Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

16. November 2012

Voraussetzungen und Nutzen des Soldatenstaats

Ich vertrieb mir heute morgen die Zeit damit, mir alte Steinbüchsen anzusehen, also mich durch die Wikipedia Artikel Faule Grete, Faule Mette und Dulle Griet zu klicken, und alsbald begann ich mir über den Sinn von Festungen Gedanken zu machen. (Ja, nicht daß ich das vergesse, den Artikel über die Dicke Bertha habe ich mir auch durchgelesen.)

Festungen dienen entweder der Kontrolle des Verkehrs, so sie entweder an Flüssen, Pässen, Land- oder Meerengen liegen oder aber mehrere von ihnen eine Verteidigungslinie bilden, oder sie dienen als Stützpunkt für Ausfälle.

Wenn man nun sein Augenmerk auf das Mittelalter richtet, so sieht man dort die zuletzt aufgeführte Verwendung als die wesentliche. Zum Teil wurden diese Stützpunkte benutzt, um Chaos zu verbreiten, zum größeren Teil aber dazu, für Recht und Ordnung zu sorgen. Aber für welches Recht und welche Ordnung?

Und damit kommen wir zum Dreh- und Angelpunkt dieses Beitrags, nämlich der Unterscheidung zwischen der Garantierung immobilen Besitzes und der Garantierung mobilen Besitzes.

Das Militär, so es für Recht und Ordnung sorgt, garantiert den immobilen Besitz, und im Mittelalter hat es das so getan, daß es, indem es in seinen Festungen saß, jedem Invasor zu verstehen gegeben hat, daß er wohl die Bauern töten kann, aber nicht hoffen, daß seine Bauern anschließend ungestört blieben.

Im Grunde die selbe Logik, welche heute aus dem Besitz von nuklearen Waffen entspringt.

Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zwischen der Situation damals und der Situation heute. Damals war es dem Militär ziemlich egal, ob die Bauern getötet wurden oder nicht, während es heute von ihnen abhängig geworden ist. Freilich, den nuklearen Gegenschlag kann es noch führen, aber viel mehr nicht.

Das nun nenne ich einen Soldatenstaat, wo das Militär unabhängig vom Rest der Gesellschaft existieren kann.

Und es ist ein triviales Korollar dieser Definition, daß in einem Soldatenstaat der immobile Besitz alleine durch das Militär garantiert wird, und daß es sich nur in einem Soldatenstaat so verhält.

Entsprechend der Unterscheidung zwischen mobilen Besitz und immobilen, unterscheide ich auch den Rechtsbruch, welcher den einen oder den anderen betrifft, als das eine Mal Kriminalität und das andere Krieg.

Damit läßt sich das letzte Korollar auch so ausdrücken. In einem Soldatenstaat kann nur Krieg zu einer Änderung der immobilen Besitzverhältnisse führen, aber in allen anderen Staaten kann auch Kriminalität letztlich dazu führen, da in ihnen das Militär von ihrer Wirtschaft abhängig ist.

Kommen wir nun, nachdem der Nutzen eines Soldatenstaates damit geklärt wäre, zu seinen Voraussetzungen. Nun, genau dann wird das Militär von der Wirtschaft des Staates, welchen es verteidigt, nicht abhängig sein, wenn diese Wirtschaft keine oder kaum militärisch relevante Güter produziert.

Dabei verdanken alle Soldatenstaaten, welche über Jahrhunderte hinweg bestanden haben, ihre Existenz dem Einfluß der jeweiligen Staatsreligion auf die Arbeit der Zivilisten, denn sie durch reine Gewalt von bestimmten Beschäftigungen fernzuhalten ist nahezu unmöglich.

Sobald die Wirtschaft indes kriegsrelevant wird, und sei es alleine durch die Bereitstellung einer Massenarmee, heute ist sie es vornehmlich durch die Motorisierung, bedarf es ihres Schutzes, um die immobilen Besitzverhältnisse zu sichern.

Und es gibt im wesentlichen drei verschiedene Möglichkeiten, das zu tun. Entweder überwacht eine zentrale staatliche Behörde, daß die Wirtschaft nicht mit kriminellen Methoden angegriffen wird, und dazu braucht sie größere Befugnisse, als sie sie in einem Rechtsstaat hat, dann spreche ich von einem Polizeistaat, oder lokale Gruppen übernehmen diese Aufgabe, dann ist es ein Milizenstaat, oder diese Aufgabe wird individuell übernommen, dann muß man wohl von einem Terroristenstaat sprechen.

Lebensfähige Rechtsstaaten sind es nur auf dem Papier und in Wirklichkeit verkappte Polizei-, Milizen- oder Terroristenstaaten, wobei die Polizei nicht unbedingt so genannt werden muß.

Da mir keine Kontrolle der zivilen Arbeit vorschwebt, entscheide ich mich also für den Milizenstaat, obwohl, wenn ich es recht bedenke, eine solche Kontrolle vielleicht sogar angebracht wäre, um sich in eine neue Lebensweise einzuleben, währenddessen also ein Soldatenstaat eine vernünftige Lösung wäre. Gewiß, jedenfalls, haben sich das andere schon zuvor gedacht.

Wenn man wirklich Fortschritte bei der bewußten Transzendenz in der Breite der Bevölkerung erzielen könnte, würde ich dem Soldatenstaat wohl zustimmen, dann allerdings würde er sich auch alsbald aus den Folgen dieses Prozesses heraus auflösen. Reine Spekulation indes.

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