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21. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (k-)

Das kio/u(u)s-Wortnest.

Kiosan, keosan (wählen, erwählen, ausersehen), a-kiosan (erwählen, auswählen), gi-kiosan (wählen, erwählen), kust (Wahl, Beliebung, auserlesenes oder bestes einer Sache, Vorzug, Ruhm), kus (Kuß), kussian (küssen), kuusko (wie es die Sitte heischt, mit ehrbarem Anstand) - gewählt.

Das ke/i/un-Wortnest.

Vergleichsweise riesig, unterteilen wir es zunächst einmal nach seinen zwei Hauptbedeutungen, bevor wir deren Beziehung zu einander beleuchten.
  1. kennian (gezeugt werden, entstammen), kind (Kind, junger Mann), kindisk (jugendlich, jung), kindiski (Jugendalter), kund (abstammend), kundii (Abtstammung), kuni-burd (Herkunft), kuning (König), kuning-doom (Rolle des Königs), kuning-wisa (Art und Weise wie man einem König gegenüber verfährt), kunni (Geschlecht, Stamm, Volk).
  2. kennian (kund werden), ant-kennian (inne werden, erkennen, anerkennen), kunnan (kennen, wissen, können, vermögen), bi-kunnan (kennen, verstehen), gi-kunnoon (kennen lernen, erfahren), kunst (geistiges Vermögen, Weisheit), kuudh (kund, bekannt), kuudhian (bekannt machen, verkünden, zeigen, offenbaren, sich zu erkennen geben), gi-kuudhian (zeigen, dartun, verkünden), kuudhliiko (auf bekannte Weise, wie ein Bekannter).
Kuning-wisa ist so unbedarft, daß man schon glauben kann, daß die Sachsen keinen König hatten. Die Idee hinter ihm ist offenbar die Vertretung von Geschlecht, Stamm oder Volk, um es einmal ganz allgemein zu sagen.

Doch nun zur Beziehung der beiden Hauptbedeutungen zu einander. Kann man von kennen zur Verwandtschaft kommen? Sicherlich, aber doch nicht zu gezeugt werden, entstammen. Der ursprünglichste aller dieser Begriffe ist wohl kunni (Geschlecht, Stamm, Volk), engl. kin. Kunnan bedeutet dann soviel wie vertraut sein, dadurch, daß einem etwas begegnet, wird es einem wie ein Verwandter. Und davon dann alles weitere unter 2).

Man könnte geneigt sein zu behaupten, daß in dieser Sicht der Dinge eine Bevorzugung der Empirie gegenüber theoretischen Überlegungen liegt, aber für letztere gilt es ja auch: Stößt man in einer Überlegung auf einen Sachverhalt, etwa daß sich zwei Dinge logisch ausschließen, von welchen man es nicht erwartet hätte, so wird einem dieser Sachverhalt ja auch vertrauter.

Das koop-Wortnest.

Märkte gibt es auch schon länger.

Koopoon (durch Gegenleistung erwerben, erhandeln), far-koopoon, -koopian (verkaufen, verhandeln), koop-stad, -stedi (Stätte zum Kauf und Verkauf).

Verkaufen ist im Deutschen falsch gebildet, es müßte eigentlich entkaufen heißen, offenbar weil far- zu ver- wurde.

Natürlich ist es klug, Stätten zu haben, an welchen man verhandelt, das erhöht die Wahrscheinlichkeit der Anwesenheit von unbefangenen Zeugen ungemein.

Das kli(i)-Wortnest.

Es wird klebrig - sollte man jedenfalls denken.

Klibhoon (festhaften an etwas, Wurzel fassen, wachsen), bi-kliibhan (festsitzen an etwas, Wurzel fassen, wachsen), klif (Felsen).

Ich find's schon irgendwo amüsant, daß die Sachsen in Ansicht eines Felsens zunächst auf den Gedanken verfielen, ob der wohl abbrechen könnte - wenn man so will ein ganz böses Omen für den Stellvertreter Petri.

Das kar-Wortnest.

Es scheint, daß Sorge und Kummer im Laufe der Geschichte hier und da ihre Bedeutungen getauscht haben.

Kara (Leid, Kummer, Wehklage), karag (Kummer habend, bekümmert), karkari (Kerker) - doppelt hält besser, karoon (beklagen, betrauern).

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