Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

7. September 2022

Zum Spannungsfeld zwischen den Ehrbarkeiten

Selbst wenn Verbundenheit, Rechtschaffenheit und Frieden in jedem Menschen mit einander harmonierten, harmonieren sie noch lange nicht gesellschaftlich mit einander, so daß es in jedem Falle geboten ist, die Spannungen zwischen ihnen zu betrachten.

Wir ehren unsere Verbundenheit, indem wir uns verbinden, die Rechtschaffenheit, indem wir ordnen und den Frieden, indem wir befrieden, und konkret
  • befrieden wir, indem wir uns Einrichtungen (vormals Lebenskreislauf, Nest) lenkend einrichten,
  • verbinden wir uns, um Eingezogenheiten nutzbarmachend zurechtzukommen, und
  • ordnen wir, indem wir Artungen entdeckend das Verhältnis zu materiellen* Objekten, in welchem wir mit ihnen zurechtkommen, überwachen,
und darauf beruht, daß Ehrbarkeiten zu Gefahren für einander werden können, also Spannungsverhältnisse zwischen ihnen bestehen, nämlich
  • das funktional-materielle zwischen wildem Zurechtkommen und ihm ausgeliefert seiendem Einrichten,
  • das ideell-funktionale zwischen ungewissem Überwachen und gewohntem Zurechtkommen und
  • das materiell-ideelle zwischen nötigendem Einrichten und verirrtem Überwachen,
wobei
  • das Einrichten dadurch zum Problem für das Zurechtkommen wird, daß durch das Einrichten im Laufe der Zeit materielle Objekte zunehmend mit einander verschmelzen, also daß aus vielen elementaren Einrichtungen zunehmend wenige komplexe werden, so daß es zu Objektarmut und mangelnder Freiheit, sich zu ihnen zu verhalten, kommt, im Extremfall also zu nur einem Objekt, nämlich der befriedeten Welt, der gegenüber man sich als einer solchen gegenüber verhalten muß (Endpunkt des Zeitalters der Werke),
  • das Zurechtkommen dadurch zum Problem für das Überwachen wird, daß das Zurechtkommen sukzessive auf sich selbst aufbaut, also geschichtet ist, und die Überwachung älterer Schichten daran scheitert, daß die Berichtigungen, welche in ihrem Rahmen notwendig würden, zu aufwendig werden, bis schließlich ein allgemeiner Verdruß über das Zurechtkommen einsetzt (Endpunkt des Zeitalters der Wacht), und
  • das Überwachen dadurch zum Problem für das Einrichten wird, daß das überwachte Zurechtkommen weit über die Einrichtungen hinausweist, sich also jederzeit ungebunden anderen verbinden kann, und sich infolge eines Schismas, der Entzweiung der Überwachung, gegen sie wendet (Endpunkt des Zeitalters der Wunder).
Die Spannung führt indes stets zum Zerfall ihrer Ursache,
  • Objektarmut führt wie bei der Reise nach Jerusalem dazu, daß sich die noch Zurechtkommenden über dem Besitz der Objekte zerstreiten (Wildheit), und da im Gegensatz zum Spiel die Objekte keine Stühle sind, sondern sozio-ökonomische Einrichtungen, zerfallen sie schließlich zusammen mit der Eintracht der noch Zurechtkommenden**,
  • Geschichtetheit führt dazu, daß die Überwachung das Interesse an ihr verliert, und die dadurch entstehende Dekadenz (Ungewißheit) läßt die Eingezogenheit zerfallen, und
  • Ungebundenheit nötigt die ihr Ausgesetzten dazu, sich ihrer Überwachung ungeachtet einzurichten, womit ihre Artung zerfällt, 
jedoch findet jeweils kein vollständiger Zerfall statt, sondern ein Herabsinken auf eine Rumpfform, welche die Basis des folgenden Zeitalters bildet. Bevor dieses aber recht eigentlich beginnen kann, müssen die Heiligen seine Grundlagen legen, indem sie die entsprechenden Ehrbarkeiten hinreichend ehren, genauer gesagt zu Beginn des Zeitalters
  • der Wacht, wie schon gesagt, nach zerfallenem Überwachen das Nötigende befrieden und sich anschließend neu verbinden (Entstehung der Partnerschaft),
  • der Werke nach zerfallenem Zurechtkommen das Dekadente ordnen und die Welt anschließend neu befrieden (Entstehung der Kultur/Technologie) und
  • der Wunder nach zerfallenem Einrichten die Zerstrittenen verbinden und unser Verhältnis zur Welt neu ordnen (Entstehung der Bildung).
Diese Vorarbeiten gehen nicht in die Betrachtungsweise des Glaubenszykels ein, die Verankerung der Kirche im Römischen Reich etwa, welche erst die Missionierung der Franken ermöglichte, fällt schlicht unter die dogmatische Phase, ungeachtet der Entwicklung des zur Kontrolle neuchristlicher Fürsten nötigen Machtgefälles. Es ist aber interessant, daß es einer niedrigeren Kulturstufe bedurfte, um das Christentum wirksam werden zu lassen, um es hinreichend von der gewachsenen geschichteten Eingezogenheit Roms zu lösen. Das war bereits bei der Krönung Karls des Großen so, und nach der Renaissance bei der Reformation wieder, und auch heute wirkt der Neofeudalismus, wie schon gesagt, auf ein anderes Ziel hin.

Und was die Vorarbeit zum nächsten Zeitalter der Wunder betrifft, so gab es einmal eine Zeit, in welcher sich Nationen um den Besitz der dereinst befriedeten Welt stritten, doch heute ist sie nicht mehr reich genug für Nationen, finden ihre Bürger keinen Platz mehr in ihr, an welchem sie meinten, mit ihr zurechzukommen, sondern das meinen nur noch Einzelne, und wenn diesen noch vom Dollar unabhängige nationale Wirtschaften zur Verfügung stehen, oder allgemeiner ausgedrückt von mit Steuergeldern kreditsubventionierenden unabhängigen Zentralbanken, so mögen sie mit Blick auf die weitere Entwicklung schon jetzt zu dem Schluß kommen, daß Streit und Erbteilung die bessere Option ist, wohingegen die anderen, welchen die Nutzung ihres Kapitals zu anderen Zwecken als der Steigerung der Fertigungseffizienz und der persönlichen materiellen Befriedigung  durch eben diese Subventionen unmöglich sind, weiterhin, einander degradierend, auf das Ganze hoffen.

Daß es sich mit dem, was gegenwärtig ist, nicht lohnt zurechtzukommen, habe ich Zeit meines Lebens gespürt, und verbunden war ich ab dem Alter von drei Jahren Gott, so daß mir mittlerweile schon die Vorstellung einer politischen Verbindung obszön erscheint, doch sollte sich eine Eingezogenheit auftun, in welcher es etwas bedeutete, mit ihr zurechtzukommen, so fühlte ich mich auch zu politischer Verbindung aufgerufen, wenn also etwas anderes als das Versprechen auf den Besitz der befriedeten Welt die Geschichte bestimmte.

* Auf der materiellen Ebene befindlichen, wobei jedes Objekt eine Projektion auf der materiellen Ebene besitzt.

** Die katholische Kirche versucht dieser Dynamik seit 2048 Jahren, ich meine, die imperiale Tradition Roms versucht dieser Dynamik seit 2048 Jahren durch das Feudalwesen Herr zu werden, darauf vertrauend, daß die Besten gesättigt werden können und die übrigen deren Sättigung hinnehmen, doch der heutige Neofeudalismus sieht das Beste darin, sich in irdischen Genüssen zu genügen, was Bessere schwerlich sättigt und sie auch nicht kooperativ stimmt.

Labels: , , , , , , , , , , , , , ,