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4. März 2015

Wahrheit und Leben

Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

- Johannes 14:6
Kann man hier auf Erden einem Menschen begegnen, dessen Nachfolge von Wahrheit und Leben der eigenen gleicht?

Oder kann man nur auf Tote zurückblicken, auf deren Spuren man sowohl in puncto Wahrheit als auch in puncto Leben wandelt?

Mir geht es sicherlich so, und jene, mit welchen ich Wahrheit oder Leben teile, nicht aber beide zusammen, sind eifersüchtig auf diese Toten.

Was für ein seltsames Dasein!

Es ist klar, was es heißt, zusammen das Leben zu verfolgen, nämlich zu versuchen, zusammen zu überleben. Und wenn man zusammen die Wahrheit verfolgt?

Dann versucht man, zusammen die Not der Welt zu erkennen und zu lindern.

Ein Verstorbener, nun, hat in beiden Bestrebungen für die Zukunft gearbeitet, aber was er für die Wahrheit tat, ist mittlerweile, wenigstens zum Teil, wirklich geworden, genug jedenfalls, um jetzt mit dem eigenen Leben in dieser Wahrheit zu stehen, zugleich auch sein Leben und in ihren weiterführenden Teilen die eigene Wahrheit.

Zeitgenossen aber stehen zusammen in einem Leben, welches noch Lüge ist und ihrer Wahrheit harrt. Und während jeder seine eigene Wahrheit und sein eigenes Leben schon irgendwie zu erhalten weiß, so geschieht das doch oftmals auf erbärmliche Weise, und wer etwas mit jemandem zusammen erreichen will, muß sich mit ihm absprechen und Prioritäten setzen, also eine Übereinkunft treffen, wessen Rechte eher vernachlässigt werden dürfen, jene der Wahrheit oder jene des Lebens.

Der Verstorbene hingegen, auch wenn er gegenwärtig wäre, wird nichts Erbärmliches an seinem Wiedergänger erblicken, denn seine Wahrheit ist ja bereits zu weiten Teilen wirklich geworden, und sein Leben hat ebenso wenigstens bis in dessen Zeit gereicht. Und ebenso ungekehrt, was immer er erbärmliches getan hat, so erbärmlich kann es nicht gewesen sein.

Wir sollten uns, wenn wir uns in einer solchen Lage von Zeitgenossen betrogen fühlen, sei es, daß sie sich erbärmlich zwischen Wahrheit und Leben hin- und herwinden, oder sei es, daß ihnen Tote plötzlich seltsam nahe sind, vielleicht an die eigene Nase fassen.

Es gibt genug Unheil in des Menschen Brust, man muß nicht damit anfangen, ihm noch zusätzliches anzudichten.

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