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11. August 2025

Die Ehrbarkeitsreduktionen der planerischen Ehrung

Insofern
  • Verbundenheit die Umsetzung des Friedens zu ihr aufrufend begünstigt,
  • Rechtschaffenheit für die Begegnung der Verbundenheit bedeutsam ist und
  • Frieden die Befriedigung der Rechtschaffenheit sinnhaft erscheinend mit Eifer erfüllt,
stellen die Ehrbarkeiten sowohl Quellen unbestimmter Güter, als auch bestimmte Güter dar, und die naive Ehrung trägt dem Rechnung, indem sie sich einerseits sich um sie sorgend von ihnen zur Anpassung an sie bewegen läßt, und andererseits allgemein an sie glaubend sie zur Annäherung an ihr unvollständig bestimmtes Ziel heranzieht, bei der naiven Ehrung
  • der Verbundenheitan an die Rechtschaffenheit glaubend erwartet, durch entstörendes Klären dem begegnenden Verneinen näherzukommen, welches es ihr erlaubt zu bestimmen,
  • der Rechtschaffenheit an den Frieden glaubend, durch sicherstellendes Erwachsen dem befriedigenden Mitgeben, welches es ihr erlaubt zu reiten, und
  • des Friedens an die Verbundenheit glaubend erwartet, durch kennenlernendes Vorbereiten dem umsetzenden Angehen näherzukommen, welches es ihr erlaubt, gefaßt zu sein,
Bei der planerischen Ehrung fällt dieser zweite Ansatz weg und nur die Ehrbarkeit, welche unserer Selbstfestlegung zu Grund liegt, bleibt als bestimmtes Gut erhalten, wohingegen die übrigen beiden reduziert werden, nämlich beim
  • die Verbundenheit gelobenden Reiten
    • die Rechtschaffenheit zur angepaßten Haltung und
    • der Friede zu
      • unverfänglichen Vorhaben in bezug auf die Haltung und
      • unaufwendigen in bezug auf die Erfahrung
  • die Rechtschaffenheit anerkennenden Gefaßtsein
    • der Friede zu harmonischen Vorhaben und
    • die Verbundenheit zu einer
      • friedlichen Entwicklung in bezug auf die Vorhaben und
      • zugänglichen in bezug auf die Haltung,
  • sich dem Frieden verpflichtenden Bestimmen
    • die Verbundenheit zu einer strategisch nützlichen Entwicklung und
    • die Rechtschaffenheit zu
      • einer praktischen Haltung in bezug auf die Entwicklung und
      • verträglichen Vorhaben, welche die Haltung fordert.
Wenn wir die Welt also etwa als bestimmbar betrachten, wie wir es heutzutage tun, so sind wir nur dem Nützlichen verbunden und unser Rechtschaffenheitsbegriff beschränkt sich darauf, daß unsere Theorien praktisch sein mögen und unsere Vorhaben mit einander verträglich. Oder wenn wir, wie es heute manchenorts auch vorkommt, meinen, die Zeit reiten zu können, so beschränkt sich unser Rechtschaffenheitsbegriff auf das unseren Verhältnissen Angepaßte und unser Friede besteht darin, daß unsere Vorhaben unverfänglich und unaufwendig sein mögen, so à la You'll own nothing and be happy, was auch durchaus plausibel ist, wenn man für einen Stundenlohn von 250 Euro einen Monat lang arbeitet und den Rest des Jahres den TUI-Katalog vor Ort überprüft.

Unser politisches System ist dem Frieden auf planerische Weise verpflichtet und besitzt von Staats wegen den entsprechenden Verbunden- und Rechtschaffenheitsbegriff. Genauer gesagt stellt der Staat den Traditionsnexus dar, welcher sich mit den ihm zugestandenen Steuereinnahmen um den Frieden, das heißt das Gemeinwohl kümmert. Soweit es ihn betrifft, entspricht nur das Nützliche der Verbunden- und das Praktische und Verträgliche der Rechtschaffenheit, und da er ja nur machtgestützt operiert, also auf der materiellen Ebene, ist dies auch nur natürlich.

Hüter der Verbundenheit ist der Schwarm und der Rechtschaffenheit die Art, und theoretisch beauftragt die selbstentsprechende Art der Bürger eines Staates denselben damit, Gesetze zu erlassen, welche ihren Rechtschaffenheitsbegriff widerspiegeln, und nicht nur damit, ihnen gesetzeskonform einen bestimmten Steuersatz abzuknöpfen und ihn auf den Landesfrieden zu verwenden.

Jedoch erleidet der Rechtschaffenheitsbegriff der Bürger eines so verfaßten Staates dieselbe Reduktion wie er selbst, denn sie akzeptieren ihn ja. Daß gefälligst nicht ihr Geld den Landesfrieden finanzieren solle, da sie wenige seiner Leistungen in Anspruch genommen haben, ist das einzige systemische Gegengewicht, welches die Rechtschaffenheit dem Frieden zu bieten hat, und nur proportional zur Zahl der sich ungerecht behandelt Fühlenden.

Wahre Rechtschaffenheit zeichnet sich durch ihre Bedeutsamkeit für die Verbundenheit aus. Diese müßte zunächst studiert werden, also welche Haltungen Dynamiken erzeugen, welche die Verbundenheit erhalten, und welche sie zerstören. Von solchen Studien habe ich indes noch nicht einmal etwas gehört, wiewohl ich vermute, daß es vor 3000 Jahren welche gab. Und dann müßte die zuständige Art freiwillig und verbindlich die geeigneten Haltungen annehmen, was unser politisches System schlicht nicht zu leisten vermag.

Wenn eine Haltung als verbundenheitsauflösend erkannt wird, etwa kulturübergreifende Zentralstaaten zu bilden, und das ist ein grotesk offensichtliches Beispiel in dieser Hinsicht, muß sie selbst bei weitverbreiteter Erkenntnis der Sache auf Schritt und Tritt bekämpft werden, wenn sie als praktisch gilt, um etwas nützliches zu erreichen. Freilich, ich bin der Letzte, welcher nicht an eine Verständigung mit den Allermeisten glaubt, aber zu derselben gehört es, einander Selbstbestimmungsräume zu lassen, einschließlich naiver Rechtschaffenheitsehrung.

Wie es ist, verdammen wir uns zur Agenda der Machterringung, überzogen mit akzeptablen Lebensbedingungen, so lange es die Arbeitsabläufe zulassen. So wie es ist, sind wir nicht die Herren unseres Schicksals, sondern Motoren, welche eingesetzt wurden, um eine bestimmte Dynamik voranzutreiben.

Unsere Begriffe taugen dabei so wenig wie unsere Institutionen. Unsere Staaten überziehen die Agenda der Machterringung mit akzeptablen Lebensbedingungen, mehr Überzugsbemühung heißt links, weniger rechts, die Rechte verfehlt wie geschildert die Rechtschaffenheit und die Linke gaukelt den Frieden nur vor, indem letztlich die Sachlogik bestimmend bleibt, welche die menschlichen Friedensvorstellungen zerfrißt: Die Zufriedenheit, welche die Menschen mit ihren Lebensumständen empfinden, beruht stets darauf, daß sie eine systemische Zwangsläufigkeit bisher nicht eingeholt hat, und so mag es auch für alle Zeiten bleiben, abgesehen davon, daß wir das System mit Blick auf seine Zwangsläufigkeiten bewußt wählen können, anstatt seiner unbewußt in ihm zu funktionieren - unsere naive Ehrung kommt ohne Bewußtsein ihrer aus, aber unsere Natur ist auch Teil eines vollkommeneren Systems als es unsere Systeme sind.

Post Scriptum vom folgenden Tag. Da die Ehrbarkeitsreduktionen mit den Anpassungskonsequenzen einseitiger Ehrung einhergehen, werden sie üblicherweise als Vernunftgebote akzeptiert und nicht als Freiheitseinschränkungen bekämpft. Indes setzt dies voraus, daß das fragliche Gehießenheitsgefäß seine verordnete Rolle bei der einseitigen Ehrung noch akzeptiert. In unserem Zeitalter arbeitet die Verwaltung auf den Frieden hin. Dennoch wurde die Verbundenheit lange Zeit nicht reduziert, weil sie als christliche Verbundenheit der Gemeinde geheiligt wurde. Dies ist mittlerweile einer strategischeren Auffassung gewichen, vorangetrieben durch die Reaktion des Adels auf die napoléonische Massenmobilisierung, und so hat sich mittlerweile das über Smyrna Gesagte erfüllt: Ich weiß deine Werke und deine Trübsal und deine Armut (du bist aber reich) und die Lästerung von denen, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern sind des Satans Schule.

Indes ist das beglaubigte Ziel der Verwaltung weiterhin der Friede und die Gemeinde, der smyrnische Schwarm, welcher die Rolle der Unterstützung in unserem Zeitalter innehat, akzeptiert die scheinbar gerechtfertigte Reduktion der Verbundenheit weiterhin wenigstens partiell als politikbestimmend, was sich aber ändern wird, wenn die Verwaltung erkennt, daß sie ihre Vorhaben verantwortlich zurücksetzen muß, den Friedensüberzug aufgibt und die Gemeinde zu technischen Mannschaften degradiert.

Die Ehrbarkeitsreduktionen stellen also ein Paradebeispiel für dieVerschiebung des Overton-Fensters dar, an welchem sich einerseits die negativen Auswirkungen der Aufweichung von Standards, andererseits aber auch die Grenzen einer solchen Aufweichung studieren lassen.

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