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14. August 2020

Sinnkategorien

Allgemein betrachtet besteht der Sinn in der Wirkung einer Auslösung, aber das ist natürlich wenig geeignet, um einen Überblick über das Sinnhafte zu gewinnen.

Bedenken wir zunächst, daß auch andere Besinnungen etwas bleibendes in uns bewirken können, also daß wir auch sie als Auslösungen betrachten können.

Doch wenn wir das tun, können wir nicht undifferenziert von Verfolgungen und Einlösungen sprechen, sondern müssen sie danach unterscheiden, ob sie von hoher oder niederer Art sind, wobei sich die hohe Art auf die Vernunft bezieht und die niedere auf den Verstand.

Einlösungen sind natürlich in gewisser Weise stets von hoher Art, da wir Begriffe einlösen. Aber wir nennen eine Einlösung nur dann von hoher Art, wenn auch der eingelöste Gegenstand wieder ein Begriff ist. Ist das der Fall, so heiße die Einlösung eine Erfassung.

Ich habe auch schon zuvor von Erfassungen gesprochen, doch in einem engeren Sinne, nämlich nur in dem Fall, daß wir einen Gegenstand als diesen erfassen, womit wir den Begriff des Aufgreifenden durch den Begriff dieses einlösen.

Erfassungen bewirken im Gegensatz zu eingelösten Gegenständen der Anschauung Erweiterungen unseres Verständnisses (unserer Begrifflichkeit), sofern wir uns nicht wiederholen.

Verfolgungen, wie ich sie bisher behandelt habe, umfassen die Verfolgungen hoher Art, jedoch nicht die Verfolgungen niederer Art. Die Verfolgungen hoher Art mögen unseren Willen verfolgen. Ich definiere das so, damit sie eine Veränderung unserer Orientierung (unseres Glaubens, unseres Verständnisses oder unserer Haltung) bewirken: Wir verfolgen unseren Willen und werden uns über ihn klar. Deshalb seien diese Verfolgungen als Klarwerdungen bekannt.

Die Verfolgungen niederer Art sind Ausmalungen. Sie liefern keine Begriffe, sondern lediglich Vorstellungen dessen, was sein könnte. Tiere verfolgen nur auf diese Weise, und Menschen auch auf sie. Und wenn Sie sich einmal die Lieder anhören, welche bisher von künstlichen Intelligenzen komponiert wurden, und welche sich anhören, als hätte man einem 12 jährigen Kind gesagt, es solle sich mal was in der Art einer bestimmten Band ausdenken, liegt der Verdacht nahe, daß neuronale Netze für die Realisierung von Ausmalungen verantwortlich sind.

Aber damit habe ich bereits auf den Sinn von Ausmalungen hingewiesen, denn sie verfeinern und berichtigen sich auf ihrer eigenen Grundlage, sowie selbstverständlich auf der von tatsächlichen Erfahrungen, durch Vorentwürfe und Unstimmigkeiten.

Eine erste Unterteilung des Sinnhaften führt also auf vier Kategorien von Besinnungen, welche sinnhafte Wirkungen haben:
  • Erfassungen,
  • Auslösungen,
  • Klarwerdungen und
  • Ausmalungen.
Ich habe diese vier Klassen aber nicht zum ersten Mal am Wickel. Es handelt sich bei
  • den Erfassungen um die Besinnungen,
  • den Auslösungen um die Entfesselungen,
  • den Klarwerdungen um die Mutschöpfungen und
  • den Ausmalungen um die Ausmalungen
des Beitrags Seelenräume und -rollen, und wir können die weitere Klassifizierung so vornehmen, daß wir schließlich bei der kontextualisierten einordnend-partizipativen Klassifizierung der Gegenstände landen, doch ist auf dem Weg zu ihr so vieles schleierhaft, daß ich zuvor etliche Klarstellungen vornehmen möchte.

Die einordnend-kombinatorische Klassifikation der Erfahrungen. Was ich hier zur Kombinatorik gesagt habe, vergessen wir lieber und klassifizieren wie folgt:
  • Daten: aktiv und potential,
  • Elemente: aktiv und aktual,
  • Determinanten: passiv und aktual,
  • Exemplare: passiv und potential,
im Sinne, daß wir vielleicht mal was aus Daten machen, gerade was aus Elementen, Determinanten gerade in uns etwas bewirken und Exemplare vielleicht mal was. Und wenn wir das auf den Beitrag Seelenräume und -rollen beziehen, so sehen wir, daß die Achtung mit den Determinanten umgeht und die Sorge mit den Daten. Was letztere betrifft müssen wir aber von Verhältnissen anstelle von Eindrücken sprechen, denn die einzigen Eindrücke, an welchen wir interessiert sind, sind Verhältnisse. (Außerdem ist es besser von Anordnungen zu reden als von Experimenten.) Also explizit:

Seelenräume und -rollen. Überflüssige Dopplung.
  • Informationen = Verhältnisse
  • Muster = Wirkungen
  • Pflichten = Neigungen
  • Rahmen des Möglichen = Vorstellungen
Der Grund dafür, daß nur zwei Klassen der einordnend-kombinatorischen Klassifikation in die einordnend-partizipative eingehen, besteht darin, daß es für Besinnungen völlig egal ist, ob sie potential oder aktual sind. Die beiden gewählten Klassen sind schlicht griffiger als ihre jeweilige Alternative.

Die Arten der Behandlung des Wahrnehmbaren. Überflüssige Dopplung.
  • Modell = Wirkung
  • Haltung = Neigung
  • Möglichkeit = Vorstellung
Parallele Einordnung. Überflüssige Dopplung.
  • Bild = Verhältnis
  • Wechselwirkung = Wirkung
  • Aufruf zur Berücksichtigung der Eigenart = Neigung
  • assoziierte Vorstellungen = Vorstellung
Die Kontextualisierung der einordnend-partizipativen Klassifizierung der Gegenstände. Völlig unmögliche Bezeichnungen!
  • erfassen eines Verhältnisses: verzeichnen (nicht entsprechen)
  • erfassen einer Wirkung: messen (nicht erkennen)
  • erfassen einer Neigung: bekennen (nicht beseelen),
  • ausmalen der Bedeutung (eines Zeichens): assoziieren (nicht interpretieren)
  • ausmalen eines Vorgangs: verallgemeinern (nicht deuten)
  • ausmalen des von einem Erwarteten: einbilden (nicht absehen)
  • sich klar werden angesichts eines Beweises: berücksichtigen (des Gewissen)
  • sich klar werden angesichts eines Geschehens: sich (dem Ermächtigten) verpflichten
  • sich klar werden angesichts eines Befehls: sich (dem Beseelten) verschreiben
  • sich klar werden angesichts einer Aufführung: sich (für das im Fokus stehende) begeistern
  • auslösen für einen Beweis: probieren
  • auslösen für ein Geschehen: hinwirken
  • auslösen für einen Befehl: inquirieren (nicht zwingen)
  • auslösen für eine Aufführung: evozieren
Sowie, was die Hinwirkungen betrifft:
  • auf eine Wirkung hinwirken: behandeln
  • auf eine Wirkung und ein Verhältnis hinwirken: angleichen
  • auf eine Wirkung und eine Neigung hinwirken: umgehen
  • auf eine Wirkung und eine Vorstellung hinwirken: sich hinreißen lassen
  • auf eine Neigung hinwirken: ausleben
  • auf eine Vorstellung hinwirken: nachempfinden
  • auf eine Neigung und eine Vorstellung hinwirken: verwirklichen
Verhältnisse, Wirkungen, Neigungen und Vorstellungen sind Daten, von welchen die Einlösung ausgeht. Beweise, Geschehen, Befehle und Aufführungen sind Determinanten, zu welchen die Auslösung führt und von welchen die Verfolgnug ausgeht.

Einzulösende Begriffe werden also danach unterteilt, ob sie sich auf Logik, Physik, Ethik oder Phantasie beziehen, und ebenso verhält es sich mit den zu verfolgenden Gegenständen.

Also gelangen wir zu 14 Klassen von sinnhaften Besinnungen, da im Falle der Erfassungen und Ausmalungen kein Unterschied zwischen Physik und Phantasie besteht, und zu 20 Klassen, wenn wir die Klasse der Hinwirkungen weiter unterteilen. Das folgende Schaubild besitzt also folgende Legende.

  verzeichnen        messen         bekennen
  assoziieren   verallgemeinern    einbilden
------------------------------------------------
  berück-       ver-        ver-     begeistern
 sichtigen   pflichten   schreiben
------------------------------------------------
   probieren   /\ inquirieren      evozieren
behandeln, angleichen, umgehen, sich hinreißen lassen, ausleben, nachempfinden, verwirklichen

Auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob sich die Unterteilung der Hinwirkungen nicht noch eleganter vornehmen ließe, gibt diese Klassifizierung über den Umweg der Besinnungen doch einen guten Überblick darüber, wodurch wir einen sinnvollen Beitrag zum Leben leisten können.

Post Scriptum vom folgenden Tag. Die Einlösung niederer Art, welche ich nun Veranschaulichung nennen möchte, tut zwar nichts für unsere Begrifflichkeit, aber sie hat denselben Nutzen wie die Ausmalung, deren Schwesterform der Besinnung sie ist. Genauer gesagt ist sie die jüngere Schwester der Ausmalung, welcher eine passende Verfolgung voraufgehen muß, welche ihren Begriff bestimmt, damit sie zu einem gleichartigen Ergebnis (nämlich einer Vorstellung) wie die ältere kommen kann.

Bei Belieben können wir die Veranschaulichung von der Ausmalung abspalten, also 3 zusätzliche Klassen betrachten, welche allerdings den 3 Klassen der Ausmalung nahe verwandt sind.
  • veranschaulichen eines Verhältnisses: explizieren (neben assoziieren)
  • veranschaulichen einer Wirkung:  prognostizieren (neben verallgemeinern)
  • veranschaulichen einer Neigung: einstimmen (neben einbilden)
In institutionaler Hinsicht ist es aber nicht sinnvoll, da es ja darauf hinausliefe, jeweils eine vernünftige neben eine unvernünftige Institution zu stellen, und wer täte das schon bewußt? Vielmehr wird eine gemeinsame Institution jeweils ein Gemisch aus Vernünftigem und Unvernünftigem verkörpern.

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