Bereitschaftsbeitrag

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5. Mai 2022

Ältere und jüngere Verwandtheit

Das Moor mit seinen Zwergkiefern hat einen zeitlosen Charakter - oder auch einen vorzeitlichen, an Farnwälder erinnernden. Mich überkam heute eine Welle gegenwartsversunkener Geistigkeit: Die Welt wurde eins, die Gestalt des Orts, hervorgegangen aus seinen Kräften, die Bäume spannten die Räume zwischen einander auf wie Slalomstangen, und verschlossen sie zugleich für Riesen, der Regen füllte die Senken, das Moos durchzog sie mit Fäden und an ihren Rändern spitze sie sich in Form von Möwen und Bachstelzen, bald hüpfend, bald fliegend, zu, und nichts in der Welt könnte interessanter sein als dieses Wunder der Verbindung ihrer Elemente.

Das ist die alte Verwandtheit, in welcher wir die gestaltenden Kräfte des Orts wertschätzen, nicht die einzelne Moosbeere, ob sie nun schmeckt oder nicht, sondern das Gleichgewicht der Kräfte, welches sie hervorbringt, und was die Welt also hervorbringt, wird als unerschöpflich betrachtet, aufgetischt für den goutierenden Geist, und zweifellos beseelt er die Tiere, welche also für die Verbindung der Elemente und ihr goutierendes Amt beten.

Wiewohl auch ein Mensch so empfinden kann, kann er doch nicht andere Menschen so empfinden, und für gewöhnlich empfindet er auch nicht so. Und die Tiere? Müssen sie nicht die Verbindung der Elemente, welche den Menschen wie eine Wolke umgibt, fürchten? Bald wirft er seine Haut ab, bald versetzt er Hölzer aus ihren Plätzen und schwingt sie, bald verschwindet er in bunten Steinen und läßt sie von Zauberhand rollen. Die alte Verwandtheit kann den Menschen nicht goutieren, da er die gestaltenden Kräfte des Orts verhöhnt.

Weshalb der Mensch für gewöhnlich eine andere Verwandtheit empfindet, und jünger ist sie im doppelten Sinn, denn nicht goutiert sie die Welt, sondern ihre Gewogenheit dem Empfindenden gegenüber, also wie das Junge seine Päppler schätzt. Das muß durchaus so sein, denn wenn der Mensch bald diese und bald jene Haltung annimmt, kann nur die Freundlichkeit seiner Äußerungen erwogen werden, welche Gemeinsamkeit auch immer hinter ihr stehen möge: Weil das Junge die Welt nicht versteht und der Mensch unverständlich ist, schätzt der Mensch den Menschen wie das Junge die Päppler.

Dennoch wäre es falsch zu glauben, daß der Mensch nur auf Zuwendungen achten würde oder nur auf Vertrautes, bestechlich oder konditioniert wäre, vielmehr ahnen Menschen, was Anderen am Herzen liegt, und loten es aus, wobei die Vorstellung von Geliebtem im Rahmen der Kunst, Wissenschaft oder Religion natürliche Sammlungsstellen bildet, wie zum Beispiel:

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