Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

26. November 2008

Von dem, was falsch und von dem, was richtig ist.

Ich sprach den Unterschied dazwischen sich in der Welt einzufinden und sich der Welt anzunehmen schon an, aber so recht bewußt, wie sich dieser Unterschied zeigt, war ich mir noch nicht. Das ist mir nun am Beispiel menschlicher Bekanntschaften klar geworden, wo es nämlich darum geht, ob man sich mit jemandem einläßt oder an ihn herantritt, auf ihn zugeht, weil er ganz einfach etwas hat, was man von ihm will, im Gegensatz dazu, daß man Für und Wider abwägen müßte.

Und das ist freilich eine Volkskrankheit. Wenn man den menschlichen Hang betrachtet, sich einer Gruppe anzuschließen, mit welcher einen zumeist rein nichts verbindet, und selbst wenn einen geschmackliche Gesichtspunkte verbänden, diese Beziehungen doch nicht mit dem geringsten persönlichen Gewicht belastbar sind, nur um dann als Mitglied der Gruppe in der Lage zu sein, auf bestimmte Fragen mit einer Stimme antworten zu können, und sei es auf die Frage, wohin der Touristenführer den Bus lenken solle, und insbesondere wie hoch die Menschen ihre Zugehörigkeit zu ihr einschätzen, welche Dinge sie ihr unterzuordnen bereit sind, nämlich alle, so packt einen hoffentlich das Entsetzen.

Wie konnte es nur soweit kommen?

Ich denke, daß der Anfang in der Kindeserziehung liegt. Es ist nur natürlich, daß das Kind nimmt und der Erwachsene gibt. Hätte der Erwachsene nicht vor zu geben, setzte er doch gar nicht erst Kinder in die Welt. Und obwohl dies die einfachste und natürlichste Sache ist, halten es viele Erwachsene für nötig ihren Kindern einzubleuen, daß sie lernen müssen dienstbar zu sein - als ob sie's nicht von selbst würden. Kindern indes, welche sich mehr überlegen, was ihre Eltern wohl zu ihren Entscheidungen sagen würden, als was sie selbst wollen, wird die Sorge um das elterliche Vermögen unnatürlich nahe ans Herz gelegt, und es ist wohl diese charakterliche Deformation, aus welcher alle weiteren Übel sprießen, und welche das Bewußtsein selbst eine Verantwortung gegenüber der Welt zu tragen genauso abtötet wie auch den offenen Umgang der Menschen miteinander, in welchem die eigene Handlungsbereitschaft ein frei verfügbares Gut ist.

Die Menschheit wird lernen müssen, daß sie sich selbst ihre Freiheit schuldet und nicht ihrem Besitz. Ich will den Menschen nicht die Grundlage ihrer Souveränität, und damit ihre Würde, nehmen, aber was darüber hinausgeht, das teilten sie besser miteinander, aus freien Stücken und im gemeinsamen Interesse.

Damit ist, denke ich, der Unterschied zwischen dem Menschen, welcher ist, und dem Menschen, welcher werden muß, hinreichend anschaulich geworden. Darum geht es beim geliebten Dienst der Gewährung der Handlungsfreiheit anderer durch die eigene Bereitschaft, dazu zur Verfügung zu stehen.

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