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3. August 2020

Zum Ausdruck der Ideen in Geschichten

Unter den Ideen verstehe ich hier die Ehrbarkeiten, Gefaßtheiten und Gefordertheiten, also genauer gesagt
  • Rechtschaffenheit (Gerechtigkeit und Meisterschaft),
  • Verbundenheit (Freundlichkeit und Treue),
  • Frieden (Tapferkeit und Barmherzigkeit),
  • Berufenheit (würdige und gewachsene Beklommenheit),
  • Eingeholtheit (würdige und gewachsene Besessenheit),
  • Wagemut (würdige und gewachsene Betretenheit) und
  • Bedeutsamkeit (Weisen und Klären),
  • Dringlichkeit (Nachkommen und Leiten),
  • Sinnhaftigkeit (Aufnahme und Einfügung).
Was die Ehrbarkeiten angeht, so macht es wenig Sinn, eine Geschichte nur über eine derselben zu erzählen. Mit anderen Worten taugen sie nicht zur Klassifikation von Geschichten, in welchen es um die Ehrbarkeiten geht. Vielmehr müssen sie insgesamt als unser Licht und unser Leben angesehen und dann unter anderen Aspekten klassifiziert werden, und führen also auf die folgenden Klassen:
  • selige Einfältige (Alexandre le bienheureux, Le grand blond avec une chaussure noire, L'Emmerdeur, Les fugitifs, Le dîner de cons, Tais-toi!, Astérix & Obélix - Au service de sa majesté),
  • selige Geschichtenerzähler (7 Faces of Dr. Lao, The Adventures of Baron Munchausen, The Brothers Grimm),
  • selige um ihren eigenen Nabel Kreisende (Ni vu, ni connu),
  • Es ist, wie es ist (Au hasard Balthazar, Kin-dza-dza!, Shaun of the Dead),
  • die Früchte der Gottlosigkeit (I'm All Right Jack, The Apartment, The Time Machine, Atlantis, the Lost Continent),
  • verheerende Narren (Tom Thumb, 1941, Time Bandits) und
  • Niemandem wird etwas geschenkt (Scarface).
Die Gefaßtheiten sind hingegen mit den Bestürztheiten verbunden und die Bestürztheiten sind Lebenslagen, und was könnte natürlicher sein, als Geschichten über Lebenslagen zu erzählen?

Da die Gefordertheiten sich schließlich aus dem Verhältnis der Gefaßtheiten zu den Ehrbarkeiten ergeben, wir Geschichten jedoch nicht hinsichtlich der Ehrbarkeiten unterscheiden, ist von ihrer Bemühung zur Klassifikation von Geschichten nichts weiter zu erwarten.

Wir müssen hier also nur noch die würdigen und gewachsenen Bestürztheiten betrachten, sowie bei Belieben noch die Beschlossenheit, welche hinsichtlich von ihr handelnden Geschichten auf eine wohl bekannte Klasse führt, nämlich die Tragödie* (König Ödipus, Romeo and Juliet).

Beklommenheit

Reifung (Würdigkeit) der individuellen Sorge: Verwunschenheitsgeschichten (Aschenputtel, Marnie)
Behauptung (Gewachsenheit) der individuellen Sorge: Heldengeschichten (Die Irrfahrten des Odysseus, die Arbeiten des Herakles, Star Wars)

Besessenheit

Reifung (Würdigkeit) der individuellen Achtung: Aufbruchsgeschichten (The Fisher King, Fearless, Le fabuleux destin d'Amélie Poulain)
Behauptung (Gewachsenheit) der individuellen Achtung: Fährnisgeschichten (The Mosquito Coast, Un long dimanche des fiançailles)

Betretenheit

Reifung (Würdigkeit) der individuellen Lust: Erweisungsgeschichten (Tootsie)
Behauptung (Gewachsenheit) der individuellen Lust: Gründungsgeschichten (Here Comes Mr. Jordan, Gandhi, The Hudsucker Proxy)

*analog geformt Trauergeschichten

Ich hoffe, daß diese Kategorisierung einerseits die Bestürztheiten klarer macht und andererseits dazu beiträgt, die Ideen gegen das Vakuum der Systemtheoretiker zu verteidigen, indem sie den Blick dafür schärft, auf welchen Wegen uns Geschichten begleiten und zu was sie uns aufrufen.

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