Urdisziplin und Urklarheit
Ich bin mit dem Bild, welches ich im Beitrag Die Flanken der Rechtleitung gezeichnet habe, nicht ganz zu Frieden, und gedenke es hier zu berichtigen.
Ich hatte die Gesinnung von Erwartenden und Gestimmten danach unterschieden, ob sie sich um ihre Disziplin bemühen, in welchem Falle ich sie engagiert genannt hatte, oder um ihre begriffliche Klarheit, in welchem Falle ich sie reflektiert nannte.
Nun ist es aber so, daß es eine Disziplin und eine Klarheit gibt, um welche man sich nicht bemühen kann, entweder man besitzt sie oder nicht. Diese also möchte ich als Urdisziplin und Urklarheit bezeichnen.
Die Urdisziplin ist durch die eigene Unzufriedenheit damit gegeben, etwas nicht zu schaffen, die Urklarheit durch das deutliche Gefühl, etwas nicht zu wollen.
Was will man mit einem Menschen anstellen, welchem sein Scheitern so ziemlich egal ist?
Und was die Ungewissen angeht, sie sehen immer nur Ausschnitte dessen, was ihnen gefällt und nicht gefällt, mal hier, mal dort, und nie gewinnen sie einen Anhaltspunkt dafür, in welche Richtung sie sich wenden müssen, um sich ihrem Glück anzunähern.
Man muß diese Menschen wie einen Schwarm Motten ansehen, welche das Licht umkreisen, oder wie Dunstwolken vor Wasserfällen: Sie gehören dazu, aber sie bestimmen die Gegenwart nicht.
Die Laxen zeichnet eine Sprunghaftigkeit aus, welche im Extremfall zu Beliebigkeit wird, die Ungewissen ein Experimentieren, welches im Extremfall zu einer Aufführung wird, dann nämlich, wenn der Ungewisse nicht einmal mehr den Anspruch aufrecht erhält, sein Glück zu finden, sondern aus seiner eigenen Unschlüssigkeit heraus dazu übergeht, wenigstens anderen zu gefallen zu versuchen.
Die Gebundenheit ist also eine doppelte in Achtung und Sorge, und ebenso die Bindungslosigkeit. Und wie die Gesinnung die Schwerpunktsetzung des gesund Gebundenen widerspiegelt, spiegeln Laxheit und Ungewißheit den Mangel an Urdisziplin, beziehungsweise Urklarheit des pathologisch Bindungslosen wider.
Man darf sich nicht von der Normalität letzterer täuschen lassen, an ihnen zeigen sich bestimmte Symptome nicht, ihnen fällt es schlicht nicht auf, wenn sich das Wesen dessen, was sie umkreisen, ändert, sie schweben so oder so im Nebel ihres Mangels, unabhängig davon, ob die Gesellschaft, in welcher sie leben, im Kern gesund oder krank ist.
Ich hatte die Gesinnung von Erwartenden und Gestimmten danach unterschieden, ob sie sich um ihre Disziplin bemühen, in welchem Falle ich sie engagiert genannt hatte, oder um ihre begriffliche Klarheit, in welchem Falle ich sie reflektiert nannte.
Nun ist es aber so, daß es eine Disziplin und eine Klarheit gibt, um welche man sich nicht bemühen kann, entweder man besitzt sie oder nicht. Diese also möchte ich als Urdisziplin und Urklarheit bezeichnen.
Die Urdisziplin ist durch die eigene Unzufriedenheit damit gegeben, etwas nicht zu schaffen, die Urklarheit durch das deutliche Gefühl, etwas nicht zu wollen.
De rugsten Fahlen warden de glattsten Pird.Sicher, bei Kindern sind Urdisziplin und Urklarheit nicht immer angenehm, aber später ist es umgekehrt.
- Fritz Reuter
Was will man mit einem Menschen anstellen, welchem sein Scheitern so ziemlich egal ist?
Und was die Ungewissen angeht, sie sehen immer nur Ausschnitte dessen, was ihnen gefällt und nicht gefällt, mal hier, mal dort, und nie gewinnen sie einen Anhaltspunkt dafür, in welche Richtung sie sich wenden müssen, um sich ihrem Glück anzunähern.
Man muß diese Menschen wie einen Schwarm Motten ansehen, welche das Licht umkreisen, oder wie Dunstwolken vor Wasserfällen: Sie gehören dazu, aber sie bestimmen die Gegenwart nicht.
Die Laxen zeichnet eine Sprunghaftigkeit aus, welche im Extremfall zu Beliebigkeit wird, die Ungewissen ein Experimentieren, welches im Extremfall zu einer Aufführung wird, dann nämlich, wenn der Ungewisse nicht einmal mehr den Anspruch aufrecht erhält, sein Glück zu finden, sondern aus seiner eigenen Unschlüssigkeit heraus dazu übergeht, wenigstens anderen zu gefallen zu versuchen.
Die Gebundenheit ist also eine doppelte in Achtung und Sorge, und ebenso die Bindungslosigkeit. Und wie die Gesinnung die Schwerpunktsetzung des gesund Gebundenen widerspiegelt, spiegeln Laxheit und Ungewißheit den Mangel an Urdisziplin, beziehungsweise Urklarheit des pathologisch Bindungslosen wider.
Man darf sich nicht von der Normalität letzterer täuschen lassen, an ihnen zeigen sich bestimmte Symptome nicht, ihnen fällt es schlicht nicht auf, wenn sich das Wesen dessen, was sie umkreisen, ändert, sie schweben so oder so im Nebel ihres Mangels, unabhängig davon, ob die Gesellschaft, in welcher sie leben, im Kern gesund oder krank ist.
Labels: 12, bons mots, charaktere, formalisierung, psychologie, sehhilfen, ἰδέα, φιλοσοφία