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30. November 2008

Vom Lebensrhythmus

Was ich im letzten Beitrag schrieb, betrifft nur die eine Hälfte unserer Handlungen, nämlich die Schritte. Neben diesen gibt es natürlich noch die Haltungen, oder, genauer gesagt, zwischen diesen.

Ich meine damit die Zeiten, in welchen uns die Verfolgung eines Zieles ausfüllt, in welchen wir mit unserem Handeln im Reinen sind.

Wenn wir schreiten, so auf der Suche nach einer neuen Haltung. Und ja, unsere Weltsicht macht einen Großteil unseres Haltens aus. Daneben gibt es aber natürlich auch noch unser Tagesgeschäft, welches es auch erst zu finden gilt.

Ich bin es letztlich zufrieden ein einfacher Teil einer Gesellschaft zu sein, welche ihre Machtgrundlage gemeinschaftlich errichtet und betreibt. Privatbesitz von Macht sollte einem schlicht anstößig sein. Mir jedenfalls ist er das auch, wozu ist Handlungsfreiheit schon gut, wenn sie über die eigenen Bedürfnisse hinausgeht? Warum sollte sich jemand Gedanken darüber machen, auf welche Weise andere ihr Leben erkaufen dürfen? Die Möglichkeiten, welche uns gemeinschaftlich verbunden offenstehen, können doch letztlich nur von uns jeweils selbst genossen werden. Nur wen Komplexe, Sadismus oder andere Perversionen steuern, kann an der Zerstörung oder Beschneidung anderer Menschen Freude empfinden. Genug gibt es von denen natürlich auch.

Aber niemand zwingt einen sich mit ihnen gemein zu machen.

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28. November 2008

Nochmals zum Lebensgeflecht

Mein gestriges post scriptum wurde der Angelegenheit nicht gerecht, ich muß weiter ausholen.

Wer kennt sie nicht?, die Haltung, ohnmächtig dabei zuzusehen, wie alles, einschließlich einem selbst, langsam zerfällt. Aber gerade in dieser Distanz zur Welt fühlen wir uns sicher, nein, sind wir sicher, so sicher, wie wir es überhaupt nur sein können.

Es ist natürlich nicht genug, und früher oder später wehren wir uns gegen uns selbst. Was dann aber passiert ist unheimlich und auch schwer zu ertragen, wir nehmen an einer Schlacht teil, in der nichts so kommt, wie wir es gerne hätten, sondern alles so, wie wir es wollen. Es ist schwer seinen eigenen Willen anzunehmen, die Aufgaben anzunehmen, welche sich aus seiner Erfüllung ergeben. Am schwersten aber ist es, die Polyphonie alles Geschehenden, das Zusammenfließen der Einzelwillen, bewußt zu ertragen, es ist so schwer, weil wir in ihr zu ertrinken drohen, weil wir in ihr beständig mit den Grenzen und dem Ende unseres Wollens konfrontiert sind und wir uns daran gewöhnt haben, Zeit zu haben. Wenn wir dort also sehen, wie monatelange Beschäftigung sich in einem Augenblick umsetzt, um dadurch irrelevant zu werden und uns auf das Nichts zurückwirft, welches der Anfang aller Beschäftigung ist, so fühlen wir uns natürlicherweise verschlungen.

Und das ist der glückliche Verlauf, in welchem sich unsere Beschäftigung umsetzt und nicht etwa zerbricht.

Wir müssen aber voranschreiten, Anläufe nehmen und sehen, wohin es uns bringt. Letztlich liegt alles dort im Dunkeln, einschließlich der Kraft, welche die Fragen der Welt klärt. Sie liegt auch dort, oder genauer gesagt ist sie eine Facette einer größeren Kraft, der Teil, welcher die Saat austreibt, welcher das nimmt, was ward, um es zu seinem Ende sein zu lassen.

Was liegt vor mir?

Ich weiß, daß alle weltlichen Taten inadäquat sind, ich weiß es schon seit längerem. Und dennoch muß ich mich der Welt in kleinen Dosen stellen, hier und dort ein Schicksal beeinflussen, ohne daß es dadurch aufhörte auf sein eigenes Ziel zuzulaufen, und gelangte wohl zu dem Schluß, daß es nichts Höheres zu hoffen gibt, als daß all diese Lektionen, welche wir uns beibringen, für ein späteres Zusammenkommen von Nutzen gewesen sein werden, wenn ich nicht wüßte, daß sie realisiert werden müssen, daß es die Lehren hier und jetzt zu ziehen gilt, weil die Zeit da ist, weil sich die Frucht über die Reife hinaus nicht weiter verbessert.

Die Möglichkeit besteht, daß die Menschen ihre Wunden zur Kenntnis nehmen und heilen. Niemand wird aufgrund seiner Leichtgläubigkeit verdammt, und es ihre Leichtgläubigkeit, welche die Menschen in ihre Verstrickungen getrieben hat. Aus diesem Dickicht führt ein breiter Weg heraus, aber beschritten werden muß er doch von jedem selbst.

Was kann ich hoffen?

Exemplarisch zu erfahren, was sich bewerkstelligen läßt, um diese Gewißheit weiterzureichen, weiterzureichen als praktische Gewißheit, nicht bloß als theoretische. Aber dazu muß ich meine Ansprüche ernst nehmen in meinem Leben. Jeder muß es.

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26. November 2008

Von dem, was falsch und von dem, was richtig ist.

Ich sprach den Unterschied dazwischen sich in der Welt einzufinden und sich der Welt anzunehmen schon an, aber so recht bewußt, wie sich dieser Unterschied zeigt, war ich mir noch nicht. Das ist mir nun am Beispiel menschlicher Bekanntschaften klar geworden, wo es nämlich darum geht, ob man sich mit jemandem einläßt oder an ihn herantritt, auf ihn zugeht, weil er ganz einfach etwas hat, was man von ihm will, im Gegensatz dazu, daß man Für und Wider abwägen müßte.

Und das ist freilich eine Volkskrankheit. Wenn man den menschlichen Hang betrachtet, sich einer Gruppe anzuschließen, mit welcher einen zumeist rein nichts verbindet, und selbst wenn einen geschmackliche Gesichtspunkte verbänden, diese Beziehungen doch nicht mit dem geringsten persönlichen Gewicht belastbar sind, nur um dann als Mitglied der Gruppe in der Lage zu sein, auf bestimmte Fragen mit einer Stimme antworten zu können, und sei es auf die Frage, wohin der Touristenführer den Bus lenken solle, und insbesondere wie hoch die Menschen ihre Zugehörigkeit zu ihr einschätzen, welche Dinge sie ihr unterzuordnen bereit sind, nämlich alle, so packt einen hoffentlich das Entsetzen.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Ich denke, daß der Anfang in der Kindeserziehung liegt. Es ist nur natürlich, daß das Kind nimmt und der Erwachsene gibt. Hätte der Erwachsene nicht vor zu geben, setzte er doch gar nicht erst Kinder in die Welt. Und obwohl dies die einfachste und natürlichste Sache ist, halten es viele Erwachsene für nötig ihren Kindern einzubleuen, daß sie lernen müssen dienstbar zu sein - als ob sie's nicht von selbst würden. Kindern indes, welche sich mehr überlegen, was ihre Eltern wohl zu ihren Entscheidungen sagen würden, als was sie selbst wollen, wird die Sorge um das elterliche Vermögen unnatürlich nahe ans Herz gelegt, und es ist wohl diese charakterliche Deformation, aus welcher alle weiteren Übel sprießen, und welche das Bewußtsein selbst eine Verantwortung gegenüber der Welt zu tragen genauso abtötet wie auch den offenen Umgang der Menschen miteinander, in welchem die eigene Handlungsbereitschaft ein frei verfügbares Gut ist.

Die Menschheit wird lernen müssen, daß sie sich selbst ihre Freiheit schuldet und nicht ihrem Besitz. Ich will den Menschen nicht die Grundlage ihrer Souveränität, und damit ihre Würde, nehmen, aber was darüber hinausgeht, das teilten sie besser miteinander, aus freien Stücken und im gemeinsamen Interesse.

Damit ist, denke ich, der Unterschied zwischen dem Menschen, welcher ist, und dem Menschen, welcher werden muß, hinreichend anschaulich geworden. Darum geht es beim geliebten Dienst der Gewährung der Handlungsfreiheit anderer durch die eigene Bereitschaft, dazu zur Verfügung zu stehen.

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17. November 2008

Von der Unmöglichkeit freier Liebe und den Strategien ihrer Bewältigung

Zur Unmöglichkeit will ich gar nichts weiter schreiben, ich überlasse es jedem sich selbst davon zu überzeugen, und legte ich hier ihre vollkommenste Begründung dar, ich würde dafür doch nur gehaßt.

Also zu den Strategien ihrer Bewältigung. Es gibt, meines Wissens, vier derer, wovon zwei es verdienen edel und zwei es verdienen kultiviert genannt zu werden und diese beiden Unterscheidungsmerkmale ausreichen, um sie von einander abzugrenzen.

1. Die edele und kultivierte Strategie: Sublimierung des Triebs durch den Flirt.

Da unserem Geschlechtstrieb die Bedeutung von Geschichte unbekannt ist regt er sich bei jeder Kompatibilität erneut, und wenn zwei Menschen näheren Umgang mit einander haben, so wissen sie irgendwann von einander, wie sie fühlen. Was dann machen? Nun, die schönste Form der Auflösung dieses Konflikts besteht darin, wenn beide ihre Gefühle freimütig zugeben, nur um sie dann gemeinsam zu entschärfen, indem sie in einem kindlichen Austausch von Artigkeiten die präsexuelle Reinheit ihrer Liebe wiederherstellen. Dies wird aber nur gelingen, wenn beide Seiten in vollem Ernst den Trieb als etwas Störendes ansehen und Gefallen daran finden, ihn aufzulösen.

2. Die edele aber barbarische Strategie: Unterbindung des Triebs durch Gewalt.

In der harmlosesten Form läuft es darauf hinaus, sich dem anderen Geschlecht gegenüber generell unfreundlich zu benehmen. Es bleibt einem auch gar nichts anderes übrig, wenn man selbst ein Edler unter Unedlen ist. Interessanterweise verstehen aber andere, kultiviertere Edele sofort, was man mit diesem Verhalten bezweckt und erwidern es durch Flirten, ganz im Gegensatz zu den Unedlen, welche es für bare Münze nehmen (Gott sei Dank). In ihren stärkeren Ausprägungen bedeutet diese Strategie Freiheitsentzug und Kontrolle des Umgangs der Geschlechter mit einander.

3. Die unedele aber kultivierte Strategie: Süß ist die Sünd', süßer nur die Absolution.

Die Unedelheit macht sich gerade dadurch bemerkbar, daß der Trieb ausgelebt wird. Wenn er also schon ausgelebt werden muß, man aber weiß, daß dies nur Unglück bringt, was macht man da? Richtig, man richtet ein Katastropheneindämmungskommando ein, welches nach dem Armeeprinzip des Meldens, Meldens, Meldens funktioniert, nämlich die in der katholischen Kirche organisierte Beichtvaterschaft. Mehr muß man zu dieser Strategie eigentlich nicht sagen, außer vielleicht, daß man sie in Österreich und um Österreich herum besonders schön veranschaulicht vorfindet.

4. Die unedele und barbarische Strategie: Trennung von Sexualität und Liebe.

Freie Liebe ist unmöglich, freie Sexualität dagegen nicht. Alle Probleme sinken also mit der Liebe ins Grab, wenn man denn dazu bereit ist. Huxley hat ja bereits auf die interessanteren Auswirkungen einer Bruttosozialproduktsmaximierungsstrategie aufmerksam gemacht (und wer es bisher nicht zur Kenntnis genommen hat, kann ja gerne dem Verweis in meiner Linksammlung folgen), aber um einmal den Weg zum dort dargestellten Endstadium genauer zu beleuchten, möchte ich noch dieses anfügen. Wie wäre es eigentlich, wenn es in Zukunft nur noch Leihmütterschaften gäbe und Eizellen und Sperma in riesigen dafür eingerichteten Fortpflanzungsshops gelagert würden, in denen man sich in kleinen Kinokabinen die Lebensgeschichte des Spenders ansehen könnte, um sich anschließend, je nach Geldbeutel, ein passendes Angebot zur Verschmelzung mit dem eigenen Erbgut einkaufen zu können?

Würde das das Bruttosozialprodukt etwa nicht steigern? Man bedenke, in jedem einzelnen Schritt fließt Geld, wird Gewinn erwirtschaftet.

Und wenn man den Menschen keine anderen Gelegenheiten gibt, Geld zu verdienen, werden sie schließlich auf genau jene Wege ausweichen müssen, durch welche sich das Bruttosozialprodukt noch steigern läßt.

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15. November 2008

DE TRINITATES

Ich schrieb schon von diesen Dingen, denke aber, daß die Zeit herangereift ist, sie nochmals durchzugehen.

Das Göttliche, Transzendente, begegnet uns auf dreifache Art. Zum einen als Vorbild, als Heimat unseres Seins und Wesens, eine ideale Welt, in welcher wir gänzlich heimisch wären. Zum zweiten als Partner, als das Geflecht all jener Dinge, welche für unser Leben bedeutsam sind und für welche unser Leben bedeutsam ist. Und zum dritten als Gewährer, als die Einheit, aus welcher alle Dinge sind.

Von der Seinsheimat schrieb ich ja gerade erst, dazu muß ich hier also nichts weiter sagen, zum Lebensgeflecht hingegen schon.

Wenn wir uns auf unser Schicksal konzentrieren, wie ich es zuvor nannte, so wird uns unser Weg in dieser Welt bewußt. Es wird uns aber nicht nur der bewußt, sondern der Zustand der Dinge überhaupt, der Geist einer Stadt, die Zukunft einer geistigen Strömung, die Erreichbarkeit der Welt. Es wird uns bewußt, wie sich die Dinge an sich und in bezug auf uns verhalten. Es wird uns bewußt, was wir ändern können und was nicht. Jenes, welches uns verschlossen ist, verfluchen wir, und jenes, welches uns offen ist, segnen wir. Wir verstärken also nur das Schicksal der Dinge. Auch wenn wir jemandem einen Gedanken eingeben, wie es wohl so manches Mal passiert, nutzen wir seine diesbezügliche Offenheit und ebenso, wenn wir auf das Wachstum einer Pflanze oder das Wetter Einfluß nähmen. Aber dieses ist alles wechselseitig, auch wir werden durch unsere Offenheit auf Gedanken gebracht, und Neues finden wir nur bei Regen, beispielsweise, während es uns erst bei Sonnenschein klar wird. Es ist also so, daß wir uns in unserem Lebensgeflecht mit unserer Umwelt austauschen, sie einmal zu unseren Vorstellungen herüberziehen und einandermal zu ihren Vorstellungen herübergezogen werden.

Jenes Herüberziehen der Umwelt zu ihrem eigenen Segen, soweit dies uns angesichts ihres Wesens möglich ist (soll heißen, soweit sie sich lieben läßt), stellt natürlich einen tiefen und dauernden Dienst dar, welchen aufzunehmen ein großen Glück ist. Sie zu verfluchen, soweit dies angesichts ihres Wesens nötig ist, in weit minderem Maße, doch kann man gar nicht danach streben, es nicht zu tun. Verderber muß man jene nennen, welche gezielt Aversionen herbeiführen.

Doch was wir auch auf diese Weise Zeit unseres Lebens tun, es ist nur ein Windhauch, welcher das Gras für eine Weile in eine Richtung drückt. Es bleibt nicht, und nichts bleibt, solange wir uns nicht zurück zur Schwelle jener Einheit wagen, aus welcher heraus wir sind. Damit etwas bleibe, muß es nämlich diese Einheitsschwelle passieren, müssen wir unsere Funktion und Verantwortung dem Ganzen gegenüber übernehmen und unser Leben in die Waagschale des Seinsgrundes werfen, sein Urteil (welches alle Existenz gewährt) höher schätzend als die Summe unserer Pflichten.

Es ist dieses, wovon ich bei der geistigen Zeugung schrieb. Genauer gesagt müssen wir nämlich nicht nur unser Leben, sondern auch die Leiden anderer in die Waagschale werfen und gegen ein Gesetz, also einen Seinswillen, abwägen lassen, wobei wir den Schlüssel zur Befreiung jener von ihrem Leiden in den Händen hielten.

Und es ist darum, daß geschrieben steht, daß man Gott in Jesu Namen bitten solle, denn um der Liebe zu sich selbst Willen wird Gott nichts tun, nur um der Liebe zu den Menschen.

Post scriptum vom 27. November 2008. Was ich da vom Lebensgeflecht schrieb ist mir ja fast ein wenig peinlich, wenngleich es keineswegs völlig an den Haaren herbeigezogen ist, nur sind die Dinge, von denen ich da schrieb, geradezu unwesentlich. Im wesentlichen geht es um die Erfahrungen, welche wir machen müssen, welche vor uns liegen. Es geht darum, daß wir nicht für uns alleine existieren und deshalb mit anderen existenten Teilen in Kontakt treten müssen.

Diese Kontakte regulieren die Betroffenen, sie zwingen die Menschen zur Auseinandersetzung mit ihren jeweils gehegten Konstruktionen. Ohne diese Kontakte wären wir nicht in der Lage unsere Konstruktionen zu korrigieren und wir also zum Scheitern verurteilt, soweit es diese betrifft.

Der Sinn dieser Kontakte besteht aber auch nur darin, sich selbst seinen Irrtümern zu stellen, einen gemeinschaftsgründenden Charakter können sie aufgrund des Umfangs der eigenen Konstruktionen nicht besitzen, denn daß auch nur zwei Menschen ihre Konstruktionen gegenseitig vollständig verstünden ist schon viel verlangt, daß es eine ganze Gruppe täte ist positiv absurd. Deshalb stimmt es andererseits schon, wenn diesem transzendenten Aspekt eine gewisse Vergänglichkeit zugeschrieben wird, eine Bedeutung nur für unseren Weg.

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12. November 2008

Von Annahme und Einfindung

Wenn wir die Welt entdecken, so sind wir uns unserer Hoffnungen dabei ja in jedem Fall bewußt, aber nicht notwendigerweise unserer Stellung zu ihr, denn zu oft suchen wir in ihr lediglich Umstände, welche sich zu einem möglichst großen Teile mit unseren Hoffnungen decken, finden uns also in ihr ein, als daß wir uns ihrer mit all unseren Hoffnungen annähmen.

Die Bestrebung uns günstige Umstände möglichst fest zu halten stellt aber das größte Problem auf dem Wege zur Erfüllung unserer Hoffnungen dar.

Freilich, hörten die Menschen morgen auf, sich in ihre Umwelt einzufinden, so zerbrächen die heutigen Strukturen auf einen Schlag, denn sie setzen die Formbarkeit der Bürger voraus.

Wert sich zu ereignen ist ein solches Ende wohl trotzdem, um der Menschen Willen, welche ihre Seinsheimat klar in sich tragen und sich ihrer Verantwortung bewußt sind, sich der Welt anzunehmen, damit aus ihr ihre Heimat werde, denn solange jene Bestrebung die Herzen der Menschen lenkt, werden diese zu zaghaft sein, um sich erfolgreich zusammenzuschließen.

Ihre Freuden müssen ihnen unbehaglich werden, ihre Blöße hervortreten und sie sich ihrer schämen. Ihre Hoffnung auf die Zukunft muß ihnen schwinden und ihr zuwarten sie von innen heraus zerfressen. Und wenn sie sich nicht fangen, so werden sie fallen müssen.

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4. November 2008

Nochmals zum spirituellem Befinden und der männlichen und weiblichen Erscheinungsweise Gottes

Als ich vom spirituellen Befinden schrieb, schilderte ich dort insbesondere das Gefühl der Ungnade, welches darin besteht, daß einem die Welt entfremdet ist, genauer gesagt, daß sie an einem vorbei geht, ohne daß man irgendeine Beziehung zum dort Geschehenden hätte. Das war aus männlicher Sicht geschrieben. Die Gnade, welche einem Manne zu Teil wird, besteht darin, daß die Geschehnisse um ihn herum seine Umwelt verständiger werden lassen für das, was ihn antreibt. Es ist das, wofür er betet, das, worin er seinen Frieden findet. Der Preis, welchen er für diese Gnade zu zahlen hat, besteht darin, daß er die Welt selbst verstehe und nicht in blinder Ignoranz auf seine Marotten beharrt. Zunächst erscheint ihm Gott streng und die Welt verschlossen, später geradezu verspielt, im ständigen Austausch von Verständnis, wobei dieses Wort freilich recht unterschiedliche Dinge in diesem Austausch bezeichnet. Ein Mann muß lernen, was geschehen muß, und indem er es lernt, beginnt er selbst zum Vorbild für andere zu werden, folgen andere seiner Bahn.

Wenn man dieses etwas bedenkt, so fällt einem wohl auf, daß es sich ganz säkular verstehen läßt. Der Prozeß ist aber nicht säkular, sondern transzendent, welches ich bereits bezeugt habe, welches zu bezeugen aber nur jenen vergönnt ist, welche sich auf diesen Weg begeben.

Für Frauen besteht Gnade nicht darin verstanden, sondern darin angenommen zu werden. Sie bezahlen dafür mit den Gefallen, welche sie ihrer Umwelt tun. Auch ihnen erscheint Gott zunächst streng und die Welt furchteinflößend, dann aber beginnen sie seine Güte und Rechtschaffenheit zu entdecken. Damit eine Frau also aus der Ungnade der Unbedachtheit befreit werde, muß sie selbst ihre Mitmenschen bedenken. Auch hier stellt sich wieder ein Austausch ein, ein Austausch des Bedenkens. Desweiteren gilt entsprechend alles, was ich bereits vom Manne gesagt habe.

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