Bereitschaftsbeitrag

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22. März 2015

Beständiges und Unbeständiges

Wo immer Menschen neben einander in sich nur langsam entwickelnden Formen wirtschaften, ergeben sich folkloristische Strukturen.

Die drei entscheidenden Bedingungen in dieser Aussage sind neben, langsam und wirtschaften, wobei mit letzterem gemeint ist, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.

Es gehört zu den Absonderlichkeiten der Vereinigten Staaten, daß sie alles tun, um wenigstens eine dieser drei Bedingungen nicht zu erfüllen, sei es, daß
  • Wohn- und Arbeitsort durch das Neighbourhood-Konzept systematisch von einander getrennt werden,
  • Stadtviertel in regelmäßigen Abständen peu à peu planiert und neu aufgebaut werden,
  • idyllische Orte freizeitlich genutzt werden.
Das trägt schon eine Handschrift, hinter den Vereinigten Staaten steht der Wille, alle folkloristischen Strukturen zu zerstören, und sei es nur in der Form, sie hinter sich zu lassen.

Ich sprach im Beitrag Touristen von demselben Phänomen, aber in anderem Kontext, hier betrachte ich es nicht im protestantischen Entwicklungshorizont, sondern im technologischen, also im Hinblick auf die Wirtschaftsfähigkeit des menschlichen Geschlechts.

Den Gedanken, daß das Internet als Gedankenzusammenführer weniger den Abschluß der protestantischen Hoffnungen als die Voraussetzung für die Erhellung des Wesens unseres Geistes darstellt, hatte ich bereits im Beitrag Vom Werden entwickelt, aber er hat eben auch eine weltpolitische Komponente: Ein Epochenwechsel, wie vom Zeitalter der Werke zum Zeitalter der Wunder, begründet die menschliche Wirtschaftsfähigkeit neu und erschafft dadurch neue folkloristische Strukturen, und es kann in diesem Zusammenhang nicht unerheblich sein, daß es mit dem Amerikanismus eine Strömung gibt, welche auf die Auflösung aller folkloristischen Strukturen drängt.

Mögen Manche im Dornröschenschlaf verweilen, wie ich im Beitrag Der Einfluß des Internets auf die Hoffnungen der Menschen schrieb, im Geistigen Kanada, sozusagen, Andere verweilen im Geist der Vereinigten Staaten, in einer irren Wut auf alles Bestehende, und diese sind es, welche die Zeit voranschreiten lassen.

Man sollte sich aber nicht täuschen, daß etwas Neues heraufzieht, bedeutet nicht, daß das Zeitlose außer Kraft gesetzt wird, sondern vielmehr, daß das Zeitlose Kraft in einer neuen Form gewinnt, um sich gegen die eigene Ohnmacht in einer anderen zur Wehr zu setzen.

Es gibt Konstanten im Leben, nämlich all die Wesen, mit welchen zusammen wir leben, und zu aller Zeit müssen wir unsere Beziehungen zu ihnen verhandeln, wobei der zuhörende Geist des Alters genauso seine Rolle spielt wie der träumende der Jugend und der prägende der Lebensmitte.

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