Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

24. Oktober 2008

Von der Zeugung

Der 42.ste Beitrag in diesem Blog, naja, völlig unbeabsichtigt. Auch will ich hier nicht wieder mit jenem Thema anfangen, welches ich drei Beiträge zuvor ruhen gelassen habe. Nein, mich zwingt die Isomorphie, die Strukturgleichheit der geistigen Zeugung mit der fleischlichen auf dieses Terrain und zu dieser Überschrift.

Zu dieser Isomorphie ist wohl einiges zu sagen, also dazu, ob sie unerwartet oder nur allzu erwartet ist, was eine vorsichtige Formulierung der Frage ist, ob Religiösität sich aus einer möglicherweise krankhaften Erweiterung von Sexualität ergibt.

Diesen Gedanken sollte man ruhig mal eine Weile auf sich wirken lassen, denn seine Folgen sind ja nicht gerade gegenstandslos. Nichtsdestotrotz, ich muß hier fortschreiten. Die eigentliche Frage in diesem Zusammenhang lautet, das ist jedenfalls meine Überzeugung, ob eine fleischliche Zeugung in jedem Falle zweckmäßig ist, denn zweckmäßig, denke ich, ist die Welt noch überall eingerichtet. Die fleischliche Zeugung beruht auf dem Prinzip der lokalen Anpassung, sie ist eine lokale Zeugung als Resultat lokaler Gegebenheiten. Solange es um lokale Entwicklung geht, ist sie sicherlich zweckmäßig, wenn sich allerdings etwas über dem lokalen Horizont entwickeln soll, so ist die Frage durchaus berechtigt, ob dies jedesmal durch eine expansive Dynamik geschehen kann. Insbesondere stellt sich diese Frage bei sozialen Verhaltensweisen, welche erst im Rahmen einer größeren Gemeinschaft Sinn ergeben.

Ich behaupte also, daß Zeugung eine gewisse Struktur besitzt, welche sich aber in unterschiedlichen Vorgängen manifestiert.

Zur Struktur der Zeugung. Es gibt drei Substanzen, wenn man so will, und drei sie beherrschende Kräfte. Kommen diese drei jeweils miteinander zusammen, so wird ein Bewußtsein gezeugt. Die Substanzen aber sind Hoffnung (mehr als Wünsche, denn als Vertrauen auf etwas oder jemanden), Gewalt und Bereitschaft. Die zugehörigen Kräfte sind Anteilnahme, Zügelung (meinetwegen auch Züchtigung) und Treue (Ehrerweisung ist hier gemeint). Hoffnung und Anteilnahme wohnen im Herzen, Gewalt und Zügelung in den Lenden und Bereitschaft und Treue im Hinterkopf. Gewalt ist weiblich und Zügelung männlich, und so kommen sie in der fleischlichen Zeugung zusammen. Die anderen beiden Substanzen und Kräfte sind nicht geschlechtsspezifisch. Zu ihrem Zusammenkommen in der fleischlichen Zeugung läßt sich aber dieses sagen, daß jeweils eine Kraft und eine Substanz zusammen einem Geschlecht einwohnen, also zwei Kräfte vom Mann beigesteuert werden und eine von der Frau, wobei die letztere entweder Anteilnahme oder Treue ist, denn es ist unmöglich einem Menschen gegenüber Anteilnahme und Treue im Gemüte zu vereinen, entweder man nimmt an seiner Hoffnung anteil oder man verehrt seine Bereitschaft.

Es ist also in jedem Falle die Frau, welche dem Nachwuchs seine Lebhaftigkeit vererbt und in jedem Falle der Mann, welcher ihm seine Zucht gibt. Ob er hingegen seine Achtung, die Gesetze, welche ihm heilig sind, vom Vater oder von der Mutter ererbt, hängt davon ab, ob er oder sie den verehrten Teil der Paarung darstellt, denn mit dieser Ehrerweisung zusammen geht die Achtung des Verehrten in den Nachwuchs über. Diese Achtung aber ist mit Bereitschaft identisch. Vom anderen Teil erlangt er seine Treue. Und schließlich erbt er vom anteilnehmenden Teil die Anteilnahme und vom hoffenden die Hoffnung.

Alles kann man in einer Paarung also nie vererben, was aber keinen Aufruf zur Polygamie darstellen soll, schließlich funktioniert Auswahl nur, wenn etwas dabei ausscheidet, und selbst wenn man sich mit mehreren Partner paarte, in keinem Kinde würde sich all das vereinigen, was in einem vereinigt war (Inzest ausgenommen).

Nun, nachdem dies damit exemplarisch an der fleischlichen Zeugung durchgegangen worden ist, komme ich also zur geistigen. Einige mögen in ihrem Herzen die Hoffnung eines ganzen Volkes (gemeint ist einfach eine Menge von Menschen, keine Nation) spüren, und zwar wie andere die Hoffnung ihres Liebsten spüren, konkret, als etwas was da ist, in ihnen, andere die Gewalt der Welt, auf eben dieselbe Weise, und wieder andere die unergründliche Seinsbereitschaft Gottes, wiederum auf jene Art. Manche auch all dies in sich zusammen. Wenn diese nun bereit sind auf eine Zucht zu verzichten, ein Gesetz, welches die Gewalt bändigt, wenn sie sich für die Hoffnungen anderer erweichen und wenn sie bekennen, daß ihr Glück an ihrer Haltung, ihrer Verehrung, welche ihre eigene Seinsoffenheit formt, nichts ist gegen das Glück, welchen den Menschen insgesamt durch sie zukäme, so vermögen sie wohl gar einen Geist zu zeugen, welcher die Welt fortan durchzieht, und zwar als gewandelte Zucht, Anteilnahme und Ehrfurcht, welche freilich zuvor alle erst einmal geformt worden sein müssen.

Anteilnahme zu formen heißt zu erkennen, worunter Menschen leiden.

Zucht zu formen heißt zu erkennen, was menschliches (und anderes auch) Verhalten bestimmt.

Ehrfurcht zu formen heißt zu erkennen, was Menschen hilft.

Labels: