Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

21. Juli 2022

Die Grünen und das Großkapital

Wir kennen es doch alle, nachdem wir alles erworben haben, was wir uns wünschten, beginnen wir damit, es ins rechte Licht zu setzen, nachdem wir eine Bergwand mit Hilfe von Haken erklommen haben, versuchen wir es ohne, und so kann es auch nicht verwundern, wenn eine Gesellschaft, nachdem sie sich technologisch in die erste Reihe vorgekämpft hat, anfängt, darüber zu sinnieren, welche Technologien ihr besonders gut gefallen.

Das ist ganz natürlich, und ganz natürlich kommt es dabei zu Überschneidungen von ideellem und praktischem Interesse, insofern die Abbiegung ins Ideelle eine Fortsetzung des eigenen Wegs darstellt, an welcher sich die entwickelten Technologien beweisen können und damit ihren wahrgenommenen Wert steigern.

Es ist in etwa so, wie, nachdem ein Kind reicher Eltern seinen Unterricht unter günstigeren Bedingungen in verkürzter Zeit erledigt hat, es die gewonnene Zeit nutzt, um Tennis zu lernen, um etwas zu haben, um seine Fitness unter Beweis zu stellen und an Selbstvertrauen zu gewinnen.

Jedenfalls wenn wir die politisch-organisatorische Seite einmal völlig ausblenden, und ich glaube daran, es zu tun, denn die gesamte Erscheinung kann nur aus der Distanz bewertet werden.

Der Gegenstand dieses Beitrags ist natürlich das Verhältnis von Oligarchie und Demokratie zu einander, und die vorstehende Betrachtung begreift den bestehenden Zustand als das Ergebnis eines demokratischen Prozeß', nämlich Deutschlands Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Und wiewohl diese Auffassung völlig plausibel ist und es keinen Grund gibt, nach anderen Erklärungen zu suchen, heißt das doch nicht, daß die fortwährende Dominanz des demokratischen Prozesses vor anderen Prozessen garantiert wäre.

Warum die Sorge? Zum einen, weil der beschriebene Prozeß ein Ringen um Orientierung darstellt und die Erfahrung lehrt, daß das Umstellen der Möbel im Wohnzimmer Zeitverschwendung ist. Und zum anderen, weil sich dieses Ringen mit ihm gänzlich fremden, imperialen, Bestrebungen überschneidet, welche es für sich zu vereinnahmen suchen.

Um dazu so kurz wie möglich auszuholen: Imperien dienen stets einer bestimmten Klasse, deren Imperien sie sind, und finden ihre übrigen Subjekte nach Wichtigkeit gestuft ab, so daß Imperien stets vor dem Problem stehen, die Ansprüche ihrer Subjekte jene abfindend zu decken, und von den beiden Möglichkeiten, es zu tun, nämlich
  1. den einen zu nehmen und den andern zu geben, und
  2. Subjekte dazu zu bringen, ihre Ansprüche zurückzuschrauben,
ist die zweite weit unproblematischer, weshalb jedwedes Imperium sie sofort ergreifen wird, wenn sie sich bietet.

Jedwedes beinhaltet Wirtschaftsimperien. Je weniger Energie ein Bürger für seine Zwecke einsetzen kann, desto mehr ist er auf jene angewiesen, welche es können, er verliert an Macht und sie gewinnen sie. Und am Ende stirbt der demokratische Prozeß am selbst verordneten Aderlaß, und wir wachen in einer Gesellschaft auf, deren Regeln uns fremd sind, weil wir sie nie gekannt haben. Und das wäre doch nicht schön.

Mehr muß man nicht sagen, entscheidend ist nur, daß die freiwillige Selbstbeschränkung nicht aufgrund wirtschaftlicher Kraftverhältnisse in Gefangenschaft umschlägt.

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