Bereitschaftsbeitrag

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15. November 2008

DE TRINITATES

Ich schrieb schon von diesen Dingen, denke aber, daß die Zeit herangereift ist, sie nochmals durchzugehen.

Das Göttliche, Transzendente, begegnet uns auf dreifache Art. Zum einen als Vorbild, als Heimat unseres Seins und Wesens, eine ideale Welt, in welcher wir gänzlich heimisch wären. Zum zweiten als Partner, als das Geflecht all jener Dinge, welche für unser Leben bedeutsam sind und für welche unser Leben bedeutsam ist. Und zum dritten als Gewährer, als die Einheit, aus welcher alle Dinge sind.

Von der Seinsheimat schrieb ich ja gerade erst, dazu muß ich hier also nichts weiter sagen, zum Lebensgeflecht hingegen schon.

Wenn wir uns auf unser Schicksal konzentrieren, wie ich es zuvor nannte, so wird uns unser Weg in dieser Welt bewußt. Es wird uns aber nicht nur der bewußt, sondern der Zustand der Dinge überhaupt, der Geist einer Stadt, die Zukunft einer geistigen Strömung, die Erreichbarkeit der Welt. Es wird uns bewußt, wie sich die Dinge an sich und in bezug auf uns verhalten. Es wird uns bewußt, was wir ändern können und was nicht. Jenes, welches uns verschlossen ist, verfluchen wir, und jenes, welches uns offen ist, segnen wir. Wir verstärken also nur das Schicksal der Dinge. Auch wenn wir jemandem einen Gedanken eingeben, wie es wohl so manches Mal passiert, nutzen wir seine diesbezügliche Offenheit und ebenso, wenn wir auf das Wachstum einer Pflanze oder das Wetter Einfluß nähmen. Aber dieses ist alles wechselseitig, auch wir werden durch unsere Offenheit auf Gedanken gebracht, und Neues finden wir nur bei Regen, beispielsweise, während es uns erst bei Sonnenschein klar wird. Es ist also so, daß wir uns in unserem Lebensgeflecht mit unserer Umwelt austauschen, sie einmal zu unseren Vorstellungen herüberziehen und einandermal zu ihren Vorstellungen herübergezogen werden.

Jenes Herüberziehen der Umwelt zu ihrem eigenen Segen, soweit dies uns angesichts ihres Wesens möglich ist (soll heißen, soweit sie sich lieben läßt), stellt natürlich einen tiefen und dauernden Dienst dar, welchen aufzunehmen ein großen Glück ist. Sie zu verfluchen, soweit dies angesichts ihres Wesens nötig ist, in weit minderem Maße, doch kann man gar nicht danach streben, es nicht zu tun. Verderber muß man jene nennen, welche gezielt Aversionen herbeiführen.

Doch was wir auch auf diese Weise Zeit unseres Lebens tun, es ist nur ein Windhauch, welcher das Gras für eine Weile in eine Richtung drückt. Es bleibt nicht, und nichts bleibt, solange wir uns nicht zurück zur Schwelle jener Einheit wagen, aus welcher heraus wir sind. Damit etwas bleibe, muß es nämlich diese Einheitsschwelle passieren, müssen wir unsere Funktion und Verantwortung dem Ganzen gegenüber übernehmen und unser Leben in die Waagschale des Seinsgrundes werfen, sein Urteil (welches alle Existenz gewährt) höher schätzend als die Summe unserer Pflichten.

Es ist dieses, wovon ich bei der geistigen Zeugung schrieb. Genauer gesagt müssen wir nämlich nicht nur unser Leben, sondern auch die Leiden anderer in die Waagschale werfen und gegen ein Gesetz, also einen Seinswillen, abwägen lassen, wobei wir den Schlüssel zur Befreiung jener von ihrem Leiden in den Händen hielten.

Und es ist darum, daß geschrieben steht, daß man Gott in Jesu Namen bitten solle, denn um der Liebe zu sich selbst Willen wird Gott nichts tun, nur um der Liebe zu den Menschen.

Post scriptum vom 27. November 2008. Was ich da vom Lebensgeflecht schrieb ist mir ja fast ein wenig peinlich, wenngleich es keineswegs völlig an den Haaren herbeigezogen ist, nur sind die Dinge, von denen ich da schrieb, geradezu unwesentlich. Im wesentlichen geht es um die Erfahrungen, welche wir machen müssen, welche vor uns liegen. Es geht darum, daß wir nicht für uns alleine existieren und deshalb mit anderen existenten Teilen in Kontakt treten müssen.

Diese Kontakte regulieren die Betroffenen, sie zwingen die Menschen zur Auseinandersetzung mit ihren jeweils gehegten Konstruktionen. Ohne diese Kontakte wären wir nicht in der Lage unsere Konstruktionen zu korrigieren und wir also zum Scheitern verurteilt, soweit es diese betrifft.

Der Sinn dieser Kontakte besteht aber auch nur darin, sich selbst seinen Irrtümern zu stellen, einen gemeinschaftsgründenden Charakter können sie aufgrund des Umfangs der eigenen Konstruktionen nicht besitzen, denn daß auch nur zwei Menschen ihre Konstruktionen gegenseitig vollständig verstünden ist schon viel verlangt, daß es eine ganze Gruppe täte ist positiv absurd. Deshalb stimmt es andererseits schon, wenn diesem transzendenten Aspekt eine gewisse Vergänglichkeit zugeschrieben wird, eine Bedeutung nur für unseren Weg.

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