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8. Februar 2022

Leitgedanken und -vorstellungen

Ich habe einiges zu berichtigen, zum Teil auch, was ich erst vor kurzem schrieb.

Die allgemeine planmäßige Abfolge der Besinnungen im zyklischen Eigenlauf des Ichs lautet
  1. erwachen,
  2. vorstellen,
  3. auslösen.
Es gibt zwei Formen des Vorstellens, nämlich auszumalen und aufzugreifen. Aufgreifen besteht aus zwei Schritten, nämlich
  1. reflektieren und
  2. einlösen.
Die Abfolge der Schritte
  1. erwachen und
  2. reflektieren
wird auch als verfolgen bezeichnet.

Es bestehen folgende Aussichten vor den einzelnen Besinnungen:
  • Aufmerksamkeit vor dem Erwachen,
  • anschauliche Vertrautheit vor dem Ausmalen,
  • kategorische Vertrautheit vor dem Aufgreifen,
  • Verständnis vor dem Einlösen und
  • Bedacht vor dem Auslösen.
Es erwachen Gedanken, zu deren Vorstellung wir aufgerufen werden, und mit ihnen zugehörige Vertrautheiten. Einige Gedanken sind rein anschaulich, andere rein kategorisch und wieder andere treten in beiden Formen auf.

Rein anschauliche Gedanken.
  • Veränderungen.
Rein kategorische Gedanken.
  • Erlebnisse.
Beidförmige Gedanken.
  • Entsprechungen,
  • Verbindungen und
  • Anstreben.
Erlebnisse erwachen
  • unvermittelt in Form der eigenen Abhängigkeit,
  • nach dem Einlösen in Form der Gültigkeit von Verhältnissen und
  • nach dem Auslösen in Form der eigenen Verantwortlichkeit,
wobei in allen Fällen wie im eingangs verlinkten Beitrag beschrieben ein Begriff der Unterschiedlichkeit der gegenwärtigen Lage von der Rückschau eingelöst wird.

Anschauliche Gedanken erwachen nach dem Auslösen oder Vorstellen, und der einzige Gedanke, welcher nicht außerplanmäßig nach seiner Vorstellung behandelt wird, sondern planmäßig zum Auslösen führen kann, ist das Anstreben.

Wie im Beitrag Verhältnisse behauptet, gilt das folgende Gesetz:
Alle Verhältnisse ergeben sich daraus, daß sie ein Gedanke vorstellt.
Nur ist auch hier einiges zu berichtigen:
  • die Entsprechung stellt Selbigkeit vor,
  • die Verbindung Zugeordnetheit,
  • das Anstreben Angestrebtheit oder Gewolltheit,
  • die Veränderung die Verhältnisse der sinnlichen Wirklichkeit und
  • das Erlebnis Abhängigkeit, Gültigkeit und Verantwortlichkeit.
Gewollt werden Lagen, und kategorische Lagen bestehen aus zugeordneten Rollen, wobei eine Rolle in der Zuordnung eines Namens zu einem Tupel besteht, etwa des Namens Verb zum Tupel Satz. Die Reflexion beim kategorischen Anstreben liefert also einen Begriff der gewollten Rollenzuordnung, welcher zunächst durch eine passende eingelöst wird, welche dann ausgelöst, das heißt vorgenommen wird.

Anschauliche Anstreben malen Lagen und Veränderungen Abläufe aus, wobei die Ausmalung der angestrebten Lage bereits die erwartete Veränderung berücksichtigt, was jedoch nicht hindert, sich dennoch den erwarteten Ablauf noch einmal vorzustellen. Klug ist es aber nicht, insbesondere nicht beim Köpfer vom 4-Meter-Turm, wobei die Lage dort in einer bestimmten Körperhaltung in einer bestimmten Höhe besteht.

Die Verbindung erweitert eine Lage um das ihr Zugeordnete, die anschauliche etwa das gehörte Knacken um das Tier, unter dessen Gewicht der Ast brach, die kategorische hingegen stets den Gegenstand um die Rollen, welche er spielt (welche ihm zugeordnet wurden), insbesondere Namen um die Rolle ihrer Benennung eines Begriffs, wobei die Reflexion just zu dem Begriff einer zugeordneten Rolle führt, welcher dann eingelöst wird.

Und die Entsprechung stellt eine zweite Lage neben eine erste, unter Hervorhebung der beiden Teile, welche durch bestimmte Begriffe auf die selbe Weise erfaßt werden. Das ist auch bei der anschaulichen so, bei der kategorischen sind die Lagen indes kategorische, und die Begriffe beschreiben an einem Musterbeispiel Musterrollen, also auf ihre abstrakten Rollenvertreter bezogene Verhältnisse, etwa die Grammatik und Syntax einer Sprache, welchen konkrete Rollenvertreter in der jeweiligen Rolle entsprechen müssen: Die Reflexion bestimmt die Verhältnisse anhand der ersten Lage, und die Rollenvertreter der zweiten lösen sie in ihren Rollen ein, etwa, wenn die Rolle der Differenz am ersten Beispiel abstrakt beschrieben ist, die konkrete im zweiten. Dabei ist es jedoch möglich, nur nach solchen Entsprechungen zu suchen, bei welchen einzelne Rollenvertreter bereits konkret vorgegeben sind, und lediglich der Rest der Musterrollen seiner Entsprechung harrt. Wir sprechen in dem Fall von einer Entsprechung am Beispiel, ansonsten von einer freien Entsprechung.

Kategorische Entsprechung und Verbindung, nun, sind Leitgedanken, und aufgegriffen Leitvorstellungen, da wir durch sie zu vorbestimmten Vorstellungen gelangen können. Ebenso wie anschauliche Gedanken erwachen sie nach dem Auslösen oder Vorstellen, sofern die ausgelöste oder vorgestellte Lage nur eine kategorische ist. Das kategorische Anstreben erwacht hingegen ebenso wie das anschauliche unabhängig von der Natur der Lage, andernfalls wir ja auch nie zu einer kategorischen Lage gelangen könnten.

Erlebnisse, Anstreben und Veränderungen sind also nicht aus sich selbst heraus vorbestimmbar, wohl aber auf dem Wege über die Leitgedanken (bei anschaulichen Entsprechungen und Verbindungen ist die Vorbestimmung zumeist läppisch, einzig beim Pilzesammeln und dergleichen lohnt es sich, die anschauliche Entsprechung zu forcieren), und indem nun diese unbewußt entspringenden Gedanken auf ein vorbestimmtes Feld geführt werden, Erlebnisse dadurch, daß Abhängigkeiten, Gültigkeiten und Verantwortlichkeiten nachgespürt wird, Anstreben durch Abzweckung auf konstant Gewolltes und Veränderungen durch den Fokus auf vorhersehbare Prozesse, kommt es zur unbewußten Bindung an ein solches Feld, bis wir den Bezug zu ihm verlieren, nämlich
  • zur Ergriffenheit durch das Erlebte, sei es Abhängigkeit, Gültigkeit oder Verantwortung, allesamt Ziele der darstellenden Kunst, ihr höchstes aber die Gültigkeit, etwa des Weichens von Ärger und Kühnheit vor der Trauer, wie in den ersten beiden Sätzen von Beethovens Eroica dargestellt,
  • zur Gepacktheit vom Angestrebten, etwa bei einer Flanke oder einem Fallrückzieher, welche besonders zweckmäßig scheinen, und
  • zur Fesselung durch einen bestimmten Vorgang.
Beim Pilzesammeln liegt gleichsam eine Versessenheit auf eine bestimmte Anordnung vor und bei hofierter anschaulicher Verbindung eine Aufgeschrecktheit durch die eigene Einbildung.

Eh bien, das letzte Mal hatte ich mir 28 Monate Zeit gelassen, um zu diesem Thema zurückzukehren, dieses Mal waren es 23 Monate. Es ist völlig klar, warum ich keine andere Wahl habe, nämlich weil es dauert, bis ich Gesetzmäßigkeiten wie die Rückschau bei der Verfolgung des Erlebten finde, welche die Beliebigkeit der Darstellung einschränken, aber bei diesen Zeiträumen besteht die immense Gefahr, daß, während ein Detail geklärt wird, die Existenz der es umgebenden Phänomene in Vergessenheit gerät. Andererseits wollte mir meine Theorie der Gedanken von Anfang an nicht im Kopf hängen bleiben, obwohl sie sehr viel versprach. Ein Gramm Einsicht ist mir wohl mehr wert als ein Kilo Ansprucherhebung, und auch jetzt habe ich nicht gesagt, warum es ausgerechnet diese Gedanken und ihre Vorstellungen sein sollten, wiewohl ich schon eine platonische Dialektik hinbekäme, wenn ich es wollte, etwa analytische und synthetische objektive Lagewahrnehmung, passive und aktive subjektive Lagewahrnehmung und anschaulich objektive Verlaufswahrnehmung. Aber wirklich geklärt sind alle Fragen damit noch nicht. Dennoch, der ganze Gegenstand ist längst nicht mehr so vage und wird von weit mehr Gesetzen eingeschnürt.

Post Scriptum vom folgenden Morgen. Ich gab im vorigen Beitrag mit Ludwig van Beethoven und Al Lawrence bereits zwei Beispiele der Ergriffenheit von Gültigkeit an (und in letzterem Fall zugleich eines kategorischer Entsprechung, nämlich spontaner Formgebung) und möchte hier noch dieses allerliebste Beispiel für die Aufgeschrecktheit durch die eigene Einbildung anfügen:
The lunatic, the lover and the poet
Are of imagination all compact:
One sees more devils than vast hell can hold,
That is, the madman: the lover, all as frantic,
Sees Helen's beauty in a brow of Egypt:
The poet's eye, in fine frenzy rolling,
Doth glance from heaven to earth, from earth to heaven;
And as imagination bodies forth
The forms of things unknown, the poet's pen
Turns them to shapes and gives to airy nothing
A local habitation and a name.
Such tricks hath strong imagination,
That if it would but apprehend some joy,
It comprehends some bringer of that joy;
Or in the night, imagining some fear,
How easy is a bush supposed a bear!

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