Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

16. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (f-)

Das fulleesti-Wortnest.

Fulleesti (Hilfe), fulleestian (helfen), gebildet aus ful (voll) und leestian (etwas leisten), volle Leistung, mit ganzem Herzen bei der Sache.

Das fro/um-Wortnest.

Alles rund um fromm.

From (tüchtig, gewichtig, ernst), fruma (was vorwärts bringt, Bestes, Nutzen, Vorteil, Gewinn), frummian (befördern, wozu anregen, wozu bringen, vollbringen, tun, machen, schaffen), gi-frummian (vollbringen, tun).

Ernst als der wahre Weinstock.

Das frii-Wortnest.

Frii (Weib von edler Abstammung) und frii-liik (freigeboren, edel, stattlich, lieblich).

Fragen über Fragen. Hieß frii damals auch schon frei? Sind nur freie Weiber liebliche Frauen? Und sollte es eigentlich frauen statt freien heißen?

Denkbar ist es ja, daß den alten Sachsen der feine Unterschied zwischen der üblicherweise kurz angebundenen Magd und ihrer nur zu oft die Welt verwünschenden Gesinnung und der zarten, mit ihrem Kopf in den Wolken steckenden Tochter eines Freien aufgefallen ist und sie anfingen, letztere mit freie anzureden: Freie Linda? - Jaah?

Das frio/u-Wortnest.

Möglicherweise gehen die letzten Überlegungen aber auch fehl, denn hier haben wir das sehr ähnliche friohan (lieben), wovon friund (Freund) und friund-skepi (Freundschaft) abgeleitet sind.

Das frees- und das fridh-Wortnest.

Ich fasse diese beiden zusammen, weil es mir nicht zufällig erscheint, daß gegenteilige Bedeutungen derart ähnlich bezeichnet worden sind. Es muß darin ein psychologischer Aspekt ausgedrückt worden sein, über die Leichtigkeit des Umschlagens. Auch stellt sich die Frage, wie die Sachsen wohl die Friesen (nsächs. Freesen) gesehen haben.
  1. freesa (Gefahr, Gefährdung, Verderben), freesoon (zu Schaden bringen, gefährden, nachstellen, versuchen, in Versuchung führen), gi-freesoon (gefährden).
  2. fridhoon (schützen, behüten, bewahren), fridhu (Friede, Schutz, Sicherheit), fridhu-samo (friedlich, in Frieden), fridhu-wara (Friedenshut), friid-hof (Schonung, Schutz gewährender Hof).
Das folg/k-Wortnest.

Keine Überraschungen hier, der Vollständigkeit halber. Folgoon (folgen, nachfolgen), far-folgoon (folgsam sein, gehorchen), folk (Menge, Schar, Kriegerschar, Volk), folk-skepi (Volk, Stamm, Nation), folk-togo (Herzog), folk-weroos (Leute aus dem eigenen Volke, Landsleute).

Das fi(u)r-Wortnest.

Gut, diese Zusammenfassung ist etwas gewagt, aber ich hatte ja schon heute vormittag über den Zusammenhang zwischen Feuer und Leben (menschliches, genauer gesagt) spekuliert, und hierin mag man eine Bestätigung sehen.

Fiur (Feuer), firi (lebendig), firihoos (Leben habende, Menschen), sowie firi-wit (Neugierde, Wißbegier) und firiwit-liiko (voll Wißbegier), wobei gi-wit (Verstand) und firi-wit also wörtlich lebendiger Verstand heißt.

Gut, feuriger Witz liegt auch irgendwo nahe.

Das fer(a)h-Wortnest.

Wieder geht's um's Leben, diesmal aber passiver, nicht Wille, sondern Wahrnehmung - oder Wasser statt Feuer.

Ferah, ferh (Leben, Seele, Geist), ferah-quala (gewaltsamer Tod, Tötung), feraht (weise, gerecht, billig), ferahtliiko (mit gutem und gerechten Sinne, weise, fromm).

Das fel-Wortnest.

Die ursprüngliche Bedeutung steckt wohl in felgian (jemandem etwas auferlegen, beilegen, anheften), insbesondere auch im Sinne von unterstellen und schmähen. Davon also feld (Feld) und fel (Haut), sowie bi-felhan (zu eigen übergeben, hingeben, überlassen).

Das faa/eh-Wortnest.

Nachdem wir zuletzt das Wort Fell geklärt haben, kommt jetzt die Gemeinschaft der Fellträger, also das Vieh dran. Und wie wir sehen werden, gibt es da sowohl einen Bezug zu fehden, als auch zu fangen. Die Idee dabei ist das Reichtum in Vieh ausgedrückt wird, durch fangen entsteht und durch fehden vergeht.

Faahan (fangen, greifen, gefangen nehmen), gi-fehoon (mit Freude versehen, mit Fruchtbarkeit ausstatten), fehu (Vieh, Besitz, Eigentum), fehu-skatt (Geld, Geldstück), aber - jetzt kommen wir zur anderen Seite der Medaille - fehu-giri (Habgier), fehta (Kampf, Streit), a-fehian (zu nichte machen, zu Grunde gehen lassen, verderben), far-fehoon (hinfortnehmen, wegraffen, vernichten).

Ich bin übrigens ganz dafür die Wörter Fehde und Habgier im Deutschen durch Viehde und Viehgier zu ersetzen - das hülfe ganz ungemein, die Dinge richtig einzuordnen, und auch geviehen für den Aufbau und verviehen für den Abbau von Reichtum besitzen eine begrüßenswerte Anschaulichkeit.

Im Grunde ja die ganze Geschichte der Untertanmachung der Erde und der anschließenden Vermeidung von Streitigkeiten in wenigen Worten zusammengefaßt.

Und wieviel besser die Predigten würden: Aber die Viehgier, die Viehgier! Hütet euch vor der Viehgier!

Das fa/e(s)t-Wortnest.

Fast (fest, unerschüttert, beständig, treu), fastnoon (befestigen, fest machen, fesseln), fastunnia (Fasten), festian (fest machen, befestigen), feteroos (Fesseln).

Heute müßte man fasten also wohl mit abhärten übersetzen. Aber ist das wirklich unerschütterlicher? Suche deinen Geist und befestige ihn: faste - äußerlich für mich Tauchen, Sauna, leicht bekleidet in die Kälte.

Fasten:


Labels: , , , ,