Bereitschaftsbeitrag

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17. August 2025

Aktuale und potentiale Verbündung

Aktual sind Menschen statisch oder dynamisch verbündet, indem sie sich Rollen zuweisen oder natürlicherweise Rollen einnehmen. Ob sie sich indes überhaupt verbünden, hängt von den Umständen ab, und deshalb ist ihre Bereitschaft, es zu tun, ein wesentlicher Bestandteil ihrer Verlegen- und politischen Freiheit.

Die Frage stellt sich nur, worauf die potentiale Verbündung beruht, und die Antwort lautet: Auf der gesellschaftlichen Anerkennung des bürgerlichen Anspruchs, den bürgerlichen Umgang mit einander zu autorisieren, das heißt darauf, daß es unter den Bürgern einer Gesellschaft als ausgemacht gilt, den Umgang mit einander auf der Basis der persönlichen Zustimmung zu und Identifikation mit ihm zu verhandeln, denn dann und nur dann, wenn der bürgerliche Umgang von den Bürgern in Eigenregie bestimmt wird, werden sie sich je nach Sachlage verbünden.

Wo der Bürger erzogen werden soll, wird ihm die Autorität, seinen Umgang nach seinen Vorstellungen zu gestalten, abgesprochen, und wo sich die Leute nicht mit ihrem Umgang mit einander identifizieren können, da sind die Verbünde erzwungen: Der Sinn der Pathologisierung bürgerlichen Verhaltens ist stets, den Bürger als Bundesgenossen des Bürgers und damit die Souveränität der Bürger auszuschalten.

Freilich, nicht nur lassen sich Bürger auf diese Weise ihre potentiale Verbündung nehmen, bisweilen benehmen sie sich ihrer selbst, indem aktuale Bündnisse die Verhandlung des Umgangs mit einander überschatten, was einerseits bei kulturellen Gegensätzen, welche die Bürger beider Lager im Umgang mit einander zu Parteigängern machen, auftritt, andererseits aber auch in Gesellschaften, welche willkürliche Gewalt, insbesondere in Form von Kampf- und Kritiksitzungen, akzeptieren, da es nötig ist, sich zum Schutz vor ihr zu verbünden und im Falle letzterer konkurrierende Rechtsauffassungen im Keim zu ersticken.

Ist eine Gesellschaft dann hinreichend in Lager gespalten, sei es durch kulturelle Eigenheiten oder willkürliche Gewalt, kann sich der Einzelne nicht mehr frei verbünden, sieht er sich also gezwungen Verbündeten gegenüber, welche ihn selber zur Verbündung zwingen.

Es ist, wo es staatstragend ist, ein perfides Kalkül der Selbstorganisation der Gesellschaft durch Anpassung an willkürliche Gewalt, welche potentiale Verbündungen beseitigt, siehe auch die Gesellschaftspsychologie der Marktwirtschaft und des real existiert habenden Sozialismusses oder den Film Pascali's Island.

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