Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

20. September 2022

Zur Erneuerung der Achtung und der Sorge

Ohne es zu merken, habe ich im Laufe der letzten sechs Monate die Grundlagen für ein eigenes, nicht an das I Ching angelehntes Verständnis der Erneuerung der Achtung und der Sorge entwickelt.

Unserer Achtung geht es um (jüngerer) Verwandtheit, also darum, in ihrer Seinsheimat inmitten von Verwandtem zu leben. Erachten wir unsere Umgebung als unsere Seinsheimat, so verschreiben wir uns ihrer Achtung, und das Fundament zu neuer Achtung legen wir dadurch, daß wir uns auf den Weg zu einer verhießenen Seinsheimat machen, finden, was unsere Umgebung in sie verwandelt und welche Verwandten sie mit uns verwandeln.

Das Evangelium verhieß unseren Vorfahren eine neue Seinsheimat, ab 800 A.D. legten sie die Fundamente zu ihrer Achtung und ab 1568 A.D. begannen sie damit, sich ihrer Achtung zu verschreiben.

Und gemäß dem vorigen Beitrag verschreiben wir uns der Sorge, indem wir unsere Verantwortlichkeit läutern, das (weltlich) Gültige durchdringen und unsere Abhängigkeit überblicken, mit anderen Worten es unserer Sorge also um Vervollkommnung geht. Und da wir dies stets auf der Grundlage einer bestimmten Übereinkunft tun, wie wir uns zu vervollkommnen haben, besteht die Fundamentlegung für die Sorge darin, bezüglich dieser Grundlage weiszusagen, also Gesetze für die Vervollkommnung aufzustellen.

Konkret ist die Vervollkommnungsweise immer komplexer, also nicht elementarer Art, aber ein bestimmtes Feld betreffend immer entweder läuternd, durchdringend oder überblickend, da sich diese drei ebenso wie zusammenwirken, Arbeit teilen und zurechtweisen gegenseitig ausschließen. Die Durchdringung in unserem Zeitalter begann mit der Durchdringung sozialer Mechanismen durch Jesus Christus, und dieser blieben wir bis Mitte des 18. Jahrhunderts verschrieben, wiewohl sich ihr bereits zuvor andere Felder zugesellten, welche wir auch zu durchdringen begannen. Mitte des 18. Jahrhunderts, aber, begannen Leute wie Adam Smith damit, neue Einsichten in soziale Mechanismen zu gewinnen, und sie zur Grundlage der weiteren Vervollkommnung zu machen.

Dies ist ein sehr natürlicher Prozeß, nämlich daß sozialer Fortschritt zu neuen Einsichten führt, aber ebenso natürlich ist es, daß diese neuen Einsichten weniger Aspekte berücksichtigen als die alten. Und also kommt es zur waghalsigen Anwendung von Erfolgsrezepten und in ihrem Gefolge zur Herrschaft der Unvernunft.

Es läßt sich aber nicht füglich sagen, daß jede Weissagung Ausdruck einer Fundamentlegung ist, denn ein Mensch, indem er sich vervollkommnet, gewinnt viele Einsichten und berücksichtigt sie, entscheidend ist, ob er ein Bedürfnis nach einer neuen Vervollkommnungsweise für sich selbst verspürt, und das habe ich, beispielsweise, nie - und Adam Smith möglicherweise auch nicht, im Gegensatz, aber, zu jenen, welche nach Erfolgsrezepten gieren und sie auf ihre Verläßlichkeit hin abklopfen.

Natürlich ist letzteres nicht per se eine Sünde, doch führt es eben, in Übereinstimmung mit dem I Ching, in einer bestimmten gesellschaftlichen Situation zu anderen Lebensverläufen, als es die Vervollkommnung täte.

Labels: , , , , , , , , , , , ,