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„Daß du nicht weißt, was dir frommt, des faß ich jetzt deines als Pfand!“
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12. April 2010

Distanz und Nähe

Es geht mir hier darum, unterschiedliche Formen der Nähe von einander zu unterscheiden, die eheliche von der geschwisterlichen und elterlichen, genauer gesagt, wobei diese Bezeichnungen lediglich der besseren Anschaulichkeit halber gewählt sind und sich nicht selbst erklären.

Die unterschiedlichen Formen der Nähe ergeben sich aus der Tatsache, daß wir alle unter einander mit einander verbunden sind. Wenn diese Verbindung von der Art ist, daß ein gegenseitiges Interesse an der Existenz des jeweils anderen besteht, welche indes für die eigenen Entscheidungen weitgehend folgenlos bleibt, also lediglich Rücksicht einfordert, was nur der Fall sein kann, wenn sich die Lebensäußerungen der betroffenen Parteien in nahezu vollständig von einander getrennten Bereichen vollziehen, ist elterliche Nähe die entsprechende Form, wobei es deren Kennzeichen ist, daß man selbst dann, wenn man massiv in die Geschicke anderer eingreift, deren Schicksal kaum berührt. Von dieser Art ist insbesondere das Verhältnis des Menschen zur Natur, wobei die im Namen ausgedrückte Asymmetrie der Beziehung eine illusorische ist, und zwar stets, denn da es den jeweils anderen Teil kaum berührt, was der eine tut, schränkt sich dieser auch nicht ein, das gilt sowohl von Eltern als auch von Kindern, sowohl vom Menschen als auch der Natur, was aber nicht heißt, daß sich beide Teile nicht nahe sein könnten und ihr Wohlergehen gegenseitig fördern, ganz im Gegenteil, es heißt gerade, daß dies möglich ist.

Wenn hingegen zwischen den beiden Parteien eine unleugbare Rivalität besteht, so kommt diese Form der Nähe für sie nicht in Frage. In Frage kommt dann entweder die geschwisterliche oder die eheliche Form, wobei letztere neben allem anderen offenbar auch schon rein biologisch bedingt ist. Ob nun aber die eine oder andere Form angemessen ist, kann man darüberhinaus im allgemeinen nicht sagen, sondern muß es der jeweiligen, gesonderten Entscheidung überlassen. Was man aber tun kann, ist beide Formen zu beschreiben.

Geschwisterliche Nähe bedeutet, den anderen für das zu achten, was er ist, und sich gebührend zu verhalten.

Eheliche Nähe bedeutet, in Kauf zu nehmen, in der Beziehung zum anderen selbst ein anderer zu werden und gegen den gemeinsamen Schwerpunkt zu gravitieren. Ehe bedeutet immer Kampf, aber auch Einheit. Es ist daher kategorisch falsch Ehen zu scheiden. Man könnte es aber beiden Partnern freistellen, weitere Ehen nach eigenem Gutdünken einzugehen, eine Freiheit, welche ihnen den Ursprung ihrer Probleme sehr schnell klar machte und kaum jemals nach reiflicher Überlegung beansprucht würde.

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11. April 2010

Vom Willen Freiheit zu gewähren

Als Grundlage jeder Zivilisation wird gemeinhin das Recht angenommen, und auch ich äußerte mich diesbezüglich dahingehend, daß es eben ein Streben der meisten Menschen sei, einander grundlegende Rechte einzuräumen, welches mit ihrem Einfühlungsvermögen zusammenhinge.

Nun gibt es aber Menschen, und nicht gerade wenige, welche durchaus Einfühlungsvermögen besitzen, mit der Gewährung grundlegender Rechte aber nichts am Hut haben, und zwar weil ihnen ein gesittetes Recht des Stärkeren, also eines, welches bestimmte Handlungen als feige ächtet, mehr Gemeinwohl zu versprechen scheint als eine als unnütz erachtete gleichmäßige Rücksicht.

Es gilt hier zu verstehen, daß alle Menschen konkret dasselbe tun und ihnen konkret auch allen dasselbe gefällt, daß sie aber zu unterschiedlichem Grade für die Gestalt ihres Lebens Verantwortung übernehmen, indem sie von sich aus tun und lassen was nötig ist, um ein gesellschaftliches Umfeld zu gewähren, in welchem die freie und überlegte Gestaltung verschiedener Aspekte des Lebens möglich ist.

Was jene, welche die gleichmäßige Rücksicht nicht zu schätzen wissen, mit ihr verschmähen ist die Muße selbst, die Möglichkeit, seine Zeit unabhängig von Sachzwängen zu verleben. Wo diese aber fehlt, da sind die Menschen unschöpferisch, nicht ihr Vorstellungsvermögen bestimmt ihre Taten, sondern ihre Nachbarn.

Wenn auch nur ein Drittel der Bevölkerung von dieser direkten Art wäre, so wäre schon mit Sicherheit davon auszugehen, daß die betreffende Gesellschaft ihren geordneten Charakter verlöre.

Neben der Muße als solcher, deren Wertschätzung eben das Privatrecht gebiert, achten manche noch zusätzlich die Hoffnung und die Verbundenheit als solche.

Der Preis der Hoffnung ist die Vernunft, das Anhören der Anderen, das Erlernen des Hergebrachten, alles in der Hoffnung, daß sich aus diesem noch mehr ergebe, als durch die bisherige Betrachtung geschehen. Begriffe sind ja gerade das, ein Sein vor dem Sein, eine Beschreibung von etwas, das noch aussteht. In ihnen liegt notwendig Offenheit, und in dieser Offenheit zu sein, sie erschließen zu können, um einst ihre Entsprechungen zu finden, das ist es, was derjenige zu gewähren sucht, der sich der Hoffnung verpflichtet fühlt.

Der Preis der Verbundenheit ist die Bereitschaft zur rechtlichen Regelung des Gemeinwesens, des Festlegens von Verfahrensweisen. Sich bereitwillig in einen Gesellschaftsentwurf einzufügen ist offenbar die notwendige Voraussetzung dafür, daß Gesellschaftsentwürfe jemals umgesetzt werden, und so wie derjenige, welcher Muße gewährt, damit seiner Gesellschaft Initiative ermöglicht, derjenige, welcher Hoffnung gewährt, damit seiner Gesellschaft Wissenschaft ermöglicht, so ermöglicht derjenige, welcher Verbundenheit gewährt, seiner Gesellschaft Selbstordnung.

Wer das Wort Staat im Munde führt, sollte sich darüber im Klaren sein, daß damit eine Gesellschaft gemeint ist, welche dazu fähig ist, sich selbst zu ordnen. Die Ordnung mag dabei eine Fremde sein, will man das ausschließen, so muß man von einem demokratischen Staat sprechen. Aber unabhängig davon, wer die Ordnung ersonnen hat, ist festzuhalten, daß nur wenige Menschen nach Ordnungen suchen, um sich in sie einfügen zu können.

Jedenfalls global gesehen verhält es sich so, weshalb eine Weltregierung unmöglich auf den sozialen Trieb dieser gegründet sein kann, sondern vielmehr die Berechenbarkeit jener, welche einander noch nicht einmal Initiative ermöglichen, dazu verwenden wird, der Welt ihre Ordnung aufzuzwingen, so daß das Gesamtgebilde nicht als Staat sondern als Stall zu bezeichnen sein wird.

Biologisch gesehen ist die Idee des Staates im höchsten Grade aristokratisch. Der besseren Einordnung halber seien hier auch noch die beiden mittleren Stufen bei ihrem Namen genannt, das Reich und die Kultur.

Nun wird man zurecht einwenden, daß es in der Geschichte nicht allzu viele Ställe gegeben hat, was aber schlicht daran liegt, daß in den betreffenden Fällen auf eine Befestigung des Gemeinwesens verzichtet wurde, und freilich, welches Tier baute sich schon selbst einen Stall?

Dies läßt also keine Rückschlüsse auf die Natur der Menschen zu. Wenn man sich hingegen die verschiedenen Reiche und Kulturen vor Augen führt, so wird hinreichend klar, wie schmal der Acker ist, auf welchem man hier zu wirtschaften hat.

Über diesen verstreuten Fundstücken menschlicher Größe, jeweils ihrer Art nach beschränkt, soll ein Staat wachsen, welcher seiner geschichtlichen Verantwortung gerecht wird und sie krönend überdacht. Wenn man nicht wüßte, daß sich die Fähigkeiten der Menschen im Laufe der Zeit entwickeln, könnte man es gleich aufgeben. Ihr Wachstum setzt aber voraus, sich auf den eigenen Weg zu begeben.

Jene, welche hier schnelle Veränderung versprechen, drängen auf Stillstand. Es ist ein weiter Weg, welcher mit kleinen Schritten beginnt, sich aber schon mit diesen in eine andere Richtung entfernt, weshalb der Entschluß zur Ablösung bereits zu seinem Beginn getroffen worden sein muß.

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14. März 2010

Von der weiblich passiven Gestalt der Schicksale

Natürlich ist es allgemein weiblich, Formung zu suchen, und darüber mag es so scheinen, als ob diese Hälfte der Menschheit insgesamt in einer von Passivität und (Ereignis-)Konsum geprägten Kultur ihre natürliche Heimat gefunden hätte.

Gelten tut dies aber nur für die Bewahrerinnen, welche in der Tat stets in einer solchen Subkultur leben.

Ich will an dieser Stelle nicht der Frage nachgehen, in wiefern nicht die heutige Kultur jedem seinen angemessenen Platz zuwiese, obwohl sich an einer solchen stets eine erneuerte Rekapitulation anbietet, sondern vielmehr deutlich machen, wie sich Weiblichkeit und höhere Schicksale mit einander verbinden und wie sie sich also von jenem Klischeebild des reinen Ereignishungers unterscheiden.

Jede Frau ist natürlich ereignishungrig, allerdings unterscheiden sich ihre Erwartungen und Ansprüche. Während eine Bewahrerin damit zufriedengestellt sein wird, daß sich das sie unmittelbar Tangierende ihren Wünschen gemäß gestaltet, besteht die Gestalterin bereits auf gewissen, nicht weiter begründeten Formen, sowohl das Verhalten als auch die Einrichtung betreffend, die Entwicklerin auf Eigenständigkeit und Leistungsfähigkeit des Partners, die Berichtigerin obendrein auf dessen Einsicht und die Verkörpererin auf seinen Willen zur Verantwortlichkeit; dies alles, soweit sie weiblich passiv bestimmt sind, welchen Umstand zu kennzeichnen, sich die weibliche Nomensform anbietet.

Während sich Männer an Bewahrerinnen für gewöhnlich nicht weiter stören, auch wenn sie egoistisch in ihren Ansprüchen sind, ganz einfach, weil die Wünsche hier natürlicherweise zusammenfallen, so enerviert sie der Egoismus der Gestalterinnen für gewöhnlich sehr. Glücklicherweise ist der Egoismus der übrigen Arten indirekt und geht somit dem Konflikt in der Sache aus dem Weg.

Ich sollte vielleicht noch anschließen, daß idealerweise ein Mann nicht gänzlich männlich und eine Frau nicht gänzlich weiblich sein sollte, sondern, wenn man sich das auf einer Skala von Null bis Eins vorstellt, ein Mann bei einem und eine Frau bei drei Vierteln Weiblichkeit liegen sollte, was zu erreichen dadurch begünstigt würde, daß ein Paar anfangs symmetrisch von den jeweiligen Idealzuständen abweicht.

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19. Februar 2010

Versuch einer weiteren Unterscheidung der Menschen

Bisher habe ich die Menschen ja in fünfzehn Klassen unterschieden, nämlich einerseits der Tiefe ihrer Verantwortung und andererseits der Tiefe ihrer Not nach, welche Tiefen indes nicht dieselben Grade durchlaufen, weshalb ein Vergleich beider der Umstände bedarf, mit welchen letztere einhergeht und wo es sich dann eben herausstellt, daß die direkteste Not durch die direkteste Verantwortung nur ungenügend gelindert wird, während die letztere der mittleren Not völlig angemessen ist.

Lediglich die tiefste Not und die tiefste Verantwortung finden naturgemäß zu einander. Unabhängig davon aber, wie sinnvoll sich Not und Verantwortung in einem Menschen verbinden, erscheint ein Mensch jung, wenn seine Not tiefer als seine Verantwortung ist und alt, wenn es sich umgekehrt verhält, wobei zum Zwecke dieses Vergleichs die tiefsten drei Stufen der Verantwortung zusammengefaßt seien.

Außerdem behielt ich die Schopenhauersche Unterteilung des Intellektes in Verstand und Vernunft bei, mit den sich aus ihr ergebenden unterschiedlichen Gewichtungen.

An einer weiteren Heranziehung der Unterteilung des Denkens zur Unterscheidung der Menschen bin ich indes zunächst nicht weiter interessiert und auch nicht an all den Unterscheidungen ihrer, welche sich durch ihre charakterlichen Schwächen ergeben.

Ich interessiere mich aber für die Unterschiede, welche sich auch weiterhin in der Freude der Menschen finden.

Dort nun vermeine ich für's erste vier Pole zu erkennen, welche in Europa die Variation der Temperamente entscheidend bestimmen, nämlich Herrischkeit, Rauschhaftigkeit, Edelheit und Freundlichkeit, wobei die mittleren und äußeren beiden direkte Gegensätze von einander sind. Ich selbst würde mich dort übrigens bei rauschhaft und freundlich verorten, aber man kann seinem Temperament natürlich nicht uneingeschränkt folgen, insbesondere bei tiefster Verantwortung nicht.

Herrisch und rauschhaft beschriebe man wohl als bestialisch, herrisch und edel als würdig, freundlich und edel als artig und freundlich und rauschhaft als offenherzig.

Rauschhaftigkeit scheint sich, nicht allzu sonderbarerweise, umgekehrt proportional zur Bevölkerungsdichte zu verhalten und findet sich entsprechend häufiger in Norddeutschland als in Süddeutschland, häufiger in Skandinavien oder Rußland als in Italien oder England. Sie stellt den Naturzustand dar, aus welchem sich Edelheit durch einen Prozeß der narzißtischen Kompensation, als künstlich geformte Besonderheit in einem Meer gleichförmiger Menschen, herausbildet.

Herrischkeit hingegen verteilt sich weniger geographisch als historisch, bedingt durch die Härte des Lebens, worin auch immer sie bestehen mag, entsteht also durch Abhärtung aus Freundlichkeit.

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7. Februar 2010

Dieses und jenes zum Thema Liebe

Daß man einen Menschen für das liebt, was man an ihm schätzt, ist das eine.

Daß nicht jede Liebe möglich ist, ein zweites, welches nur den allgemeinen Sachverhalt widerspiegelt, daß das Ideale über das Schicksalhafte hinausgeht.

Aber was genau unterscheidet eine Liebesbeziehung, möglich oder nicht, von Verehrung?

Ist es nicht dies, daß der Verehrte bereits vollendet ist und einen sein Abglanz verstummen läßt, daß man es gar nicht wagt, sich ihm zu nähern, ihn mit sich zu beschweren, wohingegen der Geliebte erst zu dem werden muß, was man gleichsam hinter seiner gegenwärtigen Maske, seiner Ungeschliffenheit an Liebenswertem bemerkt und daß man sich also zunächst darüber klar werden muß, was dieses ist, damit man es dann in dem Geliebten klar zum Vorschein zu bringen vermag?

Eine Verpflichtung, welcher man sich auch bei feststehender Unmöglichkeit der Liebe nicht zu entziehen vermag. Wenn man den Geliebten auch nicht zu dem formen kann, was man in ihm spürt, dieses zu erkennen ist doch eine innere Pflicht, kann man jenem doch ohne diese Einsicht noch nicht einmal ein Freund sein, und auch nicht jenen, welche ihm gleichen.

Wir Menschen halten viel auf uns, und doch verstehen wir wenig, werden wir über mancher Kleinigkeit verwirrt, und das Bißchen Liebe, welches uns in unserem Leben begegnet, zu entschlüsseln und unser Leben diesem anzupassen füllt es wahrlich aus.

Das sage ich selbst von mir, wenngleich ich nicht mehr als den untersten Knopf am Mantel liebe und es dem Mantel wenig hilft, daß ich es tue, nur verleugnen kann ich ihn darüber nicht, er wird schon taugen, einen anderen Mantel zu schließen, einen Mantel, welcher seine Schönheit vollenden wird.

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18. Januar 2010

Über die Alltagsbilder der vier Bewußtseinsformen

Im vorigen Kapitel unterschied ich die Gesinnungen nach dem Ort des Auftretens der Motive, ob sie in der Anschauung liegen oder in der begrifflichen Erfassung oder im in der Welt Sein als solchem, wobei letzteres sich nicht durch den Gebrauch eines gesonderten Vermögens auszeichnet, sondern dadurch, das eigene Tun zu erfassen, womit man natürlich anfangen muß, um überhaupt einen Gegenstand zu haben, auf welchen sich die eigene Motivation beziehen kann. Allerdings ist das schon sehr früh der Fall, wenngleich dort das eigene Tun zunächst als Ohnmächtigkeit definiert ist, welche es zu überwinden gilt. Das Gewissen ist dabei nur ein kleiner Teil und dient rein negativen Zwecken, weshalb es bei der Unterscheidung der Gesinnungen auch keine Rolle spielt.

Das eigene Tun ist natürlich ein konkret gegebenes Objekt, liegt aber nicht auf dieselbe Weise in der Anschauung, wie es die üblichen konkret gegebenen Objekte tun, was man freilich auch von den sozialen Beziehungen sagen kann, welche in ihrer Realität noch konstruierter sind, deren Vorhandensein aber in geringerem Maße von der eigenen Aktivität abhängt. In allen Fällen gibt es Idealbilder, welche sich auf ihre Objekte beziehen, und in allen Fällen sind diese Idealbilder sowohl begrifflich als auch anschaulich, allerdings im ersten stets direkt begrifflich, während im heroischen Falle die meisten Idealbilder auf begriffliche Konstrukte gehen, welchen nur zu einem kleinen, aber fundamentalen Teil, anschauliches Erleben zu Grunde liegt, etwa wenn Fragen der Gerechtigkeit betroffen sind. Die Idealbilder beschreiben Verhältnisse an Beispielen, welche es zu erlangen gilt. Im Falle der indirekten Bilder sieht das so aus, daß ein die Dinge Geordnetwissen zum Beispiel wird, wobei die Idealität der Ordnung sich nicht in ihrem Objekt zeigt, sondern nur von oben her verständlich ist. Es ist der Trieb zur Ordnung, welcher sich dort entspricht. Daher kommt es dann auch, daß zwei Menschen dieselbe Ordnung erleben und sie unabhängig von ihrer beiden Wesen, einzig aufgrund unterschiedlicher Deutung dieser Ordnung, ganz unterschiedlich bewerten können, während die direkt abgebildete Schönheit von allen erkannt wird.

Im philosophischen Falle schließlich liegt es nahe, dasselbe vom Verhalten eines einzelnen Menschen zu sagen, daß es auch von der Deutung abhängt, ob es seinem Ideal genügt oder nicht, denn schließlich gibt es hier überhaupt kein Tun, in welchem sich die Idealität direkt zeigen würde. Das ist aber nicht so, denn hier gibt es einen Ersatz für die sich direkt zeigende Idealität, nämlich den eigenen Seelenfrieden, das eigene Ertragen des eigenen Verhaltens, welches sich ja wieder im eigenen Tun zeigt, also daß man zaghaft bei allen seinen Verrichtungen wird und dergleichen. Wenngleich hier also auch die Idealität willkürlich in der Luft zu hängen scheint, wird sie doch auf unbewußte Weise durch das eigene Wesen gestützt bis schließlich der Punkt erreicht ist, an dem man versteht, was das eigene Wesen ist und in welchen Taten es sich ausdrückt.

Nach dieser Rekapitulation, welche zur Vermeidung folgender Verwirrungen nicht unwichtig gewesen sein dürfte, werde ich nun also zu den vier verschiedenen Bewußtseinsformen übergehen, welche ich zuvor durch ihre Abschlußpunkte charakterisiert hatte.

Zunächst haben wir dort denjenigen, welcher die Welt als das versteht, was sie zu sein scheint, mit anderen Worten deutet und begreift er sie wohl, ist sich dessen aber nicht bewußt. Er zeichnet sich durch emotionale Involviertheit aus und durch seine auf konkrete Veränderungen und Unterschiede gerichtete Aufmerksamkeit. Es ist dies ein Typus, welcher heroisch gesinnt zumeist recht froh durch's Leben geht, materialistisch gesinnt oft streitet und philosophisch gesinnt ruhig bis betrübt ist.

Als zweites haben wir denjenigen, welcher sich der Bedeutung von Ordnungen und Leitgedanken bewußt ist, allerdings ohne sich der Macht der Begriffe bewußt zu sein. Dieser ist oftmals fanatisch und rücksichtslos, außerdem auf unangenehme Weise beschränkt, uneinsichtig und ein ausgesprochener Träumer und Phantast, welcher wohl in seiner Begeisterung auch mitzureißen vermag. Es ist dies ein Typus, welcher heroisch gesinnt zur Politik neigt und dort zur aristokratisch-militanten Sorte, zumeist reaktionär genannt, welches indes ein historisch zufälliger Begriff ist. Materialistisch gesinnt ist er für gewöhnlich in seinem Element und äußerst produktiv, und philosophisch gesinnt ist er zerfahren und unstet.

Als drittes haben wir denjenigen, welcher um die Macht des Fortschritts und der Begriffe weiß, allerdings ohne sie auf endgültige Ziele zu beziehen. Der nun ist offen und neugierig, zugleich biegsam und sachlich. Es ist dies ein Typus, welcher heroisch gesinnt zumindest in Ansätzen zur Hochstapelei und/oder zum Absolutismus neigt, materialistisch gesinnt, wiederum in Ansätzen, zur Eigenbrötlerei und philosophisch gesinnt zum getriebenen Genius.

Und als viertes haben wir schließlich denjenigen, welcher all dies in bewußten Bezug auf sein Wesen setzt. Dieser ist gefestigt, gelassen, unerschrocken und unnachgiebig. Es ist dies ein Typus, welcher heroisch gesinnt ein Selbstdarsteller mit Vorbildfunktion ist. Materialistisch gesinnt ist er staatsmännisch bedacht und philosophisch gesinnt ist er... ein Fremder.

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2. Januar 2010

Über die Alltagsbilder der drei Gesinnungen

Meine bisherige Behandlung der drei Gesinnungen, also der materialistischen, der heroischen und der philosophischen, welche sich so auch schon bei Platon finden, wenngleich dort etwas anders in bezug gesetzt als bei mir, ist im wesentlichen abstrakt gehalten, ohne das Bedürfnis sie zu veranschaulichen, welches ich nun allerdings verspüre, und zwar zu dem Zweck an Wesensgemälde diverser Autoren anzuknüpfen, und sie auf diese Weise auf ihren wahren Kern zurückzuführen.

Beginnen wir mit der materialistischen Gesinnung. Die Verhaltensweise eines materialistisch gesinnten Menschen zeichnet sich dadurch aus, daß er zuvörderst darauf achtet, in welchem Verhältnis er zu seiner Umwelt, meistens natürlich anderen Menschen, da ja kaum einer heutzutage isoliert lebt, steht und seine Gedanken sich fast ausschließlich darum drehen, wie er in Verhältnisse eintreten kann, in welchen er gerne stehen würde und wie er es zu Stande bringt, auch weiterhin in Verhältnissen zu stehen, welche ihm gerade gefallen. Dabei legt er großen Wert auf Erscheinung und besitzt ein großes Talent zu raschen Entschlüssen und Handlungen, allerdings zu Lasten seiner Fähigkeit langfristig zu planen, welches bei ihm darauf hinausläuft, so lange wie möglich an geschätzten Verhältnissen festzuhalten.

Die Denkweise eines materialistisch Gesinnten ist eher auf Verstand als auf Vernunft gebaut (gemäß Schopenhauers Terminologie), er besitzt oftmals ein großes Interesse an für ihn außergewöhnlichen Phänomenen und ist gut darin, viele Details solcher Phänomene auf einen Schlag festzuhalten und sie vorläufig zu ordnen. Seine Begrifflichkeit ist allerdings zumeist kurz, geht also meistens auf unmittelbare Zusammenhänge, und er hat auch kein ihm innewohnendes Interesse an der Ästhetik von Begriffsgebäuden, sondern ist dem Nutzen als leitendem Architekturprinzip verpflichtet. Schönheit liegt für ihn in der Anschauung und im Haben, nicht dahinter.

Das Spektrum materialistisch Gesinnter reicht von sehr primitiven Naturen bis hin zum Idealtypus des abgeklärten, überlegenen Verkörperers menschlicher Güte und Größe.

Nun zur heroischen Gesinnung. Die Verhaltensweise eines heroisch gesinnten Menschen zeichnet sich dadurch aus, daß er zuvörderst darauf achtet, Ehrbegriffen, welche er besitzt, zu entsprechen. Dabei ist er in der Lage eine gigantische Anzahl von Regeln und Konsequenzen zu beachten und fällt entsprechend durch seine Umsicht auf, ebenso wie auch durch seine lange Entwicklungszeit, da er sich in der Regel ein umfangreiches Programm vorgibt. Leider ist diese Fähigkeit zur Befolgung umfangreicher Regeln zumeist mit einer erschreckenden Unfähigkeit, ihren Sinn zu bewerten, verbunden.

Die Denkweise eines heroisch Gesinnten ist hochgradig ästhetisch zu nennen, er folgt in seiner begrifflichen Arbeit einem diffusen Gefühl für Ordnung und Schönheit und benutzt fast ausschließlich seine Vernunft und nicht seinen Verstand. Entsprechend ist sein ganzes Urteilen nichts anderes als ein Abspulen von Definitionen und entsprechend anfällig ist er für neurolinguistische Programmierung. Schönheit ist für ihn letztlich ein gemeinsam gelebter Wahn.

Wenn heroisch Gesinnte in relativer Einsamkeit leben, entwickeln sie zumeist eine unnatürliche Sammelwut und den Wunsch sich durch ihre gesammelten Habseligkeiten mitzuteilen. Letztlich geht die gesamte russische Gartenkultur darauf zurück; in England ist es auch nicht anders, nur weniger einleuchtend, wobei der Fehler darin liegt zu denken, daß man in einer Stadt nicht einsam sein könnte. Ich hätte also auch Briefmarkensammler anführen können.

Und schließlich zur philosophischen Gesinnung. Die Verhaltensweise eines philosophisch gesinnten Menschen zeichnet sich dadurch aus, daß er zuvörderst darum bemüht ist, den Widerspruch der eigenen Existenz aufzulösen. Dabei ähnelt er in seiner begrifflichen Arbeit dem heroisch Gesinnten, welche Ähnlichkeit er wohl manches Mal zu leugnen geneigt ist, unterscheidet sich aber von jenem darin, daß er ein wiederkehrendes Bedürfnis zur begrifflichen Reduktion verspürt, also das eigene Begriffsgebäude abzureißen, um es geläutert wiederauferstehen zu lassen. Die größte Schwäche des philosophisch Gesinnten besteht in eben dieser Unfähigkeit auszuharren, darin, daß er unfähig ist, in der Zeit zu existieren und er ganz eigentlich am liebsten in einem einzigen Augenblick zusammenflösse.

Die Denkweise eines philosophisch Gesinnten ist wesentlich reflektiv und zu einem großen Teil unbewußt, in sofern die Wiederauferstehung der vormaligen Einsichten außerhalb jedes Bewußtsseins liegt. Letztlich aber erreicht sie einen Grad, an welchem sie beginnt sich zu genügen und versteift sich dann zusehends, dabei zugleich subjektiv an Relevanz verlierend, wie eine letzte abgeworfene Haut.

Schopenhauer spekulierte auf einen Zusammenhang zwischen Breitköpfigkeit und materialistischer Gesinnung, im Gegensatz zu Langköpfigkeit und heroischer Gesinnung. Der mag bestehen und paßt auch gut zu dem, was ich bezüglich der Evolution des Menschen geschrieben habe, also dazu, daß die heroische Gesinnung aus Südostasien schließlich während des Neolithikums in Europa eintraf. Es ist jenseits allen Zweifels klar, daß die materialistische Gesinnung älter als die heroische ist, und daß die heroische Gesinnung in Reinform eine immense Gefahr für eine Gemeinschaft darstellt, während die materialistische Gesinnung wie gesagt lediglich indirekt über Machtkämpfe und langfristige Inflexibilität das Wohl einer Gemeinschaft gefährdet.

Daß hingegen die philosophische Gesinnung die älteste ist, ist doch eine sehr gewagte These, welche allenfalls durch die Betrachtung der mit ihr assoziierten Form der Religiösität gestützt werden kann, denn jene ist in der Tat die älteste, nur mag es so sein, daß die materialistisch Gesinnten sich anfangs in religiösen Fragen zurückgehalten haben, sie also unbestimmt ließen. Und dies ist auch am wahrscheinlichsten, also daß es eine Protogesinnung gab, welche in praktischen Belangen materialistisch zu nennen wäre, allerdings ohne vollständig entwickelte eigene Ästhetik und Selbstbild, denn aus dieser Offenheit heraus entspringt von ganz alleine die Wahrheit. Wahrscheinlich handelt es sich bei den philosophisch Gesinnten schlicht um Fälle der Wiedererlangung jener Offenheit, bedingt vielleicht durch eine Unentschlossenheit der materialistischen und heroischen Anteile. Und so wie man den Taoismus als Bändigung einer übermäßig heroischen Bevölkerung verstehen kann, handelt es sich bei den semitischen Hochreligionen um Zügelungen übermäßig materialistisch gesinnter Bevölkerungen, was sich insbesondere am Bildverbot festmachen läßt, wobei im Falle des Christentums mehr die Kirche als die Schrift davon betroffen ist, welche philosophisch zu nennen ist.

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27. Dezember 2009

Von den Stufen des Verfalls einer Kultur

Ich habe mich ja bereits über das Entstehen einer neuen Kultur ausgelassen und muß hier folglich nur noch die Verfallsstufen nachreichen, um den gesamten Lebenszyklus einer Kultur beschrieben zu haben.

Am Verfall einer Kultur sind die heroisch gesinnten Menschen schuld, das leuchtet sofort ein, denn philosophisch oder materialistisch gesonnene Menschen können einfach wenig falsch machen, und schließlich sind es auch die heroisch gesinnten Menschen, welche für die Dynamik des Aufstiegs einer Kultur verantwortlich sind.

Wie bereits beschrieben, haben Gestalter den Geist einer Kultur während ihres Aufstiegs in Monumenten fixiert, und dieser Geist macht, daß die verschiedenen Teile einer Kultur sinnvoll zusammenarbeiten. Auf ihrem Höhepunkt entbrennen dann Machtkämpfe, und es findet ein beträchtlicher Mißbrauch von in gutem Glauben erbrachten Vorleistungen statt.

Dadurch entsteht eine Spannung, welche die Reinheit der heroischen Gesinnung belastet. Diese Reinheit ist aber die, daß der heroisch Gesinnte nach Dankbarkeit verlangt. Wenn sie verloren geht, wird die Dankbarkeit durch Ansehen ersetzt, was sich dadurch bemerkbar macht, daß die heroisch Gesinnten anfangen sich zu rechtfertigen, zu welchem Verhalten derjenige, welchem es um Dankbarkeit geht, keine Veranlassung hat.

Wenn dies passiert, hören die heroisch Gesinnten auf, dem Geiste einer Kultur nach produktiv zu sein, erbringen also keine Vorleistungen mehr oder führen Vorleistungen nicht mehr sinnvoll weiter, und die Kultur verliert ihre Funktionstüchtigkeit und zerfällt schließlich.

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15. Dezember 2009

Vom aktuellen Stand der Spekulation über die soziale Evolution des Menschen

Ich kann nicht umhin meine Überraschung darüber einzugestehen, daß ich mich, indem ich mich darum bemühte wissenschaftlicher zu werden, von dem wahrscheinlichen Hergang der sozialen Evolution des Menschen entfernt habe und nun an dem Punkt angelangt bin, daß mir meine ursprünglichen Ideen von transzendent vererbbaren Einsichten und dergleichen den wahren Verlauf der Geschichte sehr gut zu treffen scheinen.

Oder, um das prominenteste Beispiel konkret herauszugreifen, es ist ein Irrtum zu glauben, daß die Europäer sich in Intelligenz oder Sozialverhalten deswegen von den Afrikanern unterscheiden, weil sie durch eine feindliche Umwelt dazu gezwungen wurden. Vielmehr haben sie schrittweise ein differenzierteres Sozialverhalten entwickelt, den letzten, und für die heutige Zeit bedeutensten Schritt in Südostasien, wahrscheinlich in Indonesien, nicht weil sie es mußten, sondern aus einer Laune der Natur heraus, welche sich letztlich nur dadurch erklärt, daß es eine ordnende Kraft hinter der Evolution der Menschen gibt, welcher es um Effizienz geht.

Das ist nicht Wunschdenken, sondern die These, welche sich am besten mit den Beobachtungen deckt.

Ursprünglich ging es dem Menschen nur darum, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und ihnen nachzukommen, oder jedenfalls ab einer Phase, ab welcher wir befugt sind, im eigentlichen Sinne von Menschen zu sprechen, wobei ich an dieser Stelle nicht über eine mögliche psychopathische Vorstufe dieser Phase diskutieren möchte. Die Leistungen so gesonnener Menschen richten sich vornehmlich darauf, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern, beispielsweise Boote zu bauen, um über's Wasser zu kommen. Es ist ihnen aber fremd von irgendwelchen zukünftigen Einrichtungen zu schwärmen. Genau dies aber, ein akzentuiertes Gefallen an der Ordnung der eigenen Umwelt, entwickelte sich dann als zweites und äußerte sich alsbald auf die ihm natürliche Weise in Monumenten gleich welcher Art. Und zuletzt, eben in Indonesien, entwickelte sich der Typus des modernen Menschen, welchem es nur darum geht, daß er was zu sagen hat, daß andere ihn anerkennen, daß er Teil einer Hierarchie sein darf.

Man mag diesen letzten Typus mit Fug und Recht den erbärmlichsten nennen, wenngleich heute vor allem der zweite Typus damit zu kämpfen hat, daß ihm faschistoide Tendenzen vorgeworfen werden, aber es ist ganz offensichtlich, daß in der Tat jene Gesellschaften keine Probleme damit haben an die Moderne anzuschließen, welche genügend Männer aufzuweisen haben, welche aus jenem Samen, der Haplogruppe K des Y-Chromosoms, hervorgegangen sind und die Erklärung dafür ist natürlich, daß diese Idioten nunmal ungemein nützliche Werkzeuge in den Händen von Leuten sind, welchen es darum geht, Menschen zu ihren Zwecken zu mobilisieren.

Ich sollte an dieser Stelle vielleicht auch noch darauf hinweisen, daß die Feindschaft zwischen zwei Männern um so größer ist, desto näher sie verwandt sind. Es waren die Mitglieder der Haplogruppe R, welche die Mitglieder ihrer Schwestergruppe Q vom amerikanischen Kontinent tilgten und es sind die Mitglieder der Haplogruppe I, welche übrigens überall nur eine Minderheit stellen, welche der Idee des nordischen Kulturbringers am nächsten stehen und sich auf diese Weise gegen ihre Schwestergruppe J wenden.

Dieser letzteren Feindschaft ist es also zu verdanken, daß Europa heutzutage ideologisch entkernt ist, was eine große Gefahr darstellt, da auf diese Weise der moderne Typus von Kräften ins Werk gesetzt wird, welchen es nicht um das Gemeinwohl geht, und dieses ist zwangsläufig, die Natur hat den modernen Typus ja nur aus dem Grund in die Welt gesetzt, damit er von den lokalen so genannten materialistschen, ordnungsliebenden Menschen gebraucht werde. Jeder anderweite Gebrauch ist ein Mißbrauch und zum Schaden der Gesellschaft, wobei zu dieser natürlichen Verwendung freilich auch gehört, daß von Zeit zu Zeit ein philosophisch gesonnener, also ursprünglicher Mensch, etwaige Entgleisungen durch Appelle an eben jene heroisch gesonnenen, modernen Menschen korrigiert oder auch eine neue Ära einleitet; es ist diesbezüglich zwischen Administration und Lenkung zu unterscheiden.

Progressivität freilich ist eine Ordnung, genau wie offene Schöpferischkeit alias Bereitschaft. Und als solche müssen sie von materialistisch gesonnenen Menschen in die Welt gebracht werden. Bei ersterer ist dies zum Beispiel durch die Schöpfer der gotischen Kathedralen geschehen. Es braucht Monumente, und es braucht Einrichtungen, in welchen diese Ordnung gelebt wird. Dem voran geht zum einen die Einsicht, daß die Möglichkeit zu solcher Umgestaltung der Welt besteht, und zum zweiten dann die Begeisterung für die Sache. Die Ausbreitung dieser beiden Dinge ist in einem transzendenten Akt begründet und nicht in einem mechanischen.

Ich denke, daß es sich im allgemeinen so verhält, ja, daß einige von uns nur zu dem Zweck leben, die Möglichkeit ihres Strebens einzusehen, was eingedenk der Natur aller Einsicht ein hochgradig indirekter Prozeß ist, nämlich zu erkennen, daß die allseitigen Beschränkungen an der gewünschten Stelle Raum offen lassen, daß also die Begeisterung nicht unbedingt einer gesellschaftlichen Ordnung gelten muß. Aber an dieser Stelle genügt es solche Begeisterungen zu betrachten.

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13. Dezember 2009

Versuch einer geschichtlich-religiösen Einordnung der Gesinnungen

Es gibt Beziehungen zwischen Lebensweise und religiösen Tendenzen, zum Beispiel, ich mag es hier schon irgendwo erwähnt haben, führt eine stark auf Besitz ausgerichtete Lebensweise zum Glauben an Geister, und zwar deswegen, weil der Besitz zu festen Bezugspunkten wird, von denen man ja weiß, daß sie die eigene Existenz überdauern werden, so daß sich unterbewußt der Gedanke verfestigt, daß Existenzen in der Welt herumspuken könnten, was nicht logisch scheint, wenn ich es so sage, aber vielleicht erscheint es ja logischer, wenn ich darauf hinweise, daß ein Teil der eigenen Seele an diesen Gegenständen klebt und also überdauere und in der Welt herumspuke.

Andererseits, wenn wir hier schon beim Thema sind, läßt es sich nicht verleugnen, daß der Ahnenglaube mit jenen Kulturen verbunden zu sein scheint, deren männliche Träger aus der Haplogruppe K des Y-Chromosoms hervorgegangen sind, wahrscheinlich irgendwo in Indonesien oder Papua Neuguinea, wo man ihn ja auch heute noch findet, ebenso wie bei den Amazonasindianern und ja auch sporadisch in Mitteleuropa.

Auch stellt sich die Frage, welche Eigenschaft es diesen Menschen wohl ermöglicht hat, sich derart erfolgreich auszubreiten, wenngleich nicht ausschließlich, denn man findet allenorts, daß sich die Träger älterer Kulturen recht gut halten konnten.

Nach dem Vorangegangenen bietet es sich zunächst einmal an, Ahnen- mit Geisterglauben zu vergleichen, wobei, um hier die nötige Klarheit zu schaffen, mit Geisterglauben beispielsweise der frühe Glaube der Römer gemeint ist, wo sich die Gegenstandsgebundenheit auch sehr deutlich zeigt.

Nun, setzt man schlicht statt Besitz Klanmitglieder, so kommt man wohl zum Ahnenglauben, wobei beides wohl besser als Neurose denn als Religion beschrieben ist. Stellt sich nur noch die Frage, warum sich einer wohl statt auf Besitz auf Klanmitglieder bezöge. Das freilich ließe sich dadurch beantworten, daß er eben von der heroischen Gesinnung sei.

Die heroische Gesinnung mag also irgendwann einmal in Indonesien oder Papua Neuguinea entstanden sein, und zwar, wenn wir annehmen, daß die anderen Gesinnungen auch einmal auf dieselbe Weise entstanden sind, als letzte.

Damit hätten wir also diesen Fall behandelt, und somit stellt sich natürlich die Frage nach der Verallgemeinerung auf die anderen beiden Fälle. Fragen wir also zunächst einmal wieder, wie wohl die Religiosität der beiden auszusehen hat.

Die materielle Gesinnung hängt ja an der Welt in ihrer Gänze, und zwar als eigene Umwelt, und es geht ihr also um deren Formung, und ihr Gott ist somit ein herrlicher, ein idealer. Da muß man nicht lange suchen, und man hat in den männlichen Nachkommen der Haplogruppe F, ausgenommen natürlich jene der Haplogruppe K, die Träger dieser Gesinnung gefunden, womit diese Gesinnung also die mittlere wäre.

Fragen wir aber zunächst wieder, wie denn die Religiosität der philosophischen Gesinnung aussehen sollte. Nun, natürlich stünde hier die Weltseele im Mittelpunkt, was sich schamanistisch, pantheistisch oder sonstwie ausdrückte.

Betrachten wir daraufhin die vorhandenen Kulturen, so ist dies wohl tatsächlich die ursprüngliche Gesinnung, also jene, welche von allen männlichen Nachkommen der Haplogruppe A ausschließlich jener der Haplogruppe F getragen wird.

Anmerkung. Wenn man die zuvor von mir beschriebenen dem Zwang geschuldeten Sozialverhalten mit dem Y-Chromosomstammbaum vergleicht, müßte man den asiatischen Zweig mit der Aufspaltung der Haplogruppen N und O beginnen lassen. Den europäischen Zweig allerdings kann man nirgends in diesem Baum anknüpfen. Indes könnte man ihn an den mtDNA-Stammbaum an der Stelle der Haplogruppe N anknüpfen, nur liegt deren Entwicklungsgebiet in Südasien und die Verhältnisse dort unterscheiden sich nur wenig von denen in Afrika, so daß sich der Zwang nicht recht erschließt, was aber natürlich nicht heißt, daß es nicht doch irgendeinen Zwang gegeben hätte, beispielsweise durch konkurrierende Hominiden.

Auch muß man darauf hinweisen, daß das asiatische Sozialverhalten der heroischen Gesinnung schon sehr ähnelt, jedenfalls in seinen Auswirkungen, in seinen Motiven mag man da noch einen Unterschied erkennen, so daß das Gerede davon von meiner Seite reine Spekulation ist. Und wenn man schon damit anfängt, jene Dreifaltigkeit auf die der Gesinnungen zurückzuführen, so läßt sich Prinzipientreue durchaus auch mit der materialistischen Gesinnung und ihrem Anteil an der eigenen Umwelt in Verbindung bringen, denn schließlich wird jene zu einem guten Teil durch die Sitten bestimmt. Das Problem ist ja auch, daß niemand nur heroisch, materialistisch oder philosophisch ist, sondern daß die Gesinnung lediglich die Dominanz anzeigt, so daß man unter keinen Umständen per se ausschließen könnte, daß es sich bei der Liebe des Prinzips nicht um die Liebe dessen, was das Prinzip bewirkt, handelt, womit die Frage in diesem Punkt darauf zurückgeführt wäre, ob der eigenen Motivation Einsicht zugrunde liegt oder nicht. Wenn ich das jetzt so erwäge scheint mir ersteres der Fall zu sein, wenngleich es eine angeborene, eine intuitive Einsicht ist, welche die Umstände ihrer Gültigkeit voraussetzt, bei den Europäern die Möglichkeit die Regeln zu bestimmen und bei den Asiaten die Möglichkeit seinen Mitmenschen zu vertrauen, welche dann der Gesinnungsveranlagung den Weg öffnet.

Allerdings läßt sich davon sprechen, daß es einer Gesellschaft am materialistischen, heroischen oder philosophischen Element mangelt und keine Veränderung der Umstände kann daran etwas ändern, sondern nur eine Veränderung der Zusammensetzung der Bevölkerung, womit ich nicht gesagt haben will, daß es nicht möglich wäre ein Element zu unterdrücken oder zu vergiften. Insbesondere wohnt dem heroischen Element die Gefahr inne, daß es, wenn es die anderen Elemente einmal erdrückt hat, überhaupt keine Rücksicht auf die (menschliche) Natur mehr nimmt und sich in jedem Mist, den es anzettelt, gefällt. Die natürliche Rolle des heroischen Elements ist die des Schmieröls zwischen Idee und Verwirklichung, dem philosophischen Element und dem materialistischen. Die möglichen Mängel insgesamt gestalten sich wie folgt.

Mangelt nur das philosophische Element, so besteht langfristig die Gefahr der Selbstentfremdung. Mangeln philosophisches und materialistisches Element, so besteht schon nach kurzer Zeit die Gefahr der völligen Zerstörung des eigenen Lebensumfeldes. Mangelt nur das materialistische Element, so wird die Gesellschaft durch innere Machtkämpfe zerrüttet. Mangelt nur das heroische Element, so lahmt die Entwicklung einer Gesellschaft. Den gleichzeitigen Mangel von philosophischem und heroischem Element gibt es real nicht, denn da fehlte der Bezug zum Leben völlig. Und mangeln heroisches und materialistisches Element, so gibt es noch nicht einmal den Wunsch nach gesellschaftlicher Entwicklung.

Da das materialistische Element in Europa zur Zeit unterdrückt wird, gliche Europa Asien, wenn die Europäer nur dieselbe intuitive Einsicht in das Wesen ihrer Mitmenschen besäßen wie die Asiaten. Die fehlt ihnen allerdings, und das wird auch zunächst so bleiben, da die jetzige Lage nicht sonderlich vertrauenerweckend ist.

Übrigens lassen sich Gefahren natürlich auch bändigen, nur braucht es dazu eben einen Dompteur, weswegen das rechte Gleichgewicht einer Gesellschaft ihr höchstes Gut ist. Wie weit so eine Bändigung gehen kann, sieht man recht gut am historischen Beispiel Chinas.

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28. November 2009

Präzisierung der Bedingtheit

Ich bin nicht ganz zufrieden mit der Bestimmung der drei Weisen der Bedingtheit und werde mich im folgenden um größere Präzision bemühen.

Es macht einen Unterschied durch die körperliche Gegenwart der Welt bedingt zu werden oder durch die Weisen, in welchen man sich mit ihr beschäftigt. Diese Weisen subsumieren eine jegliche mögliche Beschäftigung unter sich, sie bilden die Sprache der trachtenden Beziehungen zur Welt. M.a.W. haben wir es einmal mit dem Spielfeld und den Spielregeln zu tun und einandermal mit den Spielzügen und den Spielzielen.

Dies war der Ansatz, welchen ich bisher verfolgt hatte. Allerdings stellt sich die Frage, in wiefern man durch die Beschäftigungsweisen wirklich bedingt wird: beschränkt ja, aber bedingt? Kann einen etwas, was einen definiert, im Anschluß noch in der eigenen Existenz bedingen?

Nein, ich denke nicht. Bedingt wird man allerdings durch die Beschränkung der übrigen, nur läßt sich die nicht von der körperlichen Gegenwart der Welt unterscheiden.

Wenn man diese Unterscheidung retten will, wofür es zwingende Gründe gibt, so muß man die Bedingtheit durch die Gegenwart der körperlichen Welt im Hinblick auf die Beschäftigungsweisen in zwei Fälle unterscheiden, nämlich zum einen in die Gelegenheit zur Beschäftigung und zum anderen in die Gestaltung der Beschäftigung.

Dabei gibt es natürlich nur eine körperliche Welt, aber in ihr gibt es gesetzmäßiges und zufälliges, und dieses zufällige hat den Charakter der Verbindung verschiedener Ereignisstränge, während das gesetzmäßige den Charakter des Gleichgewichts hat, und beides bedingt.

Daß die Verbindung verschiedener Ereignisstränge den Weg von der Willkür zur Rücksicht darstellt ist, denke ich, einleuchtend. Und das Gleichgewicht hatte ich der Entropie nach diametralisiert, als formgebende und -nehmende Flutung, was freilich nicht per se einleuchtet, sondern auf anderen Betrachtungen beruht.

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26. November 2009

Betrachtungen zur Genesis des menschlichen Sozialverhaltens

Nach dem letzten mehr oder weniger sinnvollen Ausflug in den Anschein der Realität, möchte ich die dort verwendete Erklärung menschlicher Unterschiede noch einmal mit meinen früheren Vorstellungen vergleichen und insbesondere auf Unterschiede in der jeweiligen Genesis hin betrachten.

Bei den zuletzt beschriebenen Unterschieden war es die Umwelt, welche auf die Menschen einen Zwang ausgeübt hat, sich auf bestimmte Weisen zu verhalten, bis schließlich jemand in den diesem Zwang geschuldeten Verhaltensweisen einen Wert an sich gesehen hat.

In gewisser Weise ähnelt dieser Vorgang dem Vorgang der Erschließung eines neuen Organs, wie ich ihn vor nicht allzu langer Zeit dargestellt hatte. Nur ist es hier kein neues Organ, sondern eine neue Form des Zusammenlebens, welche zu erschließen wäre - wenn sie denn erschlossen würde.

Letzteres gilt indes nur in dem Sinne, daß die eigenen Idealvorstellungen ja stets erschlossen werden und dies ein Teil dieser ist. In diese hineingeraten ist es aber durch keine menschliche Übung. Freilich ist dabei nicht ganz klar, wann genau es in diese hineingeraten ist. Subjektiv würde sich es ja immer so darstellen, daß einem irgendwann aufgegangen wäre, wie schön das eigentlich ist, was freilich nichts anderes ist als zu verstehen, daß man sich mit seinem Gefallen identifiziert, sich also nicht von ihm lösen kann. Anschließend fände man dann wohl auch andere Dinge, welche man auch schön fände. Ob jenes nun bereits vor diesem Moment der Identifikation eine Idealvorstellung gewesen ist oder nicht, läßt sich also nicht sagen.

Wie immer sich das aber auch verhalten mag, ein so erweiterter Mensch wird nun seinen Mitmenschen etwas voraus haben, nämlich sein Leben zu genießen und es nicht mehr nur als Last zu empfinden. Er hat es gelernt, die Anpassung an den Zwang zu lieben, und wenn dieser Zwang nur lange genug weiterhin anhält, so würde sich seine Erweiterung als evolutionärer Vorteil auch auf rein geschlechtlichem Wege schließlich durchsetzen.

Das ist also die eine Klasse von Erweiterungen. Kehren wir nun zu der anderen zurück.

Ich habe mich zuletzt gefragt, ob Bereitschaft, oder nennen wir es jetzt einmal offene Schöpferischkeit, nicht auch einem Zwang geschuldet ist, nämlich der Vereinzelung bei gleichzeitigem Reichtum, dem Zwang Verantwortung für sein soziales Umfeld zu übernehmen.

Wenn man es will, kann man Progressivität natürlich auch so auf einen Zwang zurückführen, dem Zwang für die ferne Zukunft Verantwortung zu übernehmen. Aber - was für Zwänge sind das?

Gelegenheiten sind es. Indes spielte es keine Rolle, ob etwas ein Zwang oder eine Gelegenheit ist, solange die Erweiterung einen klaren Vorteil gegenüber ihren Alternativen darstellte. Nur scheinen Gelegenheiten, welche einen klaren Vorteil für den Einzelnen darstellen, durchweg flüchtiger Natur zu sein. Wie also brächte man andere dazu mitzumachen, wenn ihnen selbst das ganze nichts bedeutete?

Durch Appelle an die Vernunft, so daß sie sich selbst gezwungen sähen. Theoretisch, doch die Praxis ist eine andere. Bisher geschah es nicht, noch wird es je geschehen.

Was auch davor passiert, die Menschen werden reihenweise anfangen sich mit einer Form des Gefallens zu identifizieren.

Allerdings ist diese Form auch viel spezieller und nicht ein Gefallen an einer Art von Dingen, wie es bei der ersten Klasse der Fall war.

Die Besonnenheit liegt natürlich vor einer Erweiterung des Gefallens am rechten Verhalten, oder, um es genauer zu sagen, handelt es sich bei diesem Begriff um eine retrospektive Verortung des menschlichen Gefallens an seinen Verhältnissen im Bereich des rechten Verhaltens, was die Begründung freilich auf den Kopf stellt, denn ein rechtes Verhalten ist selbstverständlich stets selbst ein Umstand, an welchem man Gefallen hat. Zur Besonnenheit muß man einen Menschen also nicht aufrufen, es genügt ihn daran zu erinnern.

Auch die Bürgerlichkeit sollte vor einer solchen Erweiterung liegen, was allerdings auf Grund emotionaler Verkrüppelung manchmal auch anders sein mag.

Die Progressivität liegt, wie bereits erwähnt, zwangsläufig dahinter. Verkrüppelung bei höheren Formen des Gefallens mag übrigens auch durchaus nützlich sein, um nicht über die Prioritäten ins Unklare zu geraten. Andererseits liegt darin natürlich stets die Gefahr der Unachtsamkeit.

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16. November 2009

Versuch einer empirisch fundierten Beschreibung der charakterlichen Unterschiede der Menschen

Meine bisherige Klassifikation der menschlichen Charaktere folgt, wie gesehen, aus rein spekulativ logisch psychologischen Erwägungen. Ich möchte dem hier einmal entgegenstellen, wie mir die Unterschiede in den menschlichen Charakteren aus oberflächlicher Betrachtung der Menschen unterschiedlicher Regionen der Welt erscheinen, wobei ich es mir aufgrund meines Erfahrungshorizontes natürlich nicht erlauben kann, Menschen außerhalb Europas binnenzudifferenzieren.

Beginnen wir am besten mit der Binnendifferenzierung Europas, also was die Europäer von einander trennt, ungeachtet dessen, was ihnen gemein ist, denn eine solche Betrachtung läßt sich, denke ich, vorzüglich an den vorherigen Beitrag anknüpfen.

Dort hatten wir ja gesehen, daß sich die Europäer bezüglich der Jägerkulturen, aus welchen sie hervorgegangen sind, unterscheiden oder, um es an dieser Stelle aufzulisten, in baskische, balkanische und uralische zerfallen. Ausgehend davon lassen sich die europäischen Männlichkeitsideale in herausfordernd, streng und ruppig unterscheiden, wobei im Osten Europas (südöstlich von Finnland) wohl eine Mischung aus herausfordernd und ruppig anzunehmen ist. Diese Ideale sind offenbar destruktiver Art, also darauf gerichtet, andere auf die eine oder andere Weise fertig machen zu können, was aber anders von einer Jägerkultur auch nicht zu erwarten ist (mal abgesehen von Verhaltensweisen, welche diese Lebensweise notwendigerweise mit sich bringt, und welche nur so lange von Bedeutung sind, wie die Lebensumstände es noch zulassen.)

Spätestens seit 1900 gewinnen diese archaischen Männlichkeitsideale gegenüber ihren jüngeren, im Ackerbau begründeten Entsprechungen wieder an Gewicht, verliert, m.a.W., Europa an Einheit und Kulturfähigkeit. Den Grund dafür weiß ich nicht mit Sicherheit anzugeben, aber es würde mich nicht wundern, wenn die Emanzipation der Frau damit zusammenhinge, ich sage nicht, dafür verantwortlich ist.

Ich möchte aber, bevor ich mit der äußeren Differenzierung der Europäer fortfahre, jene Ideale noch einmal von anderer Seite her beleuchten, nämlich gegen was sie sich richten, und dies scheinen mir Unfähigkeit, Undiszipliniertheit und Unselbständigkeit zu sein, womit ich wieder bei meinen drei Gesinnungen wäre, nämlich materialistisch, heroisch und philosophisch, wenngleich sie in jenem Gewand diese Namen nicht unbedingt verdienen. Auch mag einer sonst eher philosophisch gesonnen sein, während er aus primitiven Gründen dem heroischen Männlichkeitsideal anhängt.

So, nun also zur Betrachtung der menschlichen Großrassen, negrid, europid und mongolid (unter Aussparung der übrigen, wiederum meinem Erfahrungshorizont geschuldet.) Was die wissenschaftliche Seite angeht, so steht meine biologische Binnendifferenzierung der Europäer, wie ich sie im vorangegangenen Beitrag vorgenommen habe, natürlich auf wackeligen Füßen, aber ich habe immerhin eine wissenschaftliche Referenz beigebracht, auf welche ich mich mit Ach und Krach gegründet habe. Was die biologische Definition des Begriffs Großrasse angeht, so fällt sie sehr viel leichter, nämlich als eine Klasse einer Partition der Menschheit mit der Eigenschaft, daß der (vorhandene) genetische Abstand zu den anderen Klassen nicht von der Wahl der Gene abhängt, welche man untersucht (abgesehen von solchen Genen, welche durch Krankheiten stark selektiert werden). Genaueres dazu kann man wieder auf der Seite nachlesen, auf welche ich im vorangegangenen Beitrag verwiesen habe.

Diese Klassen nun unterscheiden sich meines Erachtens durch den Grad ihrer Eusozialität. Beginnen wir damit die Europäer den Afrikanern gegenüber zu stellen. Selten sieht man einen Film über jene edlen Wilden, in welchem sie einem europäischen, meist englischem, Gast nicht den Ratschlag mit auf den Weg geben würden, nicht so schrecklich verkrampft zu sein, und dies ist einmal kein Filmklischee, sondern deckt sich mit der Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit ist aber, daß der Afrikaner gar nicht weiß, warum der Europäer so verkrampft ist, nämlich weil es ihm etwas an und für sich bedeutet, der Sitte zu entsprechen und nicht nur konkret in sofern, als es irgendjemandem zu Gute kommt, m.a.W., ein Europäer mag sein ganzes Leben über nichts tun, was auch nur irgendjemandem jemals helfen würde, dabei aber das Gefühl haben, daß er der Menschheit einen großen Dienst erwiesen hat, einem Afrikaner hingegen kann das nicht passieren.

Was sich so als Spott auf den Europäer liest und auch stets als solcher dargestellt wird (und freilich ist es schwierig es anders darzustellen), bedeutet doch für die europäische Gesellschaft als Ganzes einen möglichen Vorteil, nämlich sich darauf verlassen zu können, daß die Dinge regelgemäß laufen, selbst wenn den Betroffenen mal nicht so klar sein sollte, warum sie es tun sollten (nun, es ist nicht nur ein möglicher Vorteil, es ist, fairerweise, ein sehr wahrscheinlicher Vorteil.)

Die Europäer nehmen in dieser Hinsicht allerdings nur die Mittelstellung ein, denn einem Chinesen, beispielsweise, bedeutet es nicht nur an und für sich etwas anständig zu sein (im Gegensatz zu konkreter Anständigkeit), sondern es bedeutet ihm auch an und für sich etwas nach gewissen Regeln mit anderen zusammenzuarbeiten, wo es nun der Europäer ist, welcher es nur aus konkreten Gründen, oftmals des eigenen Machtzuwachses wegen, schätzt. In diesem Punkt ist die Wahrscheinlichkeit des möglichen Vorteils, welcher der chinesischen Gesellschaft erwächst, schon fragwürdiger. Während die Chinesen ein Theaterstück aufführen und sich darin gefallen, denkt der Europäer nur über die Schlagkraft von Organisationen nach, wenn er nicht gerade zum Zwecke allgemeinen Besäufnisses Feste feiert.

Es mag aber durchaus eine Zeit kommen, in welcher sich der Vorteil in dieser Frage verschieben könnte, und zwar möglicherweise in beide Richtungen. Ich bin beispielsweise davon überzeugt, daß eine marktradikale Gesellschaft der negriden Großrasse auf den Leib geschnitten ist, was diejenigen, welche sie zur Zeit vorantreiben, freilich weder glauben, noch auch jemals glauben werden, solange sich ihr Tun nicht bereits unumkehrbar manifestiert haben wird. Wenn andererseits das Zeitalter der bewaffneten Konfrontationen endgültig hinter uns liegen würde, so verschöben sich die Gewichte wahrscheinlich Richtung Asien, was die Chinesen, wenn man ihre Geschichte bedenkt, wohl auch instinktiv wissen.

Diese für Europäer deprimierenden Betrachtungen werde ich indes nun noch daraufhin ansehen, wie sie sich in mein Begriffsschema fügen, und da ist es wahrscheinlich, daß die Anständigkeit um ihrer selbst willen eine Voraussetzung der Progressivität ist, da man ja im Vornherein nicht weiß, ob die eigenen Bemühungen darum fruchten werden und also ein konkret kalkulierender Mensch zu sehr frustriert werden wird. Freilich gleicht ein Beamtengehalt diesen Faktor aus, nur ist die Frage, ob man dann noch das bekommt, wonach man fragt (also wenn das Geld im Vordergrund steht.)

Und freilich kann man für die Bereitschaft entsprechend argumentieren, wiederum darauf hinweisend, daß man nicht unbedingt das von einer Gemeinschaft bekommt, was man sich von ihr versprochen hatte, so daß es sicherlich hülfe, wenn einem gemeinsame Tätigkeit an sich schon etwas bedeutete. Indes betrachte ich das Ideal der Bereitschaft gerade als die europäische Emulation einer asiatischen Motivation, indem es nämlich den Bereich der Anständigkeit auf die Zusammenarbeit ausweitet.

Letztlich tut es sich natürlich nicht viel, ob jemand in seinem Herzen spürt, daß er sein Zusammenleben mit seinen Mitmenschen sinnvoll gestalten müsse (asiatisch) oder ob er spürt, daß sein Leben nur dann sinnvoll eingesetzt sei, wenn er sich und anderen ein Zusammenleben ermöglicht (europäisch), allerdings wird der Europäer in seiner Sozialität wahrscheinlich auch auf diese Weise kritischer bleiben als der Asiate, hat damit aber seine Existenzberechtigung in einer friedlichen Zukunft.

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15. November 2009

Gedanken zu bestehenden Korrelationen zwischen den fünf Hauptkomponenten der genetischen Vielfalt Europas

Ich beziehe mich auf die Arbeit L.L. Cavalli-Sforzas aus dem Jahr 1997: Genes, Peoples and Languages; Proc Natl Acad Sci; 94:7719-7724.

Wie man sieht, ist das Baskenland in beiden Komponenten klar erkennbar.

Und wie man ebenfalls sieht, sind Irland und Westengland durch HK4 mit dem Baskenland verbunden und durch HK5 nicht.

Desweiteren sieht man, daß HK5 keinen linearen Gradienten besitzt, sondern vielmehr -HK5, welche sich als HK5-freie Zone von Kleinasien bis zu den britischen Inseln quer durch Europa erstreckt.

Was mich ehrlich gesagt vor ein Rätsel stellt, wenn ich die Verbreitung von HK5 historisch erklären will; jedenfalls vorläufig.

HK4 hingegen paßt recht gut zum Einflußbereich des Römischen Reiches, wenn man mal von Lappland absieht.

Betrachten wir nun die übrigen Hauptkomponenten.

HK1 und HK2 sind gleichmäßige Übergänge, welche jüngere (d.h. innerhalb der letzten 2000 Jahre) Migrationen moderat respektieren und somit auf alte, friedliche Diffusionen zurückgehen sollten.

Daß HK3 hingegen tatsächlich Aufschluß über den Weg der Indogermanen gibt, ist aufgrund des Fehlens von HK3 im Süden Griechenlands ausgesprochen zweifelhaft. Auch werde ich den Verdacht nicht los, daß die Verteilung von HK3 relativ jungen Ursprungs ist, genauer gesagt mit der Völkerwanderung verbunden. Man beachte in dem Zusammenhang auch, daß es keine Anzeichen des baskischen Rückzugs gibt, im Gegensatz zu HK2. (Bei HK1 fällt es aufgrund des Verlaufs des Gradienten schwer darüber eine Aussage zu machen.)

Kommen wir also erneut auf den baskischen Rückzug zu sprechen und HK5, sowie auf die übrigen Komponenten, soweit behilflich.

Nach reiflicher Überlegung bin ich zu der Überzeugung gelangt, daß es sich bei HK5 um einen Verdrängungsprozeß durch eine südosteuropäische Jägerkultur gehandelt haben muß. Man sieht eindeutig, daß das Massif Central, die Pyrenäen und der Westerwald Rückzugsgebiete sind, während es die Alpen nicht sind, was nur dadurch erklärbar ist, daß die Alpen bereits in der Hand des Aggressors waren. Ein Vergleich mit HK2 deutet darauf hin, daß HK2 der ältere Prozeß ist (welcher allerdings bis heute andauert.) Alle sonstigen Vergleiche weisen mehr oder weniger deutlich darauf hin, daß HK5 älter ist. Die Chronologie ergibt sich also wie folgt.

1. HK2: uralische Diffusion
2. HK5: balkanisch-alpine Verdrängung
3. HK1: landwirtschaftliche Revolution
4. HK4: römische Expansion
5. HK3: Völkerwanderung

Zum Abschluß möchte ich noch einige Worte zu phänotypischen Unterschieden, welche sich durch diese Komponenten erklären ließen, anfügen.

Zu HK2 bis HK4 habe ich nicht viel zu sagen, die sich dort ergebenden Unterschiede sind offensichtlicher Art, also Überlagerungen verschiedener Phänotypen. -HK5 würde ich nach dem Vorangehenden als einen Hang zur Grobheit im Aussehen und zur Strenge im Verhalten lesen. Und HK1, nun, stimmt einigermaßen mit der Pigmentation überein, aber das ist ganz offensichtlich eine Koinzidenz, und ich wage zu behaupten, daß sich HK1 phänotypisch überhaupt nicht bemerkbar macht, sondern lediglich den Grad der Ursprünglichkeit einer in ganz Europa vorherrschend gewordenen Anlage widerspiegelt.

Insgesamt ergibt sich das Bild dreier Jägerkulturen, welche schließlich von einer aus dem Mittleren Osten stammenden Ackerbaukultur aufgesogen wurden, welche im Anschluß wiederum unterschiedliche Typen ausbildete, wobei die stärksten beiden im Donbogen und in Griechenland entstanden.

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1. November 2009

Über die vierten Wurzeln von -1/4 in gewissen Galoisfeldern

Lustigerweise läßt sich folgende Aussage recht leicht beweisen. Es handelt sich um einen Zusatz zum Fermatschen zwei Quadrate Satz.

Lemma 1. Es sei p=1 mod 4. Dann besitzt -1/4 in Zp vierte Wurzeln.

Beweis. Es sei p=4n+1, also -1/4=n. Nach dem Fermatschen zwei Quadrate Satz gibt es eine Quadratwurzel r von n, (2r)²=-1. Nun ist offenbar auch (2r-1)² eine Quadratzahl und die Differenz (2r)²-(2r-1)² beträgt 4r-1, m.a.W. ist also (2r-1)²=-4r oder r=-(2r-1)²/4 und somit r-2n = 1/2+r eine Quadratwurzel von r. Eine Quadratwurzel von -r ist 1/2-r.

Anmerkung. Eine Quadratwurzel zu besitzen ist natürlich gleichbedeutend damit, eine Ordnung zu haben, welche (p-1)/2 teilt und entsprechend eine vierte Wurzel zu besitzen damit, eine Ordnung zu haben, welche (p-1)/4 teilt, und ersteres sieht man für -1 sofort, da muß man also nicht unbedingt Fermat herauskramen.

Korollar 1. Genau dann ist 2 in Zp, p=4n+1, quadratisch, wenn n gerade ist, also p=1 mod 8 gilt.

Beweis. -1/4 besitzt genau dann vierte Wurzeln, wenn entweder -1 vierte Wurzeln und 2 quadratische Wurzeln besitzt oder wenn -1 keine vierten Wurzeln und 2 keine quadratischen Wurzeln besitzt. Daraus folgt die Aussage, wenn man das vorangegangene Lemma und die vorangegangene Anmerkung bedenkt.

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11. Oktober 2009

Überflüssige Fragen

Es ist ja sonst nicht meine Art, aber hier werde ich doch kurz mal Herrn Enzensberger seine Frage beantworten, welche er hier gestellt hat.

Wie kann es sein, daß die Mathematik so bewundernswert an die wirklichen Dinge angepaßt ist?

Nun könnte man einwenden, daß Schopenhauer das schon getan hat, unser Verstand versteht die Welt durch Relationen, welche, das kann man ja hier bei mir studieren, und folglich ist die Mathematik als Wissenschaft der möglichen Relationen diejenige, welche jeder Weltbeschreibung ihre Form gibt.

Aber offensichtlich ist das zu kompliziert, um es zu verstehen. Also sage ich das noch einmal in zugespitzter Form.

Jedes menschliche Denken ist Mathematik, und da man durch Denken die wirklichen Dinge besser verstehen kann als durch nicht Denken, sind jene ersterem selbstverständlich angepaßt.

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28. Juli 2009

Verstreutes

Definition 1. Eine ganze Zahl z heiße vollquadratisch in Zn, n natürlich, wenn es mindestens eine Quadratwurzel von z in Zn gibt und z zur Einheitengruppe von Zn gehört.

Lemma 1. Sei z eine ganze Zahl, p und q zwei natürliche Zahlen, p ungerade und z vollquadratisch in Zp und Zq. Dann ist z auch vollquadratisch in Zpq.

Beweis. Sei zunächst (p,q)=1, wp eine Wurzel von z in Zp und wq eine Wurzel von z in Zq, dann ist wqap+wpbq, mit a, b so, daß ap+bq=1, eine Wurzel von z in Zpq, denn (wqap+wpbq)² = z(a²p²+b²q²) = z(ap+bq)² = z in Zpq, wobei wir ausgenutzt haben, daß zwei ganze Zahlen in Zpq genau dann übereinstimmen, wenn sie in Zp und in Zq übereinstimmen.

Sei nun q ein Vielfaches von p und wq eine Wurzel von z in Zq. Trivialerweise ist dann wq auch eine Wurzel in Zp. Wir betrachten die Werte nq+wq in Zpq. Es gilt (nq+wq)² = 2nqwq+wq². Sodann betrachten wir das mögliche Verschwinden der Differenzen 2nqwq-2mqwq = 2(n-m)wqq. Dieses verschwindet genau dann, wenn 2(n-m)wq in Zp verschwindet. Da p ungerade ist, ist 2 kein Nullteiler, ebensowenig wie wq, wobei wir es als bekannt voraussetzen, daß die Einheitengruppe in Zp durch die teilerfremden Zahlen zu p gegeben ist. Also muß (n-m) verschwinden. Da aber m und n von vornherein kleiner als p gewählt wurden, muß n=m sein und damit nimmt (nq+wq in Zpq p verschiedene Werte an. Einer von diesen ist z, da 2nwq sämtliche Werte in Zp durchläuft.

Sei schließlich (p,q)=s und p'=p/s, q'=q/s. Es gilt (p',s)=1 oder (q',s)=1, s ist ungerade und z ist in Zp', Zq' und Zs vollquadratisch. Ohne Einschränkung der Allgemeinheit sei (p',s)=1. Dann wenden wir das zuvor bereits Bewiesene auf s und q an, erhalten also, daß z in Zqs vollquadratisch ist. Anschließend wenden wir es auf p' und qs an und erhalten wie gewünscht die Aussage für Zpq.

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1. Juli 2009

Zusammenhänge

In diesem Beitrag wird es um die menschliche Existenz als Ganzes in allen ihren wesentlichen Facetten gehen.

Unsere Existenz ist bedingt durch die Einwirkung der Welt auf uns (Kausalität), die Angewiesenheit unseres Willens auf weltliche Gegenstände (Funktionalität) und die Veränderlichkeit unserer Verfassung (Fluidität).

Unsere Verfassung besteht zum einen aus unserer organischen Verfassung, zum zweiten aus unseren feststehenden Bemühungen, also unseren Gewohnheiten, und zum dritten aus unseren Begriffen. Unser Gedächtnis, welches sie zum vierten ausmacht, spielt im weiteren keine Rolle. Übrigens, wenn ich hierbei von organischer Verfassung rede, so meine ich damit nicht unsere physikalische Verfassung, sondern Umfang und Gesundheit des uns tragenden Organs, wie sie sich uns darstellen.

Unser Wille entzieht sich unserer Beeinflussung und gehört aus diesem Grund nicht zu dieser Art Verfassungen. Er entspringt entweder aus unserem Gefallen am Geschehen, aus unserem Gefallen an unseren Verhältnissen zu anderen oder aus unserer Gewißheit in unseren Absichten.

Und diese letzteren drei geben uns zugleich über unsere Bedingtheit Aufschluß, das Gefallen am Geschehen über die Kausalität, das Gefallen an den Verhältnissen zu anderen über die Funktionalität und die Gewißheit in den Absichten über die Verfassung. Wir reagieren dabei auf unsere Bedingungen, indem wir den Teil unserer Verfassung verwenden, welcher sich in uns als Antwort auf sie gebildet hat, die organische Verfassung als Antwort auf die Kausalität, die Gewohnheiten als Antwort auf die Funktionalität und die Begriffe als Antwort auf die Fluidität.

Die Tätigkeit eines Menschen ist nun nur in sofern relevant, als sie die Verfassung von anderen Menschen beeinflußt. Die Verfassung eines Menschen kann dabei nur gemäß den Formen seiner Bedingtheit beeinflußt werden, kausal durch die physische Umgestaltung der Welt, funktional durch die Etablierung neuer Sitten und fluidal durch einen von drei Akten, gemäß den drei Formen unserer Verfaßtheit, nämlich durch Fortpflanzung, sofern es unsere organische Verfassung betrifft, durch Bekehrung, sofern es unsere Gewohnheiten betrifft und durch Hinweisen, sofern unsere Begriffe betroffen sind.

Neben diesen fünfen gibt es wie gesagt noch die drei transzendentalen Akte, welche ebenfalls den Formen der Bedingtheit gemäß sind, also die Wahlen zwischen Ordnung und Mischung, Achtsamkeit und Willkür, sowie zwischen Verbindung und Auflösung. Diese betreffen aber nicht die Verfassung eines Menschen im obigen Sinn, sondern den eigens zum Zwecke dieser Unterscheidung von ihr abgetrennten Willen, welcher bezüglich der Form der Fluidität, also bezüglich der Wahl zwischen Verbindung und Auflösung, auch wieder dreifach zerfällt, nämlich wie oben beschrieben in Gefallen am Geschehen, Gefallen an Verhältnissen zu anderen und der Gewißheit in den Absichten.

Bezüglich der drei Entwicklungszyklen ist lediglich festzuhalten, daß die Form der Bedingtheit den Zyklus bestimmt, in welchem ein Schritt gemacht wird. Dabei ist es gleich, ob der Wille oder die Verfassung betroffen ist. Ein Schritt in einem höheren Zyklus bedeutet eine Revolution in den niedrigeren Zyklen. Insbesondere kommt es also zu den folgenden kulturellen Revolutionen, der biologischen Revolution, der religiösen Revolution und der wissenschaftlichen Revolution, sofern die Verfassung betroffen ist. Im Falle des Willens ist in jedem Unterfall von einer geistigen Revolution zu sprechen.

Die Dreifaltigkeit des Willens ist, wie bereits gesagt, mit der Dreifaltigkeit der Bedingtheit dadurch verbunden, daß sie Aufschluß über letztere gibt und zugleich mit der Dreifaltigkeit der Verfaßtheit, indem sie Taten anstößt, welche sich auf ihre Teile stützen. Diese Taten sind aber nicht mit Tätigkeiten gleichzusetzen, eine einzelne Begriffsklärung liefert noch keinen Hinweis für den Rest der Menschheit, eine Angewöhnung etabliert noch keine neuen Sitten und aus dem Regen ins Trockene zu fliehen gestaltet die Welt noch nicht physisch um. Auch muß nicht jeder Anstoß direkt sein. Wenn Begriffe und Gewohnheiten stimmen, schlägt jeder Anstoß mittelbar in physische Taten durch, da Begriffe so geformt werden, daß sie den Weg weisen, die eigene Verfassung wunschgemäß zu ändern und Gewohnheiten so, daß sie die nötigen Bemühungen aufnehmen. In dem Fall handelt der Angestoßene konsequent. Und umgekehrt, wenn einer physischen Tat eine Gewohnheit oder eine Begriffsunklarheit im Wege steht, handelt er vorbereitend.

Kommen wir nun zu den fünf Schicksalen der Menschen und wie sie mit den angesprochenen Tätigkeiten zusammenhängen. Die Erhalter gestalten die Welt physisch um, die Gestalter etablieren neue Sitten, die Missionare bekehren und die Entwickler und Verkörperer hinterlassen der Welt Hinweise zum Verständnis. Außerdem spielen Verkörper ihre transzendente Rolle bewußt.

Und schließlich zu den Abschlußpunkten des Bewußtseins. Wahrnehmung, Vorstellung, Verständnis und Selbstverständnis stellen unterschiedliche Rahmen geistiger Aktivität dar, wobei Verständnis die Reflexion von Wahrnehmung oder Vorstellung ist und Selbstverständnis zusätzlich die Reflexion des Willens einschließt. Ein Erhalter wird im Rahmen der Wahrnehmung motiviert, was allerdings nicht direkt geschehen muß, sondern auch mittelbar als Konsequenz geschehen kann, wobei ihm dies nur in sofern klar sein wird, als er wüßte, daß er entweder im Einklang mit sich selbst oder anderen handelte. Ein Gestalter wird im Rahmen der Vorstellung motiviert, wobei Vorstellung und Sitten untrennbar mit einander verbunden sind, da eine Vorstellung ohne Verständnis nur Sitten dienen kann und letztere erstere voraussetzen. In diesem Fall ist es offenbar derjenige, dessen Wille sich an seinen Verhältnissen zu anderen entzündet, welcher hier direkt motiviert wird und es ist die Vorstellung, welche ihm den Weg weist, wie er schließlich an sein Ziel, nämlich die Etablierung neuer Sitten, gelangen könne. Aber auch hier mag einer wieder mittelbar durch Konsequenz motiviert sein und ebenso durch Vorbereitung, wobei ihm das letztere in sofern klar wäre, als er wüßte, daß die neuen Sitten etwas außerhalb ihrer abwürfen, was ihm gefiele. Missionare und Entwickler werden im Rahmen des Verständnisses motiviert, allerdings über unterschiedlichen Gegenständen. Beim Missionar ist es die Einsicht in die Ungemäßheit einer Gewohnheit, welche ihn antreibt, beim Entwickler ist es die mangelnde Klarheit eines Umstandes. Die direkte Motivation ergibt sich in beiden Fällen aus der mangelnden Gewißheit der Absicht Gewohnheit, bzw. Begriff zu verwenden. Es gibt aber auch hier die mittelbare Motivation durch Vorbereitung zum Zwecke der Erreichung etwaiger Folgen, und sei es der Klang eines Chores oder der Besitz enzyklopädischen Wissens. Ein Verkörperer schließlich wird durch den Widerspruch zwischen seinem Willen und seiner Verfassung motiviert und gelangt schließlich an den Punkt, an welchem er seine Individualität aufgeben muß, um die grundlegende Selbsttäuschung bezüglich seiner Verfassung zu überwinden.

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9. Juni 2009

Von der dreifaltigen Einheit unseres Bewußtseins

Ich greife hier die unterschiedlichen Gesinnungen (Herrschen, Meistern, Kennen) auf und verdeutliche im folgenden das Prinzipium ihrer Homogenität.

Wenn man sich die Frage stellt, auf welche Weisen Dinge in unserem Bewußtsein verbunden sind, es zu definieren, so führt die Antwort auf gerade jene Gesinnungen, denn zum ersten sind es unsere Sinne und unsere Nerven selbst, deren Verbindung unser Bewußtsein definiert (entspricht dem Herrschen), zum zweiten sind es die Verhaltensregeln, welche wir uns auferlegt haben (entspricht dem Meistern) und zum dritten sind es die Begriffe, durch welche wir den Zustand der Welt festlegen (entspricht dem Kennen).

Unsere Erfahrungen habe ich natürlich deshalb oben außen vor gelassen, weil ich an jener Definition unseres Bewußtseins interessiert bin, welche überindividuell und a priori möglich ist. Diese Verbindungen erfahren ihre Entwicklungsschritte aber allesamt zu Lebzeiten, welche ebenfalls allesamt an nachfolgende Generationen vererbt werden, wobei sie allerdings dort erst sicher sind.

Diese Worte heißen natürlich nicht, daß sich ein Sinnesorgan erst zu Lebzeiten entwickeln würde, sie heißen aber schon, daß ein vorhandenes Sinnesorgan, welches in vorigen Generationen in der Form nicht vorhanden war, oder vorhanden war, aber nicht genutzt wurde, erst erschlossen werden muß.

All diese Dinge also zu verbinden strebt derjenige an, dessen Abschlußpunkt des Bewußtseins die Einheit seines Bewußtseins ist. Er tut dies um in sich zu ruhen, sich zu beweisen oder ihre Aussicht zu besitzen. Am Ende münden die drei Wege aber ins selbe Ziel, wie stets.

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30. Mai 2009

Die Logia nach Thomas („Thomasevangelium“)

Anmerkung. Ich habe die Verse, welche dem Grundtenor der Logia selbst widersprechen (87, 112) unterschlagen, ebenso jene, welche den Monotheismus in Frage stellen (30, 101, 105) und schließlich auch jene, welche Ratschläge geben, welche geeignet sind, die Seele eines Menschen zu vergiften (23, 48, 49, 75, 79, 114). Die Übersetzung beruht weitgehend auf dem folgenden englischen Text: http://www.sacred-texts.com/chr/thomas.htm. Ich habe mich allerdings dazu genötigt gesehen, etwas Klarheit in das „Bilder“-Wirrwarr zu bringen.

Mein Ansatz bei all diesem ist dem Text aus christlicher Sicht so wohlwollend wie möglich entgegenzutreten. Wenn es sich tatsächlich um das Zeugnis des Apostels Thomas handeln sollte, so hätte dieses Mani mitinspiriert und es würde wenig Wunder nehmen, wenn die generationenlange Tradierung im Manichäismus dazu geführt hätte, daß den Logia einige Verse hinzugefügt worden wären. Das betrifft sowohl wahrscheinlicherweise die beiden Verse zur Zweiweltenlehre (87, 112), als auch die zum Dualismus taoistischer Ausprägung (30, 101, 105), als auch die zur Organisation des Mönchswesens (23, 48, 49, 75, 79, 114). Insbesondere Vers 23 scheint mir einige Erfahrung im (manichäischen) Mönchswesen vorauszusetzen.

Daß diese Teile manichäisch sind, ist ja nicht schwer zu sehen. Worauf aber gründet sich mein Verdacht, daß diesen Logia ein christlicher Kern zu Grunde liegt?

Zum einen liegt es daran, daß die allermeisten Verse der Zweiweltenlehre auf das Schärfste widersprechen: Nicht die Loslösung der Seele vom Fleisch ist anzustreben, sondern ihre Versöhnung mit unserer Lebendigkeit, wobei da letztere als Psyche bezeichnet wird und ersteres als „das Männliche“, m.a.W. sind sogar die Begriffe gänzlich anders besetzt.

Zum anderen wird das Thomasevangelium bereits von Hippolyt erwähnt, welcher 235 verstarb, während Mani 216 geboren wurde.

Übrigens könnte man die drei Verse zum taoistischen Dualismus durchaus als authentisch betrachten, ich halte allerdings eine nachträgliche Extrapolation der Heilslehre zu einer Theologie für wahrscheinlicher, insbesondere auf Grund des Wortlautes von Vers 30, welcher sich das Einverständnis zur Irdischen Mutter ja geradezu erschleicht.

Abschließend möchte ich noch sagen, daß die Logia nach Thomas inhaltlich ziemlich schwachbrüstig sind und in diesem Sinne als defizitär bezeichnet werden müssen. Nicht was Jesus wollte steht im Vordergrund, sondern wie Jesus zu dem wurde, welcher er schließlich war. Um dieses Defizit auszugleichen genügt es aber, das Johannesevangelium neben diese Aussprüche zu stellen, welches dort, wo es sich mit diesen Logien überschneidet, auch durchaus verträglich mit ihnen ist. Vielleicht sind auch Johannes' Schlußworte in diesem Sinne zu verstehen, ausschließen jedenfalls kann ich es nicht.

(1) Und er sprach: „Wer die Bedeutung dieser Sprüche erkennt, der wird den Tod nicht fürchten.“

(2) Jesus sprach: „Laß ihn, welcher sucht, weitersuchen bis er findet. Und wenn er findet, wird er sich sorgen. Und wenn er sich sorgt, wird er verblüfft sein, und er wird im All thronen.“

(3) Jesus sprach: „Wenn die, welche euch führen, euch sagen: ‚Seht, das Königreich ist im Himmel!‘, so sind die Vögel des Himmels euch voraus. Wenn sie euch sagen: ‚Es ist im Meer!‘, so sind es die Fische. Aber das Königreich ist in euch, und es ist außerhalb eurer. Wenn ihr euch erkennt, werdet ihr erkannt werden, und ihr werdet erfahren, daß ihr die Söhne des lebendigen Vaters seid. Aber wenn ihr euch nicht erkennt, dann lebt ihr in Armut, und ihr seid es, welche diese Armut sind.“

(4) Jesus sprach: „Der Alte wird nicht zögern, ein kleines Kind von sieben Tagen nach dem Platz des Lebens zu fragen, und er wird leben. Wahrlich, viele Erste werden Letzte sein, und vereint.“

(5) Jesus sprach: „Erkenne, was du sehen kannst, und das, was dir verborgen ist, wird dir klar werden. Es gibt nichts Verborgenes, was sich nicht verkörpert.“

(6) Seine Jünger fragten ihn und sprachen zu ihm: „Willst du, daß wir fasten? Wie sollen wir beten? Sollen wir Almosen geben? Auf welche Speisen sollen wir verzichten?“
Jesus sprach: „Lügt nicht, und, was ihr haßt, das tut nicht, denn alles ist offenbar im Angesicht des Himmels. Denn es gibt nichts Verborgenes, was sich nicht verkörpert, und nichts Bedecktes verbleibt, ohne enthüllt zu werden.“

(7) Jesus sprach: „Selig ist der Löwe, welcher Mensch wird, indem er vom Menschen verzehrt wird, und verflucht ist der Mensch, welchen der Löwe verzehrt und so zum Menschen wird.“

(8) Und er sprach: „Das Königreich gleicht einem weisen Fischer, der sein Netz ins Meer warf und es voll von kleinen Fischen wieder aus dem Meer zog. Er warf die kleinen Fische zurück ins Meer und wählte zweifellos den großen Fisch. Wer Ohren hat, der höre!“

(9) Jesus sprach: „Siehe, es ging ein Sämann aus, nahm eine Hand voll und verstreute sie. Einige fielen auf den Weg, Vögel kamen und lasen sie auf. Andere fielen auf den Felsen, schlugen keine Wurzeln im Grund und brachten keine Ähren hervor. Und andere fielen auf die Dornen, welche die Saat erstickten, und Würmer fraßen sie. Doch wieder andere fielen auf guten Boden und brachten gute Frucht: sie trugen das Sechzig- und Hundertzwanzigfache.“

(10) Jesus sprach: „Ich habe Feuer auf die Welt geworfen, und siehe, ich behüte es, bis es lodert.“

(11) Jesus sprach: „Dieser Himmel wird vergehen, und der über ihm wird vergehen. Und die Toten sind nicht lebendig, und die Lebendigen werden nicht sterben. In den Tagen, in denen ihr das verzehrtet, was tot ist, machtet ihr aus ihm, was lebendig ist. Wenn ihr im Licht sein werdet, was werdet ihr tun? An dem Tag, als ihr eins wart, wurdet ihr zwei. Aber wenn ihr zwei bleibt, was werdet ihr tun?“

(12) Die Jünger sprachen zu Jesus: „Wir wissen, daß du uns verlassen wirst. Wer wird unser Führer sein?“
Jesus sprach zu ihnen: „Wo auch immer ihr seid, geht zum gerechten Jakob, um dessentwillen Himmel und Erde erschaffen wurden.“

(13) Jesus sprach zu seinen Jüngern: „Vergleicht mich mit jemandem, sagt mir, wem ich gleiche.“
Simon Petrus sprach zu ihm: „Du gleichst einem gerechten Engel.“
Matthäus sprach zu ihm: „Du gleichst einem weisen Philosophen.“
Thomas sprach zu ihm: „Meister, mein Mund ist völlig unfähig auszusprechen, wem du gleichst.“
Jesus sprach: „Ich bin nicht dein Meister. Da du getrunken hast, bist du trunken geworden von der sprudelnden Quelle, welche ich dir zugemessen habe.“
Und er nahm ihn und zog sich zurück und sagte ihm drei Dinge. Als Thomas aber zu seinen Gefährten zurückkehrte, fragten sie ihn: „Was hat dir Jesus gesagt?“
Thomas sprach zu ihnen: „Wenn ich euch eines der Dinge sage, welche er mir gesagt hat, werdet ihr Steine nehmen und sie nach mir werfen, und ein Feuer wird aus den Steinen hervorkommen und euch verbrennen.“

(14) Jesus sprach zu ihnen: „Wenn ihr fastet, werdet ihr euch an euch versündigen, und wenn ihr betet, werdet ihr verdammt werden, und wenn ihr Almosen gebt, werdet ihr euren Geistern schaden. Wenn ihr in ein Land geht und in den Gebieten wandert, so man euch aufnimmt, eßt, was man euch vorsetzt, und heilt die Kranken unter ihnen. Denn was in euren Mund hineingeht, wird euch nicht beschmutzen. Aber das, was euer Mund verkündet - es ist das, was euch beschmutzen wird.“

(15) Jesus sprach: „Wenn ihr den seht, welcher nicht vom Weibe geboren ist, werft euch auf euer Antlitz und verehrt ihn. Jener ist euer Vater.“

(16) Jesus sprach: „Die Menschen denken vielleicht, daß es Frieden ist, welchen auf die Welt zu werfen ich gekommen bin. Sie wissen nicht, daß es Streit ist, welchen auf die Erde zu werfen ich gekommen bin: Feuer, Schwert und Krieg. Denn es werden fünf sein in einem Hause: drei werden gegen zwei sein und zwei gegen drei, der Vater gegen den Sohn und der Sohn gegen den Vater. Und sie werden allein dastehen.“

(17) Jesus sprach: „Ich werde euch geben, was kein Auge gesehen hat, kein Ohr gehört und keine Hand berührt und was noch nie in eines Menschen Sinn kam.“

(18) Die Jünger sprachen zu Jesus: „Sage uns, wie unser Ende sein wird.“
Jesus sprach: „Habt ihr denn schon den Anfang entdeckt, daß ihr nach dem Ende fragt? Denn dort, wo der Anfang ist, dort wird auch das Ende sein. Selig, wer seinen Platz im Anfang einnimmt, er wird das Ende kennen und den Tod nicht fürchten.“

(19) Jesus sprach: „Selig ist, wer war, ehe er wurde. Wenn ihr meine Jünger werdet und meinen Worten lauscht, werden diese Steine euch dienen. Denn es gibt fünf Bäume für euch im Paradies, welche Sommer und Winter nicht stören, und deren Blätter nicht abfallen. Wer mit ihnen Bekanntschaft schließt, wird den Tod nicht fürchten.“

(20) Die Jünger sprachen zu Jesus: „Sage uns, wem das Himmelreich gleicht.“
Er sprach zu ihnen: „Es gleicht einem Senfkorn, dem kleinsten aller Samen. Aber wenn es auf beackerte Erde fällt, bringt es einen großen Baum hervor und wird den Vögeln des Himmels zum Heim.“

(21) Maria sprach zu Jesus: „Wem gleichen deine Jünger?“
Er sprach: „Sie gleichen kleinen Kindern, welche sich auf einem Feld niedergelassen haben, welches ihnen nicht gehört. Wenn die Besitzer des Feldes kommen, werden sie sagen: Gebt uns unser Feld zurück. Und sie werden sich vor ihnen entkleiden, um es ihnen zu überlassen und es zurückgeben. Deswegen sage ich dir: Wenn der Herr des Hauses weiß, daß der Dieb kommen wird, wird er wachen, ehe er kommt, und wird ihn nicht eindringen lassen in seinen Landsitz, um seine Sachen hinfortzutragen. Ihr aber, seit auf der Hut vor der Welt, wappnet euch mit großer Kraft, damit die Räuber keinen Weg finden, zu euch zu kommen, denn der Lohn, welchen ihr erwartet, wird euch zuteil werden. Möge unter euch ein verständiger Mann sein. Als die Frucht reifte, kam er geschwind mit seiner Sichel in der Hand, und mähte sie. Wer Ohren hat, der höre.“

(22) Jesus sah Kinder, welche gesäugt wurden. Er sprach zu seinen Jüngern: „Diese gesäugten Kinder gleichen jenen, welche ins Königreich eingehen.“
Sie sprachen zu ihm: „Werden wir als Kinder ins Königreich eingehen?“
Jesus sprach zu ihnen: „Wenn ihr die zwei zu eins macht und wenn ihr das Innere wie das Äußere macht und das Äußere wie das Innere und das Obere wie das Untere und wenn ihr das Bestimmende und das Gewährende zu einem einzigen macht, so daß das Bestimmende nicht mehr bestimmend und das Gewährende nicht mehr gewährend ist, und wenn ihr Augen bildet anstelle eines Auges und eine Hand anstelle einer Hand und einen Fuß anstelle eines Fußes, eine Darstellung anstelle einer Vorstellung, dann werdet ihr eingehen.“

(24) Seine Jünger sprachen: „Zeige uns den Platz, an dem du bist, da es uns nötig ist, ihn zu suchen.“
Er sprach zu ihnen: „Wer Ohren hat, der höre! Es ist Licht im erleuchteten Menschen, und es erleuchtet die ganze Welt. Scheint es nicht, ist er in Finsternis.“

(25) Jesus sprach: „Liebe deinen Bruder wie dein Leben, beschütze ihn wie das Licht deines Auges.“

(26) Jesus sprach: „Den Splitter im Auge deines Bruders siehst du, den Balken aber in deinem Auge siehst du nicht. Erst wenn du den Balken aus deinem Auge ziehst, wirst du klar genug sehen, um den Splitter aus dem Auge deines Bruders zu ziehen.“

(27) Jesus sprach: „Wenn ihr euch nicht der Welt enthaltet, werdet ihr das Königreich nicht finden. Wenn ihr den Sabbat nicht als Sabbat beachtet, werdet ihr den Vater nicht sehen.“

(28) Jesus sprach: „Ich nahm meinen Platz inmitten der Welt ein und erschien ihnen im Fleisch. Ich fand sie alle trunken, ich fand keinen unter ihnen durstig. Und meine Seele war betrübt über die Söhne der Menschen, da sie blind in ihrem Herzen sind und nicht sehen; denn leer sind sie in die Welt gekommen und leer suchen sie, die Welt zu verlassen. Nun aber sind sie trunken. Wenn sie ihren Wein abschütteln, werden sie's bereuen.“

(29) Jesus sprach: „Wenn das Fleisch des Geistes wegen entstanden ist, ist es ein Wunder. Wenn aber der Geist des Leibes wegen entstanden ist, ist es das Wunder aller Wunder. Ich aber wundere mich darüber, wie dieser große Reichtum sein Heim in dieser Armut bereitet hat.“

(31) Jesus sprach: „Kein Prophet wird in seinem Dorf angenommen, kein Arzt heilt jene, welche ihn kennen.“

(32) Jesus sprach: „Eine Stadt, welche auf einem hohen Berg gebaut ist und befestigt ist, kann nicht fallen, noch kann sie versteckt werden.“

(33) Jesus sprach: „Was du mit einem und dem anderen Ohr hörst, predige es von euren Dächern. Denn niemand zündet eine Lampe an, und stellt sie unter einen Scheffel, noch stellt er sie an einen verborgenen Ort, sondern er setzt sie auf den Leuchter, damit jeder, welcher ein- und austritt, ihr Licht sieht.“

(34) Jesus sprach: „Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in eine Grube.“

(35) Jesus sprach: „Es ist nicht möglich, daß jemand in das Haus eines starken Mannes eintritt und es mit Gewalt nimmt, es sei denn, er bände seine Hände, dann wird er sein Haus plündern können.“

(36) Jesus sprach: „Sorgt euch nicht von Morgen bis Abend und von Abend bis Morgen, was ihr anziehen werdet.“

(37) Seine Jünger sprachen: „Wann wirst du uns klar werden, und wann werden wir dich sehen?“
Jesus sprach: „Wenn ihr euch entkleidet ohne Scham und eure Kleider nehmt und sie unter eure Füße legt wie die kleinen Kinder und auf ihnen tretet, dann werdet ihr den Sohn des Lebendigen sehen und euch nicht fürchten.“

(38) Jesus sprach: „Oftmals habt ihr gewünscht, diese Worte zu hören, welche ich euch sage, und ihr habt keinen anderen, um sie von ihm zu hören. Es werden aber Tage kommen, da ihr mich suchen werdet und nicht finden.“

(39) Jesus sprach: „Die Pharisäer und Schriftgelehrten haben die Schlüssel zur Erkenntnis genommen und sie versteckt. Sie selbst sind nicht eingetreten, und haben auch jenen nicht erlaubt einzutreten, welche es wollten. Ihr aber, seid klug wie die Schlangen und unschuldig wie die Tauben.“

(40) Jesus sprach: „Ein Weinstock ist gepflanzt worden, außerhalb des Vaters, aber da er nicht begründet ist, wird er mit seiner Wurzel ausgerissen und zerstört werden.“

(41) Jesus sprach: „Wer etwas in seiner Hand hat, wird mehr erlangen. Und wer nicht, der wird auch das Wenige, was er hat, verlieren.“

(42) Jesus sprach: „Werdet Vorübergehende!“

(43) Seine Jünger sprachen zu ihm: „Wer bist du, daß du uns solche Dinge sagst?“
Jesus sprach zu ihnen: „Aus dem, was ich euch sage, erkennt ihr nicht, wer ich bin? Ihr seid wie die Juden geworden: denn sie lieben den Baum und hassen seine Frucht, oder sie lieben die Frucht und hassen den Baum.“

(44) Jesus sprach: „Wer den Vater lästert, dem wird vergeben werden, und wer den Sohn lästert, dem wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben werden, weder auf Erden noch im Himmel.“

(45) Jesus sprach: „Trauben werden nicht von Dornensträuchern geerntet, noch werden Feigen von Weißdornsträuchern gepflückt, denn sie geben keine Frucht. Ein guter Mensch bringt Gutes aus seinem Schatz. Und ein schlechter Mensch bringt Schlechtigkeiten aus seinem schlechten Schatz, welcher in seinem Herzen ist, und er sagt Schlechtigkeiten, denn aus dem Überfluß des Herzens bringt er Schlechtigkeiten hervor.“

(46) Jesus sprach: „Von Adam bis Johannes dem Täufer gibt es unter den Frauen Geborenen keinen Höheren als Johannes den Täufer, jemanden, welcher es nicht nötig hätte seine Augen vor ihm niederzuschlagen. Ich aber habe gesagt: Wer von euch zum Kind wird, wird das Königreich erkennen und wird über Johannes erhoben werden.“

(47) Jesus sprach: „Es ist unmöglich, daß ein Mensch zwei Pferde besteigt oder zwei Bögen spannt. Und es ist unmöglich, daß ein Diener zwei Herren dient, oder er wird den einen ehren und den anderen geringschätzen. Kein Mensch trinkt alten Wein und wünscht sogleich, neuen Wein zu trinken. Und man gießt neuen Wein nicht in alte Schläuche, damit sie nicht zerbersten, noch gießt man alten Wein in einen neuen Schlauch, damit er ihn nicht verdirbt. Man näht einen alten Flicken nicht auf ein neues Gewand, da ein Riß entstünde.“

(50) Jesus sprach: „Wenn sie zu euch sagen: ‚Woher kamt ihr?‘, sagt zu ihnen: ‚Wir kamen aus dem Licht, wo das Licht aus sich selbst entstand und sich begründete, und sich in ihrer Gestalt verkörperte.‘ Wenn sie zu euch sagen: ‚Wer seid ihr?‘, sagt: ‚Wir sind seine Söhne, und wir sind die Auserwählten des lebendigen Vaters.‘ Wenn sie euch fragen: ‚Welches ist das Zeichen eures
Vaters in euch?‘, sagt zu ihnen: ‚Es ist Bewegung und Ruhe.‘“

(51) Seine Jünger sprachen zu ihm: „Wann wird sich die Ruhe der Toten zeigen, und wann wird die neue Welt kommen?“
Er sprach zu ihnen: „Was ihr erwartet, ist bereits gekommen, aber ihr erkennt es nicht.“

(52) Seine Jünger sprachen zu ihm: „Vierundzwanzig Propheten sprachen in Israel, und sie alle haben in dir gesprochen.“
Er sprach zu ihnen: „Ihr habt den Lebendigen in eurer Gegenwart ausgelassen und von den Toten gesprochen.“

(53) Seine Jünger sprachen zu ihm: „Nützt die Beschneidung oder nicht?“
Er sprach zu ihnen: „Wenn sie nützte, würde ihr Vater sie bereits beschnitten aus ihrer Mutter zeugen. Aber die wahre Beschneidung im Geiste hat vollen Nutzen erbracht.“

(54) Jesus sprach: „Selig sind die Armen, denn euer ist das Himmelreich.“

(55) Jesus sprach: „Wer seinen Vater nicht haßt und seine Mutter, kann nicht mein Jünger werden. Und wer seine Brüder und seine Schwestern nicht haßt und sein Kreuz nicht auf sich nimmt wie ich, wird meiner nicht wert sein.“

(56) Jesus sprach: „Wer die Welt erkannt hat, hat einen Leichnam gefunden, und wer einen Leichnam gefunden hat, ist der Welt überlegen.“

(57) Jesus sprach: „Das Königreich des Vaters gleicht einem Mann, welcher gute Saat hatte. Sein Feind kam des nachts und säte Unkraut unter die gute Saat. Der Mann erlaubte ihnen nicht, das Unkraut auszureißen. Er sprach zu ihnen: Damit ihr nicht geht, das Unkraut auszureißen, und den Weizen mit ihm ausreißt. Denn am Tag der Ernte wird das Unkraut klar zu erkennen sein, und es wird ausgerissen und verbrannt werden.“

(58) Jesus sprach: „Selig ist der Mann, welcher litt und das Leben fand.“

(59) Jesus sprach: „Achtet auf den Lebendigen, solange ihr lebt, damit ihr nicht sterbt und versucht, ihn zu sehen, und es nicht mehr könnt.“

(60) Sie sahen einen Samariter, welcher ein Lamm trug auf dem Weg nach Judäa.
Er sprach zu seinen Jüngern: „Warum trägt der Mann das Lamm herum?“
Sie sprachen zu ihm: „Damit er es schlachte und esse.“
Er sprach zu ihnen: „Solange es lebt, wird er es nicht essen, sondern nur, nachdem er es geschlachtet hat und es zu einem Leichnam geworden ist.“
Sie sprachen: „Anders kann er es nicht tun.“
Er sprach zu ihnen: „Auch ihr, sucht euch einen Platz in der Ruhe, damit ihr nicht ein Leichnam werdet und gegessen.“

(61) Jesus sprach: „Zwei werden ruhen auf einem Bett, einer wird sterben, der andere wird leben.“
Salome sprach: „Wer bist du, Mann, daß du wie ein Liebhaber auf meine Liege gestiegen bist und hast an meinem Tisch gegessen?“
Jesus sprach zu ihr: „Ich bin der, welcher aus dem Ungeteilten heraus lebt, mir ist von dem, was meines Vaters ist, gegeben.“
Salome sprach: „Ich bin deine Jüngerin.“
Jesus sprach zu ihr: „Darum sage ich dir: Wenn jemand ungeteilt ist, wird er erleuchtet sein. Wenn er aber geteilt ist, regiert ihn die Finsternis.“

(62) Jesus sprach: „Es sind jene, welche ihrer würdig sind, welchen ich meine Gleichnisse erzähle. Was deine Rechte tut, laß deine Linke nicht wissen.“

(63) Jesus sprach: „Es war ein reicher Mann, der viel Gut hatte. Er sprach: ‚Ich werde meine Güter benutzen, um zu säen, zu ernten, zu pflanzen, meine Speicher mit Frucht zu füllen, auf daß mir nichts fehle.‘ Das war es, was in seinem Herzen dachte. Doch in derselben Nacht starb er. Wer Ohren hat, der höre.“

(64) Jesus sprach: „Ein Mann hatte Gäste; und als er das Mahl zubereitet hatte, sandte er seinen Diener, damit er die Gäste einlade. Er ging zum ersten und sprach zu ihm: ‚Mein Herr lädt dich ein.‘ Der sprach: ‚Ich habe Geld bei Kaufleuten, sie werden heute abend zu mir kommen, ich
werde gehen und ihnen Anweisungen geben. Ich entschuldige mich für das Mahl.‘ Er ging zu einem anderen und sprach zu ihm: ‚Mein Herr hat dich eingeladen.‘ Der sprach: ‚Ich habe ein Haus gekauft, und man verlangt für einen Tag nach mir. Ich werde keine Zeit haben.‘ Er ging zu einem dritten und sprach zu ihm: ‚Mein Herr lädt dich ein.‘ Der sprach zu ihm: ‚Mein Freund
wird heiraten, und ich werde ein Mahl bereiten. Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich für das Mahl.‘ Er ging zu einem vierten und sprach zu ihm: ‚Mein Herr lädt dich ein.‘ Und der sprach: ‚Ich habe ein Gut gekauft und gehe, den Pachtzins zu erhalten. Ich werde nicht kommen können. Ich entschuldige mich.‘ Der Diener ging und sprach zu seinem Herrn: ‚Die du eingeladen hast zum Mahl, lassen sich entschuldigen.‘ Der Herr sprach zu
seinem Diener: ‚Geh hinaus auf die Straßen, bringe die, welche du findest, damit sie speisen.‘ Geschäftsleute und Händler werden die Plätze meines Vaters nicht einnehmen.“

(65) Er sprach: „Ein rechtschaffener Mann hatte einen Weinberg. Er gab ihn Winzern, damit sie ihn bearbeiteten und er die Frucht von ihnen erhielte. Er schickte seinen Diener, damit die Winzer ihm die Frucht des Weinbergs gäben. Sie ergriffen seinen Diener und schlugen ihn bald zu Tode. Der Diener ging und sagte es seinem Herrn. Sein Herr sprach: ‚Vielleicht haben sie ihn nicht erkannt.‘ Er schickte einen anderen Diener und die Winzer schlugen auch diesen. Dann schickte der Herr seinen Sohn. Er sprach: ‚Vielleicht werden sie vor meinem Sohn Achtung haben.‘ Da die Winzer wußten, daß er der Erbe des Weinbergs war, packten sie ihn und töteten ihn. Wer Ohren hat, der höre.“

(66) Jesus sprach: „Zeigt mir den Stein, welchen die Bauleute verworfen haben: Er ist der Eckstein.“

(67) Jesus sprach: „Wer glaubt, daß das All selbst unvollkommen ist, ist es selbst in vollkommenem Maße.“

(68) Jesus sprach: „Selig seid ihr, wenn ihr gehaßt und verfolgt werdet, und wo sie euch verfolgt haben, werden sie keinen Platz finden.“

(69) Jesus sprach: „Selig sind jene, welchen in ihrem Herzen nachgestellt wurde. Es sind diese, welche mit dem Vater wahrhaft Bekanntschaft schlossen. Selig sind die Hungrigen, denn der Bauch dessen, welcher es wünscht, wird gefüllt werden.“

(70) Jesus sprach: „Wenn ihr das, was in euch ist, hervorbringt, wird euch das, was ihr hervorgebracht habt, retten. Wenn ihr nicht hervorbringt, was in euch ist, wird euch das, was ihr nicht hervorgebracht habt, zerstören.“

(71) Jesus sprach: „Ich werde dieses Haus zerstören, und niemand wird es wieder aufbauen können.“

(72) Ein Mann sprach zu ihm: „Sage meinen Brüdern, daß sie die Besitztümer meines Vaters mit mir teilen sollen.“
Er sprach zu ihm: „O Mann, wer hat mich zu einem Teiler gemacht?“
Er wandte sich seinen Jüngern zu und sprach zu ihnen: „Bin ich denn ein Teiler?“

(73) Jesus sprach: „Die Ernte ist zwar groß, der Arbeiter aber sind wenige. Bittet denn den Herrn, daß er Arbeiter sende für die Ernte.“

(74) Er sprach: „Herr, es sind viele um die Trinkmulde, aber nichts ist in der Zisterne.“

(76) Jesus sprach: „Das Königreich des Vaters gleicht einem Kaufmann, der Ware hatte und eine Perle fand. Jener Kaufmann war schlau. Er verkaufte die Ware und kaufte sich von dem Geld allein die Perle. Sucht auch ihr seinen zuverlässigen und dauerhaften Schatz, dort, wo keine Motte hinkommt, ihn zu zerfressen, und wo kein Wurm ihn zerstört.“

(77) Jesus sprach: „Ich bin das Licht, das über ihnen allen ist. Ich bin das All. Aus mir ist das All hervorgegangen, und bis zu mir dehnt das All sich aus. Spaltet einen Holzscheit, und ich bin da. Hebt den Stein auf, und ihr werdet mich da finden.“

(78) Jesus sprach: „Warum seid ihr ausgezogen in die Wüste? Um ein Schilfrohr im Winde schwanken zu sehen? Oder um einen Menschen zu sehen, welcher weiche Kleider trägt, wie eure Könige und Vornehmen? Sie tragen weiche Kleider, aber sie können die Wahrheit nicht erkennen.“

(80) Jesus sprach: „Wer die Welt erkannt hat, hat den Leib gefunden. Aber wer den Leib gefunden hat, der ist der Welt überlegen.“

(81) Jesus sprach: „Laß ihn, der reich geworden ist, König sein, und ihn, der Macht besitzt, sie aufgeben.“

(82) Jesus sprach: „Wer mir nahe ist, der ist dem Feuer nahe, und wer fern von mir ist, ist fern vom Königreich.“

(83) Jesus sprach: „Die Gestalten stellen sich den Menschen dar, aber das Licht in ihnen ist in der Vorstellung des Lichtes des Vaters versteckt. Er verkörpert sich, aber seine Gestalt bleibt hinter seinem Licht verborgen.“

(84) Jesus sprach: „Wenn ihr eure Ebenbilder seht, freut ihr euch. Wenn ihr aber eure Vorbilder seht, welche vor euch entstanden sind und weder sterben noch verkörpert sind, wieviel müßt ihr dann ertragen?“

(85) Jesus sprach: „Adam entstand aus einer großen Kraft und einem großen Reichtum, aber er wurde eurer nicht würdig, denn wenn er eurer würdig geworden wäre, hätte er den Tod nicht gefürchtet.“

(86) Jesus sprach: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel haben ihre Nester. Der Sohn des Menschen aber hat keinen Ort, um sein Haupt hinzulegen und zu ruhen.“

(88) Jesus sprach: „Die Engel und die Propheten werden zu euch kommen, und sie werden euch geben, was euer ist. Und auch ihr, was in euren Händen ist, gebt es ihnen und sagt euch: ‚Wann werden sie kommen und das ihre empfangen?‘“

(89) Jesus sprach: „Warum wascht ihr das Äußere des Bechers? Versteht ihr nicht, daß der, welcher das Innere gemacht hat, auch der ist, welcher das Äußere gemacht hat?“

(90) Jesus sprach: „Kommt zu mir, denn mein Joch ist leicht und meine Herrschaft mild, und ihr werdet Ruhe für euch finden.“

(91) Sie sprachen zu ihm: „Sage uns, wer du bist, damit wir an dich glauben.“
Er sprach zu ihnen: „Ihr prüft das Antlitz des Himmels und der Erde, aber den, welcher vor euch ist, habt ihr nicht erkannt, und diesen Augenblick wißt ihr nicht aufzuschlüsseln?“

(92) Jesus sprach: „Sucht, und ihr werdet finden. Aber was ihr mich vormals fragtet und was ich euch damals nicht sagte, jetzt will ich es sagen, aber ihr fragt nicht danach.“

(93) Jesus sprach: „Gebt nicht, was heilig ist, den Hunden, damit sie es nicht auf den Misthaufen werfen. Werft die Perlen nicht vor die Säue, damit sie sie nicht zermahlen.“

(94) Jesus sprach: „Wer sucht, wird finden, und wer anklopft, dem wird aufgetan.“

(95) Jesus sprach: „Wenn ihr Geld habt, verleiht es nicht mit Zins, sondern gebt es dem, von welchem ihr es nicht zurückerhalten werdet.“

(96) Jesus sprach: „Das Königreich des Vaters gleicht einer Frau. Sie nahm ein wenig Sauerteig, verbarg ihn im Teig und machte große Brote davon. Wer Ohren hat, der höre.“

(97) Jesus sprach: „Das Königreich des Vaters gleicht einer Frau, welche einen Krug voller Mehl trug. Während sie auf einem weiten Weg ging, brach der Henkel des Kruges, das Mehl rann hinter ihr auf den Weg. Sie bemerkte es nicht, sie hatte kein Unheil wahrgenommen. Als sie in ihr Haus kam, stellte sie den Krug nieder und fand ihn leer.“

(98) Jesus sprach: „Das Königreich des Vaters gleicht einem Mann, der einen mächtigen Mann töten wollte. Er zog das Schwert in seinem Haus und stieß es in die Wand, um herauszufinden, ob seine Hand stark genug wäre. Dann tötete er den Mächtigen.“

(99) Die Jünger sprachen zu ihm: „Deine Brüder und deine Mutter stehen draußen.“
Er sprach zu ihnen: „Diese hier, welche den Willen meines Vaters tun, diese sind meine Brüder und meine Mutter, sie sind es, welche ins Königreich meines Vaters eingehen werden.“

(100) Sie zeigten Jesus eine Goldmünze und sprachen zu ihm: „Caesars Leute verlangen Steuern von uns.“
Er sprach zu ihnen: „Gebt Caesar, was Caesars ist. Gebt Gott, was Gottes ist. Und was mein ist, gebt mir.“

(102) Jesus sprach: „Wehe den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hund, der im Futtertrog der Rinder schläft, denn weder frißt er, noch läßt er die Rinder fressen.“

(103) Jesus sprach: „Selig ist der Mann, welcher weiß, wo die Diebe einsteigen werden, daß er aufstehe, seinen Besitz sammle und sich wappne, ehe sie einsteigen.“

(104) Sie sprachen zu Jesus: „Komm, laß uns heute beten und fasten.“
Jesus sprach: „Was ist denn die Sünde, die ich begangen habe, oder worin bin ich besiegt worden? Aber wenn der Bräutigam das Brautgemach verläßt, dann laßt sie fasten und beten.“

(106) Jesus sprach: „Wenn ihr die zwei zu eins macht, werdet ihr zu Söhnen des Menschen werden. Und wenn ihr sagt: ‚Berg, bewege dich fort!‘, wird er sich fortbewegen.“

(107) Jesus sprach: „Das Königreich gleicht einem Hirten, der hundert Schafe hatte. Eines, von ihnen, das größte, verirrte sich. Er verließ die neunundneunzig und suchte nach dem einen, bis er es fand. Nachdem er sich so abgemüht hatte, sprach er zu dem Schaf: ‚Ich liebe dich mehr als die neunundneunzig.‘“

(108) Jesus sprach: „Wer von meinem Munde trinkt, wird werden wie ich. Ich selbst werde er werden, und das Verborgene wird ihm klar werden.“

(109) Jesus sprach: „Das Königreich gleicht einem Menschen, der in seinem Acker einen Schatz hatte, von dem er nichts wußte. Und als er gestorben war, hinterließ er ihn seinem Sohn, welcher davon nichts wußte. Er nahm diesen Acker und verkaufte ihn. Und der ihn gekauft hatte, ging pflügen und fand den Schatz. Er begann, Geld an wen er wollte gegen Zins zu verleihen.“

(110) Jesus sprach: „Wer die Welt gefunden hat und reich geworden ist, der soll auf die Welt verzichten.“

(111) Jesus sprach: „Himmel und Erde werden aufgerollt werden in eurer Gegenwart, und der Lebendige aus dem Lebendigen wird den Tod nicht sehen. Denn Jesus spricht: ‚Wer sich selbst findet, ist der Welt überlegen.‘“

(113) Seine Jünger sprachen zu ihm: „Das Königreich, wann wird es kommen?“
Jesus sprach: „Es wird nicht kommen, wenn es erwartet wird. Man wird nicht sagen: ‚Seht, hier!‘, oder ‚Seht, dort!‘. Das Königreich des Vaters ist ausgebreitet über die Erde, und die Menschen sehen es nicht.“

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