Propagandalügen
Nun schrieb ich gestern schon davon, wie sich das Raunen von finsteren Machenschaften auf die Diskussionskultur auswirkt, daß es nämlich ganz allgemein vorgefestigte Urteile erschüttert und die Diskutierenden dadurch empfänglicher für schlechte Argumente macht.
Heute möchte ich von einem speziellen Urteil handeln, nämlich dem Urteil darüber, ob etwas eine Propagandalüge ist oder nicht.
Darum geht es den meisten nämlich, und nicht darum, wer warum, wo und wie gelogen hat. Letzteres kommt nur in Betracht, um ersteres zu klären.
Woran kann man einen Kandidaten für eine Propagandalüge erkennen?
Nun, manchmal an der schieren Unwahrscheinlichkeit der Behauptung, aber nicht immer. Und natürlich nützt eine Propagandalüge, wie jede Lüge, irgendwem. Das ist aber in dieser allgemeinen Form wenig hilfreich, denn wer weiß schon, was wem irgendwann einmal nützen wird.
Nur genau diese Frage stellt sich bei Propagandalügen nicht in dieser allgemeinen Form. Eine Propagandalüge nützt nicht irgendwem irgendwann, außer der mythische Bereich wäre betroffen, aber hier rede ich vom politischen, sondern sie nützt irgendwem just in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird.
Wenn eine politische Behauptung also niemandem in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird, nützt, dann handelt es sich nicht um eine Propagandalüge.
Betrachten wir einmal ein paar Propagandalügen.
Beispiel 1. Wikinger Überfälle.
Lüge. Die Wikinger Überfälle sind eine Strafe Gottes.
Wahrheit. Die Wikinger Überfälle sind der Preis, mit welchem Sankt Ansgar den Wikingern das Christentum schmackhaft machte, also zu gewinnende Reichtümer und gar Königreiche in fremden Ländern. Gott hat es so vorherbestimmt. Ihr seid auserkoren. Und hier habt ihr Gold, um Mitstreiter für eure Unternehmungen zu gewinnen. Wenn ihr Christen werdet.
Kriterium erfüllt? Ja, denn wenn auch nur irgendein Bischof die Wahrheit gesagt hätte, wäre er in weniger als einer Minute tot gewesen. Er hat also in dem Augenblick, in welchem er die Lüge aussprach, von ihr profitiert.
Das ist übrigens nicht anklagend gemeint. Skandinavien mit Waffengewalt zu christianisieren, hätte mehr Menschenleben gekostet.
Beispiel 2. Gaddafis Atompläne.
Lüge. Ein ostfriesischer Reeder wollte Gaddafi mit aus dem Oman exportierter Atomtechnologie versorgen, wurde aber Gott sei Dank von Briten und Amerikanern rechtzeitig daran gehindert. In Folge dessen gab Gaddafi frustriert auf, und schwor dem Terror ab.
Wahrheit. Eine frische Brise blies über das Mittelmeer, die Sonne schien.
Kriterium erfüllt? Ja, denn Gaddafis angeblicher Sinneswandel erlaubte Briten und Amerikanern die Geschäftsbeziehungen zu Libyen wieder aufzunehmen und sich auf diese Weise unabhängiger von iranischem Öl zu machen.
Das soll genügen. Es gibt natürlich noch viel mehr Beispiele, aber an Ungeheuerlichkeit und Witzigkeit lassen sich diese beiden kaum überbieten.
Wenn also jemand ein bestimmtes Ereignis, also zum Beispiel die Mondlandung, wie Loriot hier
für eine Propagandalüge hält, dann wird er gut daran tun, dieses Kriterium zu überprüfen und danach der Frage nach der Möglichkeit von Lüge und Wahrheit nachzugehen, was Loriot in diesem Beispiel auch alles ganz ausgezeichnet tut.
Heute möchte ich von einem speziellen Urteil handeln, nämlich dem Urteil darüber, ob etwas eine Propagandalüge ist oder nicht.
Darum geht es den meisten nämlich, und nicht darum, wer warum, wo und wie gelogen hat. Letzteres kommt nur in Betracht, um ersteres zu klären.
Woran kann man einen Kandidaten für eine Propagandalüge erkennen?
Nun, manchmal an der schieren Unwahrscheinlichkeit der Behauptung, aber nicht immer. Und natürlich nützt eine Propagandalüge, wie jede Lüge, irgendwem. Das ist aber in dieser allgemeinen Form wenig hilfreich, denn wer weiß schon, was wem irgendwann einmal nützen wird.
Nur genau diese Frage stellt sich bei Propagandalügen nicht in dieser allgemeinen Form. Eine Propagandalüge nützt nicht irgendwem irgendwann, außer der mythische Bereich wäre betroffen, aber hier rede ich vom politischen, sondern sie nützt irgendwem just in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird.
Wenn eine politische Behauptung also niemandem in dem Augenblick, in welchem sie ausgesprochen wird, nützt, dann handelt es sich nicht um eine Propagandalüge.
Betrachten wir einmal ein paar Propagandalügen.
Beispiel 1. Wikinger Überfälle.
Lüge. Die Wikinger Überfälle sind eine Strafe Gottes.
Wahrheit. Die Wikinger Überfälle sind der Preis, mit welchem Sankt Ansgar den Wikingern das Christentum schmackhaft machte, also zu gewinnende Reichtümer und gar Königreiche in fremden Ländern. Gott hat es so vorherbestimmt. Ihr seid auserkoren. Und hier habt ihr Gold, um Mitstreiter für eure Unternehmungen zu gewinnen. Wenn ihr Christen werdet.
Kriterium erfüllt? Ja, denn wenn auch nur irgendein Bischof die Wahrheit gesagt hätte, wäre er in weniger als einer Minute tot gewesen. Er hat also in dem Augenblick, in welchem er die Lüge aussprach, von ihr profitiert.
Das ist übrigens nicht anklagend gemeint. Skandinavien mit Waffengewalt zu christianisieren, hätte mehr Menschenleben gekostet.
Beispiel 2. Gaddafis Atompläne.
Lüge. Ein ostfriesischer Reeder wollte Gaddafi mit aus dem Oman exportierter Atomtechnologie versorgen, wurde aber Gott sei Dank von Briten und Amerikanern rechtzeitig daran gehindert. In Folge dessen gab Gaddafi frustriert auf, und schwor dem Terror ab.
Wahrheit. Eine frische Brise blies über das Mittelmeer, die Sonne schien.
Kriterium erfüllt? Ja, denn Gaddafis angeblicher Sinneswandel erlaubte Briten und Amerikanern die Geschäftsbeziehungen zu Libyen wieder aufzunehmen und sich auf diese Weise unabhängiger von iranischem Öl zu machen.
Das soll genügen. Es gibt natürlich noch viel mehr Beispiele, aber an Ungeheuerlichkeit und Witzigkeit lassen sich diese beiden kaum überbieten.
Wenn also jemand ein bestimmtes Ereignis, also zum Beispiel die Mondlandung, wie Loriot hier
für eine Propagandalüge hält, dann wird er gut daran tun, dieses Kriterium zu überprüfen und danach der Frage nach der Möglichkeit von Lüge und Wahrheit nachzugehen, was Loriot in diesem Beispiel auch alles ganz ausgezeichnet tut.
Labels: 04, geschichte, gesetze, institutionen, φιλοσοφία