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22. August 2017

Der Zeitbegriff der drei Seelenteile

Es gibt in unserem Bewußtsein drei Zeitträger, Gegenstände, auf welche wir uns besinnen können und welche nicht der Zeit unterworfen sind, sondern in welchen sie sich vielmehr entfaltet, und zwar stets entfaltet, unabhängig davon, was wir gerade tun oder auch unterlassen zu tun.

Meditation ist die Besinnung auf einen solchen Zeitträger, ohne dieselbe durch Aktivitäten zu stören, denn wann immer sich ein Geschehen in einem Zeitträger entfaltet, zieht es unseren Sinn zu sich, das es enthaltende Ganze vergessen lassend.

Die Zeitträger aber sind
  • unsere Auffassung,
  • unser Durchleben und
  • unsere Formbarkeit.
Mediation im Zeitträger der Vernunft, der Auffassung, öffnet den Sinn für die Größe des begrifflichen Zusammenhangs der Welt, daß sich jeder Gegenstand begreifen läßt und jeder Begriff darstellen, und daß also alle unsere Wünsche nur einen, den Weg zu ihnen aufzeigenden, Schritt von uns entfernt sind.

Ihr Zentrum ist folgerichtig das Heil, dessen Verwirklichung wir anstreben. Und die Gegenstände der Entfaltung der Zeit in der Auffassung sind selbstverständlich unsere begrifflichen Erfassungen.

Auffassungsmäßige Zeit ist also schwebend, diskret, das heißt schrittweise, explodierend und linear ist sie nicht, sondern vielmehr das allumgebende Himmelszelt, über welches Verständnisnetze ausgeworfen werden, seine Sterne zu verbinden.

Meditation im Zeitträger des Verstandes, des Durchlebens, öffnet den Sinn für das Gewicht der Entscheidungen, welche wir treffen, daß es eine Bewegung aller Dinge hin zu einer gesegneten Zukunft gibt, an welcher wir teilzunehmen haben.

Ihr Zentrum ist unser Weg in dieser Bewegung, und die Gegenstände der Entfaltung der Zeit im Durchleben sind selbstverständlich die von uns ergriffenen Entscheidungen, welche uns als die von uns verantworteten Erfahrungen bewußt werden. Selbst wenn wir diese Bewußtwerdung unterdrücken, um beim Durchleben zu verweilen, wird unser Sinn doch für einen Moment gestört, und an die Stelle des Wegs tritt unsere Verantwortlichkeit für den ausgeblendeten Schritt.

Durchlebensmäßige Zeit ist linear und grundsätzlich kontinuierlich, das heißt also vorgestellt.

Meditation im Zeitträger der Anschauung, der Formbarkeit, öffnet den Sinn für die Weite seiner eigenen Formbarkeit, das Ausmaß sowohl seiner Betroffenheit als auch seiner Macht.

Ihr Zentrum bildet die sinnesmäßige Durchdringung unseres Körpers, das Aufspüren unserer Empfindsamkeit und Kontrolle, welches zum Erfolg hinreichender Wachheit und nervlicher Anspannung bedarf. Gelingt die sinnesmäßige Durchdringung indes, so entwickeln wir zugleich ein Gespür für das Leiden an jeder Anstrengung, welche wir zur Kontrolle unseres Körpers oder Geistes unternehmen.

Formbarkeitsmäßige Zeit ist ewig, unvergänglich, fleckförmig, ihre einzigen Variabilitäten sind Ausmaß und Intensität.

Die Inspiration liegt im Zeitträger der Auffassung, das Gebet im Zeitträger des Durchlebens. Was liegt im Zeitträger der Formbarkeit?

Es muß das eigene Wachstum sein.

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