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26. Januar 2014

Betrachtungen zum Altsächsischen (s-)

Das sweet/id(h)-Wortnest.

Es geht um's Schwitzen.

Swidi, swidh (heftig, stark, plötzlich) - verwandt mit geschwind und engl. swift, aber offensichtlich in formaler und inhaltlicher Hinsicht näher am Schweiße als letztere, swidho (stark, sehr), swidhliiko (kräftig) und eben sweet (Schweiß).

Das swebh/f-Wortnest.

Finde ich interessant, weil es schon irgendwie was mit schweben zu tun hat.

Swebhan (Traum), an-swebhian (schlafen machen, einschläfern, einlullen), swef-resta (Ruhelager).

Das soo(dh)-Wortnest.

Jetzt also die Antwort auf die Frage, wie die Sachsen Wahrheit definiert haben: Also wahr ist das, was er sagt, wenn es so (Fingerzeig) ist und gelogen, wenn es nicht so ist.

Soo (so), soodh (wahr, recht, richtig, Wahrheit), soodh-fast (fest in der Wahrheit) - Aber es ist doch nicht so! Schau doch hin!, soodh-liik (wahr, richtig), soodh-spel (der Wahrheit gemäße Rede), soodh-wort (wahres Wort) - Tja, so ist das!

Das sliit/dh-Wortnest.

An dieser Stelle eine leider all zu wahre psychologische Betrachtung.

Einerseits sliidhi (Verderben bringend, böse, grimm), sliidh-mood, sliidh-moodig (böses oder grimmiges Gemüt habend, auf Verderben denkend), sliidh-wurdig (grimme Worte redend, wild in der Rede) und andererseits sliitan (schleißen, spalten, zerreißen), far-sliitan (zerreißen, verbrauchen, gänzlich abnutzen, absorbieren, zerstört werden, vergehen).

Davon hat nichts in schleißen, schleifen, schlecht oder schlimm überlebt, obwohl es eine äußerst nützliche Warnung ist, welche Nietzsche nur unzureichend wiedergegeben hat mit seinem Spruch über Ungeheuer: Man muß gar nicht gegen sie kämpfen, jeglicher Umgang mit ihnen hat die nämliche Wirkung.

Das sko/ul-Wortnest.

Das Konzept der Rechenschaft (redhia) gab es zwar schon vor dem Christentum, aber das Konzept der Schuld hatte nichts mit ihm zu tun.

Skulan (sollen, müssen, verpflichtet oder bestimmt wozu sein), skuld (was man schuldig ist), skuldig (schuldig, verpflichtet), skolo (Schuldner).

Das Glossar bringt auch Beispiele von Schuld im heutigen Sinne, aber diese widerlegen die Ansicht, Schuld hätte ursprünglich mehr als Soll geheißen, statt sie zu stützen.

Meen-skuld (Schuld, Vergehen), aber meen (Verbrechen, Frevel, Sünde), also meen-skuld (was für das Verbrechen geschuldet ist), und ganz explizit in that hie is ferahes sii skuldig (daß er seine Seele schuldig sei).

Es wäre wirklich viel gewonnen, wenn Das ist deine Schuld! konsequent durch Das ist dein Soll! ersetzt würde. Der Begriff der Schuld ist widerlich in seiner Rückwärtsgewandtheit, nicht an Ausgleich, sondern an der Überschreibung der Seele eines Individuums an den Teufel interessiert, aus welcher es sich allenfalls durch Unterwerfung unter Gott zu retten vermöchte.

Freilich, sagte einer Das ist meine Schuld! und meinte damit, er müsse sich Gott unterwerfen, so ist es etwas anderes, aber kein anderer kann seine Nase in diese Angelegenheit stecken.

Man ist nicht vor Gott schuldig, wie es heute verstanden wird, sondern allenfalls unwürdig. Und wer vor Gott würdig ist, ist es nicht aus eigener Kraft, sondern lediglich aus eigener Bereitschaft, zu welcher gegebenenfalls auch ein Gelübde als Schuld, wie sie ursprünglich verstanden wurde, gehören kann. Wer nicht bereit dazu ist, Gottes Gnade zu empfangen, der tut es auch nicht. Aber unter den Bereiten entscheidet Gott, wem er gnädig ist. Hier auf Erden waltet kein Mensch darüber, wie die Seelen der Einzelnen bei Gott angeschrieben sind. Das ist deine Schuld! als Hinweis auf den göttlichen Kontostand ist eine blasphemische Anmaßung. Wenn ich von jemandem einen Ausgleich will, so sollte ich ihn ohne Umschweife fordern: Das ist dein Soll!

Freilich, oftmals ist das Soll, welches man gerne fordern würde, daß jemand anders von einer schlechten Gewohnheit ließe, nach dem Motto: Du hast mich schon genug damit gequält, jetzt tu' dir den Zwang an, und hör' damit auf.

Das vorige Wortnest kommentiert indes die Aussichten dessen, wobei Leben allerdings Bewährung in Gefahren bedeutet - bleibt einzig die Frage, wie man sich bewährt, ob man Gefahren meidet oder sie meistert.

Das skepp/nk-Wortnest.

Das erste von zwei Wortnestern hier, welche etwas über Tischsitten Aufschluß geben.

Skenkio (Schenk, einschenkender Diener), skeppian (schöpfen, einschöpfen).

Das skal-Wortnest.

Und das zweite.

Skala (Schale, Trinkgefäß), skaldan (fortstoßen, fortschieben) - konkret allerdings ein Schiff vom Lande, skalk (Diener, Knecht).

Der Diener als Schieber, die Schale als Geschobenes? Schwer, nicht an einen Servierwagen zu denken, wenngleich das durchaus fehlgehen könnte.

Das sam-Wortnest.

Die ursprüngliche Bedeutung der Wurzel hat in engl. same überlebt. Interessant, auf welche Weise die weitere Bedeutungsableitung erfolgte.

Sama, samo (ebenso, gleicherweise), samad, samod (zusammen, zugleich, in einem).

Und weiter saman (zusammen, insgesamt), at-samna (zusammen, bei einander seiend, vereint), samnoon (sammeln, vereinigen, versammeln, sich versammeln), samnunga (Zusammenkunft, Versammlung).

Die Idee bei diesem allen: Durch das gleiche Verhältnis vereint - etwa wie die unterschiedlichen Werte von x im Term f(x).

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