Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

18. Juli 2020

Behemoth und Leviathan

Meine Betrachtungen zu Behemoth und Leviathan haben in den letzten zwei Jahren deutlich an Kontur gewonnen. Doch bevor das überhaupt ersichtlich werden kann, muß der Konflikt zwischen den beiden seinem Wesen nach verstanden sein.

Und dazu bietet sich das Beispiel der Wege an: Armeen bauen Wege und Händler versuchen, sie zu kontrollieren, beispielsweise die Araber den Seeweg nach Indien, die Aufzählung all jener Heerführer, welche Wege bauten, erspare ich mir.

Wege stehen dabei selbstverständlich stellvertretend für jedwede Art von Infrastruktur. Der Behemoth ist gerade darum attraktiv für die Massen, weil er über die Möglichkeit verfügt, Ordnung zu schaffen, und zwar nicht nur im Sinne des Gehorsams, sondern auch durch die Etablierung von Einrichtungen oder Infrastruktur. Kurz gesagt: Durch den Anschluß an den Behemoth vermag die Masse sich in vielen Belangen zu behelfen.

Haben wir das soweit erfaßt, ist klar, daß der moderne Behemoth der Staat ist, und zwar im Sinne der von mir so getauften aristotelischen Selbstoptimierungsgemeinschaft, in welcher sich jeder mit den herrschaftlichen Möglichkeiten, welche sich aus seinem Dienst am Gemeinwohl ergeben, identifiziert, gerade wie gute Sternenflottenoffiziere.

Und dieser Staat ist ein freiheitlich verfaßter, in welchem sich Sittlichkeit auf die Anerkennung von Besitz beschränkt, und ein hegelianisch dialektischer, in welchem intellektueller Fortschritt als Folge der Synthese antithetischer Auffassungen angesehen wird.

Diese Rahmenbedingungen begünstigen den Handel dadurch, daß sie die Gesellschaft atomisieren und bestehende Einrichtungen durch Konkurrenz zu verbessern trachten.

Nicht alle Staaten sind gleich konsequent in der Befolgung dieses Ansatzes, aber die Vereinigten Staaten von Amerika sind sicherlich einer der konsequentesten, was wahrscheinlich daran liegt, daß sie von Händlern gegründet wurden, freilich noch vor Hegel, aber an der Vormacht der Händler hat sich ja nichts geändert, und was ihnen paßt, das paßt ihnen halt.

Nun, gleich was ein Staat auf dem Papier auch sein mag, letztlich entscheiden seine Bürger und die Politiker, welche sie wählen, darüber, wie es um ihn steht, und diesbezüglich bin ich gegenüber der Politik George W. Bush's und Barack Obama's sehr kritisch eingestellt. Doch gibt es tiefere Gründe hierfür? Mag es sein, daß die akkumulierten Handelsinteressen die Infrastruktur bis an den Rand der Dysfunktionalität getrieben haben?

Und daß es nun am Militär liegt, das Schlimmste zu verhindern? Nämlich den Zusammenbruch der Kampffähigkeit und mit ihm der internationalen Friedensordnung?

Das ist meine These. Selbstverständlich mag es Händler geben, welche meinen, es ließe sich eine bessere Ordnung finden. Aber ich bezweifle das. Doch kommt es darauf letztlich gar nicht an, denn das akkumulierte Interesse des Handels wirkt auch ohne einen Plan. Steckt wirklich ein Plan dahinter, wenn Zeitungen die Leute mit dem Coronavirus verrückt machen? Oder haben ihnen Pharmakonzerne schlicht viel Geld versprochen? Ein freilich geradezu groteskes Beispiel der infrastrukturellen Zerstörungswut des Handels.

Die Bibel spricht davon, daß die Hure korrupt ist, nicht daß sie einen Plan hat. Aber natürlich können auch korrupte Huren Pläne haben, nur wahrscheinlich ist es mit jenen nicht besonders weit her.

Und das führt uns auf eine Frage, welche seit Paulus sehr fragwürdig beantwortet wird, nämlich welche Verantwortung Christen für die Regierung haben, unter welcher sie leben.

Ich will hier nicht durchgehen, warum Paulus diesbezüglich den Boden der Evangelien verläßt, von der Offenbarung ganz zu schweigen, noch auch allzu explizit darlegen, zu was Paulus' Position Priester macht, sondern lediglich folgende Selbstverständlichkeiten festhalten:
  • die einzige Möglichkeit, Unverantwortlichkeit aus der Welt zu schaffen, besteht darin, Verantwortung zu übernehmen,
  • die einzige Möglichkeit, rechtspottender Gewaltherrschaft ein Ende zu bereiten, besteht darin, Gewalt anzuwenden.
Deshalb ist es also schon recht, wenn Gott dem Tier ins Herz gibt, die Hure mit Feuer zu verbrennen, und die Heiligen sich darüber freuen, und kein Einwand der Art: Das muß doch nicht sein, warten wir lieber auf Christus. ändert daran etwas, denn
  1. wird durch das Warten auf Christus die Korruption nicht beendet und
  2. muß Christus der Boden bereitet werden, da es leicht für ihn ist, sich gegen das Tier zu wenden, aber, so lange die Welt die Hure noch als Götzen anbetet, es ihm schwerfällt, sich gegen sie zu wenden,
oder, um die Offenbarung mal außenvor zu lassen, eben nur der Behemoth dazu in der Lage ist, die nötige Verantwortung für die Enthauptung des Leviathans zu übernehmen, um dann aber aus der Dynamik dieser Wendung heraus an den christlichen Ansprüchen zu scheitern.

Das alles liegt bereits recht offen vor uns. Und auch die Teufelssaat an Konflikten, welche ausbrechen werden, wenn die Vereinigten Staaten damit beschäftigt sein werden, sich zu reformieren, wird bereits gesät.

Es bleibt nur noch zu sehen, wie sich das Gespann aus Tier und Hure endgültig verfehlt. Wie gesagt, Behemoth und Leviathan haben in den letzten zwei Jahren deutlich an Kontur gewonnen.

Labels: , , , , , , , ,