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27. Februar 2014

Die Quelle kollektiver Verantwortung

Eine universelle Ethik muß keineswegs festlegen, was individuelle und was kollektive Verantwortung ist, sondern kann dies auch als höheren Zielen untergeordnete Sachfrage behandeln, doch aufgrund der Machtrelevanz dieser Frage ist die Versuchung groß, anderen diesbezügliche Glaubensvorstellungen aggressiv aufzudrängen.

Betrachten wir stattdessen lieber die Quelle kollektiver Verantwortung. Da Verantwortung an sich stets individuell ist, muß kollektive Verantwortung stets aus irgendeiner Unsachgemäßheit heraus entspringen, aus irgendeiner Unfähigkeit zur sachgemäßen Behandlung, oder, wenn man das etwas weiter präzisiert, daraus, daß es unmöglich ist, den verursachten Schaden gerecht auf seine Verursacher zu verteilen, so daß also eine Kollektivstrafe an Stelle individueller Strafen tritt.

Sobald also eine Kollektivstrafe zu erwarten ist, gibt es auch eine kollektive Verantwortung, nämlich dafür zu sorgen, daß das Kollektiv diese Strafe nicht auf sich zieht.

Da Recht nicht von alleine besteht, sondern nur durch die Fähigkeit es aufzurichten, ist durch es ein Beispiel kollektiver Verantwortung gegeben, nämlich den Einbruch des Unrechts durch seinen Teil zur Aufrechterhaltung des Rechts zu verhindern.

Aber auch wenn Recht bereits ein recht allgemeiner Begriff ist, so ist dies doch noch nicht die allgemeine Erfassung des hier vorliegenden Phänomens. Der Einbruch des Unrechts ist die Strafe der ungenügenden Freien, ungenügenden Sklaven droht etwas anderes, nämlich die Kündigung ihres Arbeitsvertrags.

Allgemein betrachtet ergibt sich kollektive Verantwortung also stets aus einem vertraglichen Verhältnis, welches nur durch die Bemühungen eines Kollektivs aufrecht erhalten werden kann, letztlich also aus dem Mehr an Macht, welches eine Gruppe dadurch erringt, daß sie sich in etwas einig ist, und sei es zu gehorchen.

Daraus also ergibt sich der eingangs erwähnte Streit, ein Kollektiv besteht auf der kollektiven Verantwortung seiner Mitglieder, um seine Macht zu bewahren, und seine Feinde versuchen diese von ihrer individuellen Verantwortung zu überzeugen, um seine Macht zu zerstören.

Und vom ethischen Standpunkt aus stellt sich also die Frage, wieviel die Macht eines bestimmten Kollektivs in ethischer Hinsicht wert ist.

Nun, gerade so viel, wie es der göttlichen Ordnung dient, und ja, der Verweis auf Gott an dieser Stelle ist nötig, da wir den Wert von Kollektiven schwerlich an ihren eigenen ethischen Maßstäben messen können.

Die ganze Frage läuft also letztlich auf den schieren Glauben hinaus, als Kollektiv etwas für den rechten Lauf der Welt zu leisten, wenn sie ethisch betrachtet wird.

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