Bereitschaftsbeitrag

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8. Februar 2014

Communautarisme

Es ist schon seltsam, wie sehr sich manchmal verschiedene Aspekte ein und derselben Sache unterscheiden, und insbesondere in diesem Fall:
  1. die Bedürftigkeit des Individuums aufgreifend
  2. die Verfolgung von Gruppeninteressen aufgreifend
  3. die Auslagerung des Regierens aufgreifend
Ich habe den zweiten dieser drei Aspekte bisher vernachlässigt, die anderen beiden hingegen schon recht ausführlich besprochen. Um das bisher Gesagte kurz zu rekapitulieren:

Zusammenschlüsse von Menschen beruhen stets auf Machterwägungen. Genauer gesagt besitzt ein Zusammenschluß von Menschen zwei machtbezügliche Wirkungen, die innere Abstimmung und die äußere Behauptung. Und dieser Wirkungen wegen schließen sich Menschen zusammen.

Dabei lassen sich verschiedene Fälle unterscheiden. Im Falle des Ordens scheidet die innere Abstimmung aus, weil die Ordensmitglieder bereits ideologisch auf einander abgestimmt sind, wenn sie dem Orden beitreten. Und im Falle eines Standes (und insbesondere der Gesellschaft als ganzer) scheidet die äußere Behauptung aus, weil es nichts außerhalb des Standes gibt, denn er ist die Versammlung aller Parteien eines bestimmten Sektors.

Mithin streben Orden nach äußerer Behauptung und Stände nach innerer Abstimmung.

Nun wird keine Institution die äußere Behauptung einer ihr unverbundenen Institution aus allgemeinen Gründen heraus fördern, aber selbstverständlich mag eine Institution ein Interesse daran haben, die innere Abstimmung einer anderen Institution durch Machtmittel zu beeinflussen.

Und so ist es ein Merkmal totalitärer Herrscher, daß sie ihre Untergebenen in Vereinigungen zusammenfassen, welchen sie die Durchsetzung ihrer Vorgaben überlassen, indem sie an diese Vereinigungen exklusive Lizenzen vergeben, welche den Einzelnen dazu zwingen, diesen beizutreten.

Soweit das, was ich bereits sagte. Doch es kommt noch ein interessanter Aspekt hinzu. Während diese Art Vereinigungen, etwa der sowjetische Schriftstellerverband, wenn sie von der Regierung eingesetzt werden, sehr bald für ihre Mitglieder unattraktiv werden, da sie in ihnen ja nichts zu gewinnen haben, sondern sozusagen in Sicherungsverwahrung genommen wurden, so daß sich bald Lethargie verbreitet und dadurch die Herrschaft unterhöhlt, gibt es in der Phase vor der Errichtung einer totalitären Herrschaft durchaus etwas in derartigen Vereinigungen zu gewinnen, nämlich Anteile der Macht des alten Regimes.

Das alte Regime heute sind Kirche und Staaten, und zu ihren Lasten werden derartige Lizenzzusammenschlüsse gepeppelt, indem Kirche und Staaten ihnen jene unter Anerkennung ihres Volksvertretungsanspruches überlassen, genauer gesagt, weil sie die mediale Konfrontation mit ihnen fürchten.

Die Medien können also de facto Vereinigungen Vorgaben machen und Lizenzen an sie vergeben lassen - und das tun sie auch. Der Haken an der Sache ist nur, daß dieses Organisationengeflecht, welches sie so schaffen, nur so lange seinen Eifer bewahrt, wie es zu Lasten der alten Herrschaft wachsen kann, mit anderen Worten nicht mehr als ein totes Gewicht ist.

Es ist die Inversion der Herrschaft des Glaubens, wie der Glaube von oben her die Gesellschaft durchtränkt und aufrichtet so durchtränkt auch der Mangel an Glauben die Gesellschaft von oben her und trägt sie ab.

Zunächst werden die Menschen sich dem nur durch Halsstarrigkeit widersetzen, aber schließlich werden sie die Augen aufheben und neuen Glauben suchen.

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