Bereitschaftsbeitrag

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28. Oktober 2018

Klein? Groß? Mitleidslos?

Ich bin kein herrschsüchtiger Mensch, und doch kann ich mich keinem beugen, weil keiner sich mit meinen Belangen befaßt. Wie anders es wäre, wenn ich um 1750 lebte. Aber der Mensch tut nur, was er muß. Damals gab es ein breites Interesse an der Zukunft und miteinander konkurrierende Gestaltungsvorstellungen. Die Menschen wußten, was war, was sein muß und wie es ihnen künftig zu Diensten sein könne. Und ich wäre nur ein interessierter Zuhörer am Rande und wüßte mich vertreten, zufrieden, mich mit meinesgleichen auszutauschen.

Aber wozu sich Gedanken machen, wenn es nichts zu gestalten gibt? Und das scheint doch jeder zu wissen. Wenn sich seit 1900 einmal ein Gestaltungswille erhoben hat, war er der Wahn eines einzelnen Menschen. Warum? Weil es immer Wahn ist, wenn ein Mensch eine Gesellschaft gestaltet, und es unmöglich ist, daß eine Gruppe zu Gestaltungsvorstellungen kommt, wenn sich die Menschen nicht über sie austauschen.

Wenn Unternehmen und Regierungen zusammenkommen, um die Bedingungen der Maximierung des Bruttosozialprodukts zu besprechen, will ich nicht unbedingt dabeisein. Ja, der Mensch versucht zu überleben und sich fortzupflanzen, und es ist für alle besser, wenn die Wirtschaft brummt. Erstrahlet nur in eurem Glanz! Ihr, die ihr den Menschen zum Vieh degradiert habt.

Neil Tennant fand warme Worte für Österreich-Ungarn. Wie auch nicht? Hat uns Österreich-Ungarn doch Billy Wilder, Johann Baron von Neumann und Paul Wigner gegeben. Indes, während Österreich-Ungarn an der Ineffizienz seiner Administration zu Grunde ging, und zwar weil es im internationalen Wettbewerb stand, würde heute doch die Bevölkerung Europas an der Ineffizienz der konkurrenzlosen Administration der Europäischen Union zu Grunde gehen, und wer hat Österreich-Ungarn dann auch beerbt? Erst das Großdeutsche Reich, dann der Warschauer Pakt, gleichfalls multinationale Gebilde.

Ja, es wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Schüler halten Schilder hoch, auf denen steht, daß sie Bolschewiken sind, nur daß sie's nicht wissen, also schon, daß sie die Mehrheitspartei bilden, aber nicht, daß dies als Argument vorzubringen Bolschewismus ist. Ecce Menschewik! Und ist es der Ausdruck ihres Gestaltungswillens? Und wenn er es wäre, sie wären präpotent.

Nichts, nirgendwo. Da sie nichts investieren, wird es wohl auch keine Gelegenheiten geben. Andererseits läßt sich das Vieh bereits durch einen elektrischen Draht entmutigen. Aber wenn sie auch so gehalten werden, daß sie es seien, sag' ich nicht. Nein, ich stimme ja auch zu, Gelegenheiten gibt es keine aufgrund von Geldpolitik und Besteuerung im Namen des Humanismusses und mit dem Segen der Kirchen, und besser wird's, länger leben die Menschen, und mehr von ihnen können lesen, auch wenn's immer weniger zu schreiben gibt.

Sicher, ich hätte lieber eine 10 Prozent Chance 80 zu werden, dann aber von meinem ganzen Dorf um Rat gefragt zu werden, als eine 100 Prozent Chance 80 zu werden, um im Altenheim entsorgt zu werden.

Das Ganze ist eine makabre Ironie. Aber es ist hinnehmbar, und wir leben d'rin. Zu bedenklich ist die Neuverhandlung der Verhältnisse. Der Mensch wartet im Warteraum, bis seine Mauern fallen.

Und so nimmt Gott ihn immer wieder an die Hand.

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