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28. Juli 2020

Rückfall und Fortschritt am Ende der Zeitalter

Die im vorletzten Beitrag entwickelten menschlichen Grunddogmen lassen sich auch zur Kennzeichnung der drei Zeitalter heranziehen, indem das Dogma, welches dem Himmlischen des entsprechenden Zeitalters entspricht, ausgespart wird, womit das Zeitalter
  • der Wacht eine Zeit der Rationalität und Autonomie ist,
  • der Werke eine Zeit der Gottkindlichkeit und Rationalität und
  • der Wunder eine Zeit der Autonomie und Gottkindlichkeit.
Zunächst einmal dürfte nicht klar sein, wozu das gut sein soll, aber das werden wir bald sehen. Es ist nämlich so, daß diese Dogmenkombinationen zu Verhaltensweisen führen, welche sich leicht wiedererkennen lassen:
  • rational und autonom bedeutet verbissen,
  • gottkindlich und rational bedeutet unbedarft und
  • autonom und gottkindlich bedeutet scheu,
weil derjenige,
  • wer auf die Gnade nicht achtet, verbissen,
  • wer auf die Bahn nicht achtet, unbedarft und
  • wer auf das Amt nicht achtet, scheu ist.
Wie das alles mit den Zeitaltern zusammenhängt, kann man am Zeitenzykel studieren.

Nun erzeugen diese drei Verhaltensweisen aber Probleme, und zwar führt
  • Verbissenheit zu Zerfleischung,
  • Unbedarftheit zu Torheit und
  • Scheuheit zu Angreifbarkeit,
und deshalb treten sie jeweils mit zwei Tugenden auf, welche sie im vornherein und im nachhinein schützen.

Im vornherein wird
  • die Verbissenheit von der Devotheit geschützt,
  • die Unbedarftheit vom Ausholenden und
  • die Scheuheit vom Tollkühnen,
und im nachhinein wrd
  • die Verbissenheit von der Entschiedenheit geschützt,
  • die Unbedarftheit von der Feinfühligkeit und
  • die Scheuheit von der Überzeugtheit.
Beim Schutz im vornherein handelt es sich bei
  • der Devotheit um die Unterwerfung unter die Gegebenheiten und das Gebet um das Amt,
  • dem Ausholenden um die Enthebung zum Zwecke der Planung und das Gebet um die Gnade der Eingebung und
  • dem Tollkühnen um die Auslieferung an Gottes Willen und das Gebet um die Bahn,
und beim Schutz im nachhinein handelt es sich bei
  • der Entschiedenheit um die Befolgung eines Ehrenkodexes eingedenk der Entlohnung,
  • der Feinfühligkeit um die Rücksicht auf das Gemeinwohl eingedenk des Gebietenden und
  • der Überzeugtheit um die Absicherung durch die Anrufung des Abschirmenden.
Die Devotheit schützt den Verbissenen, indem sie ihn davon abhält, sich zu verbeißen, und die Entschiedenheit andere, indem sie ihn davon abhält, nachzubeißen.

Das Ausholende schützt den Unbedarften, indem sie ihn rüstet, und die Feinfühligkeit andere, indem sie ihn nachbessern läßt.

Die Tollkühnheit schützt den Scheuen, indem sie ihn einen geraden Weg weist, und die Überzeugtheit andere, indem sie ihn davon abhält zu desertieren.

Stehen uns solche Menschen vor Augen:
  • verbissen, aber devot und entschieden,
  • unbedarft, aber ausholend und feinfühlig,
  • scheu, aber tollkühn und überzeugt?
Mir schon, nur zum Teil mehr in der Phantasie als in der Erinnerung.

Am Ende eines Zeitalters gibt es immer Ärger mit dem Himmlischen. Am Ende des Zeitalters
  • der Wacht macht sich die Vernachlässigung der Gnade bemerkbar,
  • der Werke die Vernachlässigung der Bahn und
  • der Wunder die Vernachlässigung des Amtes.
Mit anderen Worten neigen wir dazu, uns am Ende des Zeitalters
  • der Wacht auf die Gottkindlichkeit zu besinnen,
  • der Werke auf die Autonomie und
  • der Wunder auf die Rationalität.
Und da bieten sich nun zwei Weisen an, dies zu tun, nämlich entweder in die Verhaltensweise des vorigen Zeitalters zurückzufallen oder zur Verhaltensweise des nächsten fortzuschreiten.

Diese Wahl ist aber nicht frei, insofern ein Rückfall in die vorige Verhaltensweise nicht den Schutz im vornherein oder im nachhinein umfaßt.

Verbissenheit sehen wir heute zur Genüge. Aber Devotheit und Entschiedenheit im obigen Sinne? Diese sehen wir nicht und können sie auch nicht sehen, weil ihre spirituellen Grundlagen, ein das Schicksal durch Prophezeiungen lenkender Gott und ein starker Glaube an die (karmische) Vergeltung, schon lange nicht mehr bestehen.

Und ebenso ist es am Ende des Zeitalters der Wacht und Wunder. Scheuheit statt Verbissenheit tritt auf, aber ohne Tollkühnheit und Überzeugtheit, da Gott schon lange nicht mehr Hirte war, Unbedarftheit statt Scheuheit tritt auf, aber ohne auszuholen und ohne Feingefühl, da Gott schon lange nicht mehr Friedefürst war.

Und ohne ihren Schutz im vornherein und nachhinein sind alle drei Verhaltensweisen destruktiv, womit natürlicherweise jene Verhaltensweise begünstigt wird, welche sich am besten gegen sie zu schützen vermag.

Den besten Schutz
  • gegen die Angreifbarkeit des nur Scheuen bietet das Ausholende des Unbedarften, während die Devotheit des Verbissenen nichts ausrichtet,
  • gegen die Zerfleischung des nur Verbissenen bietet die Tollkühnheit des Scheuen, während das Ausholen des Unbedarften nichts ausrichtet und
  • gegen die Torheit des nur Unbedarften bietet die Devotheit des Verbissenen, während die Tollkühnheit des Scheuen nichts ausrichtet.
Den ersten Fall können wir am Untergang der Antike studieren, welcher erst durch das ausholende Ritterwesen seine Wende erfuhr. Und der zweite Fall wird sich in den nächsten hundert Jahren beweisen. Der dritte Fall hingegen liegt im Nebel der Geschichte.

Nun denn, halten wir uns also tollkühn an die Zeichen, durch welche uns Gott auf unseren Weg wies und liefern uns Seiner Weisheit aus, damit wir uns nicht verbeißen und sich auch niemand in uns verbeißt.

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