.edu .org .at .ch .de .uk Blogger hier
Bereitschaftsfront

„Daß du nicht weißt, was dir frommt, des faß ich jetzt deines als Pfand!“
Eesti
EnglishClicky

23. September 2022

Haltungskoordination und -delegation des neuen Menschen

Ich sprach bisher davon, daß die Haltungsdelegation im Gegensatz zur Erfahrungs- und Vorhabendelegation, immer wechselseitig sei, doch der vorige Beitrag hat mich zu der Einsicht geführt, daß dies nicht so ist.

Bei der wechselseitigen Haltungsdelegation, bei welcher also jeder zugleich Prüfer und Kandidat ist, bietet einer als Prüfer dem anderen als Kandidaten ein Verhalten an, indem er beispielsweise Guten Tag! sagt, was ein Angebot zu einer bestimmten Art der Unterhaltung ist. Das Ziel dabei besteht darin, ein Verhalten auszuhandeln, welchem beide Seiten zustimmen können, und die Erwartung dabei ist, daß jeder Verhandlungsteilnehmer durch Verhaltensangebote und geeignete Belohnungen oder Bestrafungen des vorliegenden Verhaltens sicherstellt, daß sich das Verhalten zielgemäß einpendelt.

Wenn es allerdings zu der im vorigen Beitrag beschriebenen sozialen Angliederung eines Menschen kommt, so rückt er zunehmend von diesem Verhalten, der wechselseitigen Zurechtweisung, ab und beginnt stattdessen, sich mit von ihm erwarteten Verhalten abzufinden, was den im vorigen Beitrag beschriebenen ideellen Anschluß begünstigt. Und gleichzeitig beginnen diejenigen, welchen er sich sozial anschließt, damit, sich über die Einstellung seines Verhaltens Gedanken zu machen und sich zu diesem Zweck zu verbünden, gleich ob es sich um Händler handelt, welche Franchises anbieten oder um sozialistische Studentengruppen, und das ist eben der neue Mensch, auf der einen Seite mit einander verbündete Einsteller (einseitiges Prüferpendant) und auf der anderen Abfinder (einseitiges Kandidatenpendant), welche ihre Haltung an die Einsteller einseitig delegieren.

Die kapitalistische Form dieser Entwicklung habe ich stets unter dem Aspekt der Verhöhnung des Mitmenschen gesehen, wo die eigene intellektuelle Überlegenheit darin besteht, sich über seine Manipulierbarkeit im Klaren zu sein und sie zum eigenen Vorteil zu praktizieren, wobei jene, welche sich damit abfinden, es zumeist nur partiell tun, dergestalt sie in bestimmten Bereichen auftrumpfen und ihrem Eigensinn frönen. Schön, aber, ist diese Entwicklung nicht, und ich kann über solche Menschen, gleich ob Einsteller oder Abfinder, nur meinen Kopf schütteln.

Und was die sozialistische Form angeht, so sind mir die Einsteller dort etwas sympathischer, weil sie nicht aus zynischem Eigennutz, sondern aus Pflichtgefühl heraus handeln, doch die Abfinder dafür noch unsympathischer, weil ihre Abfindung total ist, weil sie jedes Verhaltensangebot als kollektives Gesetz betrachten, mit welchem sie sich abzufinden haben, es also mißtrauisch in Erwartung seiner Zumutungen beäugen, anstatt ihre Interessen durch eigene Verhaltensangebote und geeignete Korrekturen einzubringen, vielmehr darauf sinnend, andere zu finden, welche ihren Unmut teilen, und sich, wenn es wieder einmal so weit ist, gegen die Einsteller aufzulehnen. Mit anderen Worten also ein passiver, mißtrauischer, hinterrückscher Menschenschlag, welchen die Einsteller in Erfüllung ihrer Pflicht erzeugen, aber auch wenn die kapitalistischen Abfindenden noch nicht ganz dort angekommen sind, annähern tun sie sich diesem Endpunkt jetzt schon.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

21. September 2022

Materialismus und Kristallisation der Macht

Der Mensch operiert auf der materiellen, der sozialen (sonst funktionalen) und der ideellen Ebene, und auf jeder Ebene gibt es zum einen eine Operationsweise und zum anderen ein Operationsumfeld, in welchem erstere operiert, nämlich
  • auf der materiellen die Lebensart, inmitten welcher die Lebensweise operiert,
  • auf der sozialen das Gesellschaftsklima, in welchem die Sitte operiert, und
  • auf der ideellen den Geist, inmitten welchem die Vervollkommnung operiert.
Die Macht liegt naturgemäß auf der materiellen Ebene und besitzt natürlicherweise nur eine materielle (eher fluide) Struktur. Von der Kristallisation der Macht sei dann die Rede, wenn sich die materielle Macht die soziale und ideelle Operation einverleibt und sich deren (eher rigide) Strukturen aneignet, konkret indem
  • die Lebensweise zur Angliederung verkommt und aus Autarken Satelliten werden und
  • die Sitte aus der Konzilianz zum Anschluß und aus Richtern Vertreter.
Wenn die Macht kristallisiert, wird ihr das Wesentliche und das Schöne geopfert, das Wesentliche durch die Angliederung und das Schöne durch den Anschluß, und es ist dieses Opfer, welches es der Macht erlaubt, sich die soziale, beziehungsweise ideelle Operation einzuverleiben. Mit anderen Worten führt also Materialismus, die Bevorzugung des Materiellen, zur Kristallisation der Macht, ein Prozeß, welcher nicht von den Mächtigen angestoßen wird, sondern von den Ohnmächtigen, welche recht eigentlich ihre Seele verkaufen.

Die Franchisenahme beruht darauf, Lebensart (Speisen, Kleider, Unterhaltung) durch Angliederung an das Franchise zu kommerzialisieren, und stellt in ihrer Abhängigmachung des Kunden ein zentrales Handelsinteresse dar, wovon ich auch schon schrieb.

Und bei dem Anschluß geht es darum, sich durch den Anschluß an einen Beschluß materielle Vorteile zu versprechen, zumeist vermittelt durch die eigene Abhängigkeit in angegliederter Position, wobei es letztlich keine Rolle spielt, ob diese durch Franchises entstanden ist oder durch Aufhebung des Privateigentums in einem sozialistischen Staat, welcher seinerseits, wenn man so will, als ein das ganze Leben umfassendes, wenn auch nicht kommerzielles, Franchise angesehen werden kann.

Wie auch immer, ist die eigene Abhängigkeit erst einmal gegeben, so bedarf es nur jemandes, welcher ihr ideologische Vorgaben aufbürdet, Beschlüsse, welchen man sich anschließen muß, um sich der Beziehungen, von welchen man abhängig ist, weiter erfreuen zu dürfen. Und so kommt es halt zum rituellen Anschluß, selbst an Beschlüsse, welche einen zum Tode verurteilen, wie bei Genrich Jagoda. Darum geht es bei der attack therapy, wie Philip K. Dick sie nannte, oder bei den Kampf- und Kritiksitzungen, wie Mao Zedong sie nannte, und wie sie Billy Wilder zu Itsy Bitsy Teenie Weenie Yellow Polka Dot Bikini Horst Buchholz in Eins, Zwei, Drei widerfahren ließ, wie sie heute noch an manchem Landesinstitut für Schule stattfinden und gegenwärtig in Schauprozessen an Alex Jones vorexerziert werden, wie sie also überall auftreten, wo sich Menschen zum Sozialismus bekennen oder seinen Anschein erwecken wollen.

Freilich, am stärksten sind diesem Treiben gegenwärtig Journalisten auf Twitter ausgesetzt, und von dieser Berufsgruppe aus legen sich konzentrische Kreise des Anschlusses über die Gesellschaft. Folgendes möchte ich dazu bemerken: Im Gegensatz zur Angliederung kann hier nicht von einem klar erkennbaren Interesse an dieser Entwicklung die Rede sein, denn letztlich erweist sich der erzwungene Anschluß als gesellschaftszersetzend, wie es an der Paranoia osteuropäischer Gesellschaften leicht zu beobachten ist. Doch wenn der Anschluß erst einmal gesellschaftlich etabliert ist, stellt er eine Art Knochen dar, welcher einen leicht am Gaumen verletzt, wenn er quer steht, soll heißen, daß die politische Führung, welche die Beschlüsse vorgibt, sie gezwungenermaßen, also um den eigenen Menschenpark nicht unnötig zu verwüsten, der Mehrheitsmeinung anpaßt.

Allerdings gibt es, wenn auch kein tatsächliches, so doch vielleicht ein scheinbares Interesse in den Augen jener an dieser Entwicklung, welche die Menschen nach ihrem Lebenswandel kategorisieren und meinen, sie, wenn sie sich nur geeignet anschlössen, wie Figuren auf dem Schachfeld zu beliebigen Zwecken lenken zu können. Die heutige Datenverarbeitung legt dieses Vorgehen nahe, und gegenüber dem Staatssozialismus scheint es jedenfalls flexibler. Auch würde es fließend in eine künstlich intelligente Administration übergehen, und das wäre ja auch der gänzlich zu erwartende Endpunkt davon, seine Seele zu verkaufen.

Gegenwärtig ist aber das andere wichtiger, nämlich der querstehende Knochen. Können wir behaupten, uns die Konzilianz derer bewahrt zu haben, welche ihr gegenseitiges Urteil schätzen? Oder haben uns die Ereignisse der letzten Jahre davon überzeugt, daß es Kräfte gibt, welche den Anschluß gesellschaftlich etablieren wollen, welchen also nichts am persönlichen Urteil liegt, und an deren Urteil wir also auch kein Interesse besitzen? Denn wenn es auch nur das letztere wäre, und wir ansonsten weiterhin das Urteil unserer Mitmenschen schätzten, könnten wir doch angesichts der Verwurzelung der auf den Anschluß hinarbeitenden Kräfte in unserem politischen System es nicht in seiner gegenwärtigen konzilianten Form belassen, sondern müßten es, zumindest in Fragen seiner Reform, durch ein auf Anschluß basierendes System ersetzen, in welchem das Reformprogramm nicht diskutiert, sondern verrteten wird, und da fragt sich dann halt nur noch: Welches Reformprogramm bringt weniger Menschen gegen sich auf? Hätten wir Zeit, so könnten wir uns das natürlich alles in Ruhe überlegen und einen ausgereiften Entwurf vorlegen, aber wie es steht, scheint die Wahl zwischen blauen Söldnern und roten Milizen zu bestehen.

Wir sollten uns nicht ständig zwingen, Kröten zu schlucken, aber einstweilen werden wir's. Es mag aber auch sein, daß nicht unsere Disziplin entscheidet, sondern unsere Übelkeit - letztlich rächt sich beides am Richtigen.

Labels: , , , , , , , , , , ,

20. September 2022

Zur Erneuerung der Achtung und der Sorge

Ohne es zu merken, habe ich im Laufe der letzten sechs Monate die Grundlagen für ein eigenes, nicht an das I Ching angelehntes Verständnis der Erneuerung der Achtung und der Sorge entwickelt.

Unserer Achtung geht es um (jüngerer) Verwandtheit, also darum, in ihrer Seinsheimat inmitten von Verwandtem zu leben. Erachten wir unsere Umgebung als unsere Seinsheimat, so verschreiben wir uns ihrer Achtung, und das Fundament zu neuer Achtung legen wir dadurch, daß wir uns auf den Weg zu einer verhießenen Seinsheimat machen, finden, was unsere Umgebung in sie verwandelt und welche Verwandten sie mit uns verwandeln.

Das Evangelium verhieß unseren Vorfahren eine neue Seinsheimat, ab 800 A.D. legten sie die Fundamente zu ihrer Achtung und ab 1568 A.D. begannen sie damit, sich ihrer Achtung zu verschreiben.

Und gemäß dem vorigen Beitrag verschreiben wir uns der Sorge, indem wir unsere Verantwortlichkeit läutern, das (weltlich) Gültige durchdringen und unsere Abhängigkeit überblicken, mit anderen Worten es unserer Sorge also um Vervollkommnung geht. Und da wir dies stets auf der Grundlage einer bestimmten Übereinkunft tun, wie wir uns zu vervollkommnen haben, besteht die Fundamentlegung für die Sorge darin, bezüglich dieser Grundlage weiszusagen, also Gesetze für die Vervollkommnung aufzustellen.

Konkret ist die Vervollkommnungsweise immer komplexer, also nicht elementarer Art, aber ein bestimmtes Feld betreffend immer entweder läuternd, durchdringend oder überblickend, da sich diese drei ebenso wie zusammenwirken, Arbeit teilen und zurechtweisen gegenseitig ausschließen. Die Durchdringung in unserem Zeitalter begann mit der Durchdringung sozialer Mechanismen durch Jesus Christus, und dieser blieben wir bis Mitte des 18. Jahrhunderts verschrieben, wiewohl sich ihr bereits zuvor andere Felder zugesellten, welche wir auch zu durchdringen begannen. Mitte des 18. Jahrhunderts, aber, begannen Leute wie Adam Smith damit, neue Einsichten in soziale Mechanismen zu gewinnen, und sie zur Grundlage der weiteren Vervollkommnung zu machen.

Dies ist ein sehr natürlicher Prozeß, nämlich daß sozialer Fortschritt zu neuen Einsichten führt, aber ebenso natürlich ist es, daß diese neuen Einsichten weniger Aspekte berücksichtigen als die alten. Und also kommt es zur waghalsigen Anwendung von Erfolgsrezepten und in ihrem Gefolge zur Herrschaft der Unvernunft.

Es läßt sich aber nicht füglich sagen, daß jede Weissagung Ausdruck einer Fundamentlegung ist, denn ein Mensch, indem er sich vervollkommnet, gewinnt viele Einsichten und berücksichtigt sie, entscheidend ist, ob er ein Bedürfnis nach einer neuen Vervollkommnungsweise für sich selbst verspürt, und das habe ich, beispielsweise, nie - und Adam Smith möglicherweise auch nicht, im Gegensatz, aber, zu jenen, welche nach Erfolgsrezepten gieren und sie auf ihre Verläßlichkeit hin abklopfen.

Natürlich ist letzteres nicht per se eine Sünde, doch führt es eben, in Übereinstimmung mit dem I Ching, in einer bestimmten gesellschaftlichen Situation zu anderen Lebensverläufen, als es die Vervollkommnung täte.

Labels: , , , , , , , , , , , ,

19. September 2022

Vervollkommnung und Weissagung

Indem der Mensch auf seine Besinnungen zurückschaut und in Folge
  • seines Verfolgens seine Abhängigkeit bemerkt,
  • seines Einlösens die Gültigkeit und
  • seines Auslösens seine Verantwortlichkeit,
gewinnt er einen Eindruck des Grades seiner eigenen Vollkommenheit, nämlich in wiefern er
  • seine Abhängigkeit überblickt (vormals mir ihr vertraut wurde),
  • die Gültigkeit durchdringt und
  • seine Verantwortlichkeit geläutert hat,
welche ihm bei seinen Aufgaben helfen, nämlich
  • die Läuterung, insofern er durch seine Verantwortlichkeit aufgerufen wird, dabei, kritische Entwicklungsmuster zu bewältigen,
  • der Überblick, insofern seine Abhängigkeit ihm bedeutsam ist, dabei, Konstellationen zu behandeln, und
  • die Durchdringung, insofern Gültigkeit Zuversicht stiftet, dabei, Abzielungen projektgemäß umzusetzen.
Und da es in der Natur des Menschen liegt, seine Aufgaben gemeinschaftlich zu meistern, verbindet sich mit jeder Vervollkommnung ein Schwarm, welcher sie anstrebt, nämlich mit
  • der Läuterung ein zusammenwirkender Schwarm,
  • der Überblickung ein zurechtweisender und
  • der Durchdringung ein arbeitsteilender,
wobei ein solcher Schwarm, so lange er aus seinem Streben nach Vervollkommnung heraus seine Funktionen bildet, also
  • sich unter Annahme einer immerwährenden Krise läutert, bis er erneut einen Weg findet, sie zu bewältigen (Zeitalter der Wacht),
  • seinen Überblick über eine als unerschöpflich angenommene Konstellation ausweitet, um stets neue Weisen ihrer Behandlung zu finden (Zeitalter der Wunder) und
  • eine als deterministisch angenommene Welt immer weiter in der Hoffnung durchdringt, daß sich neue Arbeitsfelder zur Arbeitsteilung auftun,
lebendig ist, und sobald an eine Funktion gebunden, also
  • Krisen auf eine bestimmte Weise bewältigt,
  • Konstellationen auf eine bestimmte Weise behandelt und
  • Projekte auf eine bestimmte Weise umsetzt,
erstarrt.

Erstarrung findet im Rahmen des generativen Zykels statt, nämlich während der Beherzigung, aber auch sonst. Zum Beispiel hat sich ein Zweig des durchdringenden Schwarms unseres Zeitalters auf die Zurechtweisung in Fragen des Umweltschutzes verlegt, aber der ihr zu Grunde liegende Überblick ist bereits jetzt erstarrt. Dies ist interessant, da diese Verlegung, also von der Durchdringung zur Überblickung, instinktiv den Übergang vom Zeitalter der Werke zum Zeitalter der Wunder vollzogen hat, aber nur auf einen Teilbereich der staatlichen Abhängigkeit bezogen, nämlich die Abhängigkeit des Staates von einer ungiftigen Umwelt.

Als derart erstarrter Schwarm sind die Grünen aber in ihrer Mission nicht mehr als eine menschenfeindliche Behörde, und das haben alle Gruppierungen, welche bestimmte staatliche Abhängigkeiten im Blick haben, gemein: bedroht wird der Staat, und bedroht wird er von seinen Bürgern. Der Übergang zu einem lebendigen zurechtweisenden Schwarm setzt voraus, daß der Mensch in seiner Abhängigkeit erkannt und ihm bei ihrer Behandlung geholfen wird, und nicht der, beziehungsweise dem Staat bei seiner, denn es ist der Mensch, welcher nach Überblickung verlangt, und nicht der Staat.

Lebendige Schwärme stehen als Manifestationen der Vervollkommnung des Menschen unter dem Schutz Gottes, etwa bei ihrer Hintergehung, wie im vorigen Beitrag beschrieben. Und dem entsprechend genügt es im Normalfall, in ihrem Rahmen ins Himmelreich zu drängen, sprich: Gott zu bitten, sie zu segnen.

Weissagung, andererseits, beruht auf der Erkenntnis von Rahmenbedingungen, was an Entfaltung durch welchen sie ermöglichenden Rahmen erkauft wird. Der Charakter der Weissagung hat sich dabei in den letzten 3000 Jahren gewandelt. Das delphische Orakel weissagte sich an es wendenden Personen, was ihnen aus ihren Entscheidungen erwüchse, Johannes, was der Christenheit aus ihrer Hinwendung zu Christus erwüchse, und heute weissagen Volkswirte Staaten, wie sich ihre Gesetze auf ihre Wirtschaft auswirken, was darin begründet liegt, daß seit den Zeiten des delphischen Orakels immer mehr Entfaltungszusammenhänge als unumstößlich gelten, zunächst die religiöse Einigkeit betreffend, dann die staatliche.

Die staatliche betreffenden, jedenfalls, schicke ich mich an, umzustoßen, außerhalb der die religiöse betreffenden sehe ich mich nicht, doch mögen andere es tun, es ist auch etwas schwierig, dies zu entscheiden, da die Wirklichkeit religiöser Auffassungen im Geist der Menschen liegt, oder, genauer gesagt, sich durch ihn mitteilt.

In jedem Fall, aber, stellt der wahrhaft Weissagende, jener, welcher sich seiner Weissagung gewiß ist, welcher an sie glaubt und ihre Erfüllung erwartet, gleichsam eine Hürde auf, welche zur weiteren Entfaltung überwunden werden muß, Christus etwa in Form der brüderlichen Liebe Philadelphias, der einzig offenen Tür, zu welcher jeder, der die Christenheit voranbringen möchte, finden muß, und übt also einen passiven Zwang, ähnlich einem Gefängnis auf seine Insassen, aus, welcher schließlich die zur Etablierung eines neuen Rahmens nötige Initiative heranreifen läßt.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

16. September 2022

Schwarmaufgaben und hintersinnige Verbindlichkeiten

Schwärme zeichnen sich dadurch aus, daß sie wechselseitig delegieren, und folglich haben sie drei Aufgaben, nämlich
  • in Krisen zusammenzuwirken,
  • sich in Konstellationen zurechtzuweisen (zu berichtigen) und
  • die Arbeit bei Projekten zu teilen.
Unabhängig davon, ob sie gleich einen ganzen Schwarm betreffen oder auch nur eine einzige Person,
  • wird Zusammenwirken an Krisen gemahnend angemahnt,
  • werden Konstellationen eingeredet und
  • Projekte aufgeschwatzt,
und wofern es gelingt, verbindlich, doch geht es dabei bisweilen gar nicht um die fraglichen Aufgaben, sondern um andere, wann die Verbindlichkeit also einen Hintersinn besitzt.

Wir unterscheiden dabei sechs Fälle, nämlich
  1. daß eine eingeredete Konstellation der Bewältigung einer Krise dient,
  2. daß ein aufgeschwatztes Projekt der Bewältigung einer Krise dient,
  3. daß eine Krise, an welche gemahnt wird, der Behandlung einer Konstellation dient,
  4. daß  ein aufgeschwatztes Projekt der Behandlung einer Konstellation dient,
  5. daß eine Krise, an welche gemahnt wird, der Umsetzung eines Projekts dient, und
  6. daß eine eingeredete Konstellation  der Umsetzung eines Projekts dient,
wobei es sich bei 1), 4) und 5) um starke Hintergehungen handelt und bei 2), 3) und 6) um schwache, in dem Sinne, daß es leichter ist, schwach zu hintergehen, als stark. (Bei den schwachen bereitet die Scheinaufgabe die eigentliche im Eigenlauf des Ichs unmittelbar vor.)

Und konkret handelt es sich bei diesen Hintergehungen um
  1. Irreführung mit dem Ziel, die Bewältigung der Krise auf Abwege zu lenken,
  2. Ablenkung mit dem Ziel zu kontrollieren, wer welchen Teil der Krise bewältigt,
  3. Vorwendung mit dem Ziel, der Behandlung der Konstellation einen Vorwand zu verschaffen,
  4. Vorkehrung mit dem Ziel, der Behandlung der Konstellation eine Ausgangsbasis zu verschaffen,
  5. Umleitung mit dem Ziel,  dem Projekt Zustrom zu verschaffen, und
  6.  Hinführung mit dem Ziel, das Projekt als sinnvoll erscheinen zu lassen.
Da Konstellationen bisweilen esoterisch sind und nur von wenigen erfaßt werden, kann man Vorkehrung und Vorwendung nicht grundsätzlich verdammen, etwa die Japaner Pearl Harbor bombardieren zu lassen, um ein Zusammenwirken des amerikanischen Schwarms anmahnen zu können, nicht etwa um einer realen Invasionsgefahr vorzubeugen, sondern um die wirtschaftliche Rahmenordnung zu verteidigen.

Die übrigen vier Hintergehungen, Irreführung, Ablenkung, Umleitung und Hinführung, sind hingegen grundsätzlich verdammenswert, da ein Schwarm vollauf in der Lage ist, Krisen und Projekte selbständig zu beurteilen, und auch hierfür ein paar Beispiele: Bei der Bemühung 9/11's, um den Irak anzugreifen, handelte es sich um eine Umleitung. Bei den Coronamaßnahmen handelte es sich um eine Ablenkung. Und gerade findet die Hinführung zu einem weiteren, dem Irakkrieg vergleichbaren Projekt, statt, und damit meine ich etwas radikales und durchgeknalltes, was sich niemand nüchtern aufschwatzen ließe.

Allerdings wird das Verdammenswerte auch tatsächlich verdammt, und zwar durch die Verdrängung der Lüge durch die Wahrheit, also daß der Schwarm bei
  • Umleitung (und Vorwendung) zur Bewältigung einer plötzlich auftretenden Krise übergeht,
  • Irreführung und Hinführung zur Behandlung einer plötzlich aufscheinenden Konstellation und
  • (Vorkehrung und) Ablenkung zur Umsetzung eines plötzlich sinnvoll gewordenen Projekts.
Dies ist ein bißchen überraschend, es ließe sich ja auch denken, daß der Schwarm zu einer mit der eigentlichen Aufgabe rivalisierenden übergeht, also bei der Ablenkung, etwa, die Krise schließlich selbständig bewältigt, aber der Schwarm verfährt nach dem Motto: Wo ich gerade dabei bin..., und es ist die Scheinaufgabe, welche tatsächlichen gegenüber in ihrer Schattenhaftigkeit erkannt wird, was die Hintergeher zum ständigen Wechsel der Hintergehung zwingt.

Labels: , , , , , , , , , , ,

14. September 2022

Grenzen der öffentlichen Diskussion

Politiker beschließen im Windschatten des Welttheaters Gesetze, welche die Normalität umwölben, die Presse akklamiert die Umwölbung verängstigt oder begeistert, in jedem Fall hysterisch, die Weichen dabei werden stets von den Nötigenden gestellt, politisches Engagement besteht darin, Meinungen zu verfestigen, welche die Richtung der Nötigungen in Gestalt von weltanschaulichen Laufgattern vorgeben, aber alles dabei dreht sich darum, zu begünstigen und den Begünstigten Auflagen aufzuerlegen - ein ewiges Anstacheln und Zügeln der Lebenskräfte zu ihrer andernfalls kopflosen Entfaltung.

Wie also kann eine Gesellschaft menschliche Ansprüche an sich stellen, wenn sie sich selbst als vernunftloses Ringen betrachtet? Der Schwarm ordnet sich allem in dem ausschließlichen Bewußtsein unter, daß er zusammen mächtiger ist als getrennt, und seiner wirtschaftlichen Verwertung durch Arbeitsteilung, und das ist, was Franziskus meint, wenn er sagt, daß alles auf dem Spiel steht, was zusammen aufgebaut wurde: Hüben die wechselseitige Delegation von Vorhaben im Bewußtsein sich gemeinschaftlich zu erhalten und drüben die Massage des tierischen Muskels.

Worum geht es bei der Geschichte von Kain und Abel? Darum, daß die schöpferischen Kräfte nicht ihre Zeit mit der Bekämpfung der zerstörerischen Kräfte verschwenden sollten, sondern sich der Schöpfung widmen bis die zerstörerischen Kräfte sich schließlich selbst zu Grunde richten. Das ist das weiterhin gültige Prinzip, auch wenn durch die Befolgung der Noachischen Gebote ein bodenloser, sündflutartiger Zusammenbruch ausgeschlossen wird, und der Hintergrund, vor welchem Christus mit Hinweis auf umgehängte Mühlsteine warnt, seinen Kleinen Ärgernisse zu bereiten.

Mit anderen Worten, der auf Gott gerichtete Begriff wirkt durch die Hände all jener, welche ihn fassen, und ihre Taten, und nicht die Taten großer politischer Führer, bestimmen das Erbe, welches eine Zeit der nächsten hinterläßt, die Taten letzterer ehren oder verwüsten es nur, und dies fällt ins Gewicht in Gottes Augen. Nie rechtfertigt sich eine Zeit dabei durch das von vorangegangenen Erreichte, sondern stets durch das von ihr selbst Erschaffene. Der Hinweis auf die glorreiche Vergangenheit ersetzt nicht die fehlende Zukunftsperspektive. Und auch die gegenwärtige Aufzäumung des Schwarms wird auf Jahresbasis durch ihn geheiligt.

Wenn aber die Ernte dürr wird, verliert die politische Ordnung ihre heilsgeschichtliche Bedeutung, wenn die Nötigung schwerer wiegt als die Rechtschaffenheit. Über allem steht die Bedeutsamkeit in Gottes Augen, welche sich aus den Abhängigkeiten des Menschen speist, aus ihr ergibt sich das Sinnhafte auf der Basis des Gültigen und ebenso das, zu wem wir, für es verantwortlich, aufgerufen werden, wobei die Schwierigkeit darin besteht, das Sinnhafte verantwortlich zu bewerkstelligen. Viele spüren dabei ihre Verantwortung, und viele die Gültigkeit, aber nur wenige die göttliche Bedeutsamkeit, und jede unverstandene Bedeutsamkeit ist ein Engel.

Genauer gesagt ein äußerlicher Engel, nämlich gerade das Ergebnis des eigenen Versagens, der göttlichen Bedeutsamkeit durch Einsicht in das Gültige und zugleich verantwortungsvoll zu entsprechen, wann es also dazu kommt, daß sich die Bedeutsamkeit selbst Geltung verschafft. Und da wie gesagt nur wenige wissen, daß es so etwas wie eine göttliche Bedeutsamkeit überhaupt gibt, und sich das Gültige aus ihr ergibt und ohne sie zwar immernoch erwartet wird, aber schwer zu explizieren ist und gleichsam erraten werden muß, ist es nur natürlich, wenn Engel den meisten Fehlentwicklungen äußerlich ein Ende setzen.

Ein innerlicher Engel hingegen ist das, was einem die göttliche Bedeutsamkeit offenbart, so jedenfalls ist der biblische Sprachgebrauch, was Engel betrifft, zu verstehen, also daß es innerliche und äußerliche gibt und daß sie dadurch zu Engeln werden, daß sie die göttliche Bedeutsamkeit innerlich oder äußerlich vermitteln. Im Zusammenhang mit dem Engel mit der scharfen Hippe erwarte ich etwas von den Westeuropäern im Rahmen der Entfaltung des Zorns Gottes, aber ich habe immernoch nicht erraten was, jedenfalls etwas ihr geschichtliches Fundament berührendes.

Wenn äußerliche Engel erscheinen, wiewohl sie nicht bewußt als solche erkannt werden, entsteht durch ihr Einschreiten doch eine Bewußtseinsänderung hinsichtlich des Bedeutsamen, welche sie instinktiv anerkennt, anders ausgedrückt: gewisse Konstellationen rufen verschüttete Einsichten wach, und zu einer solchen Konstellation muß es also in Westeuropa kommen, um zu einem historischen Verständnis zurückzufinden, welches den Vollzug der Offenbarung begrüßt und gerade dadurch dem Engel die Hippe gibt, um im Bilde zu bleiben, jedenfalls gemäß meiner vor bald vier Jahren empfangenen Zurechtweisung.

Wie jeder Mensch zöge ich es vor, wenn mir in einer bestimmten Angelegenheit Engel innerlich erschienen, aber wiewohl ich ein klares Bild einer rechtschaffenheitsgetriebenen Gesellschaft habe, in welcher der Schwarm mehr damit beschäftigt ist, sich wechselseitig Zweck und Funktion der rechtschaffenheitsstiftenden Ordnung zu verdeutlichen, als sich blind einen Schaffenswinkel zu suchen, in welcher nicht die Nötigung, sondern das Bekenntnis die Welt einrichtet, in welcher jeder von jedem Ding zu sagen weiß, wer es in dieser Form gewollt hat, ist der Weg dahin mitsamt seiner Bedeutsamkeit nicht restlos enthüllt.

Vielleicht muß man auf dem Bauernhof groß geworden sein, um Tierhaltung augenblicklich als solche zu erkennen, oder um einen Menschen grundsätzlich für vergleichsweise edel zu halten, aber wie das auch sei, so lange sich an der praktisch gelebten Menschenverachtung der Gesellschaft, ihrer rechtsanwältischen Selbstherrlichkeit nichts ändert, so lange gibt es überhaupt nichts zu bereden, so lange ist sie in einem Entwurf gefangen, welcher statt ihrer vor Gottes Gericht steht, und auf dessen Verurteilung sie also gedankenlos wartet, doch was dann, auf was besinnt sie sich dann?

Labels: , , , , , , , , , , ,

9. September 2022

Dostojewskijs Kirche

Nach Dostojewskij besteht die Kirche aus allen Menschen, welche sich als Kinder Gottes betrachten und bemüht sind, Gutes zu tun. Ohne hier Haare spalten zu wollen und wohlwissend, was damit gemeint ist, stimme ich dieser Auffassung zu.

Er sagt dann (in den Brüdern Karamasow), daß die katholische Kirche seit Karl dem Großen sich selbst als Staat auffassen würde, das heißt die Anforderungen an einen Staat als Anforderungen an die Kirche akzeptieren würde, was meines Erachtens aber nicht stimmt, da die katholische Kirche anfänglich den kirchlichen Ansprüchen durch die verschiedenen Königreiche nachkam, nämlich den Adel für das Wohl des Volkes zu interessieren und ihn durch die Stellung der Juden zu kontrollieren.

Indem die Adeligen hingegen zunehmend Einfluß auf die Papstwahl gewannen, verlor die katholische Kirche ihren kirchlichen Anspruch, was darin gipfelte, die Welt zwischen Spanien und Portugal aufzuteilen, und die Reformation ist in erster Linie als Protestbewegung der übergangenen Adeligen zu verstehen, welche ihrerseits, in der Lage, in welcher sie sich befanden, dem kirchlichen Anspruch nur partiell, nämlich auf ihre Untertanen beschränkt, gerecht werden konnten.

Es bestand also in der Zeit zwischen 1529 und 1789 kein wesentlicher Unterschied zwischen Katholiken und Protestanten im Hinblick auf ihren kirchlichen Anspruch, sehr wohl aber in ihrem Verständnis des kirchlichen Auftrags, was auf Seiten der Protestanten in der Gründung der Vereinigten Staaten gipfelte, welche aber von Beginn an unter dem intellektuellen Einfluß des kommenden französischen Säkularismus standen.

Säkulare Staaten, wie sie seit 1789 bestehen, können hingegen nicht als Kirchen verstanden werden, auch nicht als Kirchen mit auf ihre Bürger beschränktem Anspruch, sondern lediglich als Zweckgemeinschaften. Dostojewskij bringt dasselbe Argument wie Pastor Milch, nämlich daß sich niemand gegen das Urteil der Kirche stellen wird, was auch stimmt, wenn wir von der Kirche im obigen Sinne sprechen, aber die Kirche im obigen Sinne verfügt, wenigstens heutzutage, nicht über die Möglichkeit, ihre Urteile zu formulieren, ja, noch nicht einmal über die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Die Kirche im obigen Sinn ist existent, aber nicht zu greifen oder zu verorten, jedenfalls nicht in hinreichendem Umfang, und deshalb zählt das eigene Urteil mehr als das öffentlich vorgetragene, das eigene Gewissen mehr als die Anschuldigungen in einem stalinistischen Verhör, aber dies sind die Stützen der heutigen Gesellschaft nicht bereit zuzugeben: Sie klammern sich vielmehr an ihre Unfehlbarkeit von Amts wegen, wie an den Mast eines untergehenden Schiffs.

Allerdings besteht immernoch eine transzendente Verbundenheit der Kirche, und im Falle von transzendenten Zurechtweisungen muß man ihr Urteil anerkennen. Ich bin gewisser Frivolitäten schuldig, von welchen ich nicht wußte, ob sie mehr schaden oder nutzen würden, und es auch jetzt nicht weiß, doch ich weiß, daß mein Handeln frivol war. Ich rede in erster Linie von meinem Fingerzeig auf Steamboat Geyser als Ankündigung einer möglichen Deutung der fünften Schale des Zorns Gottes: Selbst wenn es eine sein sollte, ist mein Fingerzeig zu sehr von Sensationalismus angetrieben worden, und es ist auch nicht recht, sich durch jeden weiteren Ausbruch bestätigt zu fühlen, als ob man ewig in dieser Position verweilen könnte, weder voran-, noch zurückschreitend. Nun denn, ich weiß, daß ich nicht würdevoll bin, aber es kann auch keine Würdevollheit geben, wenn sich die Kirche nicht präsentiert.

Post Scriptum vom selben Tag. Daß ein säkularer Staat keine Kirche bilden kann, folgt natürlich unmittelbar aus der gegebenen Definition, aber in der Sache liegt es daran, daß durch den Glauben an Gott ein implizites Ziel für die Gemeinschaft gegeben ist, welches jederzeit neu expliziert werden kann, ohne beliebig zu werden: Der Glaube an Gott als den Schöpfer der Welt führt zu einer Sicht auf seine Schöpfung und insbesondere den Menschen, welche aktiv den gottgefälligen Umgang mit ihr und insbesondere ihnen sucht, und nur wenn eine derartige Übereinstimmung in einer Gemeinschaft besteht, kann sie in der Sache eine Kirche sein. Jeder säkulare Staat muß sich hingegen auf einen expliziten Vertrag berufen, welcher zwar auch neu verhandelbar sein kann, aber ohne implizite Garantien: Am nähesten käme er der Kirche noch dadurch, daß er sich eine Verfassung gäbe, in welcher er bestimmte (gottgefällige) Eigenschaften für obligatorisch für seine Institutionen erklärt, aber schließlich würden Rechtsanwälte diese Eigenschaften in ihr Gegenteil verkehren, selbst wenn anfänglich keine Fehler, wie etwa der vierte Verfassungszusatz der Vereinigten Staaten, gemacht wurden, welcher in seiner Favorisierung  der Mafia zu allerlei verkorksten Gegenmaßnahmen wie civil asset forfeiture nötigt.

Labels: , , , , , , , , , , ,

7. September 2022

Zum Spannungsfeld zwischen den Ehrbarkeiten

Selbst wenn Verbundenheit, Rechtschaffenheit und Frieden in jedem Menschen mit einander harmonierten, harmonieren sie noch lange nicht gesellschaftlich mit einander, so daß es in jedem Falle geboten ist, die Spannungen zwischen ihnen zu betrachten.

Wir ehren unsere Verbundenheit, indem wir uns verbinden, die Rechtschaffenheit, indem wir ordnen und den Frieden, indem wir befrieden, und konkret
  • befrieden wir, indem wir uns Einrichtungen (vormals Lebenskreislauf, Nest) lenkend einrichten,
  • verbinden wir uns, um Eingezogenheiten nutzbarmachend zurechtzukommen, und
  • ordnen wir, indem wir Artungen entdeckend das Verhältnis zu materiellen* Objekten, in welchem wir mit ihnen zurechtkommen, überwachen,
und darauf beruht, daß Ehrbarkeiten zu Gefahren für einander werden können, also Spannungsverhältnisse zwischen ihnen bestehen, nämlich
  • das funktional-materielle zwischen wildem Zurechtkommen und ihm ausgeliefert seiendem Einrichten,
  • das ideell-funktionale zwischen ungewissem Überwachen und gewohntem Zurechtkommen und
  • das materiell-ideelle zwischen nötigendem Einrichten und verirrtem Überwachen,
wobei
  • das Einrichten dadurch zum Problem für das Zurechtkommen wird, daß durch das Einrichten im Laufe der Zeit materielle Objekte zunehmend mit einander verschmelzen, also daß aus vielen elementaren Einrichtungen zunehmend wenige komplexe werden, so daß es zu Objektarmut und mangelnder Freiheit, sich zu ihnen zu verhalten, kommt, im Extremfall also zu nur einem Objekt, nämlich der befriedeten Welt, der gegenüber man sich als einer solchen gegenüber verhalten muß (Endpunkt des Zeitalters der Werke),
  • das Zurechtkommen dadurch zum Problem für das Überwachen wird, daß das Zurechtkommen sukzessive auf sich selbst aufbaut, also geschichtet ist, und die Überwachung älterer Schichten daran scheitert, daß die Berichtigungen, welche in ihrem Rahmen notwendig würden, zu aufwendig werden, bis schließlich ein allgemeiner Verdruß über das Zurechtkommen einsetzt (Endpunkt des Zeitalters der Wacht), und
  • das Überwachen dadurch zum Problem für das Einrichten wird, daß das überwachte Zurechtkommen weit über die Einrichtungen hinausweist, sich also jederzeit ungebunden anderen verbinden kann, und sich infolge eines Schismas, der Entzweiung der Überwachung, gegen sie wendet (Endpunkt des Zeitalters der Wunder).
Die Spannung führt indes stets zum Zerfall ihrer Ursache,
  • Objektarmut führt wie bei der Reise nach Jerusalem dazu, daß sich die noch Zurechtkommenden über dem Besitz der Objekte zerstreiten (Wildheit), und da im Gegensatz zum Spiel die Objekte keine Stühle sind, sondern sozio-ökonomische Einrichtungen, zerfallen sie schließlich zusammen mit der Eintracht der noch Zurechtkommenden**,
  • Geschichtetheit führt dazu, daß die Überwachung das Interesse an ihr verliert, und die dadurch entstehende Dekadenz (Ungewißheit) läßt die Eingezogenheit zerfallen, und
  • Ungebundenheit nötigt die ihr Ausgesetzten dazu, sich ihrer Überwachung ungeachtet einzurichten, womit ihre Artung zerfällt, 
jedoch findet jeweils kein vollständiger Zerfall statt, sondern ein Herabsinken auf eine Rumpfform, welche die Basis des folgenden Zeitalters bildet. Bevor dieses aber recht eigentlich beginnen kann, müssen die Heiligen seine Grundlagen legen, indem sie die entsprechenden Ehrbarkeiten hinreichend ehren, genauer gesagt zu Beginn des Zeitalters
  • der Wacht, wie schon gesagt, nach zerfallenem Überwachen das Nötigende befrieden und sich anschließend neu verbinden (Entstehung der Partnerschaft),
  • der Werke nach zerfallenem Zurechtkommen das Dekadente ordnen und die Welt anschließend neu befrieden (Entstehung der Kultur/Technologie) und
  • der Wunder nach zerfallenem Einrichten die Zerstrittenen verbinden und unser Verhältnis zur Welt neu ordnen (Entstehung der Bildung).
Diese Vorarbeiten gehen nicht in die Betrachtungsweise des Glaubenszykels ein, die Verankerung der Kirche im Römischen Reich etwa, welche erst die Missionierung der Franken ermöglichte, fällt schlicht unter die dogmatische Phase, ungeachtet der Entwicklung des zur Kontrolle neuchristlicher Fürsten nötigen Machtgefälles. Es ist aber interessant, daß es einer niedrigeren Kulturstufe bedurfte, um das Christentum wirksam werden zu lassen, um es hinreichend von der gewachsenen geschichteten Eingezogenheit Roms zu lösen. Das war bereits bei der Krönung Karls des Großen so, und nach der Renaissance bei der Reformation wieder, und auch heute wirkt der Neofeudalismus, wie schon gesagt, auf ein anderes Ziel hin.

Und was die Vorarbeit zum nächsten Zeitalter der Wunder betrifft, so gab es einmal eine Zeit, in welcher sich Nationen um den Besitz der dereinst befriedeten Welt stritten, doch heute ist sie nicht mehr reich genug für Nationen, finden ihre Bürger keinen Platz mehr in ihr, an welchem sie meinten, mit ihr zurechzukommen, sondern das meinen nur noch Einzelne, und wenn diesen noch vom Dollar unabhängige nationale Wirtschaften zur Verfügung stehen, oder allgemeiner ausgedrückt von mit Steuergeldern kreditsubventionierenden unabhängigen Zentralbanken, so mögen sie mit Blick auf die weitere Entwicklung schon jetzt zu dem Schluß kommen, daß Streit und Erbteilung die bessere Option ist, wohingegen die anderen, welchen die Nutzung ihres Kapitals zu anderen Zwecken als der Steigerung der Fertigungseffizienz und der persönlichen materiellen Befriedigung  durch eben diese Subventionen unmöglich sind, weiterhin, einander degradierend, auf das Ganze hoffen.

Daß es sich mit dem, was gegenwärtig ist, nicht lohnt zurechtzukommen, habe ich Zeit meines Lebens gespürt, und verbunden war ich ab dem Alter von drei Jahren Gott, so daß mir mittlerweile schon die Vorstellung einer politischen Verbindung obszön erscheint, doch sollte sich eine Eingezogenheit auftun, in welcher es etwas bedeutete, mit ihr zurechtzukommen, so fühlte ich mich auch zu politischer Verbindung aufgerufen, wenn also etwas anderes als das Versprechen auf den Besitz der befriedeten Welt die Geschichte bestimmte.

* Auf der materiellen Ebene befindlichen, wobei jedes Objekt eine Projektion auf der materiellen Ebene besitzt.

** Die katholische Kirche versucht dieser Dynamik seit 2048 Jahren, ich meine, die imperiale Tradition Roms versucht dieser Dynamik seit 2048 Jahren durch das Feudalwesen Herr zu werden, darauf vertrauend, daß die Besten gesättigt werden können und die übrigen deren Sättigung hinnehmen, doch der heutige Neofeudalismus sieht das Beste darin, sich in irdischen Genüssen zu genügen, was Bessere schwerlich sättigt und sie auch nicht kooperativ stimmt.

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,

5. September 2022

Ehrung und Übernahme

Zwar ehren wir durch die Nutzbarmachung von Entwicklungsmustern unsere Verbundenheit, die Entdeckung nach Haltungen die Rechtschaffenheit und die Lenkung nach Abzielungen den Frieden, aber wenn man die Gefahren, welche im vorigen Beitrag besprochen wurden, betrachtet, fällt einem zwangsläufig auf, daß es nicht immer so ist, da sie bisweilen nicht für Gefahren, sondern für erstrebenswert gehalten werden, in welchem Falle wir Entwicklungsmuster, Behandlungen und Abzielungen übernehmen, wie aus dem folgenden erhellt.

Verbundenheit, Rechtschaffenheit und Frieden besitzen neben bloßen Gegenteilen auch mit ihnen unvereinbare Prinzipien, welche indes, außer daß sie tendentiell zu ihren Gegenteilen führen, auch sie selbst durch maßvolle Befolgung vorbereiten müssen, nämlich
  • die Verbundenheit die Schnellebigkeit,
  • die Rechtschaffenheit die Normalisierung (einer Norm entsprechend machen) und
  • der Friede die Kompromißlosigkeit,
und mit diesen Prinzipien verbunden ist das Streben (im Deutschen treffend, aber lieblos, Ehrgeiz genannt) des Menschen nach der Übernahme
  • von Entwicklungsmustern in Form des Erlebnishungers,
  • von Behandlungen in Form des Narzißmus und
  • von Abzielungen in Form der Ruhmsucht,
wobei insbesondere Kinder den Drang verspüren, Entwicklungsmuster, Behandlungen und Abzielungen kennen- und mit ihnen umgehen zu lernen. Erlebnishunger ist eine Form der Wertschätzung und Ruhmsucht eine Form des Stolzes, und wie sie mit Entwicklungsmustern und Abzielungen zusammenhängen ist offensichtlich. Narzißmus bezeichnet die Liebe gegenüber der eigenen tadellosen Ausführung einer Behandlungsvorschrift, also die eigene Behandlung für ein Kunstwerk zu halten, wie etwa von Rowan Atkinson im Abspann von Johnny English Reborn zu Edvard Griegs In der Halle des Bergkönigs vorgeführt.

Allerdings übernehmen nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene, wo Schnellebigkeit, Normalisierung und Kompromißlosigkeit herrschen (bei Kindern herrschen sie nur in dem Sinne, daß sie sie unter sich ausbilden), was zu der Frage führt, wann sie es tun.

Da im Zeitalter
  • der Wacht die Verbundenheit geehrt wird, ist die Schnellehigkeit in ihm verpönt, aber die gesellschaftlich voranschreitenden (partnerschaftsbedingten) Entwicklungsmuster erzwingen zunehmend die Übernahme von Behandlungen und führen also zu Normalisierung,
  • der Werke der Friede geehrt wird, ist die Kompromißlosigkeit in ihm verpönt, aber die gesellschaftlich voranschreitenden (technologiebedingten) Abzielungen erzwingen zunehmend die Übernahme von Entwicklungsmustern und führen also zu Schnellebigkeit, und
  • der Wunder die Rechtschaffenheit geehrt wird, ist die Normalisierung in ihm verpönt, aber die gesellschaftlich voranschreitenden (bildungsbedingten) Behandlungen erzwingen zunehmend die Übernahme von Abzielungen und führen also zu Kompromißlosigkeit,
soviel läßt sich der Theorie nach sagen und auch praktisch beobachten. Zusätzlich praktisch beobachten läßt sich, daß im Zeitalter
  • der Wacht ebenfalls die Kompromißlosigkeit verbeitet ist und
  • der Werke ebenfalls die Normalisierung,
aber wohl etwas schwächer als im Zeitalter zuvor. Hinsichtlich der Schnellebigkeit im Zeitalter der Wunder läßt sich hingegen praktisch allgemein nichts beobachten.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

4. September 2022

Ehrbarkeiten und Gefahrenbewußtsein

Die Ehrbarkeiten, Verbundenheit, Rechtschaffenheit und Frieden, welche wir durch Vorliebe, beziehungsweise (subjektiven) Glauben oder Gewissen gehießen werden anzustreben, und ihrerseits unter die Kategorien des Wesentlichen, beziehungsweise Schönen oder Mächtigen fallen, also was wir wertschätzen, beziehungsweise lieben oder worauf wir stolz sind, wobei der Unterschied zwischen Vorliebe und Wertschätzung, beziehungsweise (subjektivem) Glauben und Liebe oder Gewissen und Stolz darin besteht, daß die Geheiße innere Ideale, nämlich die Ehrbarkeiten, in Erinnerung rufen, während die Gefühle die Welt beurteilen, bestimmen unser Bewußtsein der Gefahren, welche von den Bestürztheiten ausgehen, derart, daß sie die generativen Zykel der Zeitalter anregen, wonach diese also bereits aus der Dominanz einer Ehrbarkeit entspringen, nämlich jener des Zeitalters
  • der Wacht aus Verbundenheit,
  • der Werke aus Frieden und
  • der Wunder aus Rechtschaffenheit,
doch betrachten wir dies genauer an der folgenden Tafel, welche die Gefahren, welche die Bestürztheiten für die Ehrbarkeiten darstellen, aufzählt und die Weisen ihrer Behebung.

Verbundenheit Recht-
schaffenheit
Frieden
Beses-
senheit
Ungewißheit
----entdecken---->
von Abhängigkeit
Verengung
Haltung
ausschließend
Verirrung
Betre-
tenheit
Fremde
Erfahrung
ausschließend
Gewöhnung Wildheit
-----nutzbarmachen---->
nach Verantwortlichkeit
Beklom-
menheit
Ausgeliefertheit Not
-----lenken---->
nach Gültigkeit
Gewalt
Vorhaben
ausschließend

Die beste Definition der Bestürztheiten ist wohl, daß
  • Besessenheit in der Schwierigkeit des Entdeckens besteht,
  • Betretenheit in der Schwierigkeit des Nutzbarmachens und
  • Beklommenheit in der Schwierigkeit des Lenkens,
und indem wir diese Schwierigkeiten bewältigen, beheben wir die Gefahren der Verengung, beziehungsweise der Fremde oder der Gewalt, doch für das Verständnis der obigen Tafel ist es auch sinnvoll zu sagen, daß
  • Besessenheit die Vernunft betrifft,
  • Betretenheit den Verstand und
  • Beklommenheit die Anschauung,
insofern mit a>b = a ist allgemeiner als b gilt:
  • Ausgeliefertheit < Fremde < Ungewißheit
  • Not < Gewöhnung < Verengung
  • Gewalt < Wildheit < Verirrung.
Was nun das Bewußtsein dieser Gefahren betrifft, so sind
  • Ungewißheit, Not und Wildheit Krisen,
  • Fremde, Verengung und Gewalt Niederschläge und
  • Ausgeliefertheit, Gewöhnung und Verirrung Indizien,
wobei
  • Ungewißheit sich in Verengung niederschlägt und Verirrung ein Indiz für beide ist,
  • Not sich in Gewalt niederschlägt und Ausgeliefertheit (Mit-/Fortgerissenheit) ein Indiz für beide ist und
  • Wildheit sich in Fremde niederschlägt und (als beschränkend empfundene) Gewöhnung ein Indiz für beide ist,
was die generativen Zykel der Zeitalter wie folgt anregt: Im Zeitalter
  • der Wacht führt die Ehrung der Verbundenheit dazu, daß
    • sich die Herrschenden der Schwierigkeit des Entdeckens selbst stellen (Partnerschaft),
    • bei sich niederschlagender Fremde das Nutzbarmachen und Ehren des Friedens den Bürgern aufgeben (Aufgabe) und
    • Ausgeliefertheit stoisch ignorieren (in folge rigider Anerkennung von Gültigkeiten),
  • der Werke führt die Ehrung des Friedens dazu, daß
    • sich die Herrschenden der Schwierigkeit des Nutzbarmachens selbst stellen (Kultur),
    • bei sich niederschlagender Gewalt das Lenken und Ehren der Rechtschaffenheit den Bürgern aufgeben (Lehre) und
    • Verirrung unverdrossen ignorieren (in folge rigider Unterstützung bei Abhängigkeiten),
  • der Wunder führt die Ehrung der Rechtschaffenheit dazu, daß
    • sich die Herrschenden der Schwierigkeit des Lenkens selbst stellen (Bildung),
    • bei sich niederschlagender Verengung das Entdecken und Ehren der Verbundenheit den Bürgern aufgeben (Teilhabe) und
    • Gewöhnung insular ignorieren (in folge rigider Gewährung nach Verantwortlichkeiten).
Der Weg ins Ungewisse, welches uns neue Abhängigkeiten enthüllt, kann uns einzig aus unserer gegenwärtigen Verengung, welcher wir uns indes weitestgehend nur als Verirrung bewußt sind, befreien, aber die Prägung der Heutigen hält sie davon ab, Unverdrossenheit auf eine Stufe mit Stoizismus und Insularität zu stellen: Sie ist in ihren Augen quasi zur Essenz des Christentums geworden (vergleiche aber meine Bemerkungen zu Bileam und Nikolaus im vorigen Beitrag).

Labels: , , , , , , , , , , , ,

2. September 2022

Warum der Stuhl des Drachen in Amerika stehen muß.

Ich hatte bisher zwei Gründe dafür angegeben, daß der Stuhl des Drachen (Offenbarung 13:2), beziehungsweise des Satanas (Offenbarung 2:13) in Amerika steht, nämlich
  1. daß Amerika in der Zeit, in welcher die Schalen des Zorns Gottes ausgegossen werden, militärisch dominant ist, und
  2. daß der nordamerikanische Kontinent wie ein Drache aussieht, welchem Neufundland wie ein Frosch aus dem wasserspeienden Maul schlüpft.
Der erste Grund weckt die Streitlust dergestalt, daß sie sich Verläufe ausdenkt, bei welchen Amerika seine militärische Dominanz verliert, und der zweite Grund beleuchtet den Geist dessen, der sich Johannes offenbarte, wenn man voraussetzt, daß der Stuhl des Drachens in Amerika steht, und weil das dann hervortretende Wissen zu Gottes Allwissenheit paßt, stützt es die Voraussetzung, aber man mag es auch für ein zufälliges Zusammentreffen halten.

Der gewisseste Grund, warum der Stuhl des Drachen in Amerika steht, besteht darin, daß sich das Tier der christlichen Tradition bemächtigt, welche der Drache verdirbt (Offenbarung 2:14-15. Bileam bezieht sich auf Amalgamation und Nikolaus auf die Vergötterung der Lust), und daß die Christenheit diese Verderbtheit abschüttelt, indem sie das Tier in den feurigen Pfuhl wirft (Offenbarung 19:20) und den Drachen für 1000 Jahre bindet (Offenbarung 20:2).

Mithin kann der Stuhl des Drachen nur in einem christlichen Land stehen, welches diese Tendenzen aufweist, welche ihrerseits Formen fremden Geheißes sind, wie es am Ende des Zeitalters der Werke aufkommt.

Fremdes Geheiß bedeutet, nicht durch die eigene Vorliebe, den eigenen (subjektiven) Glauben und das eigene Gewissen gehießen zu werden, das Leben und das Licht der Menschen (Johannes 1:4), sondern durch andere Menschen, wobei drei Fälle auftreten, nämlich
  • helfenden Rat anzunehmen,
  • sich den Stolz anderer befriedigend auszuweisen und
  • die Kontrolle durch andere hinnehmend ihnen zu huldigen.
Beispielsweise weist sich ein rechter Franzose durch Geschmackssicherheit aus, ein rechter Amerikaner durch eine blendende Fassade und ein rechter Deutscher durch seine Ordentlichkeit, und das heißt seinen überlegten Einsatz für das Gemeinwohl. Andererseits wiesen sich die Deutschen im Dritten Reich durch militärische Vorbildlichkeit aus, was wirklich nicht dasselbe ist, wiewohl es natürlich manche behaupten, und gehuldigt wurde Stalin genauso wie den Grundsätzen moderner Gesellschaften heute, allerdings nicht von Anfang an: Ein König weist sich durch das Wohl seiner Untertanen aus, Napoléon verhalf ihnen dagegen zu ihrem Recht, doch erst deutlich später hielten die Vertreter dieses Rechtes es für nötig, es huldigen zu lassen, nämlich erstmals in der Sowjetunion (die Huldigung Napoléons als Kaiser fällt nicht ins Gewicht, weil sie untrennbar mit seinem konkreten Regierungshandeln verbunden war, und damit weniger Huldigung als Zustimmung - auf dieselbe Weise folgten die Türken ihren Führern, so lange sie militärischen Erfolg versprachen, also nach dem Motto: Er ist der beste, ihm nach.)

Indem nun im Zeitalter der Werke die Wesentlichkeit des Einzelnen schwindet, schwindet zugleich die Bedeutung des weiteren Wegs (der Menschheit), und es breitet sich eine Präokkupation mit dem Erreichten aus, genauer gesagt eine Gier, welche auf dessen Ausreizung versessen ist, sei es in Form des Wunsches, sich durch seine technischen Fähigkeiten auszuweisen, wie wir ihn im Zuge der Bewahrung der Welt vor den Machenschaften des Menschen in Deutschland beobachten können, oder sei es in Form des Verlangens, die eigene Machtposition durch erzwungene Huldigung zu festigen, wie es den Profiteuren der Globalisierung eignet.

Diese Huldigung besteht im Verzicht auf die eigene, demokratische Souveränität, welcher durch die ungebührliche Betonung der Lust zur Schau getragen wird, und welcher einen durch den Verlust des Eigenen in ein Amalgamat zwingt. Und dies ist nun eben uramerikanisch: The pursuit of Happiness und E pluribus unum. Auch wenn damit anfangs nicht Swinger und Rechtsverdrehung gemeint waren, so ist das amerikanische Volk doch im Lauf der Geschichte Nikolaus und Bileam folgend zu dem Urteil gekommen, daß Happiness am besten durch swingen und Einheit am besten durch rechtsverdrehen zu erreichen wäre, und weil dies die Geschichte Amerikas ist, muß der Stuhl des Drachen in Amerika stehen.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

31. August 2022

Denk' ich an Deutschland am Nachmittag, seh' ich nicht, was ich zu tun vermag.

Ich war die letzten paar Tage wieder einmal in Deutschland, habe pflichtschuldig meine Runden gedreht, nicht ohne Hacken, Knie und Schenkel zu malträtieren, und habe alles beim Alten gefunden - im Großen und Ganzen. Und ich habe begonnen, die Brüder Karamasow zu lesen, so lange ich es noch ohne Brille kann, doch dazu später mehr. Einstweilen nur so viel, daß sich unter Dostojewskijs vorgeblicher Dummheit hier die Balken biegen: Einen so dumpfen Ich-Erzähler habe ich Zeit meines Lebens nicht erlebt, und fast juckt es mich, eine Liste der vorgetragenen Weisheiten anzulegen (Er war boshaft und sentimental zugleich. - als ob es einen Widerspruch darstellte, einen jungen Menschen vor dem Leben zu warnen.) Doch obschon sich Dostojewskij hierdurch redlich bemüht, einen IQ von 80 vorzutäuschen, sprechen Stoff und Konstruktion des Romans seine eigentliche Sprache. Übrigens, so wie er ihn schildert, ein stets finsterer, strohdummer und eigensinniger Räsonneur, könnte der Roman, was den Ich-Erzähler betrifft, von Grigorij Kutusow geschrieben worden sein.

Nun denn, Christus sagt von Philadelphia: Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet, und das wirft die Frage auf, in wiefern es tatsächlich keiner kann.

Freilich, Christus sagt auch: Siehe, ich werde geben aus des Satanas Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.

Dies suggeriert, daß des Satanas Schule sich Philadelphia überlegen wähnt, es wohl auch manipuliert, aber sich letztlich als schwächer erweist. Ich möchte es so zusammenfassen:
Man kann die Barmherzigkeit wohl dirigieren, aber nicht blockieren.
Indem die Barmherzigkeit auf das eine gerichtet wird, läßt sich hinter ihrem Rücken die Unbarmherzigkeit verschärfen. Beispiele dafür gibt es genug, zuletzt im Zusammenhang mit Corona und dem Krieg in der Ukraine, doch der Zusammenhang ist systemisch, nämlich der zwischen Opferbereitschaft und Veruntreuung.

Das war also auch nie anders. Indes galt die längste Zeit, daß man die Gans, welche die goldenen Eier legt, nicht schlachtet, und die Vorkehrungen für diese Gans allein erhoben eine Gesellschaft bereits über die andere: Die Tür wurde ihr geöffnet, weil sie Segen brachte.

Heute, hingegen, gelten ihre Eier zunehmend weniger, und wir können also nicht annehmen, daß man es nicht wagte, ihr nicht die Tür zu öffnen: Der Hochmut des Satanas steht im Zenit, und seine Manipulation der Barmherzigkeit wird mit Riesenschritten dreister.

Indes, diese Manipulation dient dem Ziel, seine Macht auszudehnen und seine Angewiesenheit auf Zustimmung einzuschränken, und wenn er es weit genug getrieben hat, wird er die Maske fallen lassen. Selbstverständlich sind die Barmherzigen, welche das Spiel erst dann als solches durchschauen, in keiner besseren Lage als jene, welche ihm bereits zuvor die Stirn boten, aber da er selbst nur Unheil bringt, ist es selbst bei eingeschränktem Nutzen der Barmherzigen immer noch so, daß der Versuch, sie zu blockieren, den ihn Versuchenden zu Fall bringt, also weil dadurch Wahnsinn umarmt wird.

Jeder, der sich dem Wahnsinn widersetzt, erhöht den Druck auf andere, sich ihm auch zu widersetzen. Und heute sagen sie offen, daß ihre Pläne nur funktionieren, wenn jeder Beteiligte genau das macht, was ihre Pläne vorsehen, als ob das planerisches Genie bezeugte! (Den General will ich sehen, der bei einer Besprechung seinen Plan vorstellt und sagt: Und dann muß der Feind hier auf dieser Seite angreifen, weil sonst funktioniert das Ganze natürlich nicht.)

Aber auf solchen Possen basiert das Argument nicht, sondern lediglich auf dem erkennbaren Verlust an relativer Macht infolge einer besonders innigen Umarmung des Wahnsinns, derer jene, welche die Menschen verachten, schuldig sind.

Es ist nicht der vordergründige Wahnsinn, der zählt, wie in der Sendung Quarks auf der ARD den Sollarzellenkauf (wie gesagt, ich war in Deutschland) als Lösung für die zu erwartende Kälte im Winter zu bewerben, bei Eis und Schnee und einer Batteriekapazität, welche es erlaubt, 500 Watt Dauerstrom für 14 Stunden zu speichern - und mit weniger Watt dürfte keiner seine Bude warm halten können, selbst im vom ozeanischen Klima begünstigtem Hamburg nicht. (Holz, dagegen, hat zwar einen miesen Wirkungsgrad, stellt dafür aber einen hervorragenden Energiespeicher dar, welcher zudem auch noch absolut lotech managebar ist.)

Nein, der Wahnsinn, der zählt, ist der Wahnsinn, welcher dahinter steht, und sich daran ergötzt, wenn Menschen wahnsinnige Meinungen wie die beschriebene, welche ihnen nur schaden können, annehmen. Und der fährt am besten, welcher ihn in die engsten Schranken weist, womit es in Deutschland aber nicht gut aussieht.

Dennoch, was brechen muß, wird brechen, und ein einmal begonnener Riß wächst schnell, und letztlich, wenn auch nur bedingt tröstlich, steht jeder, ob vorn oder hinten, demselben Feind gegenüber.

Labels: , , , , , , , , , , , , ,

Vom Vergehen der und dem Angestrebten in den drei Zeiten

Die Rede ist von der punktförmigen, linearen und netzförmigen Zeit, welche im engen Zusammenhang mit den transzendenten Einheiten, dem Heil, Lebenskreis und Sein, stehen.

Wir spüren das Vergehen
  • der punktförmigen Zeit als Spannung,
  • der linearen als Fährnis und
  • der netzförmigen als Bestimmung,
wobei
  • die Spannung Erwartungen sein läßt,
  • die Fährnisse Geschehen widerfahren lassen und
  • die Bestimmung Erfahrungen bestimmt (keine Verbindung zum Begriff gleichen Namens, welcher die Kenntnis von Entwicklungsmustern zusammenfäßt; es ließe sich hier von der Erfahrung im subjektiven und dort im empirischen Sinne sprechen),
und dies streben wir auch an, nämlich
  • das Sein von Erwartungen beim auslösen,
  • das Widerfahren von Geschehen beim verfolgen und
  • die Bestimmung von Erfahrungen beim einlösen,
und entsprechend handelt es sich bei den transzendenten Akten um

des
Geschehens
der
Erfahrung
der
Erwartung
Bestimmung Bahn Gnade
Amt
Widerfahren Lassen nachvoll-
ziehend

merkend
zubewegend
Sein Lassen gebietend
entlohnend
fügend
wobei
  • Geschehen durch Entwicklungsmuster vergegenständlicht werden,
  • Erfahrungen durch Behandlungen (da wir die Welt unserer Behandlung ihrer nach erfahren) und
  • Erwartungen durch Abzielungen (welche sie auszeichnen),
so daß der Begriff Geschehen im verlinkten Beitragg also als Geschehen im weiteren Sinne, oder eben Vergehen der Zeit, verstanden werden muß, welcher in Geschehen im engeren Sinne, Erfahrung und Erwartung zerfällt, wobei es aber keinen Grund gibt, sich hier auf die Rede vom engeren und weiteren Sinn einzulassen.

Gerade wie das fügende Gebet eine Erwartung (Abzielung) im Nu sein läßt, wird eine Erwartung (Abzielung) durch das Gebet um die Bahn logisch bestimmend, so wie das entlohnende Gebet eine Erfahrung (Behandlung) im Nu sein läßt, wird eine Erfahrung (Behandlung) durch das Gebet um die Gnade logisch bestimmend und so wie das gebietende Gebet ein Geschehen (Entwicklungsmuster) im Nu (beginnend) sein läßt, wird ein Geschehen (Entwicklungsmuster) durch das Gebet um die Bahn logisch bestimmend.

Am Anfang der ideellen Gebete stehen ohnmächtige Adäquanzgefühle, also daß wir um
  • ein Geschehen beten, weil wir uns zu ihm in unserer Verantwortlichkeit aufgerufen fühlen, es uns aber aus eigener Kraft nicht widerfahren kann,
  • eine Erfahrung beten, weil sie uns in unserer Abhängigkeit bedeutsam erscheint, wir sie aber nicht aus eigener Kraft bestimmen können, und
  • eine Abzielung beten, weil sie uns der Gültigkeit nach sinnhaft erscheint, wir sie aber nicht aus eigener Kraft sein lassen können, was sich durch die Erhörung des Gebets aber ändert, wodurch die betroffene Erwartung eben logisch bestimmend wird.
Bestimmungen und Fährnisse bleiben von selbst, in dem Sinne, daß sie nicht wie die Spannung auf den Nu beschränkt sind: Die Bestimmung stiftet eine neue Erfahrungsweise, und daß ein Geschehen widerfährt, zeigt sich daran, daß auf die der Aufgerufenheit zu Grunde liegende Verheißungsfülle zunächst ein verwandelnder Begriff folgt und dann der Verwandlung Verwandtes, was sich gegebenenfalls auch über Jahrtausende hin strecken mag (in welchem Sinne die Versiegelung Christi, etwa, eine vernünftige Annahme ist).

Natürlich werden nicht alle Gebete erhört, und wer weiß, zu was entlohnende Gebete führen können, ist auch ganz froh darüber. Insbesondere ist es bei dem Gebet um die logische Bestimmung durch eine Behandlung wohl eine Voraussetzung, daß die Behandlung (konkret etwa transzendente Verbundenheit zu akzeptieren) ein Angebot an die Menschen bleibt und sie nicht im Zuge der eigenen Wahl der Behandlung mit zu ihr zwingt.

Außerdem erstreckt sich die logische Bestimmung auch indirekt (objektiv) auf uns, wo wir also Bausteine sind, durch welche ein Geschehen, eine Erfahrung oder eine Erwartung logisch bestimmt.

Baustein eines bestimmenden Geschehens zu sein, fühlt sich stets so an, als würde man (zurecht)gewiesen.

Baustein einer bestimmenden Erfahrung zu sein, ist stets damit verbunden, die Gewalt eines mächtigeren Geistes zu erfahren.

Baustein einer bestimmenden Erwartung zu sein, zeigt sich stets darin, das einem Vorbestimmte zu erwarten, wobei wir uns in allen drei Fällen oftmals selbst zu Bausteinen machen.

Labels: , , , , , , , , ,

23. August 2022

Empirische und hypothetische Haltungsbildung

Die von uns angenommene Haltung, gleich ob es sich um Umgänge mit Entwicklungsmustern, Vorhaltungen von Behandlungen oder Bestrebungen genannte Aufnahmen von Abzielungen handelt, beruht entweder auf unserer Erfahrung oder auf Hypothesen, und die sich so ergebenden Fälle möchte ich in diesem Beitrag betrachten.

Wenn unser Umgang mit Entwicklungsmustern auf unserer Erfahrung beruht, so passen wir ihn an die Erfahrung an, wobei unser Ziel stets darin besteht, negativen Entwicklungen entgegenzusteuern, indem wir unsere Erfahrung absehen. Das ist die empirische Weise der Bildung unserer Ausrichtungsregeln und insbesondere unserer Gerechtigkeitsvorstellungen.

Die hypothetische Weise besteht darin, die Verbindlichkeit einer Hypothese zu akzeptieren, was streng genommen nur ein Spezialfall der empirischen ist, nämlich die sozialen Folgen des Bruchs mit der betroffenen Hypothese abzusehen, aber dessen ungeachtet die richtige Alternative an dieser Stelle, was man erkennt, wenn man sich die gesellschaftlichen Erscheinungen der Umgangsbildung vor Augen führt, etwa am Beispiel der Hypothese, daß es gut sei, einen Drill für die biologische Kriegsführung durchzuführen, auch wenn dieser absehbar den Einsatz biologischer Waffen begünstigt, deren größtes Manko in ihrer Unkontrollierbarkeit besteht, von der Kontraproduktivität der zum Drill gehörigen Maßnahmen ganz zu schweigen. Aber so wie sich ein Psychopath unter Menschen fühlt, deren Gerechtigkeitsempfinden er nicht teilt, muß sich heute jemand fühlen, der über die Entwicklung der Volksgesundheit im Bilde ist und also die diesbezüglichen Hypothesen als falsch erkennt.

Während ich dafürhalte, Religion empirisch zu begründen, und sich also unter anderem, um nicht zu verwahrlosen, an das ethisch Nötige anzupassen, gibt es insbesondere im Katholizismus etliche Beispiele der Akzeptanz der Verbindlichkeit von Hypothesen, was ich erst ab einem Anteil von, sagen wir, 5% Psychopathen an der Gesellschaft für geboten erachten würde.

Wenn unsere Vorhaltung von Behandlungen auf unserer Erfahrung beruht, so entspringen sie dem Reflektieren der Erfahrung.

Kommen sie hingegen auf hypothetische Weise zu Stande, so verlegen wir uns auf selbige.

Beispielsweise mag eine Strategie daraus erwachsen, daß wir einsehen, welche Folgen wir durch welche Schritte bewirken können, oder daraus, daß wir annehmen, daß bestimmte Schritte bestimmte Folgen bewirken. Verlegung auf uneingesehene Strategien ist typisch jüdisch, es genügt, wenn der Rabbi weiß, was er tut, - oder gar Gott.

Es hieß von den zum Katholizismus konvertierten sephardischen Juden, sie seien Juden ohne Wissen und Katholiken ohne Glauben, was sich nach dem vorigen so liest, als seien sie Juden ohne Hypothesen zur Verlegung und Katholiken ohne die akzeptierte Verbindlichkeit von Hypothesen gewesen.

Wenn unsere Aufnahme von Abzielungen auf unserer Erfahrung beruht, so ehren wir unsere Erfahrung, indem wir anerkennen, daß sie uns zufriedenstellen.

Kommen sie hingegen auf hypothetische Weise zu Stande, so versprechen wir uns etwas von ihnen.

Religionen, welche Abzielungen anböten, von welchen sich die Gläubigen etwas versprächen, etwa auf eine bestimmte Weise göttlich zu sein, gibt es allenfalls im geistigen Saum des Hinduismus' - wenigstens pro forma zählt auch Athos dazu - aber die weltliche Bedeutung des sich etwas Versprechens in den Vereinigten Staaten, wo ja jeder alles sein kann, schlägt auch auf den Beruf des Pastors durch, wo sich dann so mancher auf Pauls Spuren wähnt und sich Gott weiß was verspricht.

Ich hingegen ehre nur die Abzielung, meine Haltung auf meine Stimmung hörend zu gestalten.

Labels: , , , , , , , , , ,

21. August 2022

Theorie und Praxis der Hypereffizienz

Effizienz ist die Folge von zwei Prozessen, nämlich
  • der Funktionsoptimierung von Produkten auf der Basis der Entdeckung neuer physikalischer Effekte und
  • der Produktionsoptimierung von Produkten,
und folglich beruht jede bewußte Senkung der Effizienz darauf, auf Funktions- oder Produktionsoptimierung zu verzichten. Ungesenkt führt die fortwährende Effizienzsteigerung schließlich zur Hypereffizienz, einem Zustand, welcher dadurch gekennzeichnet ist, daß der Großteil der Weltbevölkerung nicht mehr in die Produktion wesentlicher Produkte eingebunden ist, was zu einer von zwei entgegengesetzten und doch wesensverwandten gesellschaftlichen Pathologien führt, nämlich entweder zu
  • Handlangertum der großen Masse oder
  • pseudoaristokratischer Aufsicht durch die große Masse.
Praktisch gibt es zwei große Effizienzsenkungsströmungen in modernen Gesellschaften, welche beide auf dem Verzicht auf bestimmte physikalische Effekte beruhen, nämlich
  • Antiquarik und
  • Esoterik.
Die Antiquarik besteht darin, atavistische Funktionen aus Gründen der Nostalgie beizubehalten (Kaminfeuer und so weiter), und die Esoterik darin, eine Funktion einer anderen vorzuziehen, weil sich mit ihr eine vorzügliche karmische Vorstellung verbindet.

Es gibt Karma, und karmische Vorstellungen mögen akkurat sein, doch in westlichen Gesellschaften beruhen sie in der Hauptsache auf dem Grundsatz, besser nicht mit Schmuddelkindern zu spielen, schreiben also Glitzerzeug, ätherischen Ölen und allem, was Distinktion verspricht, segnende Kräfte zu.

Sowohl Antiquarik, als auch Esoterik stellen einen Luxus dar, das heißt betreffen nicht die wesentlichen Produkte, sondern bilden Marktnischen, in welchen die Effizienz gesenkt ist, und in welchen die beschriebenen gesellschaftlichen Pathologien also auch nicht auftreten. Diese Marktnischen haben sich auf natürliche Weise in unserem Wirtschaftssystem gebildet, nicht zuletzt vom Versprechen getrieben, wie Könige zu leben (Käse, Wein und Doppelender Spargel).

Nicht natürlich bilden sich hingegen Kooperativen, welchen es um die Gestaltung des Produktionsprozesses geht, und zwar gerade auch von wesentlichen Produkten.

Die heutige politische Vermessenheit besteht nun darin, die auftretenden gesellschaftlichen Pathologien einerseits zu integrieren, Handlangertum in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, pseudoaristokratische Aufsicht in Organisationen, welche die Interessen von wie auch immer gestalteten Gemeinden gegenüber Wirtschaftskonzernen vertreten, und Antiquarik und Esoterik verbindlich zu machen, ob nun gleich durch Gesetze oder durch Marktmanipulationen.
Nichts lerntest du,
wollt' ich dich lehren,
was nie du erkennen kannst,
eh' nicht ertagte die That.
Stets gewohntes nur magst du verstehn:
doch was noch nie sich traf,
danach trachtet mein Sinn.
Und was die Verbindlichkeit betrifft:
Mir wahrlich muthe nicht zu,
daß mit Zwang ich halte, was dir nicht haftet.
Die Anziehungskraft von Antiquarik und Esoterik ist nunmal auf den Luxussektor beschränkt, doch wenn die Menschen den Grund der um sie herum wachsenden gesellschaftlichen Pathologien verstehen, dürften sie ein breiteres Interesse an der Gestaltung der Produktionsprozesse entwickeln, wie ich es propagiere (siehe auch Koordinierte Vorhaben).

Labels: , , , , , , , , , , ,

19. August 2022

Geschehensvergegenständlichungen und Transzendenz

Wir vergegenständlichen Geschehen auf drei Weisen, als
  • Entwicklungsmuster, welche unsere Erfahrungen bilden,
  • Behandlungen, welche unsere Haltung bilden, und
  • Abzielungen, welche unsere Vorhaben bilden,
wobei
  • Entwicklungsmuster im Rahmen von Veränderungen auftreten,
  • Behandlungen im Rahmen von Entsprechungen und
  • Abzielungen im Rahmen von Anstreben.
Behandelt werden wiederum Entwicklungsmuster, Behandlungen und Abzielungen,
  • Entwicklungsmuster durch Umgänge (Ausrichtungsregeln),
  • Behandlungen durch Vorhaltung (als Berücksichtigungsregeln) und
  • Abzielungen durch Bestrebung (Anspruchserteilung).
Die neun Arten transzendenter Akte (materielle, funktionale, ideelle) lassen sich somit wie folgt verstehen.

Entwicklungs-
muster
Behandlung Abzielung
Teilnahme an göttlichem/r
Bahn Gnade
Amt
telepathische
Mitteilung von
nachvoll-
ziehend

merkend
zubewegend
Unterwerfung
der Welt unter
gebietend
entlohnend
fügend

Das Gebet um die Bahn in gelobter Verantwortlichkeit läßt uns also göttliche Entwicklungsmuster erkennen und ihnen folgen, das Gebet um die Gnade in gelobter Abhängigkeit göttlichen Behandlungsweisen gemäß planen (auf der Basis einer neuen Erfahrungsweise) und das Gebet um das Amt bei bekannter (von bekennen) Gültigkeit göttliche Abzielung in Form neu etablierter Gesetze (Wirkungsweisen) genießen.

Bei den gebietenden, fügenden, nachvollziehenden und merkenden transzendenten Akten findet eine Übernahme statt, bei den entlohnenden und zubewegenden eine Reaktion.

Labels: , , , , , , , , ,

18. August 2022

Die Institutionen gemeinsamer Ehrung

Der Mensch lebt entweder in einem Lager, einem Schwarm oder in einem Reich, wobei
  • das Lager gemeinsam Vorhaben ehrt,
  • der Schwarm zusätzlich Erfahrungen und
  • das Reich nochmals zusätzlich Haltungen.
Da ein Lager sich nicht bemüht, seine Erfahrungen zu gestalten, ist es der Gunst (seiner Lage) ausgeliefert und wird von der Ungunst getrieben.

Da sich ein Schwarm sehr wohl müht, sie zu gestalten, kann er sich auf einen gewissen Grad an Gunst verlassen, da er sich aber nicht bemüht, seine Haltungen zu gestalten, ist das Gleichgewicht der Gunst fraglich, also ob sie, sich entwickelnd, aus demselben gerät. Mit anderen Worten ist ein Schwarm dem Gunstgleichgewicht ausgeliefert und ein Gefangener der Gunstentwicklung, was heißt, daß er, wiewohl er stets darauf bedacht ist, seine Lage auf seine Weise günstig zu gestalten, dieselbe nicht hinreichend reflektiert, um langfristig schädlichen Entwicklungen vorzubeugen: Er sucht lokale Vorteile, welche die Gunst räumlich und/oder zeitlich aus dem Gleichgewicht bringen können, wobei sich räumliche Ungleichgewichte in Verteilungskämpfen ausdrücken und zeitliche in Leidensstrecken.

Und ein Reich ist eine Gemeinschaft, welche aufgrund ihrer Ehrung der Haltungen schädlichen Entwicklungen die Stirn bietet und sie nicht einreißen läßt. Dabei ist es zwar nicht möglich, ohne sich zu organisieren, gute Entwicklungen zu beginnen, aber das individuelle Einstellen der Zusammenarbeit genügt, um schlechte Entwicklungen versanden zu lassen, vorausgesetzt natürlich, daß sie von hinreichend vielen klar genug als solche erkannt werden, so daß sich in einem gesunden Reich die Wirren also nach einer Weile legen. Wer also die Worte Christi hält, wird es niemandem erlauben, die Entfaltung des Reiches Gottes entgleisen zu lassen.

Labels: , , , , , , , , ,

16. August 2022

Gemeinsame Ehrung

Die Ehrung der Verbundenheit, Rechtschaffenheit und des Friedens drückt sich darin aus, Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben zu ehren, und daß dies gemeinsam geschieht bedeute, daß die Gemeinschaft die betroffenen Erfahrungen, Haltungen und Vorhaben dadurch ehrt, daß sie ihre Existenz innerhalb der Gemeinschaft ermöglicht.

Aus Haltungen folgen angestrebte Erfahrungen und aus angestrebten Erfahrungen Vorhaben. Es gibt also drei Grade gemeinsamer Ehrung. Gemeinsam
  • Haltungen Ehrende sind Verbündete,
  • Erfahrungen Ehrende Unterstützer (auch Zusammenarbeitende und Zuarbeitende genannt) und
  • Vorhaben Ehrende Gewährer (auch Zusagenmachende genannt).
Mit anderen Worten bestehen die drei Grade der gemeinsamen Ehrung aus der Koordination der Haltungen, Erfahrungen und Vorhaben, was den Gedanken zum Ausdruck bringt, daß es zur gemeinsamen Ehrung einerseits einer Ehrbarkeit bedarf und zum anderen einer hinsichtlich ihrer koordinierten Gemeinschaft.

Wenn eine Gemeinschaft gemeinsam ehrt, kann sie aus technischen Gründen die Koordination auch durch Delegation innerhalb ihrer ersetzen, wobei die Delegierten aber hinreichend gewiesen (oder gehießen) in ihrer Ehrung sein müssen.

Die Lebensringe sind von dieser Art, wobei nur der Schöpfungsring Haltungen im eigentliche Sinne ehrt, wohingegen es dem Grundschwarm und dem gewiesenen um Erfahrungen geht und Haltungen lediglich als eine Notwendigkeit betrachtet werden, welche auf unterschiedliche Weise delegiert werden, nämlich beim Grundschwarm wechselseitig und beim gewiesenen einseitig.

Darum schreibe ich diesen Beitrag aber nicht, sondern um auf die Wesentlichkeit der Verbündung abzuzielen. Verbündung ist wie gesagt von zweierlei Art, sie entspringt entweder der Anerkennung des Temperaments (statische Verbündung) oder des (Verhandlungs-)Interesses (dynamische Verbündung). Ich nannte zwei Beispiele, das Interesse einer dem Zeitalter der Wacht gemäß organisierten Gesellschaft Fremde als Sklaven zu halten (weil ihr Temperament nicht anerkannt werden kann) und das Interesse einer stammesmäßig organisierten Gesellschaft, keine Embargos zu verhängen (weil sie es sich aufgrund des Wettbewerbs zwischen den Stämmen nicht leisten können, auf Handelspartner zu verzichten).

Das Abendland betrifft hingegen die im vorigen Beitrag beschriebene, aber nur vorläufig formalisierte Verbündung, nämlich daß die Gewaltigen dadurch zu dynamischen Verbündeten der Kirche werden, daß es in ihrem Interesse liegt, das christliche Temperament anzuerkennen, und zwar weil es gemeinnützig ist und desto größeren Nutzen stiftet, je freier es sich entfalten kann. Der Gedanke geht auf Paulus zurück, welcher davon spricht, daß die Christen aus diesem Grunde nicht unter dem Gesetz stünden (Man könnte sagen: Wer hört, muß nicht fühlen.)

Indem sich ein Christ also mit der Kirche identifiziert, delegiert er seine Erfahrungen als Diener an seinen weltlichen Herren, weil er weiß, daß dieser ein dynamischer Verbündeter der Kirche ist, weil es in seinem Interesse liegt, ihn, den Christen, möglichst ungewiesen für sich arbeiten zu lassen, da Gott ihn bereits das Rechte heißt.

Bisher durchlief dieses Verhältnis drei geschichtliche Stationen, nämlich
  1. Arrangierung der römischen Autoritäten mit den Christen,
  2. Ausstattung germanischer Heerführer mit Christen und
  3. nationales Zusammenrücken der Christen unter ihren jeweiligen nationalen Führern,
aber da hört die Geschichte nicht auf, da sich das Zeitalter der Werke nicht unbegrenzt in die Zukunft fortschreibt und es die in Werken gemessene Fruchtbarkeit der Christen ist, welche die Gewaltigen zu Verbündeten der Kirche macht.

Wenn die Gewaltigen aber nicht mehr unsere Verbündeten sind, so liegt es in unserem Interesse, sie zu bändigen, also die Macht von Gemeinwesen über Gemeindemitglieder zu begrenzen, wie ich es im Beitrag Zur politischen Ordnung im Zeitalter der Wunder beschrieben habe, was uns in dieser Angelegenheit zu dynamischen Verbündeten macht, welche sich zugleich ihr Leben gewähren. Praktisch wird dabei die Zurückdrängung der militärischen Ansprüche an das Gemeinwesen die größte Herausforderung sein, aber wiewohl ich keinen Schlüssel zum diesbezüglichen Erfolg sehe, weiß ich doch, daß dies unser Weg ist, der einzige, welchen die Logik der Geschichte erlaubt, und wenn ich es einsehen kann, so auch andere, auch wenn die Gewaltigen ihre Gewalten einstweilen noch zu ihren Zwecken bemühen können - oder auch gerade deswegen.

Labels: , , , , , , , , , ,

15. August 2022

Genug der Seligkeit!

Die im vorigen Beitrag beschriebene Entwicklung ist natürlich auch zwangsläufig: So wie der sehende Gläubige am Ende des Zeitalters der Werke sieht, daß es durch keinerlei Werke auf der Spur seines Glaubens weiter vorankommt, weil sie die Wesentlichkeit der Entscheidungsfreiheit des Volks nur noch weiter unterhöhlen, verliert der blinde Gläubige, welcher den Rahmenbedingungen gemäß in der Hoffnung auf die Entfaltung seines Glaubens wirkt, an Wert in den Augen jener, welche seine Werke begutachten. Jahrhundertelang haben sie sich an seinen Werken erfreut und seinem Glauben eine Bahn eröffnet, doch nun, da es immer weniger Werke werden, auf welche es ankommt, reißen sie sich um jene und vergessen ihn.

Die Kirche verhält sich sträflich, wenn sie die Gläubigen zur Einnehmung der Gewaltigen weiterhin zur Blindheit erzieht. Das Gleis, auf welchem wir bis hierhin vorangekommen sind, führt nicht weiter, es ist an der Zeit, den süßen Schlummer abzuschütteln, sich umzusehen und zu überlegen, was einen der eigene Glaube an diesem Ort heißt, andernfalls man vor den Säuen landet.

Wer sorgt sich noch darum, wie er jene, welche weniger mächtig sind als er, behandelt? Wer ist ihnen noch dankbar für ihre frommen Werke? Schreien, Hauen und Stechen allerorten. Der Mensch zählt nichts in den Augen der Menschen. Daß er nichts, aber sein Volk alles sei, ist nur eine Durchgangsstation, welche der Zug verließ, als er nicht mehr Massen mobilisieren mußte, der letzte Kompromiß zwischen Glaubenstreue und Verantwortungsübernahme, bereits grotesk entstellt von seiner inneren Spannung. Seitdem laufen nur noch Fäden aus, ohne daß sie jemand auf ein Ziel hin lenken könnte, wiewohl dies einzelne Verteidigungskämpfe nicht ausschließt.

Alle Ausrichtung beginnt damit, die Lage anzusehen.

Labels: , , , , , , , , ,

14. August 2022

Whispering into the noise

On the one hand those, who don't believe in God,
on the other believers, who leave the reasoning to them,
hoping perhaps for a sunny day
on which to indulge their feelings.
It is not the season for such frivolity,
serious matters are afoot,
even if they seem
born out of the mist of dreams.
A cow is pleasant, of its milk much use,
honour her and befriend her friends,
but attention has turned to the cheese that rolls out
of everyone's hand and chases it ever farther away.
Who will stick with what he's learned
about the shape of life
about its role
about the current of its flow?

Labels: , , , , , , , , , ,

Zur Front Vorherige Beiträge