Bereitschaftsbeitrag

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6. Mai 2024

Ärgerliche Entwicklungen

Nicht jede Entwicklung verläuft, wie wir es uns wünschen, und Ärger als dasjenige Gefühl, welches Umgangsschwierigkeiten beurteilt, läßt sich a priori auf die Klassen problematischer Entwicklungen beziehen, und a posteriori zeigt sich, daß dies ein sehr natürlicher Bezug ist, da sich unsere Albträume um diese ärgerlichen Entwicklungen drehen, was den Schluß nahelegt, daß wir Albträume haben, damit wir Ärger aus dem Weg gehen können, oder, um es aus einem anderen Blickwinkel heraus zu betrachten, daß uns die Eindrücke des Ärgers mit in unsere Träume begleiten, um ihren Anliegen durch vorgestellte Fallstudien Gehör zu verschaffen.

Es gibt nur drei Klassen, und ihre Dialektik ist auch sehr einfach. Die erste Unterscheidung betrifft die Frage, ob uns etwas problematisches widerfährt, oder ob unser Vorhaben vereitelt werden. Was uns problematischerweise widerfährt, sind Entwicklungen welche gefahrlaufen, uns zu entmachten, uns zu fesseln, lähmen, verkrüppeln und so weiter, und das ist auch die erste Klasse unserer Albträume. Ärgerlich sind diese Entwicklungen, insofern sie uns zwingen, ihre Angriffe auf uns zu parieren.

Und die zweite und letzte Unterscheidung betrifft die Frage, ob unsere Bemühungen folgenlos bleiben, in welchem Fall sie verpuffen, oder ob sie in etwas anderes verkehrt werden.

Das Ärgerliche daran, wenn unsere Bemühungen verpuffen, ist, daß wir unsere Kraft verschwenden, und in den entsprechenden Albträumen entzieht sich uns etwas, oder wir werden blockiert, und so weiter, und das Ärgerliche daran, wenn unsere Bemühungen verkehrt werden, ist, daß wir es mit Entwicklungen zu tun haben, welche unsere Vorstellungen davon, was Frieden darstellt, nicht zu respektieren scheinen, welche man also gleichsam, oder auch tatsächlich, unbeholfen jongliert, und in den entsprechenden Albträumen werden wir von hämischen Kobolden geplagt und ähnliches.

Die Klassen des Ärgers und der Albträume, oder die ärgerlichen Entwicklungen, sind also
  • Entmachtungen,
  • Verpuffungen und
  • Verkehrungen,
und die durch sie definierten ursächlichen Prinzipien
  • Feindlichkeit, beziehungsweise
  • Entzogenheit oder
  • Fremdartigkeit.
Ein gewisser Zug der modernen Deutschen war mir immer schon suspekt, ich glaube ich erwähnte es auch schon, ich stand einmal im Winter vor verschlossener Tür und läutete heftig, weil ich unter Schneeballbeschuß kam, und nachdem mir schließlich geöffnet wurde und ich meine Lage geschildert hatte, hieß es, wer so heftig läute, dürfe sich nicht wundern, wenn er warten müsse, als ob es eine wichtige Lektion für's Leben wäre, in der Not mit guter Miene zum bösen Spiel zu sterben. Ich schlief meine ganze Kindheit gleich neben einer Hauptverkehrsstraße, aber wenn sich heute jemand mitten in der Nacht und völlig übermüdet in einem Wohviertel verirrt und 50km/h fährt, um dort noch vor der Morgendämmerung wieder herauszukommen, muß er sich bereits darum sorgen, seinen Führerschein wegen Ruhestörung zu verlieren. Diese Art der guten Sitten und Sorge um das Gemeinwohl ist, ich muß es so sagen, ganz und gar monströs, und es ist gar nicht schwer, sich bis ins Kleinste auszumalen, wie diese Monster an ihrer Monstrosität zu Grunde gehen werden, durchaus ähnlich den Dinosauriern, wenn ihnen denn Kleingetier, etwa Mäuse und Vögel, die Eier weggefressen hätten. Freilich, allzu Vieles erscheint mir fremdartig, sich das Gemeinsame bewußt zu machen, ist eine wichtige Pflicht, auch wenn es Frieden nur in der Einsamkeit gibt: Wie ich schon sagte, die nächtlichen Ängste sind kein guter Ratgeber, sie sind ein rücksichtsloser Einpeitscher, welchem man keine größere Weisheit zuschreiben sollte als die Gattung für das Individuum übrig hat.

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