Bereitschaftsbeitrag

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10. März 2015

Geist in Tieren und Menschen

Hunde. Ein Hund befindet sich von Natur aus in einem Zustand der abwartenden Beobachtung, in einer für ihn neuen Situation probiert er es mit einer abgemessenen Geste und studiert den weiteren Verlauf. Auf diese Weise lernt er verschiedene Abläufe kennen, und wenn er diese später wiedererkennt, so beteiligt er sich nach dem verinnerlichten Muster an ihnen. Ein Hund versucht also stets, einen Schlüssel zu finden, um in gewohnte Gewässer zu kommen.

Katzen. Eine Katze befindet sich von Natur aus in einem Zustand der (Un)zufriedenheit, sie sieht sich ständig Hindernissen gegenüber, welche zwischen ihr und ihrer Zufriedenheit stehen. Sie sucht, und sie lernt im Laufe ihres Lebens, die kürzesten Wege aus ihren Nöten.

Rinder. Ein Rind befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Dominanz, es wacht über seine Weide. Sein Lernprozeß betrifft die Umstände, unter welchen es seine Dominanz durchsetzen kann und unter welchen es sich zurückziehen muß.

Rehe. Ein Reh befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Flucht, und sein Lernprozeß besteht darin, unsichere Umstände zu erkennen und im weiteren zu vermeiden.

Mäuse. Eine Maus befindet sich von Natur aus in einem Zustand der Ausgetriebenheit, um zu leben, muß sie die Sicherheit ihrer Höhle verlassen. Ihr Lernprozeß betrifft die Anlage von Rückzugsräumen.

Betrachten wir es einmal allgemein. Ein Tier mag seine Nahrung überschauen können oder nicht. Ersteres ist bei Pflanzenfressern der Fall, letzteres bei Fleischfressern. Kann ein Tier seine Nahrung überschauen, so stellt sich die Frage, wie es zum Gebiet seiner Nahrung steht, also ob es es verteidigen kann oder nicht, und wenn nicht, ob es dann wenigstens ausweichend sicher in ihm ist oder ob es gesonderte Schutzräume braucht.

Kann ein Tier seine Nahrung hingegen nicht überschauen, so ist es nicht raum-, sondern umstandsgebunden, und die Art seiner Umstandsbewältigung rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung.

Versucht das Tier durch seine Umstände zu navigieren oder versucht es, das beste aus seinen jeweiligen Umständen zu machen, also sich ihnen anzupassen? Kommt sein Wollen zuerst oder sein Können? Will es die Umstände beherrschen oder gut durch sie hindurchkommen?

Letzteres erlaubt Gruppendynamik, ersteres nicht.

So viele verschiedene tierische Archetypen gibt es also nicht. Aber was heißen sie für den Menschen?

Reduktion. Der Mensch wartet von Natur aus auf die Anpassung der Umstände an sein Wertempfinden. Er schätzt keine bestimmten Erlebnisse, sondern Entfaltungsfreiheiten, deren Abschätzung sein Lernprozeß betrifft, und er glaubt, daß die Welt sie, so lange seine Ansprüche vernünftig sind, stets gewähren wird.

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