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31. Juli 2022

Die drei Phasen des Kontrollverlusts

Ich betrachtete im Beitrag The penultimate proof of God's existence: The Revelation den Kontrollverlust der Vereinigten Staaten als Folge von Subversion, zum einen, weil ich gerade zuvor über eine Einteilung der Phasen von Revolutionen gestolpert war, und zum andern, weil Gott versprochen hat, ihn durch die Schalen seines Zorns zu beschleunigen.

Das kann man so stehen lassen, doch ist es etwas unnatürlich, weshalb ich den Vorgang noch einmal etwas natürlicher darstellen möchte.

Wenn sich eine Herrschaft gegen Gottes Willen vergeht, so wird sie die Kontrolle verlieren, und Gott wird ihren Kontrollverlust obendrein beschleunigen. Zunächst wird sie die in sie gesetzten Erwartungen enttäuschen, was der revolutionsvorbereitenden Phase der Demoralisierung entspricht, in welcher Gott ihren tatsächlichen Zustand durch geeignete Zeichen aufdeckt, dann wird sie sich verirren, was der revolutionsvorbereitenden Phase der Destabilisierung entspricht, in welcher Gott ihren Irrtum durch geeignete Zeichen klar macht, und schließlich wird sie sich mit ihren Beschlüssen an den Menschen vergehen, was der revolutionären Phase der Krise entspricht, in welcher Gott die allgemeine Not durch geeignete Zeichen faßbar macht.

In jedem Schritt vollzieht sich Gottes Urteil, nur daß die Leute selbst im dritten Schritt zu seinem Vollstrecker werden, indem sie sich vor weiteren Vergehen, wiederum Schritt für Schritt, schützen, und jene, welche mehr von dem, was im Argen liegt, sehen als andere, müssen sich vor Augen halten, daß sich Gottes Urteil weitervollzieht bis auch das, was andere einstweilen nicht sehen, nicht mehr im Argen liegt.

Anders kann es nicht sein, so lange sich die Menschen nicht der zivilisatorischen Aufgabe bewußt werden, vor welcher sie stehen.

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30. Juli 2022

Getragenheitsantizipationen

Das Bedürfnis der Achtung nach Getragenheit äußert sich in speziellen Adäquanzgefühlen, nämlich
  • in der Zuversicht, durch Gültiges geleitet zu werden,
  • in der Aufgerufenheit, einer Verantwortung verbunden zu sein, und
  • in der Bedeutsamkeit, von sozialen Abhängigkeiten umkreist zu werden.
Geleitetheit ergibt sich beispielsweise aus der Überzeugung, daß es eine höhere Macht gibt, oder gar, zu ihr in einer bestimmten Beziehung zu stehen.

Verbundenheit zeigt sich etwa darin, ordentliche Arbeit leisten zu wollen, in welchem Fall sie einem auch Halt gibt.

Umkreistheit in ihrer folgenschwersten Form ist der Verfolgungssog, wie ihn Kinder empfinden, welche immer mit dabei sein wollen, oder in die Schlacht geworfene Soldaten, woraus sich das Lampenfieber erklärt, also aus der Angst, einen Sog zu erzeugen, welchem man dann nicht gewachsen ist. Aber auch die Verknalltheit ist eine Form der Umkreistheit, wobei der verträumte, betörte Charakter derselben sich daraus erklärt, daß die Achtung die das Zusammenleben spezifizierenden Verhältnisse nicht recht zu fassen vermag, sondern daß dafür eigentlich die Sorge zuständig ist, doch sehr wohl versteht, daß diese Form der Umkreistheit besser als der Verfolgungssog ist, und deswegen auch wieder Lampenfieber empfindet, befürchtend, wieder in denselben zurückgeworfen zu werden. Entscheidend in dieser Situation ist aber das Urteil der Sorge in Form der Stimmung, welche die relevanten Aspekte zwischenmenschlicher Beziehungen versteht und die nötige Einsicht liefert, um abzusehen, welche Beziehung sich gestalten läßt.

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27. Juli 2022

Fremdbestimmtheit aus Überheblichkeit und auf Gewähr

Die moralischen Defizite aus Schwäche oder Bosheit der Verwirrung, des Reinreitens und der Verhetzung feiern gegenwärtig fröhliche Urstände, und das veranlaßt mich, mich mit den Gründen ihres Entstehens und Weisen ihres Vergehens zu beschäftigen.

Warum also läßt sich jemand ursprünglich verwirren, reinreiten oder verhetzen?, denn nachdem eine kritische Masse erreicht ist, werden diese Prozesse wie bereits beschrieben zu Selbstläufern,
  • die Verwirrung dadurch, daß Gültigkeitserörterung (Dialog) nur noch durch Rückgriff auf die Verwirrung möglich ist,
  • das Reinreiten durch die Abhängigkeit von den bereits Reingerittenen und
  • die Aufhetzung durch die Dominanz der von den Aufgehetzten übernommenen Verantwortlichkeit.
Dazu sei zunächst in Erinnerung gerufen, was diese Prozesse sind, nämlich Fremdbestimmtheit, und zwar, wie gerade angeklungen, des eigenen Fokusses
  • der Gültigkeit,
  • der Abhängigkeit und
  • der Verantwortlichkeit,
so daß es sich um blindes Angehen handelt, von welchem zu erwarten steht, daß es sich verrennt, wodurch sich dann die Frage stellt, wann wir etwas blind angehen mögen, wofür es zwei Gründe gibt, nämlich
  1. wenn wir es selbst beurteilen, Überheblichkeit, und
  2. sonst Gewährsnahme.
Es gibt drei Formen der Überheblichkeit, nämlich
  • Hohn über Eines Rechtschaffenheit,
  • Häme über Eines Eingebundenheit und
  • Spott über Eines Können,
und diese führen entweder zu Miß- oder Verachtung, wobei
  • Mißachtung darin besteht, jemanden zu vernachlässigen, und
  • Verachtung darin, ihn zu bekämpfen.
Allgemein ist es so, daß, wer in Schwieigkeiten gerät,
  • sich entweder fängt (reformiert) oder
  • eliminiert wird,
und also weicht die Überheblichkeit natürlicherweise, nachdem eines von beiden eingetreten ist, wobei
  • Mißachtung die Gelegenheit zur Reformation gibt und
  • Verachtung sie zu verhindern sucht.
Verachtung tritt natürlicherweise am Ende der Herrschaft
  • der Unvernunft als Hohn auf, welcher in die Herrschaft der Sorge überleiten mag,
  • der Rücksichtslosigkeit als Häme, welche in die Herrschaft der Achtung tragen mag, und
  • der Abgemessenheit als Spott, welcher in die Herrschaft der Lust führen mag,
aber jeweils nicht muß. Jedenfalls sind das, also das Aufeinanderprallen von Neuem und Altem, die einzigen Situationen, in welchen die Verachtung der Natur nahe genug kommt, um sich nicht zu verrennen. Mißachtung, hingegen, ist nur in Ausnahmefällen verhängnisvoll und ansonsten mehr eine Art Unaufmerksamkeit als ein Verrennen. (Mir ist bewußt, daß Mißachtung sich für gewöhnlich auf Regeln und nicht auf Menschen bezieht. Es ist aber sinnvoll, sie als technischen Begriff in diesem Zusammenhang zu verwenden.)

Damit haben wir die erste Weise des Entstehens von Fremdbestimmtheit und die Weisen ihres Vergehens behandelt. Kommen wir also zur zweiten. Hier gibt es wiederum zwei Fälle, nämlich
  1. daß die Gewährsmänner überheblich sind, und
  2. daß sie die Gewährsnehmer bewußt irreführen.
Ist ersteres der Fall, so folgen die Gewährsnehmer in ihrem Entstehen und Vergehen schlicht den Gewährsgebern, aber das ist heute gerade nicht der Fall, denn
  • die heutige Verwirrung ist mehr geeignet, Hohn auszulösen als ihn auszudrücken*,
  • die heutige Reingerittenheit gleichfalls mehr, Häme auszulösen als sie auszudrücken*, und
  • die heutige Verhetzung mehr, Spott auszulösen als ihn auszudrücken*.
* außer seitens der Irreführenden, also daß die Irrezuführenden so blöd, isoliert und arm wären, sich auf sie einzulassen.

Per Definition wird die Fremdbestimmtheit heute also so lange anhalten, bis die Irreführenden ihr Ziel erreicht haben, und die Irregeführten in einer oder mehreren Funktionen eliminiert, oder bis sich die blind Angehenden fangen und nicht mehr gewährnehmen, sondern selbst urteilen.

Mit dem Ziel der Irreführenden beschäftigte ich mich im vorigen Beitrag (und auch in meiner Betrachtung zu den Grünen); es besteht in der Verschiebung des Machtgleichgewichts weg vom Demos und hin zu den Oligarchen, doch selbst wenn dem Einhalt geboten wird, wird es nur zögerlich zur Änderung des Systems kommen, einstweilen geht es nur um die Außerkraftsetzung von Beschlüssen, und selbst wenn sich das zu Säuberungswünschen auswächst, wird sich am System doch nichts ändern, da die Administratoren die Welt nunmal durch die Brille ihres jeweiligen Jobs sehen, sich durch ihre Intentionen verteidigen, wenn sie jung sind, und giftig Tribut für ihre Verdienste fordern, wenn alt.

Mit anderen Worten kommt es bestenfalls zu einem Patt, welches die Oligarchen zwingt, weiterhin populäre Beschlüsse zu erlassen, was, wie es Platon in der Politeia geschildert hat, die Notwendigkeit tyrannischen Eingreifens weiterhin vergrößert. So lange sich das System nicht auf diese Weise bloßstellt, können Ehrung und Segnung auch nicht wieder zu öffentlichem Ansehen kommen. Gelingt den Oligarchen die Irreführung also, befreien sie sich vom Demos, können sie sich doch nicht in ihrem natürlichen Element, der Ehrung, bewegen. Stattdessen setzt sich die gegenwärtige Drachenauslese nur weiter fort, bis der ihrem Geschlecht eigene Zwist ihre Heimat bis in ihre Grundfesten zerrüttet und aus der Geschichte tilgt.

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25. Juli 2022

Jugendliches Gehabe

Bevor der Mensch es wagen mag, sich seinem Glauben folgend auf den eig'nen Weg zu machen, blickt er sich um und sucht nach allgemeinen Taktiken, mit seinen bescheidenen jugendlichen Fähigkeiten an das zu kommen, was ihm notwendig scheint, und wenn er welche findet, so prägen sie sein Gehabe, um diesem Teil seiner Haltung seinen Namen zu geben.

Jugendliche Gehaben bilden ein eindimensionales Spektrum, wie man sich leicht überzeugt, wenn man sie aufzählt.
  • Erdreistung: offener Gesetzesbruch,
  • Verschwörung: abgestimmte verheimlichte Inbesitznahme,
  • Nachstellung:  Abwarten, bis sich die Gelegenheit zu einer bestimmten Inbesitznahme ergibt,
  • Durchstehlung: Abwarten, bis sich die Gelegenheit zu einer passenden Inbesitznahme ergibt,
  • Koketterie: Appell an die Sympathie, bei der Inbesitznahme ein Auge zuzudrücken,
  • Aufheiterung: Herbeiführung einer gönnerischeren Gemütsverfassung.
Bleibt nur die Frage, wovon es abhängt, ob sich die Jugend mehr zur Gewalt oder mehr zur Anpassung neigt.

Doch bevor wir dazu kommen, möchte ich ein paar Beispiele betrachten. In Die Feuerzangenbowle wird die Verschwörung verherrlicht und behauptet, Bömmel und Schnauz seien Schuld an ihr, wohingegen sie unter Dr. Brett undenkbar wäre, auch wenn er sie selbst in seiner Jugend praktizierte und biologische Systeme sich für gewöhnlich reproduzieren. Obwohl Pete Townshend natürlich ein Klassenclown ist, wie er im Buche steht, geben sich The Who in ihrem Debutalbum doch bisweilen trotzig nachstellend. Brösels Werner-Filme hingegen tendieren zum Durchstehlen und zur Koketterie und Eddie Murphy in Beverly Hills Cop zum Durchstehlen und Aufheitern. Ganz interessant, daß die deutsche Presse Brösel seinerzeit nur Haß entgegenbrachte: Die Irgendwie komm' ich schon durch.-Attitüde scheint ihr nicht zu behagen.

Den Gedanken von der Reproduktion biologischer Systeme sollten wir vielleicht weiter verfolgen, denn wiewohl sich wohl generationale Unterschiede beobachten lassen, sind sie doch graduell und in eine Richtung verlaufend und nicht alternierend zwischen Extremen hin- und herschlagend, so daß die Frage, was zu einer Taktik führt, dieselbe Antwort haben dürfte, wie die Frage, was aus einer Taktik folgt.

Also, zu was führen die Taktiken? Nun,
  • Erdreistung zu Gesetzlosigkeit,
  • Verschwörung zu Machtkämpfen,
  • Nachstellung zu Hortung,
  • Durchstehlung zu Egoismus,
  • Koketterie zu Voreingenommenheit und
  • Aufheiterung zu Unpersönlichkeit,
und es leuchtet unmittelbar ein, daß diese wiederum zur entsprechenden Taktik führen.

Abschließend noch ein paar Gedanken zu unserem gesellschaftlichen Klima. Unpersönlichkeit wird als Professionalität gewürdigt, Voreingenommenheit und Egoismus hingegen werden vehement gegeißelt, wohingegen Hortung und Machtkämpfe zwar nicht verherrlicht werden, aber kaum jemals als Problem angesprochen, und was die Gesetzlosigkeit betrifft, so wird sie nach besten Kräften beschwiegen und entschuldigt, und in bestimmten Fällen sogar verherrlicht.

Sagt uns das etwas anderes, als daß sich die großen Räuber nicht an kleinen Giftzwergen den Gaumen verletzen möchten? Eine Gesellschaft, in welcher Egoismus das größte Problem ist, hat keine Probleme, erst jenseits seiner beginnen die systemischen Übergriffe:
  • Hortung beinhaltet Klassenschranken,
  • Machtkämpfe beinhalten periodische Enteignungen und
  • Gesetzlosigkeit beinhaltet fortwährende Enteignung.
Und also kann ich keinen Gefallen an der modernen Moral finden, welche die Menschen lehrt, Engel zu sein, damit sie sich damit zu Frieden geben, Teufeln den Arsch abzuwischen. Die christliche Mahnung, sich nicht auf den Splitter im Auge des Andern zu stürzen, zielt in eine andere Richtung.

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22. Juli 2022

Die Formen politischer Zäsuren

Politik besteht aus Institutionen (dem System), Entscheidungsträgern und Beschlüssen, und gegen jede dieser Ebenen kann die Polis aufbegehren, nämlich
  • gegen das System in Umstürzen,
  • gegen die Entscheidungsträger in Säuberungen und
  • gegen die Beschlüsse in Außerkraftsetzungen (oftmals als Folge ihres Unterlaufens),
und Umstürze, Säuberungen und Außerkraftsetzungen sind damit die Formen politischer Zäsuren.

Welche Art von System eine Polis duldet, hängt von ihren Ehrbarkeiten ab, genauer gesagt davon, ob sie
  • nur die Erwerbung als Lebensvoraussetzung anerkennt oder
  • zusätzlich noch die Ehrung oder
  • zusätzlich auch noch die Segnung,
wobei Ehrung genau dann als nötig angesehen wird, wenn die Geringschätzung als schädlich gefürchtet wird, und die Segnung genau dann, wenn ein Bewußtsein für den segnenden oder verfluchenden Charakter allen Tuns besteht, mit anderen Worten also das eigene Wirken am Urteil der eigenen Seele gemessen wird, denn
  • die Herrschaft der Achtung beruht darauf, daß die Polis die Ehrung anerkennt, und
  • die Herrschaft der Sorge darauf, daß sie die Segnung anerkennt.
Die Herrschaft der Achtung folgt stets auf die Herrschaft der Rücksichtslosigkeit, und unter der Herrschaft der Rücksichtslosigkeit ist es in der Tat gefährlich geringzuschätzen, so daß die Polis zu Beginn der Herrschaft der Achtung die Geringschätzung stets als schädlich fürchtet.

Und die Herrschaft der Sorge folgt stets auf die Herrschaft der Unvernunft (oder des Opportunismusses), doch sind die Verhältnisse, welche zur Anerkennung der Segnung führen, hier verwickelter.

Im Modellfall des ungezügelten Opportunismusses wird die Polis durch die materiellen Früchte der Segnung, an welchen es ihr in dem Fall stets mangeln wird, bestochen, also durch materiellen Gewinn motiviert, den Wert der Segnung und damit automatisch auch den der Ehrung anzuerkennen, was hinter der sechsten Zeile des 17. Hexagramms steht: Der Opportunist wird staatstragend, indem er seinen Reichtum (nach erfolgtem Studium) segnend einsetzt. Da wir nun aber nicht im Modellfall, sondern unter einer gezügelten Herrschaft des Opportunismusses leben, gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich
  1. daß sich der Opportunismus von allen Zügeln befreit und wir vergessen, daß er je gezügelt war, oder
  2. daß wir erkennen, daß die Zügel nicht halten können, was sie versprachen.
Im ersteren Fall liefe es dereinst so wie beschrieben, aber frühestens in 80 Jahren, und im letzteren bewegte uns ein als solches erkanntes Systemversagen dazu, die Hinreichendheit der Anerkennung der Erwerbung in Frage zu stellen. Bestochen können wir nicht werden, da uns die Zügel schon bestechen, und so lange wir nicht die Mangelhaftigkeit der Zügel erkannt haben, werden wir unser materielles Heil stets in ihrer Anwendung suchen, wenn es uns denn aus dem Blick geriet und sich's nur irgendwie an ihnen ziehen läßt.

Und hier gibt es wiederum zwei Fälle, nämlich daß wir
  1. die Schuld allein auf die Geringschätzung schieben (Erfahrung und Qualifikation von Politikern etwa nicht hinreichend ehrten), oder
  2. uns des Verhängnisses, den Maßstab unserer Seele verdrängt zu haben, bewußt werden,
wobei so mancher wohl höhnen möchte, daß bei den meisten gar keine Verdrängung vorliegt, sondern die Maßstäbe ihrer Seele eben so sind, wie es ihr Verhalten widerspiegelt, doch verdient das keine Antwort, sondern lediglich aufmerksame Beobachtung im Moment der Erkenntnis des Systemversagens.

Einstweilen ergibt aufmerksame Beobachtung, daß Interesse am Unterlaufen und Außerkraftsetzen sich breit macht, und bei dem bestehenden Trägheitsgefälle zwischen den Tätern und Opfern der gegenwärtigen Politik, mag daraus schon bald ein Säuberungsinteresse erwachsen, aber ein Umsturzinteresse ist einstweilen kategorisch ausgeschlossen, das heißt, wir haben es nicht mit einer progressiven, sondern mit einer konservativen Strömung zu tun, und das wird auch bis zum Punkt des Systemversagens so bleiben.

Wenn das System dann versagt, und das tut es, indem es seine Versprechen aufkündigt, wobei eben jeder erkennen können muß, daß es am System selbst lag, wird man sehen, wer sich auf Grundsätzliches besinnt, und wer auf die Form (die Sitte), und erstere werden von letzteren verspottet werden, und wieder gibt es zwei Möglichkeiten, nämlich
  1. daß die Zeit letzteren erweist, daß erstere die ihr gemäßere Lösung wählten, und sie umdenken, oder
  2. daß sich erstere letzterer erwehren müssen.
Die erste Variante der ersten Dichotomie ist sehr unwahrscheinlich, bei den folgenden beiden wird es hingegen wahrscheinlich zu beiden Varianten kommen. Nun, ich hoffe nur, daß sich die Leute nicht verirren; etwas klarer sollte der weitere Weg hierdurch geworden sein.

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21. Juli 2022

Die Grünen und das Großkapital

Wir kennen es doch alle, nachdem wir alles erworben haben, was wir uns wünschten, beginnen wir damit, es ins rechte Licht zu setzen, nachdem wir eine Bergwand mit Hilfe von Haken erklommen haben, versuchen wir es ohne, und so kann es auch nicht verwundern, wenn eine Gesellschaft, nachdem sie sich technologisch in die erste Reihe vorgekämpft hat, anfängt, darüber zu sinnieren, welche Technologien ihr besonders gut gefallen.

Das ist ganz natürlich, und ganz natürlich kommt es dabei zu Überschneidungen von ideellem und praktischem Interesse, insofern die Abbiegung ins Ideelle eine Fortsetzung des eigenen Wegs darstellt, an welcher sich die entwickelten Technologien beweisen können und damit ihren wahrgenommenen Wert steigern.

Es ist in etwa so, wie, nachdem ein Kind reicher Eltern seinen Unterricht unter günstigeren Bedingungen in verkürzter Zeit erledigt hat, es die gewonnene Zeit nutzt, um Tennis zu lernen, um etwas zu haben, um seine Fitness unter Beweis zu stellen und an Selbstvertrauen zu gewinnen.

Jedenfalls wenn wir die politisch-organisatorische Seite einmal völlig ausblenden, und ich glaube daran, es zu tun, denn die gesamte Erscheinung kann nur aus der Distanz bewertet werden.

Der Gegenstand dieses Beitrags ist natürlich das Verhältnis von Oligarchie und Demokratie zu einander, und die vorstehende Betrachtung begreift den bestehenden Zustand als das Ergebnis eines demokratischen Prozeß', nämlich Deutschlands Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Und wiewohl diese Auffassung völlig plausibel ist und es keinen Grund gibt, nach anderen Erklärungen zu suchen, heißt das doch nicht, daß die fortwährende Dominanz des demokratischen Prozesses vor anderen Prozessen garantiert wäre.

Warum die Sorge? Zum einen, weil der beschriebene Prozeß ein Ringen um Orientierung darstellt und die Erfahrung lehrt, daß das Umstellen der Möbel im Wohnzimmer Zeitverschwendung ist. Und zum anderen, weil sich dieses Ringen mit ihm gänzlich fremden, imperialen, Bestrebungen überschneidet, welche es für sich zu vereinnahmen suchen.

Um dazu so kurz wie möglich auszuholen: Imperien dienen stets einer bestimmten Klasse, deren Imperien sie sind, und finden ihre übrigen Subjekte nach Wichtigkeit gestuft ab, so daß Imperien stets vor dem Problem stehen, die Ansprüche ihrer Subjekte jene abfindend zu decken, und von den beiden Möglichkeiten, es zu tun, nämlich
  1. den einen zu nehmen und den andern zu geben, und
  2. Subjekte dazu zu bringen, ihre Ansprüche zurückzuschrauben,
ist die zweite weit unproblematischer, weshalb jedwedes Imperium sie sofort ergreifen wird, wenn sie sich bietet.

Jedwedes beinhaltet Wirtschaftsimperien. Je weniger Energie ein Bürger für seine Zwecke einsetzen kann, desto mehr ist er auf jene angewiesen, welche es können, er verliert an Macht und sie gewinnen sie. Und am Ende stirbt der demokratische Prozeß am selbst verordneten Aderlaß, und wir wachen in einer Gesellschaft auf, deren Regeln uns fremd sind, weil wir sie nie gekannt haben. Und das wäre doch nicht schön.

Mehr muß man nicht sagen, entscheidend ist nur, daß die freiwillige Selbstbeschränkung nicht aufgrund wirtschaftlicher Kraftverhältnisse in Gefangenschaft umschlägt.

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20. Juli 2022

Die Glaubenszykel der drei Zeitalter

Meine bisherigen Betrachtungen zum Glaubenszykel beruhen alle auf unserem Zeitalter, dem Zeitalter der Werke, zum einen, weil ich es einzig gut genug kenne, und zum anderen, weil es eine logisch zwingende Stufenfolge der Gestaltung gibt, nämlich
  1. Glaubensfindung,
  2. Gesellschaftsordnung und
  3. Weltgestaltung,
oder, weitgehend äquivalent,
  1. Haltungsgestaltung,
  2. Erfahrungsgestaltung unf
  3. Vorhabengestaltung.
In unserem Zeitalter entsprechen diesen Stufen auf einander folgende geschichtliche Phasen, nämlich
  1. die Zeit, in welcher die Autoritäten zu der Einsicht gelangten, daß der christliche Glaube die beste Zukunftsperspektive darstellt (bis 800 A.D.),
  2. die Zeit der Bildung christlicher Staatswesen (bis 1539 A.D.),
  3. die Zeit der christlichen Gestaltung der Welt (bis heute),
aber mir ist mittlerweile klar geworden, daß es sich im Zeitalter der Wunder und der Wacht nicht so verhalten kann. Um dies zu verstehen, betrachten wir noch einmal den Grund für den Zykel der Zeitalter, nämlich die Probleme, welche im Laufe eines Zeitalters aus seiner Verantwortungsübernahme, durch welche ein Zeitalter das Problem des vorigen löst, entstehen, nämlich im Zeitalter der
  • Wunder so lange zu verfolgen, um zu entdecken und die Haltung zu gestalten, bis das Abdecken durch die resultierenden Erfahrungen überfordert wird,
  • Wacht so lange zu empfangen, um nutzbarzumachen und die Erfahrung zu gestalten, bis das Kritisieren durch die resultierenden Vorhaben überfordert wird, und
  • Werke so lange zu studieren, um zu lenken und die Vorhaben zu gestalten, bis das Einsetzen durch die resultierenden Haltungen überfordert wird.
Am Ende des Zeitalters der Wunder stehen chaotische Entwicklungsmuster, am Ende jenes der Wacht ein Gestrüpp aus Abzielungen und am Ende jenes der Werke rücksichtslose Entwürfe, wobei der Sozialismus den Entwurf lediglich etwas kühner als der Kapitalismus gesucht hat.

Die Ordnung, welche in einem Zeitalter gestaltet wird, heißt darum Nebenordnung, also
  • die Bildung genannte Ordnung der Haltung im Zeitalter der Wunder,
  • die Partnerschaft genannte Ordnung der Erfahrung in jenem der Wacht und
  • die Kultur (oder Ermächtigung) genannte der Vorhaben in jenem der Werke,
weil ihre Gestaltung geordnete Beherzigung und Auslieferung (im weiteren Sinne) voraussetzt, und die demnach vorausgesetzten Ordnungen heißen Kernordnungen, also
  • Kultur und Partnerschaft im Zeitalter der Wunder,
  • Kultur und Bildung im Zeitalter der Wacht und
  • Partnerschaft und Bildung in jenem der Werke,
wobei Kultur, Partnerschaft und Bildung bei Belieben durch Fähigkeiten, beziehungsweise Gesellschaftsordnung oder Glaube ersetzt werden können.

Ich meinte ursprünglich, daß es sich bei der Ermächtigung als Kernordnung stets um die Ermächtigung durch den eigenen Körper handeln würde. Das ist falsch, wiewohl die Ermächtigung durch den eigenen Körper zur allgemeinen Ermächtigung gehört.

Besonders am Zeitalter der Werke ist nun, daß seine Nebenordnung auf der höchsten Stufe der logischen Stufenfolge steht, mit anderen Worten seine Kernordnungen also zugleich logische Gestaltungsvoraussetzungen der Nebenordnung sind, doch dies ist in den anderen beiden Zeitaltern nicht so.

Es hilft, die folgenden zusätzlichen Bezeichnungen für Nebenordnungen einzuführen. Eine Nebenordnung heiße
  • Stammordnung, wenn sie auf der ersten Stufe steht (die Bildung),
  • Ausläuferordnung, wenn sie auf der zweiten Stufe steht (die Partnerschaft) und
  • Endordnung, wenn sie auf der dritten Stufe steht (die Kultur),
und es hilft auch, sich dessen eingedenk zu sein, daß die Gestaltung
  • der Fähigkeiten durch Arbeitsteilung erfolgt,
  • der Gesellschaftsordnung durch Zusammenwirken und
  • des Glaubens durch Berichtigung,
Wenn die Nebenordnung nun ein Problem in einer Kernordnung verursacht, so liegt natürlich nichts näher, als diese Kernordnung zur Nebenordnung zu machen und sie zu gestalten, was mit Blick auf die weiter oben dargestellten Probleme heißt, anläßlich ausufernder
  • Bildung zusammenzuwirken (Anfang der Wacht),
  • Erfahrung Arbeit zu teilen (Anfang der Werke) und
  • Ermächtigung zu berichtigen (Anfang der Wunder),
doch bedarf es dazu, außer im letzten Fall, gewisser Vorarbeiten, angefangen mit einer Glaubensfindung (welcher es auch im letzten Fall bedarf, nur nicht als Vorarbeit).

Am Anfang des Zeitalters der Wacht ist aus dem gebildeten Glauben lediglich das auszusieben, was ein erfolgreiches Zusammenwirken verspricht, und es ist abwegig anzunehmen, daß diese Phase 800 Jahre dauern sollte. Ist es indes erfolgt, so wird die Gesellschaft als nächstes geordnet und anschließend mit der Arbeitsteilung begonnen. Da nun aber die Gesellschaftsordnung eine Ausläuferordnung ist, ändert sie sich fortwährend bis zum Ende des Zeitalters, und immer, wenn sie sich geändert hat, kann es zur Anpassung der Arbeitsteilung kommen, woher das Bild des Ausläufers, welcher sich unterirdisch vom Stamm entfernt, um dann in bestimmten Abständen erneut das Tageslicht zu suchen.

Am Anfang des Zeitalters der Werke ist der unveränderte Glaube des Zeitalters der Wacht hoffnungslos überaltert und auf seiner Basis keine Arbeitsteilung möglich, welche das Gestrüpp kollidierender Ziele lichten könnte (Sauls Leiden, sozusagen). Die Gesellschaftsordnung bedingt das Problem, welches in der Weltgestaltung liegt, und also besteht die Aufgabe der Glaubensfindung darin abzusehen, wie die menschliche Natur zur Lenkung der Welt geführt werden kann, ohne sich an Ärgernissen zu verheddern oder in Sackgassen zu enden, und das ist eine vergleichsweise schwierige Aufgabe, welche, selbst wenn sie gelingt, immer noch 800 Jahre braucht, um als Lösung erkannt zu werden.

Am Anfang des Zeitalters der Wunder ist es hingegen nur nötig, sich zu überlegen, wie die vorhandenen Fähigkeiten in eine Lebensweise, welche der Entdeckung und durch sie der Weiterentwicklung der Haltung dient, eingebunden werden können, was zwar schwieriger ist, als aus dem gebildeten Glauben auszusieben, aber leichter, als den Menschen nur auf der Grundlage seiner Natur heranzuleiten, weshalb sich seit Rousseau auch immer wieder Leute d'ran versuchen. Es besteht hier natürlich ein gewisser Witz darin, daß es Christus gar nicht um die Lenkung der Welt ging, sondern daß sein Hier, zu welchem er die Menschen herangeleitet hat, im Zeitalter der Wunder liegt, welches auf die erfolgreiche Lenkung folgen muß, und damit zusammenhängend entwickelt sich der Glaube als Stammordnung in ihm fortwährend weiter, so daß sich Gesellschaftsordnung und Arbeitsteilung auch in gewissem Umfang, also die Logik des generativen Zykels nicht verletzend, stets von neuem an ihn anpassen können, woher das Bild des Stammes, von welchem stets neue Äste austreiben.

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18. Juli 2022

Die Bedürfnisse der Seelenteile

Die Sorge bedarf der Gewiesenheit durch eine bedeutsamkeitspendende Vorhaltungsweise, welche durch eine Haltung realisiert wird, durch welche sich eine heilige Stimmung einstellt, die Achtung bedarf der Getragenheit durch eine zuversichtspendende Umgangsweise, welche durch die geleiteten und ungeleiteten Regierungs-, Handels- und Bedingungsbeziehungen realisiert wird, und offenbart dadurch ihre Angewiesenheit auf die Lust, und die Lust bedarf der Bestätigung durch eine aufgerufenheitspendende Selbsterfahrung (Rechenschaftsgebung; etwas geschmeidiger, wie Umgang für Ausrichtung und Vorhaltung für Berücksichtigung) und offenbart dadurch ihr Bedürfnis, zur Achtung aufzusteigen, mustergültig, wenn man sich im Vollbesitz seiner Kräfte seine Zukunft ausmalt.

Der Wunsch nach Gewiesenheit, Getragenheit und Bestätigung mag aber auf Abwege geraten, wo man zunächst zwar noch Bedeutsamkeit, beziehungsweise Zuversicht oder Aufgerufenheit verspürt, aber dann ab einem Moment der Depression, beziehungsweise Verblüffung (über das eigene Tun) oder Ernüchterung nicht mehr, und diese Abwege sind Gier, Obsession und Sucht, womit ich den verlinkten Beitrag (wieder einmal) auf den aktuellen Stand bringe.

Beispielsweise mag uns der Widerschein des Goldes eine Weile bedeutsam scheinen, oder auch die Exzellenz von Sammlungsstücken, aber das mündet in die Depression, wir mögen uns in eine Aufgabe verbeißen und eine Weile Zuversicht dabei empfinden, doch schließlich sind wir verblüfft, und der Konsum von Modegetränken mag uns eine Weile zu einem Lebensstil aufrufen, doch schließlich weicht die Aufgerufenheit der Ernüchterung.

Andererseits liegt in den Erweckungen der Seelenteile der Schlüssel zum rechten Weg,
  • das verzierende Kind und der ergreifende Künstler weisen die Sorge,
  • das artige Kind und der gefallende Künstler (predictability is a very comforting quality) tragen die Achtung und
  • das dirigierende Kind und der aufführende Künstler (Michael Bay) bestätigen die Lust.
Reden wir zum Schluß noch etwas über Daimonen. Jeder Mensch hat ja so seine ganz spezielle Weise, auf andere Menschen zuzugehen, seinen eigenen Humor, seine eigenen Stratageme, welchen er vertraut, wie man es ungetrübt an Kindern ablesen kann. Dabei handelt es sich um, beziehungsweise dahinter steht, eine Umgangsweise, welche ihn von Kindesbeinen an trägt. Sie mag unter dem Licht der Weisung aufblühen oder auch nicht. In jedem Fall ist sie das, was die Griechen den Daimon eines Menschen genannt haben. Aber indem sich eine Kultur von der Natur entfernt, weicht der eigene Daimon zunehmend Obsessionen, welche ebenfalls Umgangsweisen sind und ebenso als Daimonen bezeichnet werden können und es auch wurden, nämlich im Neuen Testament. Eine Obsession bannt einen, es bildet sich eine geradezu physische Spannung, welche im Moment der Verblüffung abreißt, und das heißt es, Daimonen auszutreiben. Manchmal genügt dazu schon ein leichter Regenschauer.

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16. Juli 2022

American myth and reality

After I characterised various contemporary European myths (Portuguese, Spanish, Italian, French, English, German and Swedish) in the previous post and found them to be both Christian in nature, though deficient, and an accurate guide to modern history, let us take a look at the American situation.

The American myth is centered on a hero who, by his exemplarity, thwarts an attack on the well-being of society.

That is the formula. And when I describe it in the general way associated with the dimensions of history, it reads like this:
  1. the unfolding of the political will is elementary,
  2. there's a danger of adapting to evil and
  3. the maintenance of the political will is the important thing.
But that is exactly how I described the ancient Greek myths as opposed to the Christian understanding of life, the only difference being that in the American myth the adaptation to evil is always the consequence of cowing to it, whereas in the Greek myths evil usually enters by seduction.

Of course, this formula may create at times very Christian stories, like It's a Wonderful Life, and that film may perhaps also be described by another formula, but if we look for its truest manifestation, we find the Western and in particular, let's say, True Grit, and whereas It's a Wonderful Life is set before a background of decades of small-town life, True Grit is set before a background of timeless rock.

The settlers usually are good Christian people, True Grit's (open) focus on freemasonry is an exception, but they are really just the herd a hero in the Greek style looks after, often not even understanding what's at stake, the peace, the beauty, the purity of the land, as if the concept of closure was revolutionary in the Old West.

Now, having established this, we do see a reflection of the American myth in American history, the wars, the death penalty, but that reflection is very incomplete, whereas, when you know the contemporary European national myths, you know the history of those nations down to the hopes of the people.

The reason for this is of course that the European myths include the unfolding of the political will, though in the case of England, Germany and Sweden in a semiconscious or even coincidental way, so that the history of those nations naturally arises from their myths, but since bare rock gives little indication of how political will unfolds, the unfolding of the political will of the United States is not covered by their myth.

But just as of course, Christianity is still there to fill that void. Only, if you look at the concrete unfolding, Christianity seems to be less responsible than something else, some bastardisation of contemporary European myths, mixed together in impossible ways, because, as I already stated in the previous post, they all have their distinct requirements to make their approach work. Well, I was in the Epcot center in 1986, and even then, 12 years old, I felt that it expressed a particularly stupid American idea of cultural significance. When I last visited the States in 1994, I considered Americans to be apolitical on the whole, yet it doesn't feel like it: Somehow, policies are being born there.

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Europäische Mythen der Neuzeit

Ich hatte im vorigen Beitrag die Mythen der alten Griechen und das christliche Verständnis des Lebens charakterisiert, nämlich daß
  • die Bewahrung des politischen Trachtens bei den Griechen entscheidend und im Christentum vernachlässigbar ist,
  • die Anpassung des politischen Trachtens bei den Griechen von Übel und im Christentum konfliktgeladen ist und
  • die Entfaltung des politischen Trachtens bei den Griechen vernachlässigbar und im Christentum entscheidend ist.
Betrachten wir also vor diesem Hintergrund die Mythen der heutigen
  • Portugiesen, Spanier und Italiener,
  • Franzosen,
  • Engländer,
  • Deutschen und
  • Schweden.
Zur Beurteilung genügt es Filme, Romane oder auch Märchen heranzuziehen, welche auf die Bewahrung, Anpassung und Entfaltung des politischen Trachtens wenigstens anspielen, und zum Teil ist es ganz erstaunlich, mit welcher Zuverlässigkeit sie es tun, so genügt es zur Beurteilung der Mythen der Italiener, Franzosen und Engländer beispielsweise, italienische (I soliti ignoti), französischen (Un flic) und englische (11 Harrowhouse) Filme über (Bank-)Einbrüche zu vergleichen, wobei es bei den Franzosen aber gewinnbringender ist, sich Francis Vebers (andere) Filme anzuschauen.

Alle europäischen Mythen der Neuzeit beweisen ihre christliche Abstammung dadurch, daß sie die Bewahrung des politischen Trachtens, welche den griechischen Epen ihre Härte und Tragik gibt, als vernachlässigbar betrachten. Unterscheiden tun sie sich hinsichtlich des Grades, zu welchem sie die Entfaltung des politischen Trachtens als vollzogen betrachten, und, was damit zusammenhängt, zu welchem die Anpassung als Chance oder als Problem verstanden wird.

Die daraus resultierenden Unterschiede im Nationalcharakter erwähnte ich bereits des öfteren, zuletzt im Beitrag Zivilisation und Selbstentsprechung, doch beginnen wir nun mit der Einzelbetrachtung.

Die Mythen der Portugiesen, Spanier und Italiener zeichnen sich dadurch aus, daß die von Lukas erwähnten Konflikte zwischen verschiedenen Glaubensentfaltungen im Mittelpunkt der Anpassung stehen, also daß es bei der Anpassung um die Anpassung an Andere geht, welche nicht ganz dasselbe politische Trachten entfalten, wie man selbst, so daß die mythische Aufgabe nicht in der weiteren Entfaltung, sondern im Ausgleich und der Versöhnung des bereits Entfalteten besteht.

Die Mythen der Franzosen unterscheiden sich davon dadurch, daß das bisher Entfaltete nicht sakrosankt ist, sondern sich im Rahmen der weiteren Entfaltung stets neu verbindet. Im Zentrum der Anpassung steht damit immernoch das politische Trachten Anderer, doch kommt es nicht zu Ausgleich und Versöhnung, sondern zu oftmals melancholischen Neuaufbrüchen.

Die Mythen der Engländer haben indes keinen expliziten Begriff des politischen Trachtens mehr, sondern nur einen impliziten, welcher verfolgt werden müßte, um expliziert zu werden, aber nicht verfolgt wird. Stattdessen wird die Anpassung als ein Prozeß gesehen, welcher dereinst die Entfaltung des impliziten Trachtens einleiten wird. Da es einstweilen nur implizit ist, können sich die Menschen nicht über ihm zerstreiten, was bei den Engländern aber mit einer gewissen Ungeduld bezüglich der einstigen Entfaltung und einer gewissen Ironie bezüglich der Anpassung einhergeht, welche sich in ihren Mythen dadurch ausdrücken, daß der Held stets als auf eine bestimmte Weise angepaßt dargestellt wird, an welcher er im Rahmen neuerlicher Anpassung arbeiten muß (Hot Fuzz ist übrigens auch ein wunderbares Beispiel hierfür), wobei stets eine gewisse Skepsis hinsichtlich der erreichten Verbesserung zum Ausdruck kommt.

Die Mythen der Deutschen gleichen jenen der Engländer strukturell, das heißt, auch bei ihnen geht es um eine Anpassung, welche dereinst die Entfaltung eines implizit bekannten politischen Trachtens einleitet, nur daß es hinsichtlich dieser Anpassung keine Skepsis gibt, sondern sie vielmehr als eine Zeit der Vorfreude verstanden wird, welche von Träumen der einstigen Entfaltung erfüllt ist, Paradebeispiel Hans im Glück (nun wird jemand einwenden, daß Hans im Glück ja wohl doch ironisch sei, aber im tieferen Sinne eben nicht, insofern die Zuversicht die Quelle des Glücks des Besitzes ist).

Die Mythen der Schweden unterscheiden sich von jenen der Engländer und Deutschen dadurch, daß das politische Trachten noch nicht einmal mehr implizit bekannt ist, sondern in Anbetracht von Vorschlägen ertastet werden muß. Die Anpassung wird hier zu einem Experiment, welches neue Horizonte eröffnet, und der Held stellt sich ihnen und erkundet sie.

Wie gesagt, ich betrachtete die hieraus resultierenden Nationalcharaktere bereits, doch einiges wird nun klarer, das Ingenieursmäßige der Schweden, die Unkritischheit der Deutschen, das Behelfsmäßige der Engländer, die Verschworenheit der Franzosen und die Selbstabsorbiertheit der Portugiesen, Spanier und Italiener.

Wir sehen heute übrigens einen giftigen Trank aus dem Ingenieursmäßigen der Schweden und der Unkritischheit der Deutschen von Teilen unserer Verwaltung angerührt, in Ansätzen schon länger, aber seit der letzten Bundestagswahl forciert, was sich aber letztlich in Luft auflösen muß, da das politische Trachten nicht gleichzeitig implizit bekannt und erst noch zu finden sein kann und die korrekte Weise seiner Anpassung in den beiden Fällen verschiedene Qualitäten erfordert.

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14. Juli 2022

Die Dimensionen der Geschichte

Der Sinn von geschichtlichen Berichten besteht darin, Vergleichspunkte politischen Trachtens und seiner geschichtlichen Äußerungsweisen zu liefern, und also sind ihm mythische und sogar offen gleichnishafte Darstellungen durchaus angemessen, so lange sie das Wesentliche nicht verfälschen.

Das politische Trachten läßt sich emotional durch die Abhängigkeiten, Gültigkeiten und Verantwortlichkeiten beurteilenden Gefühle der Sorge verstehen, also durch Wertschätzung, Liebe und Anteilnahme, und seine geschichtlichen Äußerungsweisen sind seine Entfaltung, Anpassung und Bewahrung, welche sich relational durch die geleiteten und ungeleiteten Formen der Regierung, beziehungsweise des Handels oder der Bedingung verstehen lassen, und das sind also die Dimensionen der Geschichte: Das politische Trachten und seine Entfaltung, Anpassung und Bewahrung.

In den Epen der Griechen ist das politische Trachten stets elementar und seine Entfaltung spielt demgemäß keine Rolle, seine Anpassung wird stets durch Gleichnisse, zumeist monströse Fabelwesen, dargestellt und seine Bewahrung in Form des Heldenepos, was die Lebensauffassung des Zeitalters der Wacht widerspiegelt, welche die Wacht begründet, indem sie die Bewahrung der ewig gültigen Entfaltung als Heldentat, welche sich monströsen Anpassungen erwehrt, rühmt.

Die geleiteten und ungeleiteten Formen im Einzelnen:

Regierung (zur Entfaltung) der
  • Haltung
    • geleitet durch die Vorhaben der Duldenden
    • ungeleitet durch Bewunderung
  • Erfahrung
    • geleitet durch die Erfahrung der Diener
    • ungeleitet durch Zusammenarbeit
  • Vorhaben
    • geleitet durch die Haltung der Gehorsamen
    • ungeleitet durch freies Lenken
Handel (zur Anpassung) der
  • Haltung
    • geleitet durch den Investor, Niederschlag in der Erfahrung der Protegés
    • ungeleitet durch freies Entdecken
  • Erfahrung
    • geleitet durch den Beherbergenden, Niederschlag in der Haltung der Gäste
    • ungeleitet durch Hege
  • Vorhaben
    • geleitet durch den Auftraggeber, Niederschlag in den Vorhaben der Auftragnehmer
    • ungeleitet durch Zusagen
Bedingung (zur Bewahrung) der
  • Haltung
    • geleitet durch die Haltung der Kandidaten
    • ungeleitet durch Verbündung
  • Erfahrung
    • geleitet durch die Vorhaben der Gefügigen
    • ungeleitet durch freies Nutzbarmachen
  • Vorhaben
    • geleitet durch die Erfahrung der Rekruten
    • ungeleitet durch Verarbeitung (Re- oder Innovation)
Der Handel des freien Entdeckens ist sprichwörtlich: Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, und was die Hege betrifft, so besteht der Handel darin, Lebensauffassung und -weise (genauer gesagt Bildung und Partnerschaft) und Heimat (Ermächtigung) auf einander abzustimmen.

Das Christentum betont die ungeleitete Entfaltung in der Haltung durch das Vorbild Christi und in der Erfahrung durch die Nächstenliebe, die Rolle des Talents bei der ungeleiteten Anpassung der Haltung und die Spannungen bei jener der Erfahrung, Augenmaß bei der für die ungeleitete Bewahrung nötigen Haltung, und daß die für die ungeleitete Bewahrung nötige Erfahrung nur die eine Voraussetzung hat, an den eigenen Weg zu glauben.

In aller Konsequenz, wiewohl die Vorhaben aussparend, predigt das Christentum die individuelle Initiative als den Weg zur Erfüllung seiner Verheißung, und die Heiligkeit, Geheuerheit und Stimmigkeit des Konzepts begründet seine fortgesetzte Entfaltung.

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13. Juli 2022

Binäres Kopfrechnen

In Memoriam Karl XII.

   ha    da    ra    dra    har    dar    rar    drar

 hach  dach  rach  drach  harch  darch  rarch  drarch

  hat   dat   rat   drat   hart   dart   rart   drart

hacht dacht racht dracht harcht darcht rarcht drarcht

   hä    dä    rä    drä    här    där    rär    drär

 häch  däch  räch  dräch  härch  därch  rärch  drärch

  hät   dät   rät   drät   härt   därt   rärt   drärt

hächt dächt rächt drächt härcht därcht rärcht drärcht

   ho


hacht + dacht = dät

drach * dar = dra + hä + harch + hach = drärt

drar * dach = dra + hä + dacht + har = drärcht

da * da = da

ra * ra = har

dra * dra = dach

har * har = hat

dar * dar = da + hat + har + har = dacht

rar * rar = har + hat + hach + hach = här

drar * drar = dach + hat + harch + harch = dät

dracht * hat = rarho + hät = rarhohät

rarhardra = rar * har + dra = dracht

drach + dar + rar + harch = ra + har + hach + har + har + harch = rahatra


ho * ho = hö
= ra ^ harch

ho * hö = he
= ra ^ rat

he * he = hu
= ra ^ här

he * hu = hü
= ra ^ rärt

he * hü = hi = ra ^ hohach

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12. Juli 2022

Früchte der Zuarbeit

Der vorige Beitrag wirft die Frage auf, in welchen Verhältnissen der Schöpfungsring zu Schwärmen stehen kann.

Wir hielten bereits fest, daß Schwärme, in welchen
  • die Arbeitsteilung dominiert, ihre Struktur festigen,
  • das Zusammenwirken dominiert, ihre Struktur behaupten, und falls
  • die Berichtigung dominiert, ihre Struktur suchen,
wobei die Struktur eines Schwarms gerade durch die wechselseitige Delegation gegeben ist.

Die Struktur des Schöpfungsrings ergibt sich hingegen aus der Lage, in welcher er sich befindet, und bezüglich ihrer gilt, daß der Schöpfungsring genau dann
  • vom Beispringen dominiert wird, wenn er an die Lage gebunden ist,
  • von der Offenherzigkeit dominiert wird, wenn er die Lage traktiert und genau dann
  • von der Rechtweisung dominiert wird, wenn er die Lage entwirft,
wobei Gebundenheit beidseitiges und Traktieren einseitiges Bestimmen bezeichnet und Entwerfen weder noch.

Wir können also eine Tafel der Zuarbeit des gebundenen, traktierenden oder entwerfenden Schöpfungsrings zu einem seine Struktur festigenden, behauptenden oder suchenden Schwarms aufmachen, doch gibt es keinen Grund, sie auf diese Situation zu beschränken, da es dieselben Fälle sind, wie bei der Zuarbeit von Beispringen, Offenherzigkeit und Rechtweisung zu Vorhaben, Erfahrungen und Haltungen, und entsprechend:

Früchte der
Zuarbeit von
zu
Beispringen Offen-
herzigkeit
Rechtweisung
Vorhaben Verstärkung Vorgehen
Ermächtigung
Erfahrungen Partnerschaft
Anstoß
Verfassung
Haltungen Einschätzung
Bildung
Vorbild

Die Nebenordnungen, Ermächtigung, Partnerschaft und Bildung, treten hier wie im generativen Zykel auf, weil der generative Zykel auf den hiesigen Zuarbeiten basiert, also darauf, daß die Auslieferung im weiteren Sinne der Verantwortungsübernahme zuarbeitet. Allerdings denke ich, daß es mittlerweile angemessener ist, entwerfend der Verfassung zuzuarbeiten als der Ermächtigung, doch dazu muß der Schwarm halt von der Festigung seiner Struktur zu ihrer Behauptung übergehen, was soweit klar sein sollte.

Vorgehen entwickeln sich mit offenherzig beigesteuerter Erfahrung, und die Einschätzung der sozialen Verhältnisse, genauer gesagt ihre Verbesserungswürdigkeit, hängt von der Opferbereitschaft ab, mit welcher den Mitmenschen zur Seite gesprungen wird, etwa um das Recht zu verteidigen.

Und was gewiesene Schwärme angeht, so suchen sie nie ihre Struktur, verhalten sich aber ansonsten wie beschrieben, wobei die Rolle der weisenden Autorität bei der Festigung ihrer Struktur analog dem Einfluß der Rechtweisung geringer ist als bei ihrer Behauptung, wenn man denn die Ermächtigung als geringeren Einfluß als die Verfassung betrachtet, was in der Summe natürlich nicht unbedingt stimmt, doch was den einzelnen Beitrag betrifft, schon. Mit anderen Worten tut ein König gut daran, sich mehr um die Behauptung seines Königreichs als um dessen Festigung (Ausgestaltung) zu kümmern, letztere kann er seinen Untertanen ruhig überlassen, wenn nur die Verhaltensstandards stimmen.

Post Scriptum vom 14.7.2022. Das Vorgehen bezeichnet die Schritte, welche zur Umsetzung eines Vorhabens unternommen werden, Verfahren bestehen aus Ausrichtungs- und Berücksichtigungsregeln.

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11. Juli 2022

Lebensringe

Es gibt nur drei Lebensringe, den Grundschwarm, den gewiesenen Schwarm und den Schöpfungsring, theoretisch könnte es mehr geben, nach der hier verfolgten Theorie 33-1=26, doch treten nur die Kombinationen 222: Grundschwarm, 122: gewiesener Schwarm und 111: Schöpfungsring auf.

Ein Lebensring ist eine Teilmenge des Lebenskreises, innerhalb welcher ein höherer Grad an Telepathie als im allgemeinen besteht. Menschliche Lebensringe, und von anderen sprechen wir in diesem Beitrag nicht, sind zugleich Ideen der Haltungs- und Erfahrungskoordination, an deren Rechtschaffenheit ihre Mitglieder glauben.

Erfahrungskoordination bedeutet Zusammenarbeit, und derer gibt es die drei Formen Rechtweisung, Offenherzigkeit und Beispringen, in der obigen Kodierung als 1 an der ersten, beziehungsweise zweiten oder dritten Stelle dargestellt. Die Ziffer 2 bezeichnet die Formen der wechselseitigen Delegation, Berichtigung an der ersten Stelle, Zusammenwirken an der zweiten und Arbeitsteilung an der dritten, und die Theorie besagt, daß wir uns bei der Haltungskoordination, welche Verbündung bedeutet, ohne Einschränkung der Allgemeinheit (mit anderen Worten, was jetzt folgt ist falsch, es spielt aber keine Rolle, daß es falsch ist) auf die Fälle der statischen Verbündung, welche darin besteht, sich durch wechselseitige Delegation bewußt zu dynamischen Verbündeten zu machen, beschränken können (der unwesentlich falsche Teil dabei - in Wahrheit gehört zum Schöpfungsring selbstverständlich auch eine Haltung, und zwar eine recht verwickelte, welche sich zwar relativ kurz zusammenfassen läßt, Liebe Gott von ganzem Herzen und deinen Nächsten wie dich selbst!, aber aufwendig zu explizieren ist, doch müssen wir sie nicht in unser Modell miteinbeziehen).

Es gilt, daß, wenn etwas wechselseitig delegiert wird, es nicht Gegenstand der Zusammenarbeit sein kann, weshalb es nur drei Zustände und nicht vier gibt, nämlich 2: wechselseitig delegierend, 1: zusammenarbeitend, 0: weder noch, wobei es sich bei dem etwas um Haltungen, Erfahrungen oder Vorhaben handelt, was die Stelle der Ziffer bestimmt.

Es gibt aber zwei Gründe, warum wir zusammenarbeiten, nämlich entweder, weil wir verstehen, daß der Mensch durch seinen (subjektiven) Glauben, seine Vorliebe und sein Gewissen das Rechte gehießen wird, und daß dieses Geheiß aus einer Quelle kommt und den Lauf der Welt harmonisiert, so daß wir gehießen werden, einander dabei zu helfen, dem Geheiß zu folgen, was wir erreichen, indem wir die rechte Haltung einsichtig machen, relevante Erfahrungen vermitteln und unseren Teil für friedensstiftende Vorhaben tun (und sei's, daß wir einem unverschämten Gesetzesbrecher wutentbrannt eins auf die Mütze geben), oder, weil wir fürchten, daß es schlecht wäre, nicht zusammenzuarbeiten, also mit anderen Worten entweder zum gegenseitigen Gedeihen oder als Abhilfe.

Wenn nun die Frage entschieden wird, ob etwas wechselseitig oder einseitig delegiert werden sollte, kommt es stets so heraus, daß, wenn etwas einseitig delegiert wird, es zugleich ratsam erscheint, denjenigen, an welchen man es delegiert hat, zusammenarbeitend zu helfen, da es ja nur ein Mann ist, welcher die Last für alle trägt. Auch hier sehen wir, daß es noch eine andere Art der Verbündung gibt, nämlich die einseitige Delegation anzuerkennen, aber wiederum müssen wir das nicht mit ins Modell aufnehmen.

Indes, was läßt sich einseitig delegieren? Die Haltung? Ja, dann haben wir Beschlußhoheit, den von einer Autorität gewiesenen Schwarm, und der Begrenztheit der prüfenden Autorität wird durch Rechtweisung abgeholfen. Die Erfahrung? Wenn man den Papst verspotten wollte... alle beichten ihren Priestern ihre Nöte, und der Papst sammelt sie wie der Weihnachtsmann und denkt sich für jeden was aus. Nein, die Erfahrung läßt sich nicht einseitig an einen Herren delegieren. Und bei den Vorhaben ist es noch unmöglicher, wobei es hier ein seniler Familientyrann ist, welchen man verspottete, indem man sagte, er erteile alle Aufträge, während seine erwachsenen Söhne ihm zur Seite springen, indem sie alle Geschäfte erledigen, welche der Alte vergißt.

Wird hingegen alles wechselseitig delegiert, dann haben wir den Grundschwarm, und wenn die Zusammenarbeit als Mittel des Gedeihens gesucht wird, den Schöpfungsring.

Gewiesene Schwärme sind übrigens nicht nur Heere, sondern auch Königreiche, wiewohl die Bindendheit der königlichen Haltung, das Gefühl, als Kandidat die königliche Prüfung bestehen zu müssen, nicht immer gleich stark empfunden wird. Grundschwärme sind hingegen stets offen und schließen niemanden aus, der nur versteht, daß die Vernunft den Vorrang vor dem Verstand verdient und also die Verstände aller vernünftig koordiniert werden sollten, indem der besseren Haltung, Erfahrung und den besseren Vorhaben erlaubt wird, ihre schlechteren Gegenstücke zu ersetzen, was eben durch Berichtigung, Zusammenwirken und Arbeitsteilung geschieht.

Nun ja, und der Schöpfungsring beschränkt sich eben auf jene, welche das Wesen des Menschen und seine Beziehung zu Gott verstehen. Dies sind die Lebensringe, was es sonst noch an Vereinigungen gibt, besitzt keine transzendente Realität im Lebenskreis.

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10. Juli 2022

Was zur Sprache kommt.

Seit gut 20 Jahren leide ich positiv bewußt darunter, daß das Wesentliche in unserer Gesellschaft nicht zur Sprache kommt, das heißt, seit gut 20 Jahren weiß ich, daß es in unserer Gesellschaft nicht zur Sprache kommt, vermutet hatte ich es schon vorher, und seit ich damals Platon gelesen hatte und den Universitätsbetrieb aus eigener Anschauung kannte, brachte ich diesen Umstand mit Aristoteles in Verbindung, also mit dem von ihm beworbenen Expertentum.

Aristoteles war natürlich direkt für den Untergang der griechischen Stadtstaaten verantwortlich, und es scheint vielleicht etwas verspätet, das heute zu betrauern, aber wenn die Grundlage dafür, daß etwas gesellschaftlich zur Sprache kommt, nur hinreichend umfassend verstanden wird, läßt sich die fortgesetzte Aktualität des Themas erkennen.

Es gilt der folgende Satz:
Die Gesellschaft bringt nur das zur Sprache, was zu ihren Verrichtungen gehört.
Und da ich mich in den letzten paar Jahren zunehmend mit organisierten Verrichtungen auseinandergesetzt habe, kann ich nach Prüfung ihrer verschiedenen Formen festhalten, daß das gesellschaftliche Gespräch eine Funktion der Parameter Koordination und Delegation ist und die Delegation es degeneriert.

Genauer gesagt dient das gesellschaftliche Gespräch beim Koordinieren der Bildung und ihrer Reflexion und beim Delegieren dem Erraten der Revision. Im Einzelnen
  • erraten Kandidaten die Erfahrung ihrer Prüfer, welche ihre Abdeckung (konkret Bewertung) durch letztere bestimmt,
  • Auftragnehmer die Haltung (Umgang, Vorhaltung und Bestrebung) möglicher Auftraggeber, welche ihren Einsatz durch letztere bestimmt, und
  • Diener die Vorhaben ihrer Herren, in welche ihre Kritik durch letztere mündet, wohingegen
  • Verbündete zunächst Haltungen bilden und dann die Bildung von Haltungen im allgemeinen reflektieren,
  • sich Zusagen Machende zunächst Vorhaben bilden und dann die Bildung von Vorhaben im allgemeinen reflektieren und
  • Zusammenarbeitende zunächst Erfahrungen bilden und dann die Bildung von Erfahrungen im allgemeinen reflektieren,
wobei sich letzteres im Rahmen des popkulturellen Zykels sowohl an den Hippies, siehe etwa Tobe Hooper's Film Eggshells, als auch an der Gründerzeit im Hinblick etwa auf den Marxismus mustergültig belegen läßt. Verbündung besteht heute nur noch in Form des Schwarms, und das diesbezügliche Gespräch ist entsprechend der diesbezüglichen Haltung rudimentär, im wesentlichen ja: Red nicht! Mach!, und koordinierte Vorhaben sind auch auf dem Rückzug, wiewohl Notlagen zu ihnen zwingen, was allerdings wiederum keine hochgeistigen Gespräche anregt.

Es geht also um die Wurst: Wenn wir unsere Zukunft nicht damit verbringen wollen zu erraten, in welcher Tasche unser Herrchen das Leckerli versteckt hat, müssen wir unser gesellschaftliches Leben von der Delegation weg zur Koordination hin umgestalten.

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9. Juli 2022

Zivilisation und Selbstentsprechung

Während ich etwa bei Finnen, Italienern, Schwarzafrikanern und Spaniern das Gefühl habe, daß sie sich in ihrer jeweiligen Zivilisation vollkommen selbst entsprechen, gibt es andere Völker, etwa Engländer, Deutsche, Russen, Chinesen, Inder und Araber, bei welchen die Selbstentsprechung sozusagen unter Vorbehalt steht, also einer zivilisationsbegründenden Pflicht nachgeordnet ist, welche dem Wesen der Welt Rechnung trägt.

Genauer gesagt entsprechen sich
  • Araber nur in ihrer Mußezeit, weil ihr Auskommen von ihnen zu bewältigen ist,
  • Inder und Chinesen nur in ihren selbstbestimmten Geschäften, da sie ihren Teil zur Selbstbestimmtheit ihrer Nation abzuleisten haben, und
  • Engländer, Deutsche und Russen nur bei Ablenkungen, weil das Reich Gottes von ihnen vorzubereiten ist.
Das Private des Arabers ist also sein Reich, das der Inder und Chinesen ihre Kreise (ihr Milieu) und das des Engländers, Deutschen oder Russen seine Pausen, und umgekehrt das Öffentliche des Arabers die Probe, das der Inder und Chinesen die Herrschaft und das des Engländers, Deutschen oder Russen das Werk.

Mit anderen Worten betrachten
  • die Araber die Welt als (von Menschen größtenteils) unbestimmt,
  • die Inder und Chinesen sie als (von Herrschern im Großen) fremdbestimmt und
  • die Engländer, Deutschen und Russen sie als (von ihnen selbst wesentlich) mitbestimmt,
wohingegen Finnen, Italiener, Schwarzafrikaner und Spanier sie als (von ihren Vorfahren im Wesentlichen) vorbestimmt betrachten - siehe dazu auch meine Filmkritik zu La grande bellezza.

Der größte Fehler der internationalen Politik heute besteht darin, diese Auffassungsunterschiede zu ignorieren. Innerhalb Europas besteht zwar eine implizite Übereinkunft, Innovationen landsmannschaftsverträglich zu dirigieren, aber dabei wird nur ein Gegensatz überbrückt, und diese Überbrückung führt bereits zu einer ungeheuerlichen bürokratischen Lähmung und einer bereits mittelfristig geistig bedenklichen Verkitschung des ganzen Lebens. Was nicht funktionieren kann, wird nicht funktionieren. Die so genannten Technokraten stützen sich auf Steuerungstechniken, welche Strömungen steuern, welche sie selbst außer Kraft setzen, oder einfacher gesagt: Sie sägen den Ast ab, auf welchem sie sitzen.

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7. Juli 2022

Zum Fokus der Überzeugungsarbeit in der Geschichte des Christentums

Wenn wir uns fragen, ob wir einem Weisenanwärter Beschlußhoheit zugestehen sollten, handeln wir, wie bei allen politischen Fragen, auf der Basis eines geschichtlichen Hintergrunds, vor welchem wir unsere Entscheidung treffen, messen ihn also an seinen anerkannten Vorgängern, so daß ein einmal anerkannter Weiser gerade nach dem Grad seiner Weisheit verhindernd auf die Anerkennung weiterer Anwärter wirkt.

Beispielsweise sollte sich ein Mahatma Gandhi sobald nicht in Indien wiederholen, es sei denn, er wiederholte sich tatsächlich, denn sein Vorbild wird den Indern noch eine Weile gegenwärtig bleiben, wohingegen die Tatsache, daß Jesus Christus keine Beschlußhoheit zugestanden wurde, bedeutet, daß sich Bewerber um sie in der christlichen Welt nie an Christus messen lassen mußten.

Dadurch, daß Christen akzeptieren, daß, nur weil etwas richtig ist, es noch lange nicht die gegenwärtige Politik bestimmen sollte, sondern daß jene vielmehr stets nur Flickwerk bleibt, menschliche Notdurft, das Göttliche zu erhalten und sich entfalten zu lassen, gestehen sie ihren Weisenanwärtern vergleichsweise leichtfertig Beschlußhoheit zu, und folgende Betrachtung zur Frühzeit des Islams bestätigt diesen Punkt.

Der Koran, oder wenigstens seine zweite und längste Sure, wurde wie gesagt von Damaskios, dem letzten Oberhaupt der platonischen Akademie, als späte Rache für seinen vom Bischof von Alexandria gefolterten Bruder geschrieben, und die islamische Expansion war die Folge eines Aufstands gegen römische Steuern einerseits und der Fahnenflucht eines Kontingents des sassanidischen Heeres andererseits, beide von Damaskios persönlich im Jahre 532 eingeleitet, und diese Tatsachen waren den ersten Muslimen selbstverständlich auch bekannt, so daß der spätere Mohammed also nicht das Vorbild war, an welchem die ersten Kalifen gemessen wurden, genauer gesagt die vier rechtgeleiteten, die der Umayyaden und die ersten beiden der Abbasiden, und entsprechend kurz sind die Regierungszeiten dieser Kalifen, also weil sie keinem stratosphärischen Standard entsprechen mußten und der Wettbewerb entsprechend lebhaft war, mit Ausnahme ihres letzten, al-Mansurs (zugegeben, 3 von 19 weiteren hielten sich fast so lange wie er im Amt), welcher den Standard änderte, indem er die ersten Mohammedbiographien veröffentlichen ließ, was der Abbasidendynastie ihr langes Leben bescherte, an derem Ende der Titel Kalif außer Gebrauch kam, oder jedenfalls nicht mehr allgemein anerkannt wurde.

Freilich, dies nur zur Unterfütterung der späteren christlichen Überzeugungsarbeit, welche an ihrem Anfang sowieso nicht Weise einschleusen konnte, da sie weder die Juden, noch die Römer anerkannt hätten.

Am Anfang, also, wendete sich die christliche Überzeugungsarbeit an die Urteilskraft der jüdischen und römischen Autoritäten, welche sie von der Gültigkeit der konstruktiven Wirkung der christlichen Lehre (im Rahmen des generativen Zykels des Zeitalters der Werke) zu überzeugen suchte, verkürzt gesagt also die Ältesten von ihrer Gültigkeit.

Und dies blieb bis Charlemagne so, wann sich der Fokus der Überzeugungsarbeit darauf verschob, die Mächtigen davon zu überzeugen, daß sie, indem sie der christlichen Lehre gemäß walteten, ihrer Verantwortung genügten (ich erwähnte diesen Wandel von der Theorie zur Praxis bereits hier - nicht alle meine Beiträge sind verständlich betitelt).

Und wenn es auch etwas albern ist, dies neben die vorigen Phasen zu halten, so liegt der Fokus der Überzeugungsarbeit heute doch darauf, die Aufmerksamkeit des Jungvolks auf dasjenige zu richten, woran sich die christliche Lehre zu bewähren hat, und niemand hat es meiner Meinung nach besser gemacht als Pomfret, ähmm, Supertramp in Crime of the Century, ob es nun teenage angst genannt wird oder wie auch immer.

Making, it's hard, but taking, it's easy. Und entsprechend:
  • Wer ist am schwersten über die Gültigkeit zu täuschen? Die Alten, welche bereits Lebensweisheit gesammelt haben.
  • Wer ist am schwersten von der Verantwortlichkeit zu überzeugen? Die Männer, welche sie tragen.
  • Wer ist am schwersten von der Abhängigkeit zu überzeugen? Das Jungvolk, welche sie noch spürt.
  • Doch wer versucht das Jungvolk von Gültigkeit und Verantwortlichkeit zu überzeugen?
Es dürfte leichter sein, Teenager für fragenaufwerfenden Gesang zur Gitarre zu begeistern, als jüdische und römische Älteste für neue Gesetze oder germanische Krieger für Kulturstiftungen, aber so wie das leichter ist, ist es doch schwerer, als Teenagern einzureden, daß es Probleme auf der Welt gebe, welche ihren Einsatz erfordern.

Die Art und Weise, wie an den Stärken der Menschen jeden Alters vorbeigegangen und stattdessen ihre Schwächen gesucht wird, ist absolut verwerflich, es wird noch nicht einmal der Anschein erweckt, man wolle auf die Stärken der Menschen bauen, sondern freimütig eingeräumt, daß man ihre Schwächen dazu ausnutzen will, sie an Auffassungen heranzuführen, welche Franchises sind, genau wie Restaurantketten, und genauso in der Gesellschaft auf einander abgestimmt werden, in einer künstlichen Harmonie, welche weder Raum für Familienrezepte, noch für selbstbestimmte Persönlichkeitsbildung hat.

Indes, da die Überzeugungsarbeit für die Gültigkeit der christlichen Lehre nun bald 2000 Jahre zurückliegt und die Überzeugungsarbeit für ihre Verantwortlichkeit gut 1000, mag die Überzeugungsarbeit für die aus ihr folgenden Abhängigkeiten heute durchaus eine Rolle innerhalb ihrer natürlichen Entwicklung spielen, was allemal bedeutungsschwerer ist als der Hype der Zeit, und sie spielt eine bei einer Bestandsaufnahme, welche bestimmt, was wir von unserem Erbe in die Zukunft tragen wollen, indem sie unsere Bedürftigkeit freilegt.

Lassen wir uns also nicht von Vermessenen vermessen, sondern fordern wir lieber Weisheit, welche es mit Christi aufnehmen kann, und wofern diese nicht vorliegt, geben wir unsere Beschlußhoheit nicht aus der Hand und folgen unserem Licht und vertrauen unserem Leben. Darum geht es letztlich bei der Frage, ob Christus wiederkehrt, denn wenn Er es tut, kommt auch die Zeit, in welcher Er zum Vorbild wird und der Gemeinplatz, daß sich schon alles von selbst zum besten wendet, keine Anwendung mehr findet.

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6. Juli 2022

Eingeschleuste Weise: Das menschliche Gesicht der Schwarmkontrolle

Ich sprach die Ähnlichkeit zwischen der wechselseitigen Delegation und der Zusammenarbeit bereits im Beitrag Wechselseitige Delegation an. Hier möchte ich zunächst fragen, ob es militärische Gründe gibt, die Zusammenarbeit der wechselseitigen Delegation vorzuziehen.

Nun, es gibt keinen militärischen Grund, das Beispringen der Arbeitsteilung vorzuziehen oder die Offenherzigkeit dem Zusammenwirken, aber es gibt durchaus einen Grund, die Rechtweisung der Berichtigung vorzuziehen, da sich die Berichtigung an jeden richtet, der falsch liegt, und sich die Rechtweisung natürlicherweise vorrangig an jene wendet, welche die Beschlußhoheit innehaben, so daß es bei der Berichtigung dazu kommen kann, daß ein ehrgeiziger Hauptmann über eine militärische Fehleinschätzung informiert wird und die weitere Verbreitung der Nachricht verhindert oder allgemeiner formuliert, daß eine Berichtigung nur einen Teil eines Schwarms erfaßt, welcher seinen speziellen Vorteil aus ihr zieht.

Letzteres ist im Krieg durchaus nachteilhaft, im Frieden aber eher nicht, weshalb die Einschleusung von Weisen, welchen die Beschlußhoheit zugestanden wird, eine grundsätzlich militärische Einrichtung ist. Weisen wird die Beschlußhoheit natürlicherweise zugestanden, ebenso wie sie natürlicherweise als Mitarbeiter angesehen werden, welche rechtweisen und vorrangig rechtzuweisen sind, wenn sie sich einmal irren sollten. Aber das gilt per Definitionem und sagt nichts über die Neigung der Menschen aus, ihre Mitmenschen als Mitarbeiter oder gar Weise anzusehen, doch auf die kommt es an, wenn Weise zur Kontrolle des Schwarms in ihn eingeschleust werden sollen.

Ich denke, daß es sich bei den römischen Triumphzügen um so ein Mittel der Einschleusung gehandelt hat, welches die römischen Soldaten davon überzeugen sollte, daß die verherrlichten Heerführer ein Anrecht auf Beschlußhoheit und vorrangige Rechtweisung besäßen.

Heute kommt Ombudsmännern, Verbraucherschützern, selbstverständlich Priestern, und wie sie alle heißen, welche darauf achten, daß alles korrekt abläuft, just diese Rolle zu, also daß wir sie informieren, wenn etwas falsch läuft, anstatt die Mißstände öffentlich breitzutreten. Aber wie gesagt, im Frieden gibt es keinen Grund dazu, was natürlich nicht heißt, daß man im Frieden niemanden als Mitarbeiter ansehen sollte, sondern lediglich, daß eine Verwaltung, welche vorzugsweise auf dieses Mittel setzt, militärische Denkstrukturen aufweist. Oder ist Mr. Helpmann ein Zivilist?

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3. Juli 2022

Flußformen des Zeitgeists

Der Zeitgeist läßt sich als eine Art Fluß denken, welcher bergauf fließt, und sich immer dann in verschiedene Arme gabelt, wenn er sich verschiedenen Glauben zuneigt, ihn hinauf zu führen. Allerdings fließt er nicht immer durch ein Bett, sondern bisweilen in einem Strudel, nämlich genau dann, wenn er von einem Arm, welcher an ihm vorbeiströmt, getragen wird, also, um das Bild hier zu verlassen, wenn er der Geist einer Gemeinde ist, welche aufgrund ihrer strategischen Bedeutung für eine größere Gemeinde von dieser ausgehalten wird.

Typische Beispiele für Zeitgeiststrudel sind Marinestützpunkte, wie zum Beispiel Kiel, wo man immer den Eindruck hat, der Kaiser könne jeden Augenblick zur Inspektion vorbeischauen, was zum einen am Nord-Ostsee-Kanal und zum andern am Marinestützpunkt Kiel-Wik liegt, aber noch wesentlich stärker war der Effekt in Sewastopol 2011, als ich dort war und das Festhalten an sowjetischen Gepflogenheiten geradezu surreal wirkte.

Ich bringe das zur Sprache, weil die derzeitige deutsche Regierung erkennbar keinem Zeitgeistarm folgt, sondern sich in einem Zeitgeiststrudel befindet, was zwei Fragen aufwirft, nämlich
  1. wer sie aushält und wichtiger noch
  2. ob jemandem daran gelegen ist, das ganze Land auszuhalten,
denn wenn letzteres nicht der Fall ist, und ich bezweifle es, wird das Land gar nicht anders können, als sich in Glaubensfragen von der Regierung zu lösen.

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2. Juli 2022

300 Jahre des popkulturellen Zykels

Meine bisherige Betrachtung des popkulturellen Zykels reichte nicht weiter als bis ins Jahr 1820 zurück und blieb infolge dessen recht sporadisch.
Jahr
Titel Auslöser Vorbild Ziel
1720 Aufklärung Ende des
Absolutismus'
(Louis' XIV)
Renaissance
Selbstermäch-
tigtheitsaus-
gestaltung
1770 Frei-
maurerei

Ende des
7-jährigen
Kriegs
Jüdische
Könige
Autonomie-
abstimmung
1820 Vormärz
Niederlage
Napoléons
Humanismus
Demokratie-
anerkennung
1870 System-
theorie
Niederlage
Frankreichs
Holländische
Republik
Selbstermäch-
tigtheitsfolgen-
ausgestaltung
1920 Jugend-
bünde

Ende des
Deutschen
Kaisertums
GermanenWehrkraft-
abstimmung
1970 Hippies
Vietnam-
krieg
Pazifismus
Selbst-
bestimmungs-
anerkennung
2020 ?
Ende des
Globalismus'

Familie
Rothschild

Handels-
bedingungs
-
ausgestaltung

Das Vorbild einer Phase des popkulturellen Zykels folgt ihr als bewundertes Objekt im Besinnungskreislauf, denn die Bewunderung dient der Vorbereitung, das heißt
  • in der einlösenden Phase wird Können bewundert (das der Renaissance, Holländer oder Rothschilds),
  • in der auslösenden Phase Gespür (das der Jüdischen Könige oder Germanen) und
  • in der verfolgenden Phase Rechtschaffenheit (Humanismus oder Pazifismus).
Interessant ist die zeitliche Entfernung des Vorbilds, während die Rechtschaffenheit der Bewunderung unmittelbar voraufgeht und das Gespür in grauer Vorzeit liegt, liegt das Können stets an die 250 Jahre zurück, nämlich
  • der Fall von Konstantinopel 1720 - 1453 = 267 Jahre,
  • der Niederländisch-Portugiesische Krieg 1870 - 1602 = 268 Jahre und
  • die Geburt Meyer Amschel Rothschilds 2020 - 1744 = 276 Jahre,
was bedeutet, daß es in jeder einlösenden Phase des popkulturellen Zykels immer schon ein 100 Jahre zurückliegendes Ereignis gibt, welches die nächste einlösende Phase des popkulturellen Zykels bestimmt:
  • die Aufklärung war bereits durch die Holländer praktisch vorweggenommen und stellt also nur eine intellektuelle Ausweitung dar,
  • die Systemtheorie war bereits durch die Familie Rothschild praktisch vorweggenommen und stellt ebenfalls nur eine intellektuelle Ausweitung dar, und
  • die Handelsbedingungsausgestaltung ist bereits durch die Kommunistische Partei Chinas (* 23.7.1921) praktisch vorweggenommen und bleibt nur intellektuell auszuweiten.
Allgemein gilt, daß die Phasen des popkulturellen Zykels ihre Ziele, welche koordinierte Vorhaben beschreiben, durch wechselseitige Delegation und auch koordinierte Vorhaben vorzubereiten suchen, nämlich
  • die einlösende Phase die Ausgestaltung der Friedensversorgung (-standgestaltung) durch Berichtigung und auch Schulbildung,
  • die auslösende Phase die Abstimmung der Verbundenheitsbeteiligung (-ensembles) durch Arbeitsteilung und auch Standgestaltung und
  • die verfolgende Phase die Anerkennung des Rechtschaffenheitsverständnisses (der -schule) durch Zusammenwirken und auch Ensemblebildung.
Und damit ist die Theorie des popkulturellen Zykels vollständig gegeben, wobei Selbstermächtigtheitsausgestaltung gerade die dritte oder persönliche Phase des Glaubenszykels definiert und die Aufklärung also durch das Hexagramm 60 des I Chings Die Zisterne beschrieben wird. (Gerade, 2020, sind wir bei 31 Die Insel angelangt, womit die Herrschaft der Unvernunft nun 250 Jahre andauert und wohl demnächst zu Ende geht und mit ihr wohl auch der popkulturelle Zykel.)

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