Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

2. Januar 2014

Zur Verherrlichung der Schöpfung

Da wir mit allem, was existiert, umgehen und unsere Ideale unseren gesamten Umgang betreffen, gibt es also auch zu allem, was es gibt, eine Weise seiner Verherrlichung.

Bei all der jüngsten Betonung der Rolle, welche Jesus Christus für die Gemeinschaft der Christen spielt, darf man natürlich nicht vergessen, daß er zuvörderst zur Gottesliebe aufruft. Und es ist mittlerweile nötig geworden, diese deutlich zu erklären, weil unsere technischen Möglichkeiten Grenzen verwischen, welche zuvor inmitten unüberwindbarer Abgründe gezogen schienen.

Ein stofflich Ding, in welchem einzig die Idee des Beharrens wirkt, ist dafür gemacht, es zu formen, zu spalten und zusammenzufügen, zu schmelzen und zu gießen, zu verdampfen und zu destillieren. Es hat keine eigene Lieblingsrichtung, in welche es sich neigt, wenn man es läßt, dankbar nimmt es jeden Impuls, sich zu bewegen, auf, und wenn man ihm diese Impulse entzieht, so stirbt es langsam den Wärmetod.

Ein organisch Ding, in welchem die Idee der Lust über die Idee des Beharrens herrscht, will wachsen, die Elemente sich zu seinem Zweck unterwerfen, und wir sind entzückt, wenn um uns gedeiht, was wir schätzen, so daß wir zu diesem Zweck das Land verteilen, die Lüste wählen, welche uns für sich gewinnen. Nicht formen wir, wir lassen gewähren. Wir tun es auch noch dann, wenn wir einen besonders lieblichen Zweig auf einen anderen Stamm stecken: Wir nehmen nur, was sich uns anbot.

Ein tierisch Ding, in welchem die Idee der Achtung über Lust und Beharren herrscht, will sich verhalten, sein Treiben in die Welt bringen. Und wenn wir es nicht auf seinen organischen Wert reduzieren - was seit jeher üblich, aber niemals herrlich ist - so lassen wir es für uns sein Werk verrichten, als Bienenstock, Schäfer- oder Jagdhund oder Roß etwa. Man sieht hier schon: Je höher eine Idee ist, desto freier will sie verherrlicht werden, desto mehr will ihr überlassen sein.

Und ein menschlich Ding schließlich, in welchem die Idee der Sorge über Achtung, Lust und Beharren herrscht, will seinen Glauben finden und ihm entsprechen. Und wie verherrlichen wir es? Indem wir es unterweisen, ihm Anknüpfungspunkte geben und den Raum, sein eigenes Reich aus sich heraus zu entfalten.

Wo ihm das gelingt, ist es das Reich Gottes, denn aus dem Willen zur Verherrlichung Gottes heraus entspringt es und in ihm ist Gott letztgültig verherrlicht.

Dies kann nicht umgestoßen werden, ohne sich von Gott abzuwenden. Wer den Dingen nicht ihre Freiheit und schließlich gar Würde läßt, zerstört das Reich Gottes.

Implizit ist also bereits von Anfang an im christlichen Glauben enthalten, daß die Rückführung allen Geschehens auf das Beharren der Materie frevelhaft ist, daß dieser Aspekt auf die stofflichen Dinge beschränkt bleiben muß, wenn er nicht zu zerstörerischen Taten Anlaß geben soll.

Aber heute hat dieser Aspekt die übrigen auf ihrem ureigenen Gebiet verdrängt, er ist zum alleinigen Schlüssel der Wahrheit geworden, und daraus kann nur schlechtes entspringen.

Indem Lust, Achtung und Sorge ernstgenommen würden, und mit ihnen ihre Formen der Transzendenz, materielle, gedankliche und gesetzliche Wunder, Abweichungen von den scheinbaren Folgen des Beharrens, gäben wir uns selbst erst wieder die Chance, auf den Pfad Gottes zurückzufinden, indem wir uns den Kräften öffneten, aus welchen heraus sich die Schöpfung erhält und erneuert.

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