Bereitschaftsbeitrag

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27. Oktober 2008

Vom spirituellen Befinden

Universelle Treue, Zucht und Anteilnahme bilden nicht nur die Grundlage dessen, was ich geistige Zeugung genannt habe, sondern sie stehen auch im Mittelpunkt unseres Gefallens an unserem Dasein, oder anders ausgedrückt, unseres spirituellen Befindens.

Dies ist durchaus bedenkswert für jene, welche nicht an die geistige Zeugung glauben, aber nachvollziehen, daß ihr spirituelles Befinden gerade an diesen zeugungsspezifischen Parametern hängt, denn warum sollten wir den Wert unseres Daseins auf diese Weise schätzen?

Doch machen wir uns zunächst klar, daß wir seinen Wert tatsächlich auf diese Weise schätzen.

Ich spreche nun jene an, welche das Gefühl kennen, daß ihr Leben eine Art Rückzugsraum ist, in welchen sie einerseits aus der handlungenerfordernden Welt fliehen und andererseits in ihm in feindlichem Gegensatz zu dieser Welt gefangen sind, als ihr ausgeliefert, nicht gewachsen, und wo sie sie doch beeinflussen, ihnen diese Beeinflussung wie ein schlechter Traum erscheint.

Ein Gefühl der Abgekoppeltheit, ein Wunsch irgendwozu durchzubrechen, ohne daß sich der erwünschte Ort auch nur irgendwie vorstellen ließe, denn jede auch noch so erfolgreiche Tat wirkt doch matt und ohnmächtig in diesem Zustand.

Es gibt nur eine Gewißheit, welche ihn begleitet, nämlich daß es uns erlösen würde, wenn wir erhoben würden, leichter und feiner würden, offener, freigiebiger, das losließen, was wir besser aufgäben.

Es ist ein Zustand der Ungnade, in welchen wir fielen, weil wir es an Treue mangeln ließen. Es sind oftmals die täglichen Pflichten, welche uns von jenem abfallen lassen, welches uns eigentlich angelegen ist. Oder es ist die Größe der Aufgabe, die Länge des Weges, welche uns erdrückt. Was aber auch immer es ist, es zwingt uns, uns zum Wesentlichen zu bekennen und uns dem zu stellen, was uns aus dieser Einschränkung an Unangenehmem erwächst, und nur die Reinheit des leidensbereiten Herzens stellt unsere Gnade wieder her.

Dieses also zur Schätzung der Treue. Was die Zucht angeht, das ist ziemlich schnell erklärt, nämlich einfach durch unsere Gesundheit, unseren Lebenswillen, unseren Drang, denn es ist dieses, welches uns abhanden kommt, wenn wir es an Zucht mangeln lassen. In solchen Fällen ist es am ratsamsten einfach etwas härter zu sich zu sein und sich so wieder in Schwung zu bringen, wobei es am besten ist, wenn man der Härte etwas herausforderndes abgewinnen kann. Das beste Mittel gegen eine verschleppte Erkältung ist es immer noch mit nacktem Oberkörper in den Herbstregen zu gehen, habe ich gerade erst wieder zu meiner vollen Zufriedenheit gemacht; mich jedenfalls bläst der Sturm gesund. Hilft auch gegen Betrübtheit: Wenn es draußen richtig kalt wird, einfach mal für ein paar Stunden ohne Mütze, Handschuhe und lange Unterhosen bei -15°C spatzieren gehen, und schon sieht die Welt wieder anders aus. Nein, was für mich gut ist, muß es für andere nicht sein. Eine ausdrückliche Warnung also.

Einen Mangel an Anteilnahme schließlich erleben wir als Furcht vor uns selbst, als Erschrecken über unsere Taten, als Leiden unseres Gewissens. Der Kirche sei Dank ist letzteres Konzept ja mittlerweile allgemein bekannt, ich möchte diesbezüglich nur noch anfügen, daß das Gewissen als Anteilnahme regulierende Fakultät nur sehr schwach und nur in der Reflexion an der eigenen Gleichgültigkeit, also des Mangels der Anteilnahme an einem selbst, Anstoß nimmt, diesen Bereich überwacht natürlicherweise die eigene Treue, und es ist so gesehen wohl kein Zufall, daß sich die Christenheit in ihrer gegenwärtigen Verfassung befindet, da sie sich von letzterer abgewendet hat.

Dieses also ist unser spirituelles Empfinden aus welchem unser spirituelles Befinden erwächst.

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