Bereitschaftsbeitrag

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9. November 2012

Verantwortungsabgabe

Menschen sind alleine schon aus spirituellen Gründen nicht befugt, Verantwortung abzugeben, aber es gibt im heutigen Umfeld sehr gute Gründe es dennoch zu tun: individuelle Selbstversorgung ist ineffizient und genossenschaftliche Selbstversorgung schwer zu organisieren, letzteres entweder aufgrund der physischen Gegebenheiten, das heißt zu hoher Bevölkerungsdichte, oder aufgrund der psychischen, das heißt inkompatibler Lebensziele.

Also gibt man seine persönliche Verantwortung ab, und zwar an die Gemeinheit: Man verlegt sich darauf, der Gemeinheit etwas anzubieten, welches solange nachgefragt werden wird, wie es der Gemeinheit gut geht. Ich tue das auch, wer tut es nicht?

Indes ziele ich auf weitestgehende individuelle Autarkie, genauer gesagt auf einen Zustand, in welchem ich sämtliche halbwegs effizienten Möglichkeiten zur Selbstversorgung, welche mir offenstehen, ausgeschöpft haben werde. Und wenn ich den erreicht haben werde, werde ich mich nach möglichen genossenschaftlichen Betätigungsfeldern umsehen, was nota bene meine Grundversorgung betrifft.

Sonderlich realistisch erscheint mir ein Erfolg in der zweiten Etappe natürlich nicht, und ich werde also wohl auch weiterhin einen Teil meiner Verantwortung abgeben.

Andererseits gebe ich auch heute schon einen wesentlichen Teil meiner Verantwortung nicht ab, nämlich den Teil meines Wirkens, welcher über die Grundversorgung hinausgeht.

Was ich hier schreibe, schreibe ich nicht im Vertrauen darauf, daß mich andere, um es lesen zu können, entlohnen werden, ebensowenig, wie ich, wenn ich mich mit einem mathematischen Problem beschäftige, daran glaube, jemanden zu finden, welcher mir seine etwaige Lösung abkaufen wollte.

Dies wären ja auch ganz groteske Annahmen, bestenfalls dürfte man auf Geschenke aus Dankbarkeit hoffen, und wenn man nicht eine Instanz wie das Militär hat, welcher begründet aus bester Absicht zugearbeitet wird, und welche es sich daher leisten kann, diese Bemühungen zu finanzieren, so können derartige Bemühungen nur dort existieren, wo die Menschen einen Produktionsüberschuß besitzen, welchen sie bereitwillig mit der Gemeinheit teilen.

Das Militär ist die beste Institution für diesen Zweck, aber es gibt noch andere, etwa staatliche Energieversorgung oder Entwicklungshilfe, das Problem mit letzteren ist nur, daß ihre Vorgaben, auch gerade aufgrund ihres moralischen Anspruchs, zu eng zu sein pflegen, während das Militär ja letztlich alles irgendwie gebrauchen kann, was Gesetze beschreibt, und darauf läuft noch jede intellektuelle Beschäftigung hinaus.

Auch ist es so, daß nur das Militär ein echtes Interesse an noch dem kleisten technischen Vorsprung hat und im entsprechenden Maße gewillt ist, ihn zu fördern, ja, man könnte dies zur Definition des Militärs verwenden: Das Militär ist diejenige Organisation, welche pro Quantum technischen Vorsprungs den maximalen Machtgewinn einfährt.

Bemühungen dies friedlich zu simulieren, etwa durch künstlich niedrige Zinsen und einen entsprechenden Investitionszwang, werden noch immer auf Abwege geraten, im erwähnten Fall etwa Innovationen im Geschmacksbereich, also Fortschritte in der Kunst, Menschen mit weniger glücklich zu machen. Und diese Abwege sind durchaus nicht ungefährlich, sondern unterminieren stetig die Funktionsfähigkeit der Gesellschaft.

Die einzige Lösung, welche uns als entwickelte Menschen mittelfristig bestehen läßt, ist die auf Produktionsüberschuß basierende, und die einzige, welche uns als spirituelle Wesen bestehen läßt, die der genossenschaftlichen Selbstversorgung, soweit es die Grundbedürfnisse betrifft. Neben diesen beiden Eckpfeilern bleibt immer noch genug Markt zur bequemen Verantwortungsabgabe übrig.

Indes, dies wird sich unter den heutigen Umständen nicht entwickeln, der sich zurzeit vollziehende technische Fortschritt wird enorme Kräfte auf das Militär der Welt ausüben, welche sich meiner Einschätzung nach nicht bändigen lassen werden. Noch nie in der Geschichte hatte ein Angreifer gegen einen technisch ebenso entwickelten Verteidiger einen Vorteil, doch indem sich der Kampf künftig asymmetrisch gestalten wird, der Angreifer ist eine nicht ohne weiteres Menschen zuordenbare Maschine, der Verteidiger ein Mensch, bricht dieses natürliche Bollwerk der Stabilität in sich zusammen.

Wer weiß schon, wer einen Kampfroboter wie programmiert hat?

Unter Umständen weiß man noch nicht einmal, daß Kampfroboter gegenwärtig sind.

Es ist Wahnsinn zu glauben, daß, was gestern stand und heute fällt, auch morgen noch trägt. Nur wenn neue Gesetze in Erscheinung treten, werden wir leben.

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