Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

12. November 2007

Von den Unterschieden in den Dingen und im Menschen

Was immer in uns geschieht, es verfolgt einen Zweck, und diese Einsicht ist wesentlich für die Ordnung dessen, was in uns ist. Das Bewußtsein betreffend begegnet uns zum ersten das Bemühen etwas zur rechten Anschauung zu bringen, welches uns seine Verletzung als schwindelhafte Übelkeit fühlbar macht, zum zweiten das Bemühen die Gegenstände der Anschauung ins rechte Verhältnis zu überführen, welches sich uns durch Gemütsbewegungen vermittelt und zum dritten das Bemühen das Begriffene so zu gestalten, daß es uns gefällt, das Existente in seine Idealform zu bringen. Welche sich dort bemühen sind Anschauung, Verstand und Vernunft oder auch das Organische, Tierische und Menschliche.

Dem entsprechend unterteilen sich auch unsere Gefühle in drei Arten, die Schwindelartigen, die Aufrufartigen und die Wertschätzungsartigen, welche die Grundlage dafür bilden, daß wir uns als wollende Wesen verstehen.

Die Vorherrschaft der Wertschätzung über die Aufrufe ist nun gerade die Besonnenheit, aber dieselbe bringt es eben mit sich, daß wir uns um viele verschiedene und oftmals auch nur schwierig vereinbare Dinge kümmern müssen, welches unserem Leben bald den Anschein gibt, von außen bestimmt zu sein, wie es übrigens durchaus auch bei Tieren und Pflanzen der Fall ist, wenn Verstand und Organe vor extremen Aufgaben stehen. Doch ebenso wie der Wolf die Hierarchie sucht, weil sie ein Teil dessen ist, was er in die Welt bringen will, der Elephant anfängt zu weben, wenn man ihn seine Umwelt nicht erkunden läßt, so treibt auch uns die Vernunft auf einen uns vorbestimmten Pfad.

Zunächst meistern wir die Regungen, durch welche wir etwas bewirken, üben uns so lange, bis wir den Zusammenhang zwischen Anstrebung und Auswirkung verinnerlicht haben, denn wenn dies auch den Verstand betrifft, so ist unsere Vernunft doch darauf angewiesen, und in sofern wir sprechen lernen, betrifft es die Vernunft auch selbst. Alsdann erkunden wir die Welt, schauen sowohl was in ihr ist, als auch wie sie sich verhält. Anschließend beginnen wir damit unser Wissen zu begreifen, es unter Begriffe zu bringen und als Urteile zu formulieren, wovon auch unser Wissen von uns selbst nicht verschont bleibt.

Haben wir dies alles getan, so sind wir endlich unserem Schicksal gewachsen und widmen unser Leben fortan der Gewährung. Gewährung entsteht dadurch, daß man etwas, was man hat, weitergibt. Wir übergeben es aber diesen Fünfen, dem Einsseienden, damit es nach ihm schöpft, dem einzelnen Menschen, damit er daran erkennt und einsieht, der öffentlichen Substanz, damit ihr Informationsreichtum durch es wächst, der menschlichen Gesellschaft, damit sie dank ihm lebt und der Idee, damit sie in ihm Form findet. Die solches tun sind Erzeuger, Verbreiter, Entwickler, Erhalter und Eroberer, und sie geben ihren Glauben, ihre Erfahrung, ihre Denkweise, ihre Kraft und ihren Herrschaftsbereich. Ob ein Maler ein verhinderter Eroberer oder ein begnadeter Verbreiter ist, muß man von Fall zu Fall entscheiden, Begeisterung und Einsicht werden oftmals verwechselt, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Im Leben einer Kultur gleicht die Begeisterung dem vollen Wuchs eines Baumes, an dem er sein Wesen voll zu erkennen gibt, um bald darauf zu vergehen, Einsicht hingegen gleicht seinen Knospen.

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