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27. Februar 2014

Die Quelle kollektiver Verantwortung

Eine universelle Ethik muß keineswegs festlegen, was individuelle und was kollektive Verantwortung ist, sondern kann dies auch als höheren Zielen untergeordnete Sachfrage behandeln, doch aufgrund der Machtrelevanz dieser Frage ist die Versuchung groß, anderen diesbezügliche Glaubensvorstellungen aggressiv aufzudrängen.

Betrachten wir stattdessen lieber die Quelle kollektiver Verantwortung. Da Verantwortung an sich stets individuell ist, muß kollektive Verantwortung stets aus irgendeiner Unsachgemäßheit heraus entspringen, aus irgendeiner Unfähigkeit zur sachgemäßen Behandlung, oder, wenn man das etwas weiter präzisiert, daraus, daß es unmöglich ist, den verursachten Schaden gerecht auf seine Verursacher zu verteilen, so daß also eine Kollektivstrafe an Stelle individueller Strafen tritt.

Sobald also eine Kollektivstrafe zu erwarten ist, gibt es auch eine kollektive Verantwortung, nämlich dafür zu sorgen, daß das Kollektiv diese Strafe nicht auf sich zieht.

Da Recht nicht von alleine besteht, sondern nur durch die Fähigkeit es aufzurichten, ist durch es ein Beispiel kollektiver Verantwortung gegeben, nämlich den Einbruch des Unrechts durch seinen Teil zur Aufrechterhaltung des Rechts zu verhindern.

Aber auch wenn Recht bereits ein recht allgemeiner Begriff ist, so ist dies doch noch nicht die allgemeine Erfassung des hier vorliegenden Phänomens. Der Einbruch des Unrechts ist die Strafe der ungenügenden Freien, ungenügenden Sklaven droht etwas anderes, nämlich die Kündigung ihres Arbeitsvertrags.

Allgemein betrachtet ergibt sich kollektive Verantwortung also stets aus einem vertraglichen Verhältnis, welches nur durch die Bemühungen eines Kollektivs aufrecht erhalten werden kann, letztlich also aus dem Mehr an Macht, welches eine Gruppe dadurch erringt, daß sie sich in etwas einig ist, und sei es zu gehorchen.

Daraus also ergibt sich der eingangs erwähnte Streit, ein Kollektiv besteht auf der kollektiven Verantwortung seiner Mitglieder, um seine Macht zu bewahren, und seine Feinde versuchen diese von ihrer individuellen Verantwortung zu überzeugen, um seine Macht zu zerstören.

Und vom ethischen Standpunkt aus stellt sich also die Frage, wieviel die Macht eines bestimmten Kollektivs in ethischer Hinsicht wert ist.

Nun, gerade so viel, wie es der göttlichen Ordnung dient, und ja, der Verweis auf Gott an dieser Stelle ist nötig, da wir den Wert von Kollektiven schwerlich an ihren eigenen ethischen Maßstäben messen können.

Die ganze Frage läuft also letztlich auf den schieren Glauben hinaus, als Kollektiv etwas für den rechten Lauf der Welt zu leisten, wenn sie ethisch betrachtet wird.

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25. Februar 2014

Yana

Ich schulde dem Beitrag Kreuz des Nordens noch ein Schaubild. Voilà.

Jupiter ist ja schon einmal durch, aber er wird ja irgendwann wieder gen Osten ziehen, und vielleicht zeigt sich dann das Kreuz des Nordens ein zweites Mal.

Was das nun wieder mit Yana zu tun hat?

Hat schon, hat schon...

Doch vielleicht, bevor ich dazu komme, noch ein Abstecher. Andrei Tarkowski beschäftigt sich in Stalker mit der Frage der Möglichkeit des Wunders. In der зона (welche wir irgendwo beim Narwa-Stausee vermuten müssen, vielleicht ja hier) gibt es einen Raum, in welchem der innigste Wunsch eines jeden Menschen wahr wird. Aber nur verzweifelte Menschen dürfen ihn betreten, weil er alle anderen zur Verzweiflung treibt.

Ich lese das so. Würde Gott jemandem seinen innigsten Wunsch erfüllen, der nicht verzweifelt ist, so würde er sein eigenes Geschöpf nur nachträglich größer machen. Wozu sollte er das aber tun? Wußte er nicht, was er tat, als er es tat?

Der Verzweifelte wünscht sich hingegen, versetzt zu werden. In Stalker geradezu geschmacklos versinnbildlicht. Nun könnte man natürlich analog fragen, ob Gott nicht wußte, wohin er jemanden setzte, als er ihn dahin setzte, aber das ignoriert die Fatalität unserer Entscheidungen, den Umstand, daß es nicht an uns ist, unserem Schicksal zu folgen, sondern es zu gestalten.

Und dessen eingedenk ist es alles andere als verwunderlich, wenn sich Gott nicht unbedingt an unser Werk gebunden fühlt, sondern nur unter der Bedingung, daß wir in ihm verbleiben wollen.

Yana ist das Mittel der Versetzung. Diese geschieht nämlich nicht schlagartig, sondern durch die Annahme eines zweiten Leibes, welcher andere Dinge wahrnimmt, andere Dinge tut und dessen Wohlergehen von anderen Dingen abhängt. Es ist der Punkt, an welchem einem die eigene Sorge gegenständlich vertraut wird, und indem man sie sich zugesellt, gesellt man sich zu ihr, erklimmt man einen Wagen, steigt in ein Boot oder setzt sich meinetwegen auch auf einen fliegenden Teppich.

Dies ist die wahre Fähre, das körperliche Leben aus seinen Umständen zu versetzen.

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22. Februar 2014

Geschichtliche Betrachtungen

Meine geschichtlichen Ausführungen sind skizzenhaft gehalten. Indem ich einzelne Bereiche ausleuchte, hoffe ich mit der Zeit genügend Stoff zusammenzutragen, um durch die Erklärung der sich in ihm zeigenden Entwicklung einen Erklärungsansatz für die gesamte Geschichte anzuempfehlen.

Europa

Christianisierung

Skandinavien (archäologischer Beweis)

Ordenscharakter der Kirche

Gründung der mittelalterlichen Gesellschaftsordnung

Institutioneller Ausbau

Voraussetzungen und Nutzen des Soldatenstaats

Institutionelles Eigenleben

Eigenverantwortlicher Aufbau
Katholische Reaktion und säkulare Revolution
Monarchistische Restauration

Subventionswirtschaft
Zerrüttung des Urvertrauens
Konsumbasierte Entortung
Allgemeine Betrachtung

Organisation und Gegenorganisation

Zur Abfolge der Herrschaftsformen nach Platon

Orient

Die Entstehung des Islams

Die Geschichte Irans

Wie man sieht, ist die Geschichte Europas komplizierter als die des Orients. Während dort gemeinschaftsstiftende Ideen kommen und gehen, weil die Herrschenden sie sich nicht in ausreichendem Maße zu eigen machen, beißen sie sich hier fest, verästeln sich wie ihre Anhänger, geraten in deren Konflikte hinein und zwingen sich dadurch gegenseitig auf bestimmte Bahnen, um ihre jeweiligen Defizite auszugleichen. So zwang der Protestantismus den französischen Katholizismus in eine Abwehrhaltung, in welcher die Monarchie zunehmend zur Last wurde, und deren Aufhebung wiederum zwang deutsche Monarchen zur Beschwörung der nationalen Restauration.

Was man daran sieht: Das Volk folgt schon gerne, aber nur dem, wer vorangeht. Außerdem muß wohl gerade in dem Umstand, daß der Glaube nur widerwillig aufgrund äußerer Entwicklungen geopfert wird, anstatt leichthin zur Erlangung persönlicher Vorteile, der Grund liegen, warum sich die europäische Kultur ihre historischen Errungenschaften im Gegensatz zur orientalischen bewahrt. Der widerwillige Rückzug erlaubt sozusagen die Verfrachtung der Schätze.

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Zur Halsbandaffäre

Die Halsbandaffäre war eine gegen Marie Antoinette gerichtete Intrige, deren zentraler Akteur Louis René Édouard de Rohan-Guéméné war.

Nach der heutigen Darstellung ist er ein unbedarfter Lebemann gewesen, welcher einer Betrügerin auf den Leim ging, und dabei durch unglückliche Umstände das Ansehen des französischen Königshauses beschädigte.

Dies kann man glauben oder auch nicht, solange man sonst nichts von ihm weiß.

Betrachten wir also kurz Kardinal von Rohans Vorgeschichte. Der Duc d'Aiguillon war ein katholischer Hardliner, welcher 1759 die Besetzung Großbritanniens unter Ausnutzung der jakobitischen Aufstände in Schottland plante, woraus freilich nichts wurde. Als sich die Erste Teilung Polens zwischen Preußen und Rußland anbahnte, sandte er 1771 Louis René Édouard de Rohan-Guéméné nach Wien, um Maria Theresias Annäherung an die beiden nicht katholischen Reiche zu sabotieren. Auch wenn das wieder nicht erfolgreich war, erhielt der Gesandte 1778 als Dank für seine Bemühungen in dieser Angelegenheit die Kardinalswürde nach der Nominierung durch den polnischen König Stanislaw Antoni Poniatowski.

Es ist vor diesem Hintergrund nicht weiter schwer zu verstehen, daß Marie Antoinette, welche 1770 im Alter von 14 Jahren zur Dauphine de France wurde, und 1774 zur französischen Königin, der Gruppe um den Duc d'Aiguillon ein willkommenes Angriffsziel bot, um das französische Volk gegen Österreich einzunehmen, dessen Kurs als Verrat am Katholizismus gewertet wurde.

Der Duc war übrigens auch mit den Jesuiten verbandelt, indes legen die Fakten meine ursprüngliche These, daß der Kardinal die Intrige vorantrieb, um Kirche und Königshaus in einen öffentlichen Gegensatz zu bringen und dadurch den Sturz des Königshauses ohne gleichzeitigen Sturz der Kirche zu ermöglichen, nicht gerade nahe. Gewiß war d'Aiguillon radikal genug, um einen solchen Plan zu befürworten, aber zugleich auch zu hitzig. Dem Anschein nach lief die Intrige aus dem Ruder, das Ziel, Österreichs Versöhnung von Protestantismus, Katholizismus und Orthodoxie zu torpedieren, wurde zwar erreicht, aber zu einem unvorhergesehenen Preis.

Andererseits, was der Eine nicht vorhersieht, mag der Andere ja durchaus vorhersehen und für zweckdienlich befinden.

Gut, ich könnte mich näher mit der offiziellen Version des Trottels von Straßburg auseinandersetzen, aber wozu? Sie steht und fällt mit Rohans angenommener Arglosigkeit. Der Duc d'Aiguillon war's nicht und dumm genug, einen arglosen Trottel zu seinem Vertrauten zu machen, auch nicht.

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18. Februar 2014

Begegnungen Gottes

Mit der Zeit entwickelt sich die Auffassung Gottes.
  • Alltröster
  • Allgegenwart Gottes, Allverbundenheit durch Gott
  • Allbegründer, Allrichter
  • Allzuteiler, Alleider
Ich war in meinem alten Kinderzimmer, als Gott mir nach der ersten Auffassung begegnete. Nach der zweiten begegnete er mir bei einem Spaziergang am Embach, genauer gesagt hier, nach der dritten im Klozimmer der Wohnung der Eltern meiner späteren Frau, unabhängig davon, was ich da gerade machte, denn ich machte nichts, sondern ging nur in den (gut gelüfteten) 1 qm großen Raum, um alleine zu sein, und nach der vierten hier in meinem Zimmer.

In der ersten Begegnung spiegelte sich Hoffnung auf eine einstige Verbesserung wider, Gott erschien als Verheißender und Fordernder, das Kind als Verpflichteter.

In der zweiten Begegnung lag die Verantwortung des Mannes für seine Taten und die Welt, Gott erschien als Aufsteller ihrer Vielfalt und als Richter ihres Wettstreits.

In der dritten Begegnung lag der Anspruch auf das Gute, Gott erschien als schwebendes Schwert, das Falsche vom Rechten zu lösen, zu nehmen, worauf es keinen Anspruch gibt.

In der vierten Begegnung offenbarte sich die Verletzlichkeit des Heils, Gott erschien als seine Hand, welche die Menschen aufrichtet und verdirbt, wie sie es annehmen oder verstoßen.

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17. Februar 2014

Angst

Ich darf nicht hassen, was ist,
oder mein Haß trifft mich.

Was in Zykeln läuft,
kehrt stets zu sich zurück.

Ich selber atme ein und aus,
und gleich lieb' ich Muße und Pflicht.

Der Gang der eign'en Glieder ist's,
dies beides zu durchschreiten.

Und wer sich so gestraft sieht,
der will sich selber brechen.

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16. Februar 2014

Das trojanische Pferd

Ich erwähnte dies schon, aber es kann nicht schaden, diesem Thema einen eigenen Beitrag zu widmen.

Das trojanische Pferd ist selbstverständlich nicht buchstäblich zu verstehen, sondern als Metapher.

Worum geht's?

Man suggeriert Fremden, daß irgendetwas ein kräftiges Zugpferd sei, um sie dazu zu bringen, sich ihm anzuschließen, wodurch es dann aber sie sind, welche dieses irgendetwas ziehen, und im Inneren dieses irgendetwas steckt man selbst.

Beispiel Kommunismus. Trotzki wurde sowohl von Deutschland als auch von Kreisen, welche den kanadischen Geheimdienst dazu bringen konnten, ihn freizulassen, unterstützt. Sollte er diesen Unterstützern dienstbar gewesen sein, so wäre er ein trojanisches Pferd gewesen.

Ich hoffe, die Idee ist klar geworden. Man investiert ein bißchen Geld in eine Lichtgestalt, welche dank dieser Unterstützung stark erscheint, und spekuliert darauf, daß sich die Leute um sie scharen, und ihr dadurch ihre eigene Macht verleihen.

Eine einfache Sache, problematisch ist immer nur die Rückversicherung, daß das trojanische Pferd nicht etwa die eigenen Soldaten verdaut, um im Bild zu bleiben.

Nun, mit den Zügeln, welche man trojanischen Pferden anlegen könnte, möchte ich mich hier nicht beschäftigen, aber eben doch festhalten, daß dieses Mittel vergleichsweise unaufwendig, einfach und effektiv ist, und also sicherlich weit verbreitet in der heutigen Zeit.

Und wo diese Auffassung nicht vorherrscht, da haben die Menschen nichts aus Homers Geschichte gelernt.

Natürlich wirken trojanische Pferde nur in Gesellschaften, welche den Führungsanspruch einer qualifizierten Führung anerkennen, in Homers eigener Gesellschaft hätten sie nicht gewirkt. Es war also eine speziell auf die Vasallen der Perser zugeschnittene Waffe.

Und möglicherweise sind die abrahamitischen Religionen als Schutzschild gegen sie entstanden, als die Führung verpflichtende Kodizes, um trojanischen Pferden keine freie Hand zu lassen, um sie zu überwachen und gegebenenfalls auszutauschen.

Und damit möchte ich diesen Beitrag beschließen.

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Die Geschichte Irans

Es ist geradezu grotesk. Die iranische Geschichte wiederholt spätestens seit den Sassaniden den folgenden Zykel.
a. Ein philosophisch gesinnter Herrscher verhandelt mit
    kriegerischen Barbaren.
b. Kriegerische Barbaren aus dem Militärdienst reißen
    die Herrschaft an sich.
c. Kriegerische Barbaren zerstreiten sich.
d. Orden gewinnen an Zulauf.
1. Zykel (224-874 n. Chr.)
a) Sassaniden
b) Araber
c) Umayyaden
d) Abbasiden

2. Zykel (874-1501 n. Chr.)
a) Samaniden
b) Karluken
c) Ghaznawiden
d) Safawiyya

3. Zykel (1501-1925 n. Chr.)
a) Safawiden
b) Afschar, Kadscharen
c) Afschariden, Kadscharen
d) Parlamentarische Kräfte

4. Zykel (1925-1979 n. Chr.)
a) Pahlaviden
b) Briten
c) Amerikaner
d) Islamische Revolution

Eine schöne Illustration dessen, was ich über Glaubenszykel in Gesellschaften, deren erwartender Bevölkerungsteil schwach ist, schrieb. Siehe Die Abfolge der Glauben.

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14. Februar 2014

Life in plastic, it's fantastic!



Hmmm... es gibt Erscheinungen, welche ausgesprochen bedeutsam sind, dies aber ausgesprochen erfolgreich verhehlen. Es ist nicht das erste Mal, daß ich mir darüber Gedanken mache, wiewohl ich sie möglicherweise erstmals zu Papier bringe. Ja, es geht um den LEGO-Film. Aber nicht nur um ihn.

Was ist Leben in Plastik?

Warum ist Aqua damals so eingeschlagen?

So ganz unbefangen käme man vielleicht drauf, daß es etwas mit Regressionssehnsucht zu tun haben muß. Aber welcher? Wogegen lehnt sich das innere Kind auf und worin sucht es Zuflucht?

Und da denke ich nunmehr, daß es letztlich um die Form der Erzählung geht, das Ziel ist die Regression der Form der Erzählung.

Ich kam drauf, als ich zu meinem Erstaunen feststellen mußte, daß der Begriff kosmopolitisch ein viel deutlicheres Gefühl von Oberflächlichkeit vermittelt als Aldous Huxley's Brave New World.

Wie kann das sein? Inhaltlich jedenfalls kann es nicht begründet sein, bleibt also nur die Form.

Kosmopolitisch ruft Assoziationen wie Art déco und Roaring Twenties hervor, reale Dinge, welche in der hohen Form der Erzählung verewigt wurden, welche da ist, zum Wesen der Erscheinungen vorzudringen. Und gerade deswegen vermittelt das so Erzählte starke und klare Eindrücke seiner Gegenwart, es zwingt einen in es hinein, und man kann nicht anders als diese Gegenwart wie gegenwärtig auf sich wirken zu lassen und zu beurteilen.

Ganz anders hingegen die kindliche Erzählweise, von welcher auch Aldous Huxley Gebrauch gemacht hat. Ein Kind hat ja, wenn es sich eine Geschichte ausdenkt, noch nicht einmal Probleme damit, nachträglich das bisher Erzählte aufzuheben, um so weitererzählen zu können, wie es das gerade will. Seine Geschichte ist nicht anschaulich gegenwärtig, sondern nur in Form ihrer Aussagen, ähnlich wie man sich in einem Krimi ja auch nur merkt, wer was wann gemacht hat, wobei Sherlock Holmes Geschichten allerdings leichter zu lösen sind, wenn man sich ihnen nicht in dieser kindlichen Denkungsart nähert, sondern versucht, sich in sie hineinzuversetzen.

Nun, der LEGO-Film wird selbstverständlich auch auf die kindliche Weise erzählt. Aber bevor ich ihn näher betrachte, und da gibt es einiges zu betrachten, muß ich noch den Bogen schließen, warum Aqua also solchen Erfolg mit Barbie Girl hatte.

Warum sollte irgendjemand die Sehnsucht verspüren, Geschichten nicht so erzählen zu müssen, daß sie den Anschein von Wirklichkeit besitzen?

Eine Sehnsucht, welche massenhaft vorhanden war.

Nun, weil es nichts zu erzählen gibt, warum sonst? Man hat Gelegenheit, aber keine Anliegen, ungeformtes Potential en masse. Die kindliche Form erlaubt es einem, dieses Potential hervorzuheben und den Mangel an Form zu verschleiern. Wenn sich eine junge Frau, welche rein äußerlich als Studentin durchgehen könnte, als Barbie Girl stilisiert, betont sie schlicht, was sie dem Anschein nach Barbie voraus hat, wobei ihr das umso besser gefallen muß, desto weniger sie ihr tatsächlich voraus hat.

Und eine Sehnsucht, welche auch weiterhin massenhaft vorhanden ist, denn sonst wären Filme wie der LEGO-Film, welche auf die nämliche Weise erzählt werden, nicht so populär.

Beschäftigen wir uns also jetzt mit ihm. Anfangs nervt er ziemlich, das Gezeigte ist als Wirklichkeit schlicht unerträglich, und ohne spezielle Hintergedanken erkennt man auch keine unterhaltsamen Aussagen. Gut, jetzt sozusagen das Gegenteil eines Spoilers, wenn Sie den Film von Anfang an genießen wollen, denken sie just an all das, was ich bisher beschrieben habe, lauter ungeformte Menschen, welche nicht wissen, wo ihnen der Kopf steht. Es hilft, wenn Sie diese Sorte Mensch verachten. Oh-hohoh, dann ist der Anfang aber gleich der Brüller, sonst nicht so. Schwer zu glauben, daß auch so ein Film am Ende noch familienfreundlich sein will, aber der LEGO-Film kriegt das sogar ziemlich locker fertig, denn es ist sozusagen eine liebevolle Verachtung und eine ironisch gebrochene Familienfreundlichkeit.

Nun gut, damit wäre schon einiges gesagt, nur noch nicht so recht, worum es eigentlich geht. Das Thema des Films, nach der etwas überdrehten Ouvertüre, ist, um es nicht unnötig zu strecken, die Gelegenheit, welche man ja hat, auch beim Schopf zu packen.

Na prima, wer wollte widersprechen?

Andererseits, der Film in seiner ganzen Form vermittelt eben nichts Anrührendes, sondern wendet sich an Menschen, welche lieber zitieren, um sich mit dem Zitat vergleichen zu lassen, wie eben Lene als Barbie Girl, als selbst auch nur für die kleinste Kleinigkeit zu stehen. Und was werden jene also machen, nachdem sie den Film gesehen haben?

Sie werden sagen: Ja, schon schlimm, wie beliebig und ungeformt wir sind, daß wir für nichts stehen, wo wir es doch könnten, aber, hey!, wenigstens wissen wir, wie es um uns bestellt ist, und das ist doch ziemlich cool, oder nicht?

Anders ist der Film auch nicht gemeint, am klarsten vielleicht an Batman's Spruch: Er ist der Held, den du verdienst.

Der Film ist also im Ganzen eine Art Massage, welche ein paar Verspannungen zu lösen versucht, darauf bedacht, Leuten auf die Schulter zu klopfen, welche bei sich denken, daß ihr Leben eher durchwachsen ist. Und als solcher ist er ja auch nicht ganz schlecht, außer daß eine stete Abfolge solcher Filme einen schließlich völlig einlullt.

Und das ist durchaus bedenklich. Denn fast alle Filme werden in der kindlichen, beliebigen Form erzählt, heutzutage, wie oft kommt schonmal ein Film wie La grande bellezza, welcher noch die hohe Form pflegt und nebenbei genau dieselbe Aussage hat, nur halt viel wirksamer, da viel anrührender?

Nach jenem Film tut es einem doch weh zu sehen, wie und wo man sich ergeben hat, aber nach dem LEGO-Film? Kinder reden über alles, Begriffe, wovon sie reden, haben sie nicht, und morgen ist's vergessen. Was in der heutigen Popkultur geschieht, ist im wahrsten Sinne des Wortes Gehirnwäsche. Der ganze Schmutz wird rausgewaschen, am Ende steht der Blick eines neugeborenen Kindes, welches sich darüber freut, daß es nichts lernen muß und nicht wachsen, sondern sogleich ohne jede Beschwer am Leben vollumfänglich teilhaben kann.

Einzig, daß uns alles, was uns wert ist, durch gute oder schlechte Erfahrungen erwächst, weil sich unser Wesen in unserem Umgang mit ihnen entfaltet und unsere Werte formuliert. Und während Kindern das noch leicht fällt, werden Erwachsene es schon vorziehen, sich nicht aufzuregen, und mit der Einstellung, welche sie bereits gewonnen haben, noch irgendwie durch den Rest ihres Lebens durchzukommen, also mit völliger Beliebigkeit, wenn die Gehirnwäsche Erfolg hatte.

Die Menschen haben diese Wäsche selbst gesucht, sie wollten den Abstand von ihren Erfahrungen, welche ihnen in der Masse unnütz schienen. Aber Leben in Plastik kann nicht lange währen und jede Institutionalisierung dieses Trends ist untrennbar mit Schreckensvisionen verbunden.

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11. Februar 2014

Drei Parallelen zwischen der Sowjetunion und der Globalisierung

1. Zerstreuung der Industrie.

In der Sowjetunion wurde die Produktion von Einzelteilen für ein Produkt gezielt auf verschiedene Sowjetrepubliken verteilt, um zu verhindern, daß dieses Produkt nebenher für den Schwarzmarkt hergestellt wird.

In der globalen Wirtschaft werden die Einzelteile für ein Produkt auf verschiedenen Kontinenten hergestellt, weil dies kostengünstiger ist.

2. Vermischung von Bevölkerungen.

In der Sowjetunion wurden Russen in den übrigen Sowjetrepubliken angesiedelt, um die übrigen Völker in Schach zu halten.

In der globalen Wirtschaft werden Menschen aus der dritten Welt in die Länder der ersten Welt gelassen, weil dies für die Volkswirtschaften aller Beteiligten von Vorteil ist.

3. Brechung des Individuums.

In der Sowjetunion wurden 10 Prozent der Bevölkerung umgebracht, um individuellen Widerstand gegen die Parteilinie zu unterdrücken und die Leute gefügig zu machen.

In der offenen globalen Gesellschaft legen Gruppenvertreter die Umgangsregeln zwischen ihren Gruppen fest, um ein reibungsloses Zusammenleben der verschiedenen Gruppen zu gewähren, welchen sich die einzelnen Gruppenmitglieder gerne fügen, um die Vorteile einer liberalen Gesellschaft genießen zu können.

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Die Nacht

Ich muß wirken die Werke des, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.
- Johannes 9:4
Das Werk Jesu, die Heilung der Blindgeborenen, geht einer Nacht voran - welcher?

Ein Bezug auf die Endzeit ist es nicht, ganz im Gegenteil, von jener sagt Matthäus ja, daß viele Zeichen in ihr gewirkt würden - und so muß es auch sein, wenn man 2. Thessalonicher 2 Glauben schenkt - Zeichen verschiedener Art, gute und schlechte, nur halt nicht den Anspruch stützend, der wiedergekehrte Christus zu sein.

Ist sie also schlicht der Tod?

Im Sinne, daß wir nur wenig Zeit haben, mit uns ins Reine zu kommen, bevor wir sterben?

Ich denke schon, wobei ich allerdings der Auffassung bin, daß es das Ziel des Lebens ist, die Angst vor dem Tod zu überwinden, indem man das einem Aufgetragene bei Zeiten erfüllt.

Es stimmt durchaus, daß Religion und Angst vor dem Tod zusammenhängen, nur halt nicht im Sinne einer Benebelung, sondern im Sinne der Entfernung eines schmerzhaften Splitters.

Das ewige Leben ist in Gott, so oder so, aber selbstverständlich hat es schon seine Bewandtnis damit, wenn uns der Gedanke an den Tod schmerzt.

Und dem sollten wir auch nachgehen.

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Noch einmal zum Abendmahl

Johannes 6:48-71. Ich bin das Brot des Lebens. Eure Väter haben Manna gegessen in der Wüste und sind gestorben. Dies ist das Brot, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon isset, nicht sterbe. Ich bin das lebendige Brot, vom Himmel gekommen. Wer von diesem Brot essen wird, der wird leben in Ewigkeit. Und das Brot, daß ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich geben werde für das Leben der Welt.

Da zankten die Juden untereinander und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben? Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes und trinken sein Blut, so habt ihr kein Leben in euch. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise, und mein Blut ist der rechte Trank. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut, der bleibt in mir und ich in ihm. Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe um des Vaters willen, also, wer mich isset, der wird auch leben um meinetwillen. Dies ist das Brot, das vom Himmel gekommen ist; nicht, wie eure Väter haben Manna gegessen und sind gestorben: wer dies Brot isset, der wird leben in Ewigkeit.

Solches sagte er in der Schule, da er lehrte zu Kapernaum.

Viele nun seine Jünger, die das hörten, sprachen: Das ist eine harte Rede; wer kann sie hören? Da Jesus aber bei sich selbst merkte, daß seine Jünger darüber murrten, sprach er zu ihnen: Ärgert euch das? Wie, wenn ihr denn sehen werdet des Menschen Sohn auffahren dahin, da er zuvor war? Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze. Die Worte, die ich rede, die sind Geist und sind Leben. Aber es sind etliche unter euch, die glauben nicht. (Denn Jesus wußte von Anfang wohl, welche nicht glaubend waren und welcher ihn verraten würde.) Und er sprach: Darum habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, es sei ihm denn von meinem Vater gegeben.

Von dem an gingen seiner Jünger viele hinter sich und wandelten hinfort nicht mehr mit ihm. Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollt ihr auch weggehen? Da antwortete ihm Simon Petrus: HERR, wohin sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens; und wir haben geglaubt und erkannt, daß du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölf erwählt? und euer einer ist ein Teufel! Er redete aber von dem Judas, Simons Sohn, Ischariot; der verriet ihn hernach, und war der Zwölfe einer. 

Daß das Brot hier Jesu Worte bedeutet, schrieb ich schon - so ist auch die Speisung der Fünftausend zu verstehen. Aber dann verschärft Jesus seinen Anspruch und setzt das Brot mit seinem Fleisch in eins.

Was bedeutet das?

Es ist die Forderung, ihn als körperlich gelebt habenden Menschen anzunehmen, seine Lehre nicht von seiner Person zu trennen. Und dies wiederum steht in unmittelbarer Beziehung zu den zwölf Aposteln und durch sie zu den Bischöfen, mit anderen Worten liegt hierin also auch der Anspruch der Kirche, von den Christen als Vertreter Christi auf Erden anerkannt zu werden.

Ich kann nur annehmen, daß das Blut für die Inspiration steht, daß also Wort, Kirche und Ernst das Christentum ausmachen.

Ob aber die Kirche die Anerkennung ihrer eigenen Autorität in der Form zum zentralen Gottesdienstinhalt machen sollte, wie sie es tut?

Ich schrieb schon davon, ich finde es anstößig. Statt ihre eigene Anerkennung zu fordern, sollte sie sich um die anderen beiden Pfeiler, Wort und Ernst, kümmern und die Christenheit ihre Anerkennung durch deren Taten beweisen lassen.

Wenn also das Brot den Gläubigen gegeben wird, darf es nicht zum Fleisch ernannt werden. Wenn es zum Fleisch ernannt wird, muß es von den Gläubigen genommen werden.

Daran sollte sich die Kirche halten, wenn sie Kirche sein will. Mehr will ich abschließend nicht von ihr fordern.

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Zur Einordnung der vorigen Beiträge über das menschliche Schicksal

Ein paar Worte zu meinen jüngsten Betrachtungen.

Ich würde behaupten, daß sie, psychologisch gesehen, unabweisbar wahr sind. Der Glaube wird das Gute stets in Wundern, Wacht oder Werken finden. Dies sage ich nicht aufgrund irgendeiner logischen Fallunterscheidung, welche just in diesen Glaubensausrichtungen mündete, sondern auf der Grundlage des Tenors eurasischer Märchen, denn der ist ganz offensichtlich jener der Wacht gegen böse Wunderwirker.

Freilich, man könnte einwenden, daß es letztlich keine Rolle spielt, ob eine böse Tat ein Wunder ist oder nicht, und daß die Wacht also stets ihre Berechtigung besitzt, daß, wie es gerade in japanischen Animes deutlich wird, die magischen Kräfte nur dazu dienen, die Auswirkungen von destruktiven Gefühlen zu veranschaulichen.

Aber ist es wirklich nur irgendeine Veranschaulichung oder eine Veranschaulichung, welche uns angeboren ist?

So ganz wohl fühlte sich wohl niemand, wenn ein anderer einen Fluch über ihn spräche.

Nun, abgesehen von solchen Empfindungen bleibt neben dem Faktum der Existenz solcher Geschichten auch noch das der Chronologie dieser und anderer, denn die Märchen gehen als Geschichten der Wacht ja der Bibel als einer Geschichte der Werke voran. Und ja, die Bibel ist eine Geschichte der Werke, es geht um die Umwandlung der Welt, ob nun in das Reich Gottes oder schlicht dadurch, daß wir uns sie untertan machen.

Es ist also durchaus so, daß zumindest in Form von Geschichten das Zeitalter der Wacht vom Zeitalter der Werke abgelöst wurde.

Und ich muß mich nicht groß anstrengen, um mir das Heraufdämmern von Wundergeschichten vorzustellen.

Übrigens, hätte man jemandem im Jahre 1500 gesagt, daß man mit 64 kg eines silbrig-weißen Metalls, welches sich in der Nähe von Dresden finden läßt, eine Stadt in Schutt und Asche legen kann, so hätte er einen gewiß für verrückt erklärt. Geschichten greifen also der weiteren Entwicklung des Geschehens erheblich vor, wobei sich allerdings in Ansicht der Offenbarung des Johannes die Frage stellt, warum genau das so ist.

Ich will also nicht behaupten, daß man nur irgendeine Geschichte erzählen müsse, um zusehen zu können, wie sie sich bewahrheitet. Nein, ohne objektive Gründe für das Heraufdämmern eines neuen Zeitalters wird es gewiß nicht heraufdämmern, aber wenn es diese gibt, so würden Geschichten sein Heraufdämmern als zu überliefern begonnen werdende Orientierungshilfen begleiten.

Und es gibt natürlich noch eine Frage, nämlich ob, wenn dies denn alles so wäre, es wirklich befriedigend ist. Ich sagte, daß es mir Zuversicht und ein Gefühl von Geborgenheit gibt. Nun, gewiß gibt es mir ein Gefühl von Aufgehobenheit, aber Geborgenheit und Zuversicht?

Sicher, es besagt nichts anderes, als daß aus Gründen der Natur der menschlichen Psyche durchaus geschehen mag, was geschehen muß, um der Menschheit eine Zukunft zu geben. Aber der eigene Glaubensanker liegt nie in äußeren Wendungen. Letztlich weiß ich nicht, was meinem Glauben äußerlich korrespondiert. Die Zeit wird es zeigen. Es ist besser für jeden, dem Vermittler, Gott, zu vertrauen, als sich an einzelne Elemente zu klammern. Daß ist, was ist, kann einem weder helfen noch schaden, einzig das, was wir dafür halten, indem es unser Sein befördert oder nicht. Nicht, daß ich eine Lüge der Wahrheit vorzöge, aber in diesem einen Fall mag ich dem Wahrscheinlichen nicht zugestehen, Wahrheit zu sein, denn ich machte mich zu Gott, wenn ich sagte, daß der Mensch nunmal in jenem Rad bleibt.

Es sieht so aus, und wenn es uns morgen noch geben soll, scheint es gar notwendig. Aber es steht mir nicht zu, das Schicksal der Menschheit als gegeben anzusehen.

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9. Februar 2014

Die Abfolge der Glauben

Weder ging es mir gestern abend noch geht es mir heute morgen um eine Festlegung. Ich versuche vielmehr mich beschreibend einer schwierigen Frage zu nähern, nämlich was sich letztlich konkret im Laufe der Jahrtausende ändert.

Um also an den gestrigen Beitrag anzuknüpfen, worin bestand der alte Glaube?

In der Ehrfurcht vor Leistung und Glück, in der Ehrfurcht vor dem Schicksal, welches alles just so hat werden lassen, wie es einem begegnet.

Und der neue?

Nun, der christliche Glaube lebt dem Vorbild Christi nach, sehnt sich also nach und freut sich an christlichen Taten, durch welche die Christen innerlich an ihrer Idee des Guten teilhaben.

Mit anderen Worten war der alte Glaube ein Achtungsglaube und der neue ist ein Sorgenglaube, er sorgt sich um das Gemeinwohl.

Wollte man den Kreis hier schließen, käme als nächstes ein Glaube der Lust, also der Freude an der eigenen Willkür - und so ganz falsch ist das auch nicht, denn zweifellos muß die zuvor erwähnte Schrumpfung auf der untersten Ebene ausgeglichen werden, nur daß dies selbstverständlich keine Entschuldigung dafür sein kann, die höheren Ebenen zu vergessen.

Doch vielleicht verhält sich das alles ja auch ganz anders, als zunächst von mir suggeriert. War der alte Glaube ein reiner Achtungsglaube?

Gab es in ihm keine innere Teilhabe an einer Idee des Guten?

Die mag es doch durchaus gegeben haben, jedenfalls spiegelt der Wortschatz des Altsächsischen eine intime Kenntnis der eigenen Stimmung und ihres Umschlagens wider, welche auf das sich seiner selbst bewußte Wirken der Sorge zurückgehen muß.

Nur, wenn ich konkret an diesem Beispiel dran bleibe, gab es ein Grundverständnis der Aufgabe hier auf Erden, welches die Achtung betonte, Frieden bedeutete Wachsamkeit und Behütung. Es läßt sich also nicht nur denken, sondern auch belegen, daß ein Achtungsglaube kein Glaube ist, welcher mit der Achtung aufhört, sondern einer, welcher mit der Achtung anfängt, daß er im Gegensatz zu einem Sorgenglauben in Fragen der Achtung unflexibel, da gebunden ist.

Und entsprechend wäre dann auch ein Lustglaube als einer zu verstehen, welcher mit der Lust anfängt, welcher bereits in Fragen der Lust gebunden ist, konkret in den transzendenten Akten, das heißt in der Verehrung von Menschen, deren Gebete Wirkung zeigen, wofür Regenmänner wohl das elementarste Beispiel abgeben.

Das jedenfalls ergibt einen Rahmen jenseits des einzelnen Glaubenszykels, welcher eine gewisse Wahrscheinlichkeit besitzt. Aus ihm folgen drei Zeitalter, das Zeitalter der Wunder, das Zeitalter der Wacht und das Zeitalter der Werke, und diese Abfolge ist eine Abfolge des Genug sein Lassens, erst werden die Wunder aufgegeben, dann die Wacht, und zwar weil es ihrer jewels nicht mehr bedarf. Die Wunder haben die Krisis des Zeitalters der Werke überwunden und die Wacht dann wohl die Krisis des Zeitalters der Wunder.

Ergibt das Sinn?

Worin besteht wohl die Krisis des Zeitalters der Wunder? Nun, ich könnte mir schon vorstellen, daß sie in größenwahnsinnigen Hexenmeistern besteht. Und denen begegnete eine geschlossene Front der Wacht. Und nachdem nichts mehr von den Hexenmeistern übrig ist, wird die Wacht lästig, und das Zeitalter der Werke befreit uns von ihrer Krisis, nämlich den allgegenwärtigen Einschränkungen.

Und schließlich kommt das Zeitalter der Werke in seine Krisis, nämlich die Ohnmacht der Menschen, und das Zeitalter der Wunder bricht an und befreit uns von ihr.

Nein, ich würde sagen, es ergibt schon Sinn.

Die Frage ist allerdings interessant, ob dies so nur in Gesellschaften Erwartender und Gestimmter geschieht.

Es könnte durchaus so sein, weil nur diese Gesellschaften die innere Starrheit besitzen, um überhaupt durch den Glaubenszykel durchzukommen. Andere Gesellschaften blieben etwa in immer neuen organisatorischen (funktionalen) Zykeln, ohne dabei im Sinne des Glaubenszykels voranzuschreiten. Oder sie durchliefen einen Glaubenszykel, ohne ihre Errungenschaften zu sichern, so daß es keine Notwendigkeit gäbe, den nächsten Glaubenszykel anders zu durchlaufen.

Wo allerdings Achtung und Sorge stark in einer Gesellschaft sind, da zwingt die Sorge die Achtung durch den Glaubenszykel und die Achtung zwingt die Sorge durch die unterschiedlichen Zeitalter.

Und, da ich gerade davon rede, auch wenn ich nur Vermutungen aufstellen kann, im Falle der tibeto-japanischen Gesellschaft ist eine bestimmte Abfolge von organisatorischen Zykeln anzunehmen, welche in keinem erkennbaren Sinne voranschreitet, da die Sorge fehlt, und im Falle der semitischen die immer gleiche Wiederholung des Glaubenszykels in weit kürzeren Zeitintervallen als im Falle der indogermanischen Gesellschaften, welche dabei durch die unterschiedlichen Zeitalter gehen.

Und noch ein Gedanke. Es mag durchaus sein, daß die funktionalen Zykel, durch welche tibeto-japanische Gesellschaften gehen, davon abhängen, in welchem Zeitalter sie zuletzt maßgeblich von einer indogermanischen Gesellschaft beeinflußt wurden, was den Unterschied zwischen Japan und den Indianern Nordamerikas erklären würde. Andererseits, wenn man die inneramerikanischen Kulturunterschiede bedenkt, sind auch andere Mechanismen denkbar, welche die Abfolge der funktionalen Zykel in tibeto-japanischen Gesellschaften beeinflussen.

Nun, wie auch immer, jedenfalls ist auf diese Weise ein Rahmen gegeben, in welchem das menschliche Streben bleibt, ein Rad, in welchem es im Kreis läuft, ohne es zu merken. Und seltsamerweise gibt mir das Zuversicht, ein Gefühl von Geborgenheit. Es ist ja auch nicht so, daß ein solches, stets sich wiederholendes Durchlaufen anderweitigen Fortschritt ausschließen würde, es ist nur so, daß ein solcher anderweitiger Fortschritt akzidentiell wäre, nichts, worum es uns willensmäßig ginge.

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8. Februar 2014

Der wahre Fortschritt der letzten 2000 Jahre

Ich habe zu diesem Thema schon etwas geschrieben, allerdings nur deshalb, weil ich eine Skizze brauchte.

Sonderlich weit ist es mit dem also nicht her, und ich unternehme hier den ersten ernsthaften Versuch, den Kurs zu bestimmen, auf welchem wir durch die sich stets wiederholenden Glaubenszykel treiben.

Die Krisis des vorigen Zykels bestand in einer rechtfertigungsfreien gewachsenen Machtverteilung, da die Rechtfertigung bereits mit dem Machterwerb abgeschlossen war und die späteren sozialen Aktivitäten dadurch in das Bett persönlichen Wohlgefallens gelegt wurden.

Dieser Prozeß stieß keinesfalls überall in Europa auf sein natürliches Ende, sondern nur im Zentrum der damaligen Wirtschaft, also im Römischen Reich.

Das Christentum brach diese Krisis auf zwei eng mit einander verknüpfte Weisen auf.
  1. Hilfe für die Armen
  2. Das Gemeinwohl als gesellschaftsverbindende Idee
Ich nannte dies zuvor nicht gänzlich unzutreffend Progressivität, aber auf diese Weise ist es erstmals klar umrissen und eingeordnet.

Interessanterweise erfolgte die kräftigste Umsetzung dieses neuen Kurses aber nicht im verbrauchten Zentrum, sondern an der noch gar nicht bis an's natürliche Ende des alten Zykels gekommenen Peripherie, also im Frankenreich.

Doch alles hat einen Preis. Der neue Kurs erforderte zum ersten, daß Macht leichtsinniger vergeben wurde, und zum zweiten, daß die Gesellschaft ihre ständige Reperaturbedürftigkeit verinnerlichte.

Die langfristige Folge dessen lag in der gesellschaftlichen Befürwortung der Entwicklung einer die Menschen zu kontrollieren vermögenden Technologie. Niemals haben Christen gesagt, daß ein Problem dadurch zu lösen sei, daß man sich den Schwierigkeiten gewachsen zeigt, sondern stets drängten sie auf die generelle Ausschaltung von Schwierigkeiten, der Vorstellung folgend, dadurch das Gemeinwohl zu erreichen.

Und das führte also mit einiger Zwangsläufigkeit in die heutige Krisis, welche interessanterweise bereits in der Offenbarung des Johannes wesensmäßig als eine technologische Krisis erfaßt wurde, einerseits durch unmittelbare Beschreibung von Technologie, wie etwa von Panzern und vom Fernsehen, und andererseits durch den Hinweis auf den leicht verballhornten Apollon, das heißt Apollyon.

Eine Krisis, welche wesentlich gravierender als die letzte ist, da es innerhalb der heute vorherrschenden Daseinsauffassung nicht an uns liegt, ihr durch eine Verhaltensänderung zu entkommen. Wir sind im Laufe der letzten 2000 Jahre immer weiter geschrumpft, und heute sind wir so unbedeutend, daß es unserem angestammten Glauben gemäß nicht mehr auf uns ankommt.

Man könnte es auch anders sagen: Wir haben die letzte Krisis dadurch gelöst, daß wir einen Kurs eingeschlagen haben, welcher uns auf kürzestem Wege in den grundlegendsten Widerspruch zur göttlichen Ordnung gebracht hat, nämlich den der Prädetermination bewußten Daseins. Nie haben wir uns vertraut, immer der Kontrolle über uns im Namen des Gemeinwohls.

Wir müssen unsere Bedeutung durch Vertrauen auf Gott wiedererlangen. Wenn uns das gelingt, können wir uns vielleicht auf eine Weise, welche dem entspricht, was ich Bereitschaft genannt habe, verbinden, die Schwierigkeiten des Lebens weder aufzuheben suchend, noch starr verteilend, sondern im Geiste großzügiger Unterstützung gemeinsam schulternd.

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Communautarisme

Es ist schon seltsam, wie sehr sich manchmal verschiedene Aspekte ein und derselben Sache unterscheiden, und insbesondere in diesem Fall:
  1. die Bedürftigkeit des Individuums aufgreifend
  2. die Verfolgung von Gruppeninteressen aufgreifend
  3. die Auslagerung des Regierens aufgreifend
Ich habe den zweiten dieser drei Aspekte bisher vernachlässigt, die anderen beiden hingegen schon recht ausführlich besprochen. Um das bisher Gesagte kurz zu rekapitulieren:

Zusammenschlüsse von Menschen beruhen stets auf Machterwägungen. Genauer gesagt besitzt ein Zusammenschluß von Menschen zwei machtbezügliche Wirkungen, die innere Abstimmung und die äußere Behauptung. Und dieser Wirkungen wegen schließen sich Menschen zusammen.

Dabei lassen sich verschiedene Fälle unterscheiden. Im Falle des Ordens scheidet die innere Abstimmung aus, weil die Ordensmitglieder bereits ideologisch auf einander abgestimmt sind, wenn sie dem Orden beitreten. Und im Falle eines Standes (und insbesondere der Gesellschaft als ganzer) scheidet die äußere Behauptung aus, weil es nichts außerhalb des Standes gibt, denn er ist die Versammlung aller Parteien eines bestimmten Sektors.

Mithin streben Orden nach äußerer Behauptung und Stände nach innerer Abstimmung.

Nun wird keine Institution die äußere Behauptung einer ihr unverbundenen Institution aus allgemeinen Gründen heraus fördern, aber selbstverständlich mag eine Institution ein Interesse daran haben, die innere Abstimmung einer anderen Institution durch Machtmittel zu beeinflussen.

Und so ist es ein Merkmal totalitärer Herrscher, daß sie ihre Untergebenen in Vereinigungen zusammenfassen, welchen sie die Durchsetzung ihrer Vorgaben überlassen, indem sie an diese Vereinigungen exklusive Lizenzen vergeben, welche den Einzelnen dazu zwingen, diesen beizutreten.

Soweit das, was ich bereits sagte. Doch es kommt noch ein interessanter Aspekt hinzu. Während diese Art Vereinigungen, etwa der sowjetische Schriftstellerverband, wenn sie von der Regierung eingesetzt werden, sehr bald für ihre Mitglieder unattraktiv werden, da sie in ihnen ja nichts zu gewinnen haben, sondern sozusagen in Sicherungsverwahrung genommen wurden, so daß sich bald Lethargie verbreitet und dadurch die Herrschaft unterhöhlt, gibt es in der Phase vor der Errichtung einer totalitären Herrschaft durchaus etwas in derartigen Vereinigungen zu gewinnen, nämlich Anteile der Macht des alten Regimes.

Das alte Regime heute sind Kirche und Staaten, und zu ihren Lasten werden derartige Lizenzzusammenschlüsse gepeppelt, indem Kirche und Staaten ihnen jene unter Anerkennung ihres Volksvertretungsanspruches überlassen, genauer gesagt, weil sie die mediale Konfrontation mit ihnen fürchten.

Die Medien können also de facto Vereinigungen Vorgaben machen und Lizenzen an sie vergeben lassen - und das tun sie auch. Der Haken an der Sache ist nur, daß dieses Organisationengeflecht, welches sie so schaffen, nur so lange seinen Eifer bewahrt, wie es zu Lasten der alten Herrschaft wachsen kann, mit anderen Worten nicht mehr als ein totes Gewicht ist.

Es ist die Inversion der Herrschaft des Glaubens, wie der Glaube von oben her die Gesellschaft durchtränkt und aufrichtet so durchtränkt auch der Mangel an Glauben die Gesellschaft von oben her und trägt sie ab.

Zunächst werden die Menschen sich dem nur durch Halsstarrigkeit widersetzen, aber schließlich werden sie die Augen aufheben und neuen Glauben suchen.

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3. Februar 2014

Die primäre metaphysische Wahrheit

Der Welt mangelt es zu keiner Zeit an Essenz, um sich selbst zu genügen.

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