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13. Oktober 2024

Sittlichkeit und Gewaltausübung

Man kann den Einfluß der Sitte auf die Gewalttätigkeit völlig losgelöst von der Moral betrachten, und unter der Herrschaft der Unvernunft wird man diese Sichtweise auch oft antreffen. Das amorlische Argument für die Gesittung lautet wie folgt:
Die Gewalttätigkeit, welche die sittlichen Regeln einhält, kann sich nicht so frei entfalten, wie die Gewalttätigkeit, welche es nicht tut, und also fördert die durch die Gewalt der Allgemeinheit bewehrte Bestrafung des Sittenbruchs die Produktivität der Gesellschaft.
Nach dieser Sichtweise genügt es dann zu sagen: Das sind die Regeln, wobei die Regeln unter der Herrschaft der Unvernunft, da nicht mehr mit der Herrschaft befaßt, siehe meine Bemerkungen zu John D. Rockefeller, zunehmend weniger von der Lebenserfahrung, als von der Artigkeit geprägt werden; einen Prozeß, welchen ich als deren Vulgarisierung bezeichnen möchte (in Anlehnung an Vulgärlatein).

Insbesondere aber werden internationale Beziehungen schon seit langer Zeit, wenn nicht zu jeder, unter diesem Aspekt gesehen, um sich von den nationalen moralischen Befangenheiten zu befreien, und das zentrale sicherheitspolitische Problem unserer Zeit besteht darin, daß die Gewalttätigkeit unter Einhaltung der internationalen Regeln in den letzten beiden Jahrzehnten massiv zugenommen hat, womit ich insbesondere auch solche Fälle meine, in welchen ein Staat im Interesse eines anderen, welcher dafür nicht belangt werden kann, die Regeln bricht, und auch zu erwarten steht, daß sie noch weiter zunehmen wird, da die Verschleierung des nationalen Charakters eines Angriffs zunehmend leichter wird, - und somit die Effektivität der Einhaltung der Regeln zunehmend fraglich.

Im Gegensatz zu früheren Zeiten, in welchen sich verschiedene Parteien verschiedene Rechtsbrüche vorwarfen, handelt es sich heute aber nicht um das Erbrecht von Adelshäusern, sondern um die Wahrung der Rechtlichkeit als solcher, das heißt der Streit dreht sich nicht mehr darum, wem was gehört, sondern wer einen Anspruch darauf hat, nationales Recht durchzusetzen, und wer nicht, denn der Verlust dieses Anspruchs ist die sachlogische internationale Bestrafung des Bruchs der internationalen Regeln.

Mit anderen Worten erklären wir uns zunehmend bereit, unseren Besitz, und den anderer, für den Nutzen nutzloser Regeln zu opfern. Ja, ich habe mir das Streitgespräch zwischen Roger Köppel, Markus Somm und Urs Gehriger zu Amerikas Rolle in der Welt angehört, und alles, was ich ihnen zu sagen gehabt hätte, wäre
Sie denken wie Hunde: Wer unterstützt mich dabei, wem für was ins Bein zu beißen? In hundert Jahren wird Ihresgleichen ausgestorben sein.
gewesen, denn jedes Regelwerk wird löchrig ohne Urteilskraft, und einmal ganz abgesehen davon, daß die nationalen Militäre ihre Ressourcen zunehmend auf die Täuschung der Öffentlichkeit verwenden, verliert der Mensch offensichtlich in dem Maße seine Urteilskraft, in welchem er Entscheidungen an künstliche Intelligenzen abtritt oder allgemeiner gesprochen Mechanismen gegenübersteht, welche er nicht versteht.

Deshalb ist es selbstmörderisch, an der Auffassung: Das sind die Regeln. festzuhalten und absolut nötig, sich über ethisches Verhalten Gedanken zu machen, welches sich nicht fragt, was die aussichtsreichste regelkonforme Untat, sondern was am gerechtesten ist.

Im übrigen, was Amerikas Rolle in der Welt angeht, selbstverständlich orientiert sich das amerikanische Militär an seiner Verantwortung, aber das heißt nicht, daß es damit auch dem geschichtlichen Moment gerecht wird. Ich sagte ja, daß das Sicherheitspersonal der amerikanischen Botschaft in Jerusalem herumtrampeln werde, aber mittlerweile ist das amerikanische Militär bereits mit Flugabwehrbatterien in Israel vertreten, und wenn Netanyahu so weiter macht, bestimmt bald auch noch mit mehr Soldaten, wann auch immer die 1260 Tage begonnen haben oder beginnen werden.

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