Bereitschaftsbeitrag

Zur Front

18. April 2019

Von der Verlorenheit der Praktiker

Ich hatte geschrieben, daß die Organisationsform des Leviathans, der versprochenen Kontakte, zu Korruption führe und die Organisationsform des Behemoths, der versprochenen Sicherheit, zu Rücksichtslosigkeit, ersteres, weil Vermittlung zum Abzapfen einlädt, und letzteres, weil die Gewißheit, die Masse hinter sich zu haben, das Mißfallen Anderer unwichtig erscheinen läßt.

Etwas einfühlsamer betrachtet stellt es sich hingegen zunächst so dar, daß es demjenigen, welcher Kontakte vermittelt, bald nur noch um die Verknüpfung als solche geht, ohne den Zweck der Verknüpfung zu hinterfragen, also daß er beispielsweise als Lehrer bereits zufrieden ist, wenn seine Schüler von der nächsten Station aufgenommen werden, gleich was er ihnen dazu unterrichten muß.

Entsprechend wird jemand, welcher Sicherheit herstellt, bald nur noch auf die Erzielung dieses Resultats achten: Wer seine Arbeit als moralisch ansieht, hat bald eine ihr dienende Moral.

Und die Vermittlung von Kontakten erzieht zur Sicht auf formale Prozesse und einer inhaltlich unbestimmten Moral, welche, wenn sie sich auch nicht aus eigenem Triebe der Korruption zuneigt, in sich auch keinen Widerstand gegen die Früchte der Unmoral ausbildet und somit der Korruption bedenkenlos dient.

Und die Sicht des Sicherheitsherstellers ist durch Gefahrenherde geprägt, und also läßt er den freien Willen verletzen.

Es ist nicht möglich, solche Leute zu bekehren. Es ist nur möglich, ihre Arbeit anders zu definieren: Wer das Berufsbild bestimmt, bestimmt die Moral. Deswegen gibt es vier Evangelien und nicht nur eines, damit Lukas der Exekutive die Pflicht, für das Vorbildliche zu streiten, eintrichtern kann, wodurch er das König- und Rittertum stiftete, und Matthäus den Predigern ihre Freiheit und Autorität, woraus die Parallelwelt des Klerus erwuchs.

Dieses gilt es zu bedenken., und aus hinreichender Höhe ließen sich die Berufsbilder auch aktualisieren, sofern es not täte, ohne sie in einen Gegensatz zum christlichen Glauben zu setzen, wie es in den letzten Jahrhunderten geschehen ist. Heute aber regiert der entgegengesetzte Gedanke, nämlich daß die Arbeitswelt die persönlichen Maximen prägen sollte.

Das Markusevangelium ist dabei das Minimum für alle Arbeiter ohne besondere gesellschaftliche Verantwortung und das Johannesevangelium der esoterische Glaube. Die ganze mittelalterliche Ordnung liegt hierin begründet, die weltliche Trennung der drei Stände und die geistliche Einheit der Gemeinde.

Ich plage mich verständlicherweise mit Menschen herum, welche mich für einen Trottel und ein Kind halten, welches den Realitäten nicht ins Auge sieht. Wer mich versteht, versteht auch, was mich davon abhält, ein anderes Ansehen zu suchen. Die Zeit ist der wahre Regent: Als ich W. F. vor einigen Jahren ausfindig machte, erschoß Breivik am nächsten Morgen ein paar dutzend Junge Sozialisten. Als nun jemand, vermutlich sie, mir ihren Aufenthaltsort suggerierte, brannte am Tag darauf das Dach von Notre-Dame ab. Die Metapher ist doch klar: Laßt alles unter seinem Stern stehen, so lang es währt, und laßt die Hände von ihm. So sehr ich versucht bin, diese Turbulenz aus dem Weg zu räumen: Das Gemälde ist erst am Ende aller Zeit gemalt, und vorher weiß niemand, zu was er den Pinsel führt, es sei denn, es wäre ihm offenbart, in welchem Fall sich damit zugleich kein Pinsel wider es führen ließe.

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