt, während die alten Hasen verstehen, daß sie nichts weiter als Warenlagerarbeiter sind, welche sich aber gerne ihr öffentliches Ansehen erhalten möchten und das Jungvolk deshalb genau so einspannen, wie es den Geldgebern gefällt.

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, aber so lange das Jungvolk nicht damit anfängt, Schutzgelder einzutreiben und sich damit finanziell selbständig macht, bleibt der Willkürakt der Protegierung durch den Philanthropen der meistbeachtete Faktor bei der Vorrechtswahrung.

Die eigentliche Gefahr ist aber wie gesagt nicht das Ausbrechen der Weltverbesserer, sondern die Erkenntnis des Staatsbürgers, in einem despotischen Staatswesen zu leben, in welchem als Philanthropen verkleidete Oligarchen Banden von Aufsehern mit dem Ziel befehligen, die Bürger zu brechen und in Warenlagerarbeiter zu verwandeln, denn indem dieselbe aufleuchtet, erlischt das Interesse an diesem Staatswesen.

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26. Mai 2024

Kulturelle Einfärbungen der Offenbarung

Ich hatte mich vor kurzem bereits mit der Frage beschäftigt, wie die Offenbarung zum Zwecke der Bewältigung der immer gleichen Gegenwart im generativen Zykel kulturell eingefärbt wird, aber hier meine ich die Berufung auf sie im engeren, die Endzeit als gegenwärtig voraussetzenden Sinn.

Grundsätzlich gilt, daß eine kulturelle Herrschaft, gleich welcher Art sie auch sein mag, die Offenbarung für irrelevant zu erklären versucht sein wird, so lange sie die gegenwärtig vorherrschende ist, aus welchem Grund das in der Offenbarung Beschriebene vom Ende des Zeitalters ans Ende der Welt verlegt wurde, Johannes sich im 11. Kapitel selbst aufrichten solle und nicht den Tempel und neuerdings Frauen vom Teufel geschwängert werden müssen. Dennoch sehen wir heute auch in den Vereinigten Staaten endzeitliche Vorstellungen florieren, und dafür ist wahrscheinlich die katholische Kirche verantwortlich, deren Einfluß in den Vereinigten Staaten hinreichend gewachsen ist, um zum einen ihre eigenen endzeitlichen Vorstellungen zu verbreiten und zum anderen eine amerikanische Antwort auf sie zu provozieren.

Da die amerikanische Erlebniskultur derzeit vorherrscht, muß das Tier also ihr entspringen, und dieses Faktum wird eben lieber verschwiegen, doch wenn es nicht verschwiegen werden kann, so muß das Tier möglichst nahe an die Hure gerückt werden, um zu verschleiern, daß die Überwindung der Hure zur Herrschaft des Tieres führt. Ein Nebeneffekt dieser Darstellung ist, daß sie Druck auf die Hure ausübt, und es also im Interesse des Tieres liegt, sie zu verbreiten.

Ein Nebeneffekt deshalb, weil es in erster Linie darum geht, der katholischen Darstellung zu widersprechen, nach welcher das Tier der Anglo-Zionismus ist, und Jesus Christus in Gestalt des ihn besiegenden Humanismusses wiederkehrt. Sowohl die amerikanische Erlebniskultur, als auch die katholische Repräsentationskultur und die chinesische Willenskultur betrachten sich selbst als geschichtlich bewährt und es als ihre Aufgabe, sich den technologisch begründeten Schwierigkeiten am Ende des Zeitalters der Werke zu stellen, davon ausgehend, daß sie ihrer Herr werden, und die katholische Lesart der Offenbarung ist eine Palastintrige gegen die amerikanische Erlebniskultur, welche in George W. Bush ihr Vorbild des blasphemischen Potentaten hat, dessen zehn Hörner die zehn FEMA-Administratoren sind, welche unter Berufung auf das Kriegsrecht Grausamkeiten gegen Zivilisten begehen, woran sie eine Koalition aus Katholiken, liberalen und kulturkonservativen Atheisten und muslimischen Opfern hindern wird.

Vorbereitet wird diese Sicht etwa in den Filmen Elysium und Villeneuves Dune, sowie schon seit längerem in der Befreiungstheologie, und es ist diese Sicht, welche den politischen Umgang der gegenwärtigen amerikanischen Regierung mit ihrer Opposition bestimmt, wobei ich allerdings meine, daß er zu klischeehaft ist, um nicht die Rückbesinnung der Amerikaner auf ihre kulturellen Selbstverständlichkeiten zu bewirken. Auch dürfte der Kampf um die Selbstbestimmung der sexuellen Identität nur deshalb auf's Tapet gebracht worden sein, um die Hure (die Herrschaft der Konzerne) in schillernderen Farben erscheinen zu lassen.

Im Gegensatz zu den amerikanischen konzentrieren sich die von den Willenskulturen protegierten Endzeitvorstellungen deshalb auf die derart beleuchtete Hure, weil sie in der Refiguration der amerikanischen Herrschaft von der Hure zum Tier eine ausnutzbare Schwäche wittern, wollen die dominante Kultur also zu ihrem vorhergesehenen Ende bringen, um sie zu beerben, wozu sie auch schon begonnen haben, anderweitig Druck auf die Hure auszuüben.

Meine Lesart der Offenbarung folgt hingegen der Notwendigkeit, sich den Schwierigkeiten am Ende unseres Zeitalters zu stellen, den Glaubenszykel zurückzusetzen, uns wieder der Vernunft zuzuwenden und insbesondere die systemischen Zwänge aufzulösen, welche uns ins Kriege zwingen, also nicht darauf zu vertrauen, die Menschheit zu kontrollieren, sondern darauf, ihr eine Chance für den Frieden zu eröffnen, und das läßt sich auch an diesem Ideentagebuch nachvollziehen:
Nun gut, der Krug geht zum Brunnen bis er bricht: Einstweilen glauben die Mächtigen noch, alles wie gehabt handhaben zu können, und wenn sie darin widerlegt werden, werden sie es auf eine andere Weise versuchen, und wenn die einen schließlich ihren grundsätzlichen Irrtum einsehen, werden die anderen ihre Chance wittern, wobei ich das Vordrängen der katholischen Kirche einmal außenvor gelassen habe, um den Verlauf nicht noch komplizierter zu machen. Israel kann man bei all dem gemäß Offenbarung 11:2 getrost ignorieren.

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30. April 2024

Anpassungsnachhilfen

Daß der Mensch geneigt ist,
  • seiner Vorliebe nach zu geloben,
  • seinem (subjektiven) Glauben nach anzuerkennen und
  • sich seinem Gewissen nach zu verpflichten,
ist nicht immer gern gesehen, und so kommt es, daß bei der Anpassung nachgeholfen wird, sowohl um sie zu auf den Weg zu bringen, als auch um von ihr abzubringen. Im einzelnen wird
  • dem Geloben durch Aufdrüngung und Verlockung nachgeholfen,
    • aufdrängend der Begegnung durch Verängstigung und
    • der Einordnung durch Verabsolutierung und
    • verlockend der Begegnung durch Einlullung und
    • der Einordnung durch Relativierung,
  • dem Anerkennen durch Förderung und Unterdrückung,
    • fördernd der Einordnung durch Befreiung und
    • der Umsetzung durch Zustimmung und
    • unterdrückend der Einordnung durch Verwicklung* und
    • der Umsetzung durch Erschütterung unf
  • dem sich Verpflichten durch Stärkung und Zermürbung,
    • stärkend der Umsetzung durch Erleichterung und
    • der Begnung durch Klärung und
    • zermürbend der Umsetzung durch Erschwerung und
    • der Begegnung durch Verunsicherung.
* Plummer spricht die Wahrheit in Dragnet beinahe aus, aber dann doch nicht gänzlich unverschleiert:


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15. April 2024

Der ständig wiederkehrende Christus

Ich habe vor etlichen Jahren einen Kulturwissenschaftler im Fernsehen die Behauptung aufstellen sehen, daß die Christenheit zu allen Zeiten ein dreigliedriges Geschichtsverständnis besessen habe, welches aus einer idealen Vorzeit, einem dunklen Mittelalter und einer erleuchteten Neuzeit bestünde, also insbesondere auch in der von uns als dunkles Mittelalter bezeichneten Zeit, in welcher dann eben die postattilanischen Wirren das dunkle Mittelalter ausmachten, und selbst in der frühesten Christenheit ließen sich etwa die dem ersten Bischof von Jerusalem, Nikolaus, nachgesagten Ausschweifungen anführen, welche mittlerweile überwunden worden wären.

Die Verbindung dieser Vorstellung zur Offenbarung ist nicht sonderlich eng, aber Kapitel 22 suggeriert eine allzeit christlich erleuchtete Gegenwart, welche dieses Geschichtsverständnis nach sich ziehen mag oder auch nicht, abhängig davon, ob man sich die Erleuchtung nur im Gegensatz zur Dunkelheit vorstellen kann oder auch für sich genommen.

In jedem Fall ist es aber zutreffend, Kapitel 22 als kulturelle Rückenstärkung der Christenheit zu bezeichnen, und einmal auf den Gedanken gebracht, die Bibel zu diesem Zweck zu benutzen, kann es letztlich auch nur begrenzt verwundern, daß selbst die Wiederkehr Christi zu diesem Zweck benutzt wird, dergestalt die Christenheit stets in der Endzeit lebt, weil dasjenige, was in der Endzeit als besonders wichtig hervorgehoben wird, zu allen Zeiten besonders wichtig ist.

Nun, ich sagte schon, daß die diesbezüglichen Erklärungen unserer Geistlichen und Kulturwissenschaftler keinen Sinn ergeben, wenn man die Offenbarung liest, da den entsetzten Märtyrern dort nur noch mehr Leidenszeiten versprochen werden, damit ihre Zahl voll werde, was alles andere als eine Vertröstung auf die baldige Wiederkehr Christi ist. Indes, auch wenn es lange dauert, schließlich wird den Heiligen die erste Auferstehung der Toten in Aussicht gestellt, doch müssen sie dazu eben nicht in der Endzeit leben.

Warum verbreiten unsere Geistlichen und Kulturwissenschaftler also, daß die Christenheit anfänglich die Offenbarung brauchte, weil diese ihnen, im Bewußtsein in der Endzeit zu leben, Trost spendete?

Ich müßte zu viel spekulieren, um diese Frage zu beantworten, aber sie führt auf etwas Kurioses, nämlich daß vor kurzem zwei Filme in den Kinos liefen, welche spezifische Vorstellungen der Wiederkehr Christi aufgreifen, um ein Verhalten zu motivieren, welches den Anforderungen der sich ausliefernden Phase des generativen Zykels des Zeitalters der Werke einmal in einer Repräsentations- und das andere Mal in einer Erlebniskultur entspricht. Natürlich stimmen diese spezifischen Vorstellungen nicht mit der Offenbarung überein, aber mit Versatzstücken unterfüttert sind sie schon.

Der erste Film ist Elysium aus dem Jahr 2013, eine politische Parabel, in welcher der Staat mit allen seinen Einrichtungen und ihrer Technologie jederzeit allen Menschen zu Gute kommen kann, wenn nur die richtigen Gesetze erlassen werden. Die Vorstellung der Wiederkehr Christi ist hier hauptsächlich der Bergpredigt entlehnt, davon ausgehend, daß Christus seine Vorhersagen einlösen wird, wenn Er wiederkehrt. Diese Vorhersagen decken sich im Großen und Ganzen mit jenen Jesajas, und laufen wie seine zunehmend Gefahr, von jedem Hanswurst eingelöst werden zu können, und auch in Elysium braucht es lediglich eine glückliche Verkettung von Umständen und Matt Damon's Opfer, um sie wahr zu machen - und letzteres auch nur, weil da ein Umstand einmal unglücklich war. Mit anderen Worten wird die Wiederkehr Christi in dieser Auffassung zu einem zunehmend geringfügigerem Ereignis. Indes, wer damit rechnet, daß der Gerechte bald wiederkehrt, würde sicher gerne auf seine eigenen Verdienste hinweisen, also was er unternommen hat, um ihm die Mittel in die Hand zu geben, um die Menschen glücklich zu machen, und das ist die Rolle der sich im Rahmen des generativen Zykels Ausliefernden, welche in einer Repräsentationskultur leben.

Jetzt können Sie zurecht einwenden, daß ich die Wiederkehr Christi da mehr oder weniger gewaltsam mit hineingezogen habe, aber natürlich steht Elysium für das Reich Gottes, für das Reich des Messias, und es stimmt auch, daß die Geistlichen, welche Repräsentationskulturen dienen, gerade dieses geringfügige Verständnis von der Wiederkehr Christi haben, auf welche sie genauso gut auch verzichten könnten, weil sie meinen, ihren Weg zu kennen, und daß er zu allen Zeiten derselbe sei.

Der zweite Film ist Interstellar aus dem Jahre 2014. Auch dieser Film ist eine politische Parabel, welche die Wichtigkeit von Pionierarbeit unterstreicht, also auf den richtigen Zug aufzuspringen, um zu Gelegenheiten zu gelangen, welche für die weitere Entwicklung der Menschheit von entscheidender Bedeutung sind, und das ist die Rolle der sich Ausliefernden im Rahmen des generativen Zykels, welche in einer Erlebniskultur leben. Den Bezug zur Offenbarung stellt hier das Wurmloch her, welches der uramerikanischen Vorstellung der Rapture Ausdruck verleiht. Indem also die Amerikaner zu allen Zeiten so leben, daß Christus sie in seinen 144000 aufnähme (Ja, so leben sie nicht, aber es genügt die Überzeugung, auf dem Sprung sein zu müssen), befeuern sie den generativen Zykel ihrer Erlebniskultur.

Während der Vorwurf an die frühe Christenheit, der Endzeitvorstellung zu bedürfen, um als Christen zu überleben, sich also wenigstens nicht auf den Text der Offenbarung stützen kann, ist es heute wenigstens so, daß Geistliche Zerrbilder der Endzeit verbreiten, welche der Befeuerung des generativen Zykels in seiner jeweiligen Ausprägung in ihrer Kultur dienen, oder, wie der Volksmund sagt: Was ich selber denk' und tu', das trau' ich auch den Andern zu.

Was abschließend noch bleibt, ist die Frage, wie man das eigene Leben wohl lebte, wenn man die Offenbarung nicht verzerrte und dennoch zu allen Zeiten meinte, in der Endzeit zu leben. Nun, das ist unmöglich, aber wir müssen den Gedanken nicht aufgeben, sondern lediglich die Forderung dahingehend aufweichen, die Offenbarung möglichst wenig zu verzerren. Dann lebte man nämlich wie anfänglich in einem weiteren Film, dem Imaginarium des Doktor Parnassus von Terry Gilliam, die Mönche in ihrer Höhle oder, ansatzweise, die Amischen heutzutage, stets den Verstrickungen des Stadtlebens und den Ambitionen der Macht ausweichend und die Flamme des Glaubens bewahrend und die Welt in ihrem Licht sehend und daraus das Gute der Zeit schöpfend, welches zu ihrem, der Zeit, Gesetz wird. Sie sagen es zwar nicht, aber vielleicht tun die Mönche auf Athos ja auch genau das.

Das Kuriose daran ist, daß es diese, völlig gleichbleibende Lebensweise, welche selber zu nichts von dem beiträgt, was im Rahmen des Buches mit den sieben Siegeln durchlaufen wird, ist, welche diesem Buch Gültigkeit verleiht. Was geht es dich an, so ich will, daß er bleibe, bis ich komme?

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10. April 2024

Fax mentis incendium gloria culpum

richtig
Fax mentis incendii gloria culpae.
(Der Funke der Leidenschaft des Geistes: Die Herrlichkeit der Schuld.)
ist ein von Gene Wilder beiläufig in Willy Wonka and the Chocolate Factory geäußerter Erziehungsgrundsatz, welcher Wer seine Rute schont, der haßt seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtigt ihn bald. masochistisch überhöht und ein Credo der Freimaurerei des 20. Jahrhunderts widerspiegelt, nämlich daß der Mensch von dieser Leidenschaft zu befreien sei, da sie die Wurzel seines im vorigen Beitrag beschriebenen ideologischen Mißbrauchs zur Vergrößerung der staatlichen Macht sei: Indem das Schuldbewußtsein zerstreut wird, wird dem instrumentalisierten Ernst der Boden entzogen.

Der Gedanke geht auf das Tao zurück und wird dort sogar noch allgemeiner formuliert, wonach des lieben Friedens Willen jeglicher Ehrgeiz durch Gleichbehandlung der Verdienstvollen und -losen auszumerzen sei und findet sich in der Form auch im Lukasevangelium, wo es heißt: Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.

Doch diese Auffassung begegnet uns erst in diesem Jahrhundert, wo sie gerade in schwere See gerät. Ich möchte aber bei der vorigen bleiben: Taugt die soziale Akzeptanz der Ausschweifung zur Aufrechterhaltung des Friedens?

Genau darum geht es ja in Willy Wonka and the Chocolate Factory: Alle Kinder, außer Charlie, leben ein ausschweifendes Leben und Charlie eine boshafte Karikatur von Aschenputtels, in welcher er sich (and be like Johnnie-Too-Good) freiwillig für wehleidige faule Säcke aufopfert und sein Wert am Ende nicht von einem Prinzen erkannt, sondern sein Ärger darüber, zu kurz zu kommen, von einem Schokoladenfabrikbesitzer in Wohlgefallen aufgelöst wird.

Da ich's angedeutet habe: Supertramp hatte das Thema auch am Wickel, nämlich in School und Rudy, aber aus der entgegengesetzten Perspektive, in School aus jener Aschenputtels, welcher gar nicht an Ausschweifungen gelegen ist, und welche keine Prinzen in der Welt findet, sondern nur Schokoladenfabrikbesitzer, und in Rudy aus jener eines Einfaltspinsels, welcher, da ihn niemand 'rannimmt, sein Leben versäumt.

Es gäbe noch mehr kulturelle Referenzen, welche man hier anbringen könnte, aber ich möchte beim eigentlichen Ziel dieser Doktrin, nämlich der Demokratisierung einer Gesellschaft bleiben. Die Doktrin nimmt an, daß Religion und Sitten einzig den Interessen von Autokraten dienen, und natürlich auch nicht ganz zu Unrecht, wenn man etwa die Rolle des englischen Königs in der anglikanischen Kirche bedenkt.

Ergo, wenn die Leute nur die Sau 'rauslassen, werden sie sich aus ihrem Joch befreien: Zwar ist niemand frei, welchen Laster reiten, aber indem er sich seinen persönlichen Lastern stellt, wird er frei.

Ist dieser Ansatz eine gute Idee? Nun, unter Umständen schon, aber es hängt vom Verhältnis von Ausschweifungen und gesellschaftlichem Ansehen ab: Besteht ein kompensatorisches Verhältnis zwischen ihnen, derart Ausschweifungen bei hinreichendem gesellschaftlichen Ansehen toleriert werden (redeeming qualities), so zerschlägt die allgemeine Akzeptanz von Ausschweifungen selbstverständlich die Fessel, welche die Ausschweifungssüchtigen an die gesellschaftlichen Erwartungen bindet, und es ist eine gute Idee, eine Herrschaft, welche auf dieser Fessel fußt, auf diese Weise zu Fall zu bringen, aber eine solche Herrschaft ist recht eigentlich die Herrschaft des Teufels, welcher den Seinen ihre kleinen Freuden bedingt, damit sie das Nötige tun, um die Stabilität seiner Herrschaft zu gewährleisten.

Besteht hingegen kein ausgeprägtes kompensatorisches Verhältnis, so dürfte die gesellschaftliche Ächtung von Ausschweifungen vom natürlichen Zusammenhang zwischen Lastern und deren Auswirkungen motiviert werden, und es wäre keine gute Idee, es den Lastern zu erlauben, ungehindert zu Tage zu treten.

Freilich, wie beim gründlicheren taoistischen Ansatz vom Ehrgeiz, ist es nicht unbedingt Menschenliebe, welche die Befreiung der Menschen von ihrer Schuld motiviert.

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20. Februar 2024

Das Rudelgebet

Als ich ungefähr zwölf Jahre alt war, genau weiß ich es nicht mehr, hatten wir einen Hund, Timmy, welcher irgendwann anfing, nach dem Parfüm meines Klavierlehrers zu riechen, und dessen Verhalten sich danach veränderte, dergestalt er ständig unruhig, ja, aufgekratzt war, was ein paar Wochen anhielt, bis er vor ein Auto lief und sich ein Bein brach und sich winselnd in sein Körbchen zurückzog und aufhörte zu fressen.

Ich kann die Empfindung gut genug nachvollziehen, um zu sagen, um was es sich bei ihr handelt, nämlich um ein fügendes Gebet, welches das Rudel mit einem günstigeren Los segnet, als welches man selber erfahren hat.*

Schopenhauer bezieht sich auf dieses (abschirmende) Gebet, wenn er sagt, daß der Selbstmörder nicht resigniert habe, sondern hoffe, unter günstigeren Umständen wiedergeboren zu werden, wobei nach ihm natürlich ein Hund wie der andere ist.

Was ich hingegen nicht nachvollziehen kann, ist, wie unkritisch dieses Gebet in unserer Gesellschaft zur Rechtfertigung instinktiven Versagens, so nach dem Motto: Es ist zwar bitter, aber ist es nicht auch süß?, herangezogen wird, wenn es darum geht, Abschied zu nehmen, sei es von herangewachsenen Kindern, deren Los man instinktiv als ungünstig einschätzt, oder auch von der Welt, wenn man nach einem langen Leben mit ihr zusammen alles verliert, was einem teuer ist: Eltern sollten ihre Kinder nicht unvorbereitet einem ungünstigen Los überlassen, und der Mensch sollte im Laufe seines Lebens mehr wertzuschätzen lernen, als seine eigenen Gelegenheiten.

Aus der Bemühung der Edelkeit des Rudelgebets spricht die Weigerung, für die Gesellschaft, in welcher man lebt, Verantwortung zu übernehmen, und diese Weigerung ist mir verhaßt. Ich sah gestern Open Season, und Boog hat nicht ein Mal in der Wildnis etwas zu fressen gefunden, so daß Beth allen Grund hat, sich über sein Los Sorgen zu machen. Und dennoch soll der Zuschauer glauben, daß alles in Ordnung ist und seinen natürlichen Gang geht.

Der Film ist übrigens nicht ganz so schlecht wie ähnliche: bei aller Posiererei besitzt er einen äußerst lebenserfahrungsgesättigten Unterton, welcher zum Ende hin allerdings in die zynische Bemerkung mündet, daß, wer's anders nicht schafft, es eben auf kriminellem, oder sagen wir einmal unorthodoxem, Wege versuchen muß. Aber auch das läßt sich verteidigen, wenn man es als Gesellschaftskritik und nicht als persönliche Aufforderung versteht, wiewohl Oliver Stone's Scarface natürlich zeigt, wie wenig Manche geneigt sind, selbst die klarste gesellschaftliche Kritik als Tragödie, statt als Heldenepos, zu verstehen.

* Es ist tatsächlich ein fügendes und kein gebietendes Gebet, das heißt, das Los wird nicht gesucht und heraufbeschworen, sondern augenblicklich auf ein günstigeres Gleis gestellt.

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11. Februar 2024

Vom Entgleiten der Koordination in Herrschaftsbeziehungen

  • Zusammenarbeit neigt dazu, Rekruten zu züchten,
  • Verbündung, Gäste, und
  • Zusagen, Duldende,
insofern
  • Zusammenarbeit eine Protowillenskultur darstellt,
  • Verbündung eine Protoerlebniskultur und
  • Zusagen eine Protorepräsentationskultur,
denn indem Menschen
  • zusammenarbeiten, übernehmen sie Verantwortung,
  • sich (statisch) verbünden, räumen sie sich Rechte ein, und
  • sich Zusagen machen, respektieren sie ihre Fähigkeiten,
so daß aus
  • der Verantwortung Verpflichtung zur Autorität erwächst,
  • den Rechten ein Gelöbnis zur Freiheit und
  • dem Respekt Anerkennung der Expertise.
Sobald dies geschieht, wird eine Form der Koordination ausgeschaltet, nämlich
  • die Zusagen von den zur Herrschaft gelangten Zusammenarbeitenden,
  • die Zusammenarbeit von den zur Herrschaft gelangten Verbündeten und
  • die Verbündung von den zur Herrschaft gelangten Zusagenden,
aber auch die anderen beiden Formen der Koordination ändern sich: die zur Herrschaft gelangte wird zugleich mächtiger und partieller und die verbleibende verliert bis zur Bedeutungslosigkeit an ihr. Am Beispiel:
  • Im Sozialismus verdichtet sich die Bedeutung der Zusammenarbeit in den Gremien der Kommunistischen Partei, und je mehr sie das tut, desto bedeutungsloser wird die Verbündung,
  • in den Vereinigten Staaten verliert die Verbündung zusehends an ihrer Öffentlichkeit, das heißt, daß die Regeln des Spiels zusehends weniger öffentlich vorgeschlagen werden, sondern zunehmend verhohlen unter Gleichgesinnten signalisiert werden, David Knight, etwa, findet es erfreulich, wenn Leute, welche sich privat abfällig über Frauen äußern, vor Gericht keinen Glauben finden, wenn eine x-beliebige Frau behauptet, daß ihr vor Jahrzehnten widerfahren ist, was die Presse ein paar Jahre vorher zu einem Skandal aufgeblasen hat, denn er erhofft sich von solchen Gerichten die Wiederherstellung guter Sitten, aber als ich das letzte Mal vor 30 Jahren in den Vereinigten Staaten war, wäre noch niemand auf den Gedanken gekommen, derart verdorbene Bündnisregeln vorzuschlagen. Hauptsächlich betrifft die Partialisierung der Bündnisregeln aber die Wirtschaft, wo sie dazu führt, daß es leichter wird, durch Übervorteilung Dummer, etwa Tweets, welche Aktienkurse in vorhersehbare Richtung treiben, sein Geld zu verdienen, als durch auf Zusagen und Kompetenzen basierenden Partnerschaften, so daß letztere zunehmend unbedeutender werden,
  • in Europa konzentrieren sich die Zusagen zusehends auf den Kreis der etablierten Kräfte, und die Zusammenarbeit verliert im selben Maße an Bedeutung.
Die Wahl zwischen Globalismus, also der katholischen Kirche, Amerikanismus und dem modernen (chinesisch-russischem) Sozialismus, ist die Wahl zwischen Pest und Cholera. Sie stellt sich, weil es drei Wege gibt, die Wahrheit der Macht zu opfern.
One gift remains that contains everything and nothing. Look into this! You will see lines running into the future. You will make insight jumps. When you can see into this crystal, then you will be ready. Only then.
(Wirklich, hätte ich Musk's Blödelei schon Freitag mitangehört, wäre mir die Epik von Carlson's Interview entfallen und damit der Bezug zu Zardoz entgangen. Seltsamerweise war es gerade mein Ärger darüber, daß David Icke nicht einfach auf die Frage, als was er Elon Musk sieht, Ferris Bueller geantwortet hat, welcher mich abschalten ließ.)

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10. Februar 2024

Die Weisen des Erratens des Transzendenten der geistigen Horizonte

Der vorletzte Beitrag hat mich, zusammen mit dem politbürotisierenden Putin, dessen Tonfall im nun durch die Medien geisternden Vortrag vielleicht nicht jener der Direktion war, dessen Worte aber trotzdem nicht anders verstanden werden können (übrigens am 50. Jahrestag der Weltpremiere von ZARDOZ), auf die Frage geführt, auf welche Weise sich verschiedene Personen dem Transzendenten wohl nähern mögen.

Was ist das für eine Renaissance, von welcher Alex Jones spricht und welche David Icke mit den Frequenzen elektromagnetischer Wellen in Verbindung bringt? (Wenn Sie sich beeilen, können Sie ihnen heute noch zuhören, vielleicht auch noch, beziehungsweise wieder, morgen.)

Nachdem ich darüber etwas nachgedacht habe, bin ich zu der Ansicht gelangt, daß die Gruppe der Menschen, welche den gläubigen geistigen Horizont besitzt, im Anwachsen begriffen ist, wiewohl sie natürlich weiterhin sehr klein bleibt.

Abgesehen von diesem Aspekt ist das Thema auch noch im Hinblick auf die religiöse Führbarkeit von Menschen interessant - tatsächlich hat es mehr als nur einen Bezug zu Zardoz: sowohl der Steinkopf, als auch das Tabernakel, als auch Zed's Ausbruch aus diesen (quasi-)religiösen Strukturen stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit ihm.

Die Direktion gibt den Gehorsamen den Belang vor, der Investor dem Protegé die Verbindung und der Abrichtende dem Gefügigen das Ziel und die Geführten müssen das Vorgegebene jeweils erraten. Was liegt näher, als anzunehmen, daß es etwas Jenseitiges gibt, welches uns auf eine dieser Weisen führt, und dessen Vorgaben wir auf bestimmte Weisen erraten können?

Wie es uns führt, und wie wir meinen, seine Vorgaben erraten zu können, hängt dabei vom geistigen Horizont ab. Es entspricht dem
  • körperlichen geistigen Horizont, sich als Protegé zu verstehen, welcher seine Verbindung in Form seiner Lebensaufgabe anhand seiner Gelegenheiten errät (The gun is good. The penis is evil. The penis shoots seeds and makes new life to poison the earth with the plague of man, as once it was. But the gun shoots death and purifies the earth of the filth of brutals. Go forth and kill! Zardoz has spoken),
  • persönlichen geistigen Horizont, sich als Gehorsamer zu verstehen, welcher den Belang in Form des Sinns des Lebens anhand von Auswegen aus den Problemen der Zeit errät (The world was dying. We took all that was good and made an oasis here. We few: the rich, the powerful, the clever, cut ourselves off to guard the knowledge and treasures of civilisation as the world plunged into a dark age. To do this, we had to harden our hearts against the suffering outside. We are custodians of the past for an unknown future. You are the price we now pay for that isolation. You have brought hate and anger into the Vortex to infect us all),
  • philosophischen geistigen Horizont, sich als Gehorsamer zu verstehen, welcher den Belang in Form der Vernünftigkeit an den Regeln der vernünftigen Auseinandersetzung, insbesondere einen gemeinsamen konkreten Gegenstand (Wohldefiniertheit) zu behandeln, errät (I remember now, the way it was: We challenged the natural order. The Vortex is an offence against nature. She had to find a way to destroy us. Battle of wills. So she made you. We forced the hand of evolution.) und
  • gläubigen geistigen Horizont, sich als Gefügigen zu verstehen, welcher sein Ziel in Form der Gehießenheit anhand des Willens seiner Sorge errät (Zed: There is no going back for me. [...] Arthur Frayn: You see, our death wish was devious and deep. As Zardoz, I was able to choose your forefathers. It was careful genetic breeding that produced this mutant - this slave who could free his masters - and Friend was my accomplice. Don't you remember the man in the library, Zed? It was I who led you to the Wizard of Oz book. It was I who gave you access to the stone. It was I. I bred you, I led you. Zed: And I looked into the face of the force that put the idea in your mind: You're bred and led yourself.)
Es ist Menschen nicht möglich, Personen des gläubigen geistigen Horizonts als Gottkönig zu führen, selbst wenn sie zu solchen Maßnahmen griffen wie Arthur Frayn oder der Erfinder des Tabernakels, und ebensowenig Personen des philosophischen geistigen Horizonts, da die Regeln der vernünftigen Auseinandersetzung hinreichend kanonisch sind. Allenfalls können sich Menschen des philosophischen geistigen Horizonts, wie in Zardoz zu sehen, in ein auswegloses Gefängnis sperren. Personen des persönlichen geistigen Horizonts können aber von einer Direktion als Gottkönig geführt werden, welche ihnen ihren Lebenssinn vorgibt, und Personen des körperlichen von einem Investor, welcher ihnen ihre Lebensaufgaben zuweist, und auf diesen beiden Ebenen werfen die Führungen ihre Heere ins Feld.

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31. Januar 2024

On the intellectual potential of brain implants

The forms of apperception, to use Kant's terminology, for it is readily translated into English, are distributed over different areas of our brain, which possess the curious trait that electric currents that conform to the natural data format of the form of apperception in question enter, possibly after a period of adaptation of a couple of days, our mind as apperceptions of that form. If you see the world through a horizontal mirror that turns the world upside down, your visual cortex will turn it back upside up after a couple of days and if you plug a matrix of pins that electrically recreate a greyscale image directly into the visual cortex, a blind(folded) person will again start to vaguely, depending on the number of columns and lines of pins, see its surroundings after a couple of days.

This is well known now for some time. Hence brain research aims to find the natural data formats of forms of perception where they are not as obvious as in the case of images, sounds, for instance, are not simply represented by wave forms, but compressed into pulses, owing to the way in which we create time.

Other than images and sounds the tensions by which we control our muscles have been studied, exoskeletons having fascinated the public imagination since James Cameron's Aliens. However, the focus of this post is on the intellectual and not the physical potential of brain implants.

Notions have also been studied, but they are more complex and less localised, complex notions, that is, like that of an apple, what could have been predicted based on what Plato wrote in the seventh letter.

Now, the intellectual potential of brain implants is to understand all natural data formats and use them to monitor and control all brain activity and that includes notions and feelings and tastes and smells and pain and temperature and all other being in space and time as a perceiving, wanting and acting entity related assessments.

So what is that good for?
  1. More direct and more encompassing telecommunication (films that not only shine and sound, but also taste and smell and inflict pain and... but we're leaving the area of communication here...) and
  2. emotional and intellectual control (of police officers, soldiers, agents of any kind...)
One model to maximally exploit this is of course portrayed in The Matrix. But that is about controlling people, not increasing their potential. So, in what way can our potential be increased by these two uses? Well, we have words to communicate our intellectual assessments and music for our emotional ones, that is they are languages, and so are gestures, and any of our languages might be considered wanting, and brain implants credibly promise more precise communication, but then again the re-interpretation of our thoughts might also be a good thing, something that clarifies them. More intriguing would be a group consciousness like the Borg in Star Trek: First Contact supposedly have. Actually, a computer could scan all thoughts and then create their synthesis and force that synthesis back into the individual brains (I am the beginning, the end. The one who is many. [...] I am the collective. [...] I bring order into chaos. Now, is that cryptic?), which would react to it, what would be scanned again and so on, but considering our limited ability to hold thoughts, the only way that this would actually work is if the central computer not so much synthesises as compartmentalises our thoughts, in which case we would have to mostly act without knowing the (exact) reason, which would after all explain the weird detachedness of the Borg.

Our relation to God is of course not very different, though we probably understand more of His plans than we would of the central computer's. Mind you, the only thing that needs research in this quest are the natural data formats, the rest of the technology exists and the conceptual understanding of its use as well.

However, just like in The Matrix the machines could do better than using human bodies for batteries, the Borg queen could do better than using human brains for compartmentalisation, so there's really no reason why we should consent to becoming subprocessors.

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30. Januar 2024

Zum Konflikt zwischen kultureller Anpassung und integrativer Selbstbestimmung

Die letzten beiden Beiträge schweifen weniger zu den Macken der Deutschen ab, als sie einen grundsätzlichen Konflikt am Einzelfall illustrieren, nämlich jenen zwischen kultureller Anpassung und integrativer Selbstbestimmung am Beispiel einer Repräsentationskultur, welche auf haltungsaufnehmende Menschen trifft.

Der grundsätzliche Konflikt besteht natürlich darin, daß eine Bildung bei der kulturellen Anpassung eine andere Rolle spielt als bei ihrer integrativen Aufnahme, so daß, wenn sich erstere über letztere stülpt, die beiden Rollen verschwimmen, nämlich bei der Aufnahme von
  • Entwicklungen Berechtigung und gesellschaftliche Stellung, was zu Pseudobürgerlichkeit, also der Pflege oberflächlicher gesellschaftlicher Beziehungen, wie etwa in Amerika, führt,
  • Haltungen Norm und Sachkenntnis, was zu Pseudogelehrtheit, also dem Nachplappern von Expertenmeinungen, wie etwa in Deutschland, und zunehmend auch in Amerika, führt, und
  • Vorhaben gesellschaftlicher Nutzen und Effektivität, was zu Pseudoprofessionalität, also der übertriebenen Rühmung eigener gesellschaftlich nützlicher Fertigkeiten, wie in allen sozialistischen Gesellschaften, führt.
Letztere ist in Estland sogar sprichwörtlich: Statt Eigenlob stinkt. heißt es dort: Wer sollte des Hundes Schwanz heben, wenn nicht er selbst?

Wirklich gefährlich ist natürlich nur die Pseudogelehrtheit. Pseudobürgerlichkeit und Pseudoprofessionalität sind allenfalls nervig, wie die Pseudogelehrtheit meistens auch. Bisweilen mögen sie alle sogar süß erscheinen.

Übrigens, Dan Aykroyd hat einen schönen Film über die Pseudobürgerlichkeit gedreht: Coneheads* - kann ich nur empfehlen. Die Pseudoprofessionalität auf die Schippe zu nehmen ist russischer Volkssport.

Aber die Pseudogelehrtheit ist nicht lustig, sondern ein Problem, welches wie beschrieben gelöst werden muß, wozu aber auch, wie wir hier jetzt sehen, die Repräsentationskultur abgeschafft werden muß. Freilich, etliche werden einwenden, daß der Staat doch in der Lage sein müßte, die von ihm propagierte Haltung auf die Bewährungsprobe zu stellen, aber einen Staat, welcher dies erfolgreich geschafft hätte, hat es in der Geschichte der Welt noch nie gegeben, obwohl es zu allen Zeiten und überall auf der Welt versucht wurde. Ob es glaubhaft scheint oder nicht: Die richtige Haltung quillt vereinzelt aus den Stimmungen der Menschen.

*

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26. Januar 2024

Die Dialektik des Sozialverhaltens

Angeregt durch den vorigen Beitrag möchte ich einen neuerlichen Blick auf die unternehmerischen Interessen werfen.

Ein Mensch betrachtet die Welt entweder als durch sich selbst-, fremd- oder unbestimmt. Selbstbestimmt kann sie dabei auf der ideellen und funktionalen Ebene oder nur auf der letzteren sein. Ist ersteres der Fall, so ist die Selbstbestimmtheit eine konzeptuale, das heißt gesellschaftliche Entwürfe können entworfen und realisiert werden, ist letzteres der Fall, so ist sie lediglich eine integrative, das heißt, daß die Möglichkeit besteht, sich selbstbestimmt in die bestehende gesellschaftliche Organisation einzufinden.

Natürlich kann man die integrative Selbstbestimmtheit dabei nur dann als solche empfinden, wenn es keine grundsätzlichen ideellen Einwände gegen die bestehende gesellschaftliche Organisation gibt. Konzeptuale Selbstbestimmung bedeutet aber Koordination und umgekehrt, und integrative Selbstbestimmung bedeutet Delegation und umgekehrt. Das Unternehmen wird dabei bei der Koordinationsstiftung vom Stifter, wie im vorigen Beitrag gesehen, lanciert, und der Reagierende nimmt es auf, indem er fortführt, einbezieht oder sich erwehrt, während es bei der Delegation der Reagierende ist, welcher seine Bereitschaft, das entsprechende Unternehmen aufzunehmen, signalisiert. Die Koordination beruht auf gemeinschaftlicher Bildung,
  • Zusammenarbeit auf gemeinsamer Erfahrung,
  • Verbündung auf gemeinsamer Haltung und
  • Zusagen auf gemeinsamen Vorhaben,
und die Delegation beruht auf individuell verschiedener, nämlich
  • größerer Erfahrenheit des Herren gegenüber dem Diener,
  • besserer Haltung des Prüfers gegenüber dem Kandidaten und
  • erfolgversprechenderen Vorhaben des Auftraggebers gegenüber dem Auftragnehmer.
Romanische Kulturen weisen deutlich geringere (lebendige) konzeptuale Selbstbestimmtheit auf als die übrigen indogermanischen, oder identifizieren sich, anders ausgedrückt, deutlich stärker mit ihrer integrativen; in Skandinavien, etwa, liegt der Schwerpunkt umgekehrt bei der konzeptualen. Es gibt aber natürlich auch den Fall, daß das Imperium Romanum, welches die katholische Kirche geschaffen hat, nicht nach protestantischem Gusto verfeinert wird, sondern als fremdbestimmt empfunden, insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika, wiewohl den Betroffenen dieser Umstand zumeist völlig unbewußt ist.

Wird die Welt nämlich als fremdbestimmt empfunden, und sei es auch nur unbewußt, so äußert sich dies darin, daß dem Sozialverhalten nicht mehr an besonderen Unternehmen gelegen ist, welche es zu koordinieren oder delegieren gilt, sondern nur noch daran, die Fähigkeit, etwas zu unternehmen, unter Beweis zu stellen, um sich dessen zu vergewissern, daß man es schaffen wird, sich durchzuschlagen (The land of the free - to shape a hellscape - and the home of the brave - who manage to survive in it: Die innerste Überzeugung von viel mehr Amerikanern, als es ihre patriotische Anhänglichkeit vermuten ließe, schon 1986, als ich zum ersten Mal da war.) Es macht beim unter Beweis Stellen allerdings einen Unterschied, ob es sich um die Verkörperung handelt oder um Spiel oder Routine, denn während Spiel oder Routine zu diesem Zweck beliebig gewählt werden, verkörpert man selbstverständlich seinen eigenen Glauben.

Das Problem der rein integrativen Selbstbestimmtheit, wie sie der katholischen Kirche seit jeher vorschwebt und etwa in Elysium zu bewundern ist, wo Matt Damon die Wahl zwischen Freunden und entfremdeten Egoismus bleibt, nicht aber, die Welt, in welcher er lebt, mit Gleichgesinnten zusammen zu wählen, was ja gerade die Sünde der Bürger von Elysium ist, welche sich in eine invertierte Fahrradfelge in einer Erdumlaufbahn abgesetzt haben, wo ihr Leben jetzt von Rost und Endogamie bedroht wird, während die Welt in ihrem natürlichen Reichtum schwelgt, ähm, bedroht werden müßte und schwelgen müßte - der Film behauptet freilich anderes, am Ende freuen sich alle gar auf die nun endlich erhältliche Wundermedizin. Gruselig. Also, das Problem der katholischen Zwangsankettung aller Schafe an einander besteht darin, daß durch die Integration in eine Organisation das Vorwalten der funktionalen Ebene über die ideelle durch organisatorische Sachzwänge begünstigt wird, und das Vorwalten einer niedrigeren Existenzebene über eine höhere ist immer schlecht, und nicht nur, wenn es zu Lasten der funktionalen geht, weil der Soldat aufgrund des Vorwaltens der materiellen in seiner Wahrnehmung den Befehl verweigert. Es wirft auch die Frage auf, als was sich die katholische Kirche versteht: als Gemeinschaft der Heiligen zur Segnung der Welt oder als Kettenschmiede und -inspektoren eines imperialen Apparats?

Wird die Welt schließlich als unbestimmt empfunden, wie oftmals von isolierten Jugendlichen, so wenden sie sich ebenfalls ihrer Fähigkeit, etwas zu unternehmen, zu, und in dem Fall sind auch die Verkörperungen eher beliebig, doch nicht, um sich ihrer zu vergewissern, sondern um sie kennenzulernen, also ohne Erfolgsdruck, in der vagen Hoffnung, sie einmal einsetzen zu können, vorzugsweise, um selbst etwas zu bestimmen, aber möglicherweise auch, um sich in einer Fremde zu behaupten.

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21. Januar 2024

Slapstick of Another Kind

Well, I don't want to make it too much about the reception, but I can't help writing: It's o.k., when Richard Wagner does it, but when Jerry Lewis does it, it is not.

The film is a fine parable, based on Vonnegut's novel. It borrows Plato's idea of two halves making a whole, expressed in Aristophanes' speech in the Symposion, and portrays it in Wagnerian fashion, that is like in Rienzi and Die Walküre, in a couple of siblings, not without a heavy dose of self-irony.

But it makes a wider point, namely that people's interests are subjective and not objective. The way that the Chinese are characterised in this film alone makes it worth watching today. It lampoons either the emotional need for stereotypes or the intellectual inability to do without them by mismatching the position and the stereotype that naturally accompanies it - and that is very funny. Everybody lives in his own little world and other people don't really care. The film hints at a solution to achieve congeniality: Pick a notion and a number and consider the people who picked the same notion your cousins and those who also picked the same number your siblings. But of course, that wouldn't work. Supertramp-3. D'uh! Because Crime of the Century is their best album! But where would that get us? However... cue Jeopardy music... Choosing your city according to its constitution.

Non, non, non, c'est trop difficile, c'est trop! And that is of course the true slapstick here. Not to do it and to stumble from one mishap to the next.

It's a warm, good-hearted, touching and funny film. And if you want to laugh some more, see how the critics panned it.

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