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26. April 2024

Unbeschwertheit

Unbeschwertheit besteht darin, sich über seine Haltung keine Gedanken machen zu müssen, also in
  • unbeschwertem Umgang,
  • unbeschwertem Vorhalten und
  • unbeschwertem Streben,
entweder weil die eigene Haltung erkennbar einer feststehenden Lage angemessen ist, wie der Umgang der Juden mit den Christen, unter welchen sie leben, nämlich auf die Glaubensgemeinsamkeiten mit ihnen zu vertrauen und gegebenenfalls ihr Gewicht in strittigen Richtungsfragen in die Waagschale zu werfen, oder weil Gottes Beistand erwartet wird, entweder weil
  • die unfehlbare Kenntnis des Belangs es erlaubt, sich gottgefällig dem Sinnhaften zu verpflichten, derart Gott einem den Weg bahnt, oder weil
  • das arglose Ziel es erlaubt zu geloben, das für es Dringliche gottgefällig anzugehen, derart Gott einem die Gnade der Unkompliziertheit verleiht, oder weil
  • die tadellose Verbindung es erlaubt, gottgefällig das Bedeutsame anzuerkennen, derart Gott einen ins vorgesehene Amt setzt.
Das Problem ist nur, daß wir aufgrund von Irrtümern weder unfehlbar, noch arg- oder tadellos sind, also etwa, wie schon behandelt, weil wir das Gute und Schlechte einer Tat nicht unfehlbar wägen können, nicht davon ausgehen können, daß unsere Bahn geradewegs in den Himmel führt.

Für die angenommene Verschonung der Arglosen vor den Komplikationen des Lebens kann ich sogar zwei Beispiele angeben. Da ist zum ersten die allgemeine Engherzigkeit der Selbstgerechten, welche blind davon ausgehen, daß sie vor Übeln verschont werden, weil sie keine in die Welt bringen, und dann ist da die spezielle Engherzigkeit der Postmodernen, welche, indem sie sagen, daß es keine objektive Wahrheit gäbe, Propaganda und sachliche Beschreibungen auf eine Stufe, jene der Narrative, stellen und dann den Wert eines Narrativs danach bestimmen, wie gerne es gehört wird, so daß die Härten des Lebens, von welchen die Einen nichts hören wollen, in ihrer Gänze auf Andere abgewälzt werden können, doch anstatt sich für die Fanatiker zu halten, welche sie, ausgewogene Lösungen mit Propaganda zu übertrumpfen versuchend, sind, betrachten sie ihre Bereitschaft, die subjektiven Wahrheiten Anderer anzuerkennen, als Beleg ihrer Arglosigkeit.

Daß jemand, der sich fortwährend zum Fürsprecher der Entrechteten macht, dabei durchaus sein wahres Amt verfehlen mag, mag als Beispiel nicht von Gott gedeckten unbeschwerten Strebens dienen.

Unbeschwertheit ist eine zweischneidige Sache. Sie erzeugt eine Sorglosigkeit, welche gefährlich werden kann. Und schlimmstenfalls erstirbt das, was uns Gott heißt, im Rahmen ihres Geheges, hat der unbeschwerte Umgang nichts mehr mit unserer Vorliebe zu tun, das unbeschwerte Vorhalten nichts mehr mit unserem (subjektiven) Glauben und das unbeschwerte Streben nichts mehr mit unserem Gewissen. Gleichzeitig stärkt die Unbeschwertheit aber auch den sich in den generativen Zykeln der Zeitalter Ausliefernden den Rücken,
  • die Unfehlbarkeit den Lehren Suchenden,
  • die Tadellosigkeit den Teilhabenden und
  • die Arglosigkeit den Aufgaben Verrichtenden.

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