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25. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (r-)

Das ruun-Wortnest.

Ruuna (vertraute oder geheime Besprechung, Beratung, Rat), gi-ruuni (Geheimnis, Mysterium).

In der Grundbedeutung also wohl raunen und Ausdruck betonter Betroffenheit - schwer zu sagen ob naiv oder einem allgemeinen Hang zur Dramatisierung geschuldet.

Das roo/uum Wortnest.

Heidegger hätte(?) seine Freude gehabt.

Roomoon (zielen, trachten, streben) - desorientiert zu engl. to roam, ruum (Raum, Entfernung), ruumian (räumen, Raum bereiten, aufräumen, säubern), ruumo (weit, entfernt).

Das rook-Wortnest.

Rook (Rauch), rook-fat (Räucherfaß), davon jetzt aber rookian (bedacht sein, besorgt sein), offensichtlich in der Bedeutung, daß die eigenen Entscheidungen nicht ungar sind, sondern beständig, da sie in der Kritik geräuchert werden.

Das riisan-Wortnest.

Riisan, a-riisan (aufstehen, sich erheben), gi-riisan (einem als Pflicht erwachsen, zukommen, ziemen, wohin gehören).

Verantwortung bringt Herausforderungen mit sich und Eignung Verantwortung.

Das riiki-Wortnest.

Recht klischeehaft, wahrscheinlich der Stoff von Sagen.

Riiki (mächtig, gewaltig, Herrschaft, Gewalt, Reich, Vertreter des Reichs, Repräsentativbauten des Reichs), riiki-doom (Herrschaft, Gewalt, Macht).

Jedenfalls scheint es mir ein mythischer Tonfall zu sein, wenn einer sagt, er stünde vor dem Reich und meint damit einen Gerichtshof oder eine Residenz. Dergleichen impliziert die Ferne der Machthaber, macht sie mit ein paar Atemzügen schon sagenumwoben.

Mit anderen Worten hätte ein Sachse damals wahrscheinlich damit konkret ausschließlich das Römische Reich verbunden, alles andere, etwa das Frankenreich, waren naive Imitationen.

Das reg-Wortnest.

Regin, regan (Regen), und viel mehr kann man anhand des Heliands auch nicht sagen. Regan(o)-giskapu heißt zwar Geschick, aber das steckt bereits in giskap. Regan(o) ist also eine Spezifikation des Geschicks, welche in Heynes Ausgabe mit Vorsehung angegeben wird: von der Vorsehung bestimmtes Geschick.

Ich halte wenig davon, mich darauf einzulassen. Halten wir schlicht fest, daß, was immer regan(o) auch gemeint haben könnte, jedenfalls als ursächlich oder bedeutungsgebend für die Niederschlagsmenge angesehen wurde, im Falle der Verwandtschaft mit der vorigen Wurzel etwa Regen zum Kraftgebenden machte.

Von der Vorsehung bestimmter Regen klingt hingegen doof - und ist es wahrscheinlich auch. Konkret zwei Einwände.
  1. Würde jemand, der in Skandinavien oder Norddeutschland lebt, jemals auf den Gedanken kommen, daß der Regen von der Vorsehung geschickt sei? Ich kann aus eigener Erfahrung berichten, daß Holsteiner Bauern nicht für Regen, sondern für Sonne im Sommer beten, damit der Weizen nicht verdirbt. Daß es alle 20 Jahre mal ein zu trockenes Jahr gibt, kann daran kaum etwas ändern.
  2. Wäre die Ansicht, daß der Regen von der Vorsehung bestimmt sei, hingegen ein älteres Relikt, wozu gab und gibt es dann Regenmänner?
Übrigens, wenn ich mir einmal diese gänzlich unbegründete Spekulation erlauben darf, ich habe so das Gefühl, als ob rad in radur (der wolkenlose Himmel, Äther) als Gegensatz zu reg in regin, regan gebildet ist, und wenn reg eine schicksalsmäßige Bedeutung hat, so müßte rad auch eine haben oder jedenfalls irgendwann einmal gehabt haben. Mit anderen Worten mag reg ursprünglich genauso gut Yin bedeutet haben wie Vorsehung, wenn nicht sogar besser.

Das redh-Wortnest.

Redhioon (reden, mit jemandem sprechen), redhinoon (Rechenschaft ablegen), redhia (Rede und Antwort, Rechenschaft).

Das Konzept der Rechenschaft ist also auch schon älter als das Christentum.

Das raad-Wortnest.

Raad (Rat, Lehre, Anschlag(?), Hilfe, Unterstützung, Fürsorge, Vorteil, Gewinn), raadan (raten, beratschlagen, ratend oder sorgend bewirken, sorgen, für etwas helfen), raad-gebho (Rater, Berater, Regierender) und so weiter.

Gibt es eine oder gibt es keine Beziehung zum bereits erwähnten radur (der wolkenlose Himmel, Äther)?

Womöglich auch zu lat. radiare (strahlen)?

Das strahlende Licht der wolkenlosen Erkenntnis?

Das wäre in etwa Yang.

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