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16. Juli 2020

Standardbildung und -aufgabe

Ich betrachte die Standardbildung als einen exponential verlaufenden Prozeß, welcher somit durch eine Basis, die Materie (m), und eine Potenz, die Schöpferischkeit (s), bestimmt wird, insofern das Integral von log(m)mt bis zu t=s durch ms gegeben ist. Streng genommen müßte man auch hier die logistische Funktion betrachten, aber Standards werden halt irgendwann gesetzt und bis dahin dominiert der exponentielle Verlauf.

Indem ein gewonnener Standard zur Bildung eines weiteren Standards verwendet wird, geht er in deren Schöpferischkeit mit ein, und wenn wir eine Kette auf einander aufbauender Standards betrachten, so erhalten wir Ausdrücke der Art
mn(mn-1(...(m1s))).
Mit anderen Worten werden auf einander aufbauende Aktualisierungen des menschlichen Potentials immer umfangreicher und gewichtiger, weshalb die Menschen auch immer weniger geneigt werden, sie aufzugeben.

Nehmen wir mal eine Kette mit drei Gliedern und mi=2, s=2 an. Die Schöpferischkeit steigt dann wie folgt: 2,4,16,65536. Die Summe davon ist 65558, normieren wir dies auf 100000, so erhalten wir (gerundet) folgende Folge: 3,6,24,99967.

Konkret möge
  • s der menschliche Geist sein,
  • m1 unsere Beziehung zu Gott,
  • m2 unsere Beziehung zur Welt und
  • m3 die Welt selbst.
Das hört sich zunächst einmal sehr verschroben an, aber es besitzt eine durchaus konkrete Anwendung, nämlich indem wir uns folgende Wahl vorsetzen:
  • nur unseren Geist zu behalten,
  • nur unseren Geist und unsere Beziehung zu Gott,
  • nur unseren Geist und unsere Beziehung zu Gott und Welt oder
  • all dies und die Welt, so wie sie ist,
und genau das ist die Wahl, vor welcher wir heute stehen, indem wir angesichts des Aufschwungs der künstlichen Intelligenz
  • uns damit einverstanden erklären, unsere Menschlichkeit aufzugeben und mit Maschinen zu verschmelzen,
  • darauf vertrauen, daß Gott unsere Beziehung zur Welt auf wundersame Weise neu gestalte,
  • dafür sorgen, daß wir wieder auf dem technologischen Stand der Steinzeit leben oder
  • uns einem Kontrollregime unterwerfen, welches uns daran hindert, unsere technischen Möglichkeiten gegen einander einzusetzen (in letzter Konsequenz die Einspeisung in eine simulierte Wirklichkeit, die Matrix.)
Selbstverständlich kann ich keinen Anspruch auf Genauigkeit erheben, aber es würde mich gar nicht wundern, wenn sich, würde 100000 Leuten diese Wahl vorgelegt,
  • 3 für ein Leben als Cyborg entschieden,
  • 6 dafür, Gott zu vertrauen,
  • 24 dafür, uns in die Steinzeit zurückzubomben und
  • 99967 für die Matrix.
Denselben Gedanken kann man auch noch auf andere Gegenstände anwenden, beispielsweise darauf, wie wahrscheinlich es ist, daß das Federal Reserve System aufgehoben wird oder die Vereinbarungen der Europäischen Union. Hier möchte ich hingegen noch etwas zur Standardbildung in Judentum, Christentum und Islam sagen.

Wie ich im vorigen Beitrag schrieb, sind Juden gehalten, sich am einst kommenden Messias zu messen, um sich würdig für das messianische Zeitalter zu erweisen. Um klar zu machen, daß wir auch gewiß noch nicht da sind, haben sich einige Rabbis darauf verlegt, ich könnte Namen nennen, unterlasse es aber, denn dies hier wird etwas beißend, zu behaupten, daß es absolut nichts Schlechtes mehr gäbe, wenn der Messias kommt, also unter anderem keine Menstruation mehr und keine Geburtsschmerzen. Daß Juden vor diesem Hintergrund etwas ungeduldig werden können, wie Woody Allen, liegt auf der Hand, aber da liegt noch etwas anderes, nämlich daß solche Aussagen, welche gerade von jenen Rabbis herrühren, welche sich überhaupt nicht für Technologie interessieren, zu zwingenden Empfehlungen werden, sobald es technische Möglichkeiten gibt, mit Menstruation und Geburtsschmerzen Schluß zu machen. Schließlich wäre es frevelhaft, die Ankunft des Messias durch Verweigerung zu verhindern.

Oder, um dies auf seinen relevanten Gehalt zu reduzieren: Juden sind gehalten, auf solche Standards hinzuarbeiten und alle solchen Standards zu akzeptieren, welche das Leben angenehmer gestalten.

Christen hingegen sind durchaus nicht dazu gehalten. Selbst wenn die heutige Geistlichkeit dies anders sieht, die biblische Quellenlage ist völlig eindeutig: Die christliche Lehre weckt Ambitionen, diese Ambitionen führen zu Fortschritten, aber auch zu Verfehlungen und Schmerzen, und wenn die Ambition versiegt und es keine Fortschritte mehr gibt, aber auch Ruhe im Kasten ist, dann ist die Zeit der Ernte gekommen und die Ambition wird neu geboren werden.

Entscheidend ist nicht, ob es noch gute Werke zu tun gibt. Entscheidend ist, ob es noch heilige Werke zu tun gibt in der Hoffnung auf das ewige Leben.

Im Islam, schließlich, gibt es keine Aufforderung, mehr als nur gerecht zu sein. Alle Zeiten sind gleich. Die Menschen aller Zeiten warten mit derselben Würde auf die Auferstehung. Und deshalb läßt sich im islamischen Kulturkreis auch keine Tendenz zur Ausbildung von bestimmt gearteten Standards beobachten.

Wie kann ein Christ, welcher die Bibel kennt, mir widersprechen, wenn ich sage, daß dies die Zeit ist, Christi Engel zu empfangen?

Post Scriptum vom selben Tag. Es gilt folgendes

Korollar. Menschliche Systeme, bei welchen die Weiterentwicklung eines Standards die Aufgabe der Standards, auf welchen er aufbaut, erfordert, können nicht mehr als drei Schichten besitzen, da die dritte Schicht bereits zu umfangreich ist, um jemals freiwillig aufgegeben zu werden.

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