Bereitschaftsbeitrag

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12. April 2015

Vom Träumen

Träumen ist ein Spiel mit Glauben.

So wie Kinder Versteck spielen, oder Fangen, so spielen sie auch mit Glauben, indem sie an etwas zur Probe glauben.

Gestern etwa drohte mir mein Sohn damit, Lava würde sich durch den Wald ergießen, wenn wir nicht den rot eingezeichneten Weg abgehen würden, denn unter dem rot eingezeichneten Weg sei die Erdkruste nur 4 Kilometer dick, und nicht 40 wie sonst.

Sehr lustig. Meinte er, wir würden den Boden festtreten?

Aber es muß wohl genauso sein wie in den anderen Fällen auch, ein Kind versteht das Leben aus der Aktion heraus, wie ich ja auch jüngst festhielt, erst Erfahrungen sammeln, dann resumieren. Und das Erfahrungen Sammeln mit Glauben ist eben das Träumen oder Phantasieren.

Was lernt ein Kind dabei?

Daß Glauben Bedingungen hat, würde ich sagen. Einerseits logische Konsistenz, andererseits die Übereinstimmung mit dem eigenen Gefühl, oder, um beides zusammenzufassen, die Übereinstimmung mit dem eigenen Urteil.

Aber nicht nur Kinder träumen. Wenn ein Jugendlicher mit einer Jugendlichen zusammen träumen möchte, so steht die Erwartung dahinter, gemeinsam über ein paar gemeinsam zerpflückte Phantastereien zum eigenen Glauben zu gelangen. Es ist genauso ein Liebesversprechen, wie sich zusammen durch's Leben zu schlagen. Der Schwerpunkt liegt nur woanders, nicht bei den praktischen Schwierigkeiten des Lebens, sondern bei seinen prinzipiellen: Der gemeinsam verfolgte Glaube ist die Schnittstelle, über welche beide Partner sich auf einander beziehen, wie ich es im Beitrag Zur anderen Hälfte im Rahmen der Vorstellung der Diener der Wahrheit geschildert habe.

Wenn er erreicht wird, erfüllt der Glaube die Träumerei und läßt sie dadurch hinter sich, die personale Liebe hingegen, welche in der Liebe des gelebten Glaubens ertrinkt, bewahrt sich einen sentimentalen Schatten. Zu lange hat sich ihr Gefühl mit den eigenen Bestrebungen verbunden, als daß es nicht synonym zu ihnen geworden wäre. Am Ende muß man zum Geliebten sagen: Du bist das Ringen, auf welches ich gebaut bin, und unter Umständen ergibt sich daraus nicht unerhebliche Peinlichkeit.

Indes, mühsam und gewunden ist so mancher Pfad. Ich bin sogar geneigt zu sagen:
Es gibt keine direkten Wege im Falschen, welche nicht weiter ins Falsche hineinführen. Wer herrscht, baut die Straßen, wohin er will.
Und wir alle müssen, Etappe für Etappe, die Strecke zurücklegen, welche vor die jeweils nächste gesetzt ist, um schließlich aus ihm herauszufinden.

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